Zwölfter Eintrag

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Es war schon wieder spät geworden und es war Zeit sich zu verabschieden. Wir hatten über Nachmittag viel Spaß zusammen gehabt und ich würde schon sagen, dass ich endlich Freunde gefunden hatte.
»Und du bist sicher, dass wir dich nicht Heim bringen sollen?«, fragte Flos Mutter nocheinmal.
»Nein danke. Ich komme klar«, wies ich abermals ihr Angebot zurück.
»Aber pass ja auf dich auf.«
»Mach ich.«
Ich schätzte ihre Mütterlichkeit sehr, jedoch war ich fast 17 Jahre alt und durchaus in der Lage selbst nach Hause zu gehen.
»Außerdem haben wir einen gemeinsamen Weg, da kann doch gar nichts passieren«, lächelte Tara.
»Wenn ihr das sagt«, seufzte sie.
»Na dann bis zum nächsten Mal!«, verabschiedete sich Flo von uns.
Die anderen waren schon früher gegangen, sodass Tara und ich die Letzten waren.
»Ja, man sieht sich«, erwiderte ich.
»Danke für die Gastfreundschaft«, sagte Tara zu ihm.
»Du bist jederzeit Willkommen.«
Danach gingen wir los die Straße runter in Richtung des Rathauses um mit dem Bus zu fahren. Wir kamen gerade rechtzeitig, als der Bus vorfuhr und setzten uns nebeneinander.
»Oh Mann. Ich bin echt froh das ich zu Victor gehalten habe«, seufzte sie.
»Ihr seid eine echt korrekte Truppe.«
»Hast du nicht Angst, dass das für dich ein Nachspiel haben könnte? Ich meine, Manuel weiß ja viel über dich.«
»Schon, aber ich weiß auch Dinge über ihn. Da sind wir also quitt.«
Wir redeten noch eine ganze Weile weiter, bis wir an unserer Haltestelle ankamen. Dort stiegen wir aus und verabschiedeten uns, liefen in verschiedene Richtungen davon.
Als ich dann um eine Biegung ging, bekam ich ohne Vorwarnung einen Schlag in den Bauch.
»Na, Harzer? Hast du uns vermisst?«, fragte eine mir leider wohlbekannte Stimme.
Als ich röchelnd in die Knie ging, sah ich auf in das Gesicht von Manuel. Er sah mit einem siegessicheren, höhmischen, kalten Blick auf mich herab und sein Mund verzog sich zu einer spöttischen Fratze.
»Dachtest wohl, du könntest uns aus dem Weg gehen, aber nichts da! Jetzt bekommst du ne Abreibung!«
Hinter ihm tauchten Ali und Simon auf und zogen mich auf die Beine. Da ich immernoch von Manuels Schlag wie betäubt war, könnte ich nichts gegen sie tun. Ich bekam gleich noch zwei Schläge in die Magengrube und ich spürte, wie mein Körper praktisch erschlaffte, was sie ausnutzen und mich gegen eine Mauer drückten. Ich war völlig Machtlos.
»Was hast du gemacht, dass so viele auf einmal deine Freunde sein wollen, hä? Victor, Tara, Marcel, Jaqueline, Svenja, Flo, Ju... Na, wer kommt noch?! Erregst du etwa so viel Mitleid?!«, fragte Manuel mich und verpasste mir ein paar Schläge ins Gesicht.
Ich erwiderte nichts, sondern versuchte nur die Schwärze, die vom Rand meiner Augen her kam, zu ignorieren und dagegen anzukämpfen gleich das Bewusstsein zu verlieren.
»Hey, antworte gefälligst, wenn ich dich schon etwas Frage, Harzer!«, knurrte der Junge ungehalten und schlug nochmal mit der Faust in meinen Bauch, sodass ich zusammensackte.
»Komm, der hatte seine Lektion Manuel. Wir haben doch eh besseres zu tun«, meinte Simon abwertend.
»Der hätte sich ruhig mal wehren können«, meckerte Ali.
»Gut, kommt. Der ist nur Zeitverschwendung«, keifte Manuel und trat noch ein letztes Mal nach mir, was mir aber relativ wenig ausmachte, da ich ohnehin schon mehr als genug Schmerzen hatte und am Rand zur Bewusstlosigkeit stand.
Von meiner Umwelt nahm ich kaum noch was wahr und alles um mich herum verschwamm wie in einem Kaleidoskop. Ich lag einfach nur da und konnte mich kaum bewegen und nur langsam wurde meine Atmung wieder normal.
»Darius! Oh Gott!«, hörte ich jemanden rufen, doch ich konnte die Stimme nicht erkennen, da sie wie ein Echo in meinem Kopf zurückgeworfen wurde.
Nur ganz schemenhaft erkannte ich, dass ein Mädchen meines Alters sich über mich beugte.
»Darius! Hallo! Sag doch was! Alles klar bei dir?«
