Geständnis

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„Es wird Zeit, dass ihr kommt", begrüßte Maciej die Ankommenden. „Wir haben alle untergebracht und bereits die Bewachung und Pflege geklärt, trotz Abwesenheit der Chefin. Wenn wir jetzt nicht bald aufbrechen, kommen wir erst abends in Altkirch an."

Der vorhin noch leere Platz war nun gefüllt mit Menschen und Wölfen. Etliche wirkten leicht verschlafen, ganz offensichtlich waren Wilkos wie natürliche Wölfe eher nachtaktiv, was auch die Stille vorhin erklärte. Trotzdem hatten sich etliche bewaffnet und die Rüstungen der verletzten Soldaten angelegt.

„Reiten werden sie nicht", erläuterte Faolán auf Piroskas verwunderten Blick. „Aber sie werden die Verletzten ersetzen, so haben wir wieder volle Truppenstärke."

„Mehr", sagte Natalia. „Denn einige wollen uns auch als Wölfe begleiten."

Raifa lachte. „Sieht aus, als sei ich abgesetzt."

„Das sicher nicht", protestierte Faolán. „Aber wir können manchmal auch Entscheidungen ohne dich treffen."

Piroska erschrak, als sie eine kalte Schnauze an ihrem Bein spürte. Ein schwarzgraues Welpe hatte die Schnauze unter ihren Rock geschoben und schnupperte an ihrer Haut. Jetzt erst bemerkte sie, dass sich mehrere Wölfe, junge und erwachsene um sie geschart hatten und mit weit geöffneten Nüstern ihren Geruch prüften.

„Sie wollen nur wissen, wer da in ihre Gemeinschaft kommt." Ylvigur bückte sich und packte das Welpe am Nacken. „Aber das geht zu weit, Vukica. Unter Piroskas Rock habe nur ich etwas zu suchen!" Ohne Umstände drückte er seiner Braut den Welpen in die Arme. „Darf ich vorstellen, meine Nichte."

Ohne Vorwarnung wandelte sich das Welpe. Erschrocken fasste Piroska fester zu und hielt auf einmal ein nacktes, dunkelhaariges Mädchen von vielleicht drei Jahren auf dem Arm. „Pirrroschschka?", wiederholte sie den neuen Namen.

„Ja."

„Du willst Onkel Ylv heiraten, sagt Mama."

„Ja, liebend gerne."

„Hm. Kannst du Apfelbrei mit Honig machen?"

„Oh ja und noch vieles Leckeres mehr."

„Und Schnur spielen?"

„Ja, da kenn ich sehr viele Möglichkeiten."

„Dann ist gut. Er kann nämlich nicht." Sie wies auf Ylvigur, wurde wieder zum Wolf und sprang auf die Erde.

„Somit wärest du ins Stammrudel aufgenommen", schmunzelte Raifa. „Das vorerst jüngste Mitglied hat dich akzeptiert." Sie wandte sich Amarok zu. „Was machst du da?"

Der blonde Wilko tauschte gerade Rüstung und Uniform mit einem anderen Dorfmitglied. „Ich bleibe hier", erklärte er. „Ich kann die Schwerverletzten nicht in Stich lassen."

„Da hast du recht. Sollten wir dich in Altkirch brauchen, können wir dich ja anheulen."

„Genau", Amarok drückte ihr seinen schweren Rucksack in die Hand. „Den könnt ihr schonmal mitnehmen, dann bin ich schneller da, wenn ihr ruft."

„Und den hier nehmen wir auch mit", Stepan näherte sich ihnen mit einem der Gefangenen, einem untersetzten, blonden Mann. Ylvigurs Nüstern weiteten sich, als die beiden näherkamen. „Den habe ich auch an dir gerochen", bemerkte er zu Piroska. „Aber der Anführer ist er nicht." Sie erkannte den Bauern, der sie zur Kreuzung mitgenommen hatte.

Auch er erkannte sie wieder. „Du? Also bist du nicht bei den Vermittlern gelandet?"

„Doch, aber wieder entkommen", erwiderte sie kalt.

„Das freut mich", er lächelte mühsam. „Die Praxis, die Töchter auf diese Art los zu werden, habe ich nie befürwortet."

„Aber die Überfälle?", warf sie ihm vor.

