Dienstag - 0.5 - Sorgen

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Don't forget - it's fiction!      -      Trigger-Warnung Bulimie

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„Bist du noch wach genug, dass wir einen Moment reden können?"
Fragend sehe ich Namjoon an, als der grade die Treppe hoch und ins Bett verschwinden will. Er nickt nur, folgt mir ins Wohnzimmer und setzt sich aufs Sofa. Ich bitte meine Kinder zu verschwinden und die Tür zu schließen.
Wie fange ich das jetzt an??? Eigentlich geht mich das ja gar nichts an. Und ändern kann ich das auch nicht. Jimin gehört schlicht nicht auf eine anstrengende Tournee sondern in ärztliche Behandlung. Und das schnell.

„Namjoon, ich weiß, dass mich das eigentlich nichts angeht. Aber ich bin nicht blind und habe gesehen, dass Jimin in einem extrem schlechten Zustand ist. Ich habe solche Menschen schon gesehen und erlebt. Ich kann mich irren, aber ich bin mir eigentlich ziemlich sicher, dass er 1. magersüchtig ist und 2. obendrein eine Bulimie entwickelt hat. Beides ist meiner Ansicht nach weit fortgeschritten. Und wenn ich mir euren Tour-Alltag richtig vorstelle, werden eure Auftritte so anstrengend sein, dass er euch vermutlich in den nächsten Wochen irgendwann halbtot von der Bühne kippen wird. Darüber hinaus seid ihr anderen deswegen so angespannt und unsicher, dass es euch allen nicht gut geht damit."
Am Anfang hört er mir ruhig und ernsthaft zu. Doch dann werden seine müden Augen vor Schreck immer größer.
Kann es sein, dass die den Ernst der Lage noch gar nicht erkannt haben? Mist, Mist, Mist. Ich bewege mich grade durch ein Minenfeld!

Erst schnappt er nach Luft, dann lässt er sich von mir erklären, woran ich das erkannt habe. Und dann googeln wir gemeinsam, welche Auswirkungen ein solch extremes Untergewicht haben kann. Das Ergebnis ist ernüchternd. Da bei so starkem Hungern sämtliche Stoffwechselvorgänge und der Hormonhaushalt völlig durcheinander geraten, kann vom Kreislauf über die Nieren bis zum Herz alles Mögliche ernsthaft krank werden. Denn nach dem Abbau aller entbehrlichen Fette fängt der Körper sozusagen an, sich von der Substanz zu bedienen - der Muskulatur. Und das Herz ist auch ein Muskel!

Betroffenes Schweigen senkt sich auf unser Wohnzimmer. Kurze Zeit später fängt Namjoon vor Müdigkeit und Sorge und unter der Last der Verantwortung an, am ganzen Körper zu zittern.
Kann ich es wagen?
Vorsichtig lege ich ihm meinen Arm um die Schulter, damit er sich etwas beruhigen kann. Er lässt es zu und entspannt sich nach einer Weile etwas.

Dann stürzen wir uns wieder auf Papa Google und checken die Seiten von Ärzten, Psychologen und Selbsthilfegruppen. Zumindest auf den deutschen Seiten findet sich eine ganze Menge an Informationen, wie sich Angehörige verhalten sollten, um einem Anorexie-Patienten hilfreich zur Seite zu stehen. Schnell kopiere ich ein paar Informationen nach DeepL.com und übersetze sie dort ins Englische.

„Schau mal hier, Namjoon. Das scheint mir das Wichtigste zu sein: 'Der Anorexie-Patient hat aus Mangel an Selbstbewusstsein einen Selbsthass entwickelt und zerstört sich selbst, weil er der Auffassung ist, dass er wertlos und nur eine Last für andere ist. Die Angehörigen sollten also konsequent darauf achten, dass sie den Patienten nicht bevormunden sondern ihm zutrauen, dass er selbst entscheiden und selbständig handeln kann. So geben sie ihm seine Würde zurück. Das bedeutet zum Beispiel, dass der Patient nicht dauernd aufgefordert werden sollte zu essen, und dass man ihm nicht bei jeder Gelegenheit den Teller vollpacken soll. Allein der Anblick von viel Essen erzeugt in dem Patienten das Gefühl, dass er diese Menge gar nicht bewältigen kann, weshalb er dann gar nichts isst. Wenn man den Patienten zum Essen drängt, wird er häufig zum Schein nachgeben. Anschließend wird ihm aber so übel davon sein, dass er unter Umständen auch noch eine Bulimie entwickelt und das wenige Gegessene heimlich wieder ausspuckt.
Andererseits muss dem Patienten klar sein, dass seine Umgebung Bescheid weiß über seine Erkrankung und dass das kein Dauerzustand sein darf. Die Problematik sollte offen ausgesprochen werden, damit der Patient die Möglichkeit bekommt, die Heimlichkeiten zu beenden und selbst um Hilfe zu bitten. Legen sie miteinander Spielregeln für den gegenseitigen Umgang fest, und vereinbaren sie eine Gewichts-Untergrenze, bei der sie ihren Angehörigen definitiv zum Arzt bringen