Dienstag - 0.4 - Jetlag

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Don't forget - it's fiction!
Triggerwarnung: Bulimie

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Hmmmm, ich lieeebe den Geruch von Essigreiniger ...
Aber was hilfts, bei elf Leuten mit zwei Toiletten und einer Dusche müssen wir aufpassen, dass sich keiner was einfängt. Da muss das Putzen einfach sein.

Direkt anschließend komplimentiere ich die Jungs wieder hoch in den ersten Stock, damit sie alle duschen bzw. sich schon mal eins der entstehenden Betten sichern können. Ich lege auf Verdacht einige T-shirts und Jogginghosen raus, falls jemand das Bedürfnis nach frischen Klamotten hat, und helfe den Kindern, alle vorhandenen Decken und Kissen zu verteilen. Anschließend baue ich unsere Tische mit der Einhängeplatte zur langen Tafel um und mache mich an einen großen Topf dicker Tomatensuppe. Die Suppe und der schon fertige Auflauf müssten dann eigentlich für alle reichen. Eis zum Nachtisch geht immer, dann werde ich alle satt haben. Nach und nach trudeln die Jungs wieder ein und helfen mir sofort, Stühle aus dem Keller ranzuschleppen.
Boah, sind DIE gut erzogen!!!
Nur Jimin dirigiere ich unauffällig aufs Sofa. Ich will nicht, dass er mitsamt einem Stuhl auf der engen Kellertreppe schlapp macht; er wirkt so zerbrechlich. Maja hat den Geistesblitz und holt unsere beiden Meerschweinchen aus dem Außengehege. Es ist berührend zu sehen, wie Jimin sofort darin aufgeht, mit unserem Stups zu kuscheln. Er entspannt sich, wird praktisch eins mit dem Tier und fängt an, von innen heraus zu strahlen. Zum ersten Mal, seit er hier ist.
Gott sei Dank!

Jin hat sich inzwischen selbständig mit unserer Küche vertraut gemacht. Naja - Küche ... Um nicht täglich mindestens einen Anfall von Klaustrophobie zu kriegen, haben wir gleich beim Einzug die Küchentür ausgehängt und in den Keller verbannt. Wäre die Tür da und offen, käme man nicht mehr an den Kühlschrank ran. Architekten sind schon ein komisches Volk ... Mit mehr als zwei Personen ist der „Raum" jedenfalls schon total überfüllt, weshalb die Jungs eine Kette bilden und den Tisch mit all dem decken, was ihnen Jin anreicht.
Kann man die ausleihen? Da kann unser Sohn echt noch was lernen!

Gut eine Stunde nach ihrer Ankunft sitzen wir zu Zehnt an unserer langen Tafel, wünschen uns vielsprachig einen guten Appetit und fangen an zu essen. Ich hoffe, es ist nicht nur Höflichkeit, dass sie alle meine Kochkünste loben. Ich liebe es, für viele Leute zu kochen, aber es ist ungewohnte, deutsche Küche mit deutlicher Einschränkung durch meine gefühlt 1736 Unverträglichkeiten, das schmeckt nicht jedem. Die Stimmung taut weiter auf, und sowohl unsere Kinder als auch die Jungs radebrechen ein fröhlich-kreatives Deng-Kong-Lish durcheinander und verstehen sich prächtig. Im Hintergrund läuft leise - K-Pop. Was sonst ...

Eine Sache brennt mir noch auf der Zunge, und ich nutze die große Runde, um das nun anzusprechen.
„Ich weiß nicht viel über eure Kultur, aber ich sehe an euren öffentlichen Auftritten und auch eurem Verhalten hier, dass ihr ein sehr höfliches Volk seid. Ich habe den Verdacht, dass es viele gesellschaftliche Regeln bei euch geben muss, die man einhalten sollte, die wir aber nicht kennen. Das ist uns Deutschen ziemlich fremd. Ich bevorzuge zwar auch die höflichere Sorte Mensch. Aber wir sind da in Deutschland wohl deutlich lockerer, als ihr das vielleicht gewohnt seid. Ich möchte also schon mal vorauseilend Entschuldigung sagen, dass ich sicherlich nicht immer so höflich sein werde, wie es für euch normal ist. Im Zweifelsfalle weiß ich dann gar nicht, dass ich unhöflich bin.
Und ich bin es auch nicht gewohnt, dass mein Alter eine Rolle spielt, wie es in eurem Land üblich zu sein scheint. Ich bin alt genug, um eure Mutter zu sein, aber ich würde es zum Beispiel seeeeehr komisch und übertrieben finden, wenn ihr mir jetzt nur wegen meines Alters übermäßig viel Respekt entgegen bringen würdet. Wir sind hier zehn gleichberechtigte erwachsene Menschen und ein Jugendlicher."
Oder 2 oder 3 oder 5 - je nachdem, wie man das definiert und wie sie grade drauf sind ... *grins *