Er seufzte. „Am Anfang ja", gab er zu. „Und dann kam ich nicht mehr da raus."

„Patryk ist bereit, uns zu erzählen, was er weiß", tat Stepan nun kund. „Und ich dachte, es ist gut, wenn wir uns das auf der Fahrt schon mal anhören."

„Dazu müssen wir diese Fahrt aber erst einmal antreten", erwiderte Maciej trocken.

„Als die Morde begannen, wurde mir bewusst, dass wir schon viel zu weit gegangen waren", sagte Patryk leise. „Aber zu diesem Zeitpunkt konnte keiner von uns mehr zurück.

Zuerst schien es so einfach zu sein. Die Händler forderten überhöhte Preise für Werkzeuge und Baumaterial und wir waren darauf angewiesen. Aber für unsere Waren zahlten sie nur wenig, so konnten wir uns nicht mal die Dinge leisten, die wir brauchten, um unsere Felder zu bestellen und somit neben unserer eigenen Versorgung auch den Zehnten zu leisten und Waren für den Verkauf zu produzieren. Und wir brauchten das Geld ja nicht nur für die Werkzeuge, sondern auch, um die Pacht und die Steuern an den Grafen zu zahlen.

Also überfielen wir die Händler, die uns übervorteilt hatten und holten uns so unser Geld zurück. Es schien nur ausgleichende Gerechtigkeit zu sein."

„Wann war das?", fragte Danijel. Patryk überlegte. „Ich würde sagen, so vor etwa fünfzehn Jahren. Zumindest bin ich ungefähr so lange dabei, mein Junge war gerade ein Jahr alt, als man mich fragte, ob ich mitmachen würde."

„Wer fragte das?"

„Ich habe keine Ahnung", bekannte Patryk. „Keiner von uns weiß das. Der Anführer sprach uns an, wenn wir spätabends noch allein auf dem Feld arbeiteten und er war auch dann immer maskiert. Keiner von uns kennt die anderen, er befahl uns, immer maskiert zu den Treffen und Überfällen zu kommen. Erst seit ihr uns die Tücher abgenommen habt, weiß ich, dass auch mein Schwager dabei war."

„Das heißt, du kannst uns auch nicht sagen, wer euer Anführer ist", Natalia seufzte. „Dann werden wir uns auf Ylvigurs Geruchssinn verlassen müssen."

„Nein, da kann ich euch leider nicht helfen. Er ist da immer sehr vorsichtig. Um ehrlich zu sein, seit ich dabei bin, sehe ich jeden blonden Mann aus den vier Dörfern daraufhin an, ob er es sein kann. Aber ich habe noch keinen getroffen, der mir verdächtig war. Immer stimmt irgendwas nicht, der Mann ist größer oder kleiner, hat eine hellere Stimme, geht rascher oder bedächtiger oder ist schlanker oder breiter gebaut."

Danijel horchte auf. „Dann hat der Anführer eine ziemlich tiefe Stimme?"

Patryk nickte. „Ja. So wie er." Er wies auf Stepan. „Die Haarfarbe passt auch ganz genau. Aber selbst wenn ich ihn nicht hier bei euch gesehen hätte, würde ich ihn nicht verdächtigen. Er ist weniger stämmig und bewegt sich leichtfüßiger."

Patryk war offenbar ein genauer Beobachter. Das konnte noch hilfreich sein.

„Wir können ihn etwas besser einkreisen", gab Natalia zu. „Wir können dir unsere Verdächtigen zeigen. Aber würdest du ihn verraten?"

Patryk atmete tief ein. „Ja. Ich würde. Ich bin froh, dass es vorbei ist. Auch wenn es nun für meine Familie noch schwerer wird."

„Hast du es für deine Familie getan?", erkundigte sich Piroska mitleidig.

Patryk nickte. „Ich habe drei Töchter und einen Buben. Sie alle helfen so viel, wie sie nur können und trotzdem reicht es nicht. Schon gar nicht für eine Mitgift für die Mädchen. Und ohne Mitgift nimmt sie niemand. Kann es sich gar nicht leisten. Aber das interessiert euch sicher nicht."

„Doch, tut es", sagte Natalia grimmig. „Ich habe nicht die Absicht, einfach mal die Wegelagerer einzusperren und euch dann weiter eurer Not zu überlassen. Ich möchte wissen, warum ihr damit angefangen habt und worin eure Schwierigkeiten bestehen, damit ich diesen Saustall hier mal aufräumen kann!"