Zur Antwort stöhnte ich nur beim Versuch endlich wieder klare Sicht zu bekommen. Ich blinzelte ein paar mal, was ein wenig half.
»Soll ich einen Krankenwagen rufen? Brauchst du Hilfe?«
»Nein, es geht schon«, krächzte ich und versuchte aufzustehen, doch ich hatte einfach nicht die Kraft dazu.
»Setz dich erstmal auf.«
Das Mädchen stützte mich und ich lehnte mich an die Mauer, schloss die Augen und versuchte mich zu sammeln.
»Soll ich wirklich keine Hilfe holen?«
Ich schüttelte den Kopf.
»Versuch nicht den Helden zu spielen, ich rufe den Notarzt wenn du hier gleich zusammenklappst!«
Ich öffnete die Augen wieder und konnte endlich wieder halbwegs klar sehen. Auch wenn mir eigentlich nur ein paar Mal ins Gesicht geschlagen wurde dröhnte mein Kopf immernoch. Und ich erkannte auch endlich wer da vor mir saß.
»Tara?! Was machst du denn hier?«
»Dir natürlich Helfen! Man hat die Jungs auch noch ein paar Straßen weiter gehört und ich bin sofort zurückgerannt. Ich kann es nicht glauben, dass sie dir aufgelauert haben«, antwortete sie mir.
»Geht es langsam wieder?«
»Ich brauche nur Ruhe...«
»Komm, ich helfe dir Heim. Es ist ja nicht mehr weit. Denkst du, du kannst laufen?«
»Ja, ich denke schon...«
Mit diesen Worten versuchte ich mich an der Mauer hochzuziehen.
»Übernimm dich nicht, mach langsam«, mahnte mich Tara und stützte mich so gut es ging.
Als ich stand spürte ich erst, wie hart Manuel mir auf den Bauch geschlagen hatte. Dadurch, dass ich mich gekrümmt hatte, hatte ich nämlich meine Schmerzen verringert gehabt. Außerdem hatte er auch noch ein paar der blauen Flecken vom letzten Mal erwischt.
»Hast du starke Schmerzen?«
»Bis Zuhause geht es«, antwortete ich ihr und ging die ersten Schritte.
Tara ging vorsichtig hinter mir her, bedacht mir zu helfen, falls ich Probleme haben sollte. Doch wir schafften es ohne weitere Probleme bis zu mir nach Hause.
»Ich geh noch mit rein«, sagte Tara, als ich mich eigentlich von ihr verabschieden wollte.
Ich wollte ihr nicht widersprechen, irgendwie fand ich es sogar unheimlich nett von ihr, dass sie sich um mich kümmern wollte. Also schloss ich die Haustür auf und lief mit ihr weiter hoch zur Wohnungstür.
»Ist dein Vater nicht daheim?«, fragte sie mich als wir eintraten, doch ich schüttelte nur den Kopf.
»Er arbeitet.«
»Habt ihr irgendwo Medizin? Soll ich dir irgendwas holen?«
»Ist alles im Bad. Ich will dir auch keine Umstände machen, ich komme schon klar.«
Tara seufzte.
»Dich hat es doch schon vorgestern erwischt, das macht mir ehrlich Sorgen. Das muss verdammt nochmal aufhören! Schau dich doch mal um! Du bist hier nicht glücklich und das kann auch nicht ewig weiter gehen!«
Ich sah betreten zu Boden.
»Darius, ich weiß, dass das ein zweischneidiges Schwert ist. Aber denk doch bitte darüber nach, ob es nicht besser wäre, wenn du endlich aus diesem verdammten Loch kommen würdest.«
Mit diesen Worten ging sie aus der Wohnung und ich war allein.
Seufzend zog ich meine Jacke aus und ging weiter ins Bad. Dort zog ich mir meinen Pullover aus, um zu sehen, in wie weit ich verletzt war. Den ein oder anderen neuen blauen Fleck würde ich bestimmt bekommen. In meinem Gesicht nicht anders. Man konnte immer noch Manuels Handabdrücke sehen. Es würde einfach nur ein wenig Zeit brauchen, bis das alles verheilt war, da war ich mir ziemlich sicher. Trotzdem spürte ich Frustration. Wenn ich das Angebot von Flos Mutter angenommen hätte, wäre das nicht passiert. Wenn ich einmal nicht zu stolz gewesen wäre, oder mich für das verdammte scheiß Loch in dem ich nun mal lebte, geschämt hätte...
Ach Fuck! Warum musste alles um mich herum so scheiße sein!