"Zurückhaltung und Bescheidenheit, die über das normale Gastgeber-Gäste- oder Eltern-Kind-Verhältnis hinausgehen, würden mich wahrscheinlich ziemlich überfordern. Und es wäre auch nicht hilfreich, weil wir uns ja organisieren müssen. Seid also bitte so lieb, benehmt euch ungezwungen und sagt, wenn ihr etwas braucht oder wissen wollt oder sonstwas."
Vierzehn große Augen starren mich an. Zögerliches Nicken. Dann huscht ein Grinsen über Taes Gesicht, und er fragt:"O.K. Meinst du sowas? Ich habe meine Zahnbürste nicht im Handgepäck sondern im Koffer. Habt ihr vielleicht eine übrig, damit ich mir gleich die Zähne putzen kann?"
Ich muss auch grinsen, und bin erleichtert, dass meine komplizierten Ausführungen angekommen sind.
„Ja, genau das meine ich. Du brauchst eine Zahnbürste. Ich kann nicht riechen, dass du keine hast. Also fragst du einfach. Perfekt - und natürlich haben wir eine frische Zahnbürste für dich!"

Bald stellt sich wieder allgemeines Geplauder ein, die Stimmung ist auf den ersten Blick entspannt. Ich lehne mich derweil etwas zurück und beobachte. Unter der Oberfläche brodelt nämlich doch irgendwas. Alle sechs anderen sehen immer wieder verstohlen zu Jimin und wirken dann sehr besorgt. Der sitzt zufällig neben mir, sieht auffällig unauffällig aus und macht sich, wenn das überhaupt möglich ist, noch kleiner, als er ist. Als Tae ihm den Teller mit Suppe voll schaufelt, verspannt er sich. Und als ihn mehrere auf koreanisch ansprechen, wird er ganz - grün um die Nase? Schließlich nimmt er doch den Löffel und fängt an, in der Suppe rumzurühren. Aber er tut nur so, als ob er isst. Während ich Fragen beantworte und stolz die erst vor drei Tagen eingetrudelte und in Dauerschleife laufende neueste CD „Tear" zeige, sehe ich verstohlen genauer hin - und finde meinen furchtbaren Verdacht bestätigt. An Jimins Mund sind entzündete Stellen zu erkennen, und an seiner rechten Hand sind die Knöchel von Zeige- und Mittelfinger wund. Große Scheiße! Das sind klare Anzeichen einer Bulimie, Entzündungen von der scharfen Magensäure überall da, wo sie beim Hochwürgen drankommt. Nach wenigen Löffeln mit winzigen Mengen Suppe schleicht er sich nun um den Tisch in den Flur. Tae schaut lange hinter ihm her und runzelt die Stirn. Jimin geht nicht auf die nahe Gästetoilette sondern hoch in das akkustisch weiter entfernte Bad, von wo er erst wiederkommt, als wir uns durch den Auflauf bis zum Eis vorgearbeitet haben. Er sieht blass aus und hält sich eine Hand auf den Magen. Seine Hand ist ganz rot. Die Sorge und Hilflosigkeit der anderen ist mit Händen zu greifen, aber niemand sagt etwas. Gott sei Dank trinkt Jimin nun wenigstens ganz viel. Aber zum Leben reicht das nicht!

Dazu kommt, dass es inzwischen fast 17:00 Uhr ist - und also für die Jungs nach koreanischer Zeit morgens um 1:00 Uhr! Also verteile ich Zahnbürsten und gute Worte und scheuche sie ins Bett. Es fühlt sich komisch an, wie die Jungs in unseren Klamotten unsere Treppe hochgehen. Und es ist besorgniserregend, wie schwer Jimin die paar Stufen fallen. Es stellt sich raus, dass sie sich nicht einigen können, wer mit wem in einem Raum schläft. Die Müdigkeit lässt sie ungeduldig werden. Auf einmal schnappt sich Yoongi Taes Hand und hält sie fest.
Jei - Hawaii!
Trotz der Müdigkeit müssen alle grinsen. Und dann spricht Yoongi nach zwei Minuten eine Bitte aus.
"Tae, bitte lass mich oben mit Jin und Namjoon schlafen. Ihr jungen Eulen seid in der Regel früher wach als ich. Und du weißt, dass ich mit zu vielen Leuten in einem Raum vielleicht gar nicht schlafe. Du würdest mir einen großen Gefallen tun."
Tae drückt seine Hand kurz, nickt ihm lächelnd zu und legt seine Tasche auf eines der vier Betten hier im ersten Stock. Daraufhin schnappen sich Jin, Namjoon und Yoongi ihr Bordgepäck, sagen gute Nacht, machen die Tür hinter sich zu und lassen sich das Gästezimmer im zweiten Stock zeigen. Jin und Yoongi stapfen hoch. Nur Namjoon halte ich zurück. Wir müssen noch reden ...

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16.10.2018    -    5.4.2019    -    23.3.2020
3.3.2023

Viel Spaß allen Berlinfahrern jetzt im Konzert.
Und viel Spaß allen anderen mit diversen Lesenächten!

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