„Mama!" rief Maciej entsetzt.

„Was denn?", schnappte sie. „Du sprichst oft so, als seist du in der Gosse großgeworden und nicht in einem Schloss, da darf ich doch auch einmal ein Kraftwort benutzen!"

Patryk sah sie verwundert an. „Das hätten wir eher wissen müssen, dass Ihr so ... nett und verständnisvoll seid. Dann wäre all das gar nicht geschehen."

„Das ist sicher auch meine Schuld", gestand Natalia offen ein. „Ich habe mich immer nur um die Städte gekümmert und dachte, auf dem Land und in den Dörfern sei alles in Ordnung. So konntet ihr ja nicht wissen, dass eine Bitte von euch, die Steuern mal zu überprüfen, auch erhört worden wäre. Aber gut, sprich weiter. Du warst gerade bei deinen Töchtern."

Patryk nickte und fuhr fort. „Meine Jüngste hat sogar schon einen Liebsten, der sie auch ohne Mitgift nehmen würde. Aber er hat selbst nichts. Als Tischlergeselle verdient er gerade so viel, dass er selbst davon leben kann, aber nicht eine Familie ernähren. Meine Tochter arbeitet zeitweise in der Küche des Grafen, um etwas dazu zu verdienen. Und ich hoffte, mit dem Ertrag aus den Überfällen genug zu bekommen, dass es für eine eigene Werkstatt reicht. Arbeit gibt es genug, aber die Tischlerei, in der er arbeitet, gehört dem Grafen."

„Ich vermute, das bedeutet viel zu teure Tischlerwaren und Hungerlöhne?", fragte Danijel zornig. Die Frage war rein rhetorisch; die Antwort wussten sie alle.

Natalia schlug vor: „Schreib auf, wir brauchen einen Fonds für junge Handwerker, die sich selbstständig machen wollen. Sie können das Geld später aus ihren Erträgen zurückzahlen, aber sie brauchen erst einmal die Möglichkeit, es zu verdienen."

Danijel blätterte einige Seiten vor und notierte sich das kurz. Währenddessen sprach Patryk weiter:

„Anfangs waren es nur die reichen Händler. Wir überfielen sie, prügelten sie grün und blau, nahmen ihnen ihre Waren ab und verschwanden wieder. Niemand von uns trug andere Waffen als Holzknüttel, wir wollten niemanden ernsthaft verletzen.

Was wir nicht selbst verwenden konnten, mussten wir verkaufen. Hier kam dann die Frau Großmutter ins Spiel."

„Warum eigentlich Großmutter?", wollte Ylvigur neben ihm wissen. „So alt erschien sie mir nicht."

„Das war zunächst ein Scherz, weil ihr Haar schon im Alter von dreißig Jahren weiß geworden war. Dann stellten wir fest, dass es uns einen guten Vorwand gab, warum wir regelmäßig Waren zu ihr senden. Am Anfang war es einfach, aber je mehr Überfälle wir begingen, umso wachsamer wurden die Soldaten an der Brücke. Also dachten wir uns die Geschichte mit der unterstützungsbedürftigen alten Dame aus und sandten unschuldig aussehende junge Mädchen zu ihr."

„Und als die Wachen anfingen, die Kiepen der Mädchen zu durchsuchen, habt ihr angefangen, die Waren nicht zwischen, sondern in den Esswaren zu verstecken?", Piroska drehte sich auf Ylvigurs Schoß herum, um Patryk in die Augen zu sehen.

„Das haben wir gleich gemacht. Das Risiko, dass die Wachen in die Körbe sehen, war uns zu groß. Dann hätten sie sofort gewusst, dass Dörfler hinter den Überfällen stecken."

„Ihr habt also den Händlern die Waren abgenommen und die Frau Großmutter gab die Hehlerin für euch", stellte Vukan fest, der auf dem Boden der Kutsche kauerte. Das Fahrzeug war für sechs Menschen ausgelegt, aber die acht Insassen hatten sich arrangiert. „Sag mal, steht für dich ein Rad mit vier Speichen?"

Patryk zuckte zusammen. „Ja. Woher weißt du das?"