Ich zog mir Sachen für die Nacht an, ging in mein Zimmer und schmiss mich aufs Bett. Eigentlich hätte ich jetzt angefangen in mein Kissen zu heulen, doch heute nicht. Nicht Heute. Ich war einfach wütend, frustriert und verdammt nochmal spürte ich Hass auf die Idioten! Ja, mir wurde bewusst das ich diese Arschgeigen verdammt nochmal über alles hasste! Ich hasste es, wie sie über mich lachten, über mich herzogen, ihre Schikanen... einfach alles an ihnen hasste ich abgrundtief! Und ihre Blicke! Immer sahen sie mich so überaus abwertend und kalt an! Es war ein Gift, welches sich langsam durch mich durchgefressen hatte! Ein bloßer Gedanke ließ mich so unendlichen Hass ihnen gegenüber empfinden! Ich war wie gefangen in diesem Gedanken, dass ich kaum merkte, dass ich nach meinem Kissen griff und mein Gesicht darin vergrub. Doch statt zu weinen schrie ich. Ich schrie meinen Hass heraus, den ich auf diese verdammten Idioten hegte. Doch das war mir nicht genug. Nein. Als ich kaum noch Luft bekam schmiss ich das Ding einfach durch mein Zimmer raus in den Flur, wo es gegen die Tür vom Schlafzimmer meines Vaters knallte und in den Raum flog. Mein Vater. Mein scheiß Vater, der sich nicht um mich kümmerte! Für den ich überflüssig war, eine Last, ein Hausmädchen was er herumscheuchen durfte! Für den ich der Alkoholkurrier war! Der, der seine Kotze weg machte, wenn er zum tausendsten Mal zu viel gesoffen hatte! Der ohne mich nicht zurechtkommen würde! Und ich erst! Ein Junge, der sein verdammtes Leben nicht auf die Reihe bekommt! Gemobbt wird, ohne sich zu wehren! Von seinem 24/7 besoffenen Vater als Hausmädchen ausgenutzt wird und verdammt nochmal sich einfach nicht Hilfe holen will, trotz all der Scheiße die ihm passiert ist! Hilfe, die man ihm geben, will lehnt er ab, weil er denkt, er kann das! Dabei kann er gar nichts! Ich bin ein Nichts! Ein Niemand, der sich selbst zum Opfer macht! Fuck!
In meiner Wut erkannte ich alles. Einfach alles. Jede noch so dämliche Kleinigkeit, die in seinem Leben schief gelaufen ist. Und ich konnte trotzdem nicht ruhiger werden, und die Kopfschmerzen, die mich seit der Schlägerei verfolgt hatten, schienen sich wie eine Blase aufzubläen und wurden immer schlimmer. Ich hielt das einfach nicht mehr aus! Ich musste es rauslassen!
Ich ging zu meinem Schrank und zog ein paar Boxhandschuhe heraus, mit denen ich gegen die Wand boxen konnte, ohne das etwas kaputt ging. Mein Onkel hatte sie mir mal vor einer gefühlten Ewigkeit geschenkt, und jetzt wusste ich auch, dass das kein Unsinniges Geschenk war. Ich zog sie an, stampfte aus meinem Zimmer und schlug im Flur gegen die Wand. Immer und immer wieder, immer fester und fester, jedes mal wilder. Es fühlte sich so an, als würde meine Wut und mein Zorn aus mir herauskommen und gleichzeitig, als würde ich es noch mehr schüren und mich antreiben. Irgendwann war ich an dem Punkt angekommen, an dem die Wand für mich nicht mehr genug war, also sah ich mich nach etwas anderem um. Als ich mich umdrehte, sah ich mein Ebenbild in einem Spiegel. Wieder kochte es in mir hoch. Ich konnte mein Abbild nicht ertragen. Es zeigte einen verletzten, geschlagenen Jungen, der ich nicht mehr sein wollte. Ich wollte mich davon befreien, mich gegen alles, was dieser gescheiterte Junge zugelassen hatte, wehren und endlich das richtige tun. Also stand ich vor dem Spiegel und schlug diesem Jungen mitten ins Gesicht. Und sowie der Spiegel mit einem Klirren zersplitterte, so platzte auch die Blase in meinem Kopf. Jetzt war ich frei und sah klar. Ich zog meine Faust vom Spiegel zurück und sah auf die ganzen Risse im Glas. Ich war zersplittert.

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Kuckuck :)
So, nun sind wir an einem Wendepunkt angekommen und ich hoffe, ich konnte das Kapitel gut umsetzen 😇
Eigentlich hätte ich mehr schreiben können, aber ich glaube, so ist es besser.

Oben habt ihr das Lied In your Face von Children of Bodom.

Die Band höre ich immer, wenn ich ein bisschen aggressiv bin #teammorgenmuffel und das passt meiner Meinung nach auch gut zu Darius.

(Ich wette, ihr seid eher verstört über meinen Musikgeschmack 😂)

Stay tuned!

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