„Ich habe mich in den letzten Wochen mit ihren Büchern beschäftigt. Bei diesem Zeichen war vermerkt ‚hat drei hübsche Töchter, gibt sie aber nicht frei'."

„Das hätte ich nie getan!", fuhr Patryk auf. „Ich tat das alles ja für meine Familie, welchen Sinn hätte es haben sollen, meine Mädels zu verkaufen?"

„Für einige muss es sinnvoll gewesen sein", sagte Stepan leise, der an Patryks anderer Seite saß.

„Für Krisztas Eltern zum Beispiel", meinte Piroska betrübt. „Einmal rutschte ihrem Vater nach ihrem Verschwinden heraus, dass er nun ohne sie etwas einsparen könne. Sie haben neben Marian noch zwei kleine Söhne und er möchte sie später in ein Handwerk einkaufen."

„Was heißt das?", fragte Natalia verdutzt und Danijel erläuterte: „Wenn ein Handwerker einen Lehrling annimmt, verlangt er ein Handgeld dafür. In den ersten beiden Lehrjahren erhalten die Lehrlinge auch keinen Lohn."

„Sofort hört mir das auf", empörte sich die Fürstin. „Das sind ja ungeheuerliche Praktiken!"

Danijel blätterte erneut. „Schon notiert, Eure Hoheit."

Patryk bestätigte: „Ich kenne Krisztas Familie nicht, aber es waren meistens solche Gründe. Die Frau Großmutter brachte uns darauf. Dreimal im Jahr traf sie mit uns zusammen und gab uns das mit unseren Waren erzielte Geld. Sie wurde ja niemals durchsucht, unsere Mär, die wir um ihre Persönlichkeit woben, beeindruckte auch die Wachen."

„Das werde ich noch mit dem Hauptmann bereden", erklärte Maciej. "In Zukunft dürfen sie die Passierenden ohne Rücksicht auf deren Stand durchsuchen. Wahrscheinlich haben sie nur diejenigen kontrolliert, die ihnen verdächtig erschienen."

„Das war es wohl auch", bestätigte Patryk. „Jedenfalls meinte sie bei einem Treffen, dass es ausnehmend hübsche Mädchen seien, die wir da schicken würden. Und dass die in der Stadt ihr Glück machen könnten. Sie erzählte uns, dass sie dort von netten Menschen aufgenommen würden und man ihnen helfen würde, Arbeit zu finden und in der Stadt Fuß zu fassen. Und dass arme, aber arbeitsame Mädchen in der Stadt auch von jungen, heiratswilligen Handwerkern gesucht würden. Es klang wie eine gute Lösung. Aber ich traute der Sache nicht recht.

Einige fragten ihre Töchter, ob sie in der Stadt leben wollten. Ein paar stimmten zu, als sie hörten, um wieviel besser sie es dort haben würden. Andere wollten lieber im Dorf bleiben. Da kam die Frau Großmutter auf die Idee mit der roten Kapuze.

Von nun an gaben wir den Mädchen Kapuzen mit. Braune, wenn wir sie wiederhaben wollten, rote, wenn die Frau Großmutter sie in eine der Städte vermitteln sollte."

„Ohne Wissen der Mädchen also", Piroskas Stimme klang spröde. „Darum sagtest du auch Lebwohl zu mir und dein Sohn, dass wir uns vielleicht mal wiedersehen."

Patryk nickte. „Ja. Als ich deine Kapuze sah, wusste ich, dass du nicht wiederkehren würdest. Du tatest mir leid, so ein zierliches Dingelchen, dachte ich, wird es nicht leicht haben."

„Wussten die Eltern, die ihre Töchter fortschickten, dass die Frau Großmutter gelogen hat?", Piroska sprach so leise, dass Patryk sie kaum verstand. Er zögerte.

„Ich glaube, nicht alle", sagte er dann. „Es sickerte natürlich durch, dass es nicht so war, wie sie es geschildert hatte. Einigen war es egal, andere entschieden sich dann doch, ihre Töchter bei sich zu behalten. Manche glaubten es nicht; sie waren der Meinung, die anderen Dörfer hätten das Gerücht ausgestreut, damit sie mehr Mädchen schicken konnten. Es durften ja nicht zu viele sein, jedes Dorf durfte höchstens zwei Mädchen im Jahr mit der roten Kapuze versehen, es sei denn, ein anderes Dorf hätte weniger gesandt.

Aber etliche glaube ich, zogen es vor, nicht davon zu wissen. Sie wandten sich ab, wenn davon die Rede war. Sie ahnten wohl, dass es den fortgeschickten Mädchen nicht so gut ging, redeten sich aber ein, das würde gerade ihrer Tochter nicht passieren."

Einen Moment herrschte Schweigen in der Kutsche. Ylvigur hielt Piroska fest im Arm und suchte ihr allein durch seine Gegenwart Trost zu geben. Stepan hatte die Fäuste geballt, seine Augen funkelten vor Wut. Danijel schrieb wie besessen, Vukan kritzelte in seinen Notizen herum. Natalia und Maciej blickten nachdenklich drein und überlegten sich sichtlich schon passende Maßnahmen.

Dann fragte Maciej: „Wie war das mit den Morden?"

„Ach ja", Patryk räusperte sich. „Das kam später. Nach dem Tod des Jungen.

Ich glaube jedenfalls, dass es ein Junge war. Er war groß, aber noch schlaksig. Er sprang bei einem Überfall vor die Pferde, um den Wagen anzuhalten. Aber der Kutscher trieb die Tiere an und überfuhr ihn. Er starb fast sofort.

Unser Anführer schäumte vor Wut. Wir alle waren geschockt, denn der Händler hatte den Jungen absichtlich getötet, nur um sein Geld und seine Waren zu behalten. Ich war und bin noch heute der Meinung, dass kein Geld der Welt ein Menschenleben wert ist und so wie ich denken viele.

Ab da nahmen einige Messer mit. Wir wollten noch immer nicht töten, uns aber besser wehren können. Ich blieb bei meinem Knüttel."

„Das ist wahr", sagte Ylvigur. „Ich habe dich kämpfen sehen. Damals und heute."

„Ich nur heute, aber er hat recht", bestätigte Maciej.

„Damals?" Patryk fasste ihn genauer ins Auge. „Meine Güte, du bist der Wilko von damals", stellte er staunend fest. „Ich war sicher, du wärst tot. Oder zumindest einarmig."

„Dazu ist Papa ein zu guter Arzt", erklärte der Werwolf kurz angebunden. „Sprich weiter."

„Gut, es wurden also immer mehr, welche Messer benutzten. Und jetzt rief uns der Anführer auch zusammen, wenn fahrende Kleinhändler den Weg benutzten. Sie schließen sich gerne in Gruppen zusammen, um sich zu schützen, aber wir waren zu diesem Zeitpunkt schon so viele, dass wir auch mit diesen Gruppen kein Problem hatten. Aber mir gefiel das nicht, ich weigerte mich, bei solchen Überfällen dabei zu sein."

„Stimmt", sagte Vukan. „Das vierspeichige Rad ist bei keiner Ware verzeichnet, die typisch für Kleinkrämer ist."

„Kannst du die Notizen auswendig?", fragte Stepan beeindruckt und Vukan lachte. „Nicht ganz."

„Es kam immer öfter zu Verletzungen", berichtete Patryk weiter. „Und je öfter einer von uns verletzt wurde, umso mehr Leute hatten beim nächsten Mal wieder Messer dabei. Oder Schlimmeres. Unser Anführer nutzt seit einigen Jahren diese riesige Axt und manche machten es ihm nach und gebrauchten kleinere Äxte und Beile. Dann gab es den ersten Toten.

Einige waren erschreckt. Aber die meisten meinten nur, das hätten die Händler auch verdient. Vor allem der Anführer bestärkte sie darin, dass der Tod für einen geizigen Händler die rechte Strafe sei. Ebenso für jene, die so einen Menschen auch noch beschützen. Seitdem gab es bei mindestens jedem zweiten Überfall einen oder mehrere Tote.

Mir war schon längst klar, dass wir viel zu weit gingen. Aber wir konnten es nicht mehr ändern. Der Anführer kennt jeden von uns. Mir ließ er durchgehen, dass ich bei einigen Überfällen nicht mitmachte, aber er warnte mich davor, mich ganz abzuwenden oder erst recht, etwas zu verraten."

Er blickte Natalia flehend an. „Euer Hoheit – ich habe Kinder. Ihr ganzes Leben liegt noch vor ihnen. Lasst es sie nicht entgelten – bitte!"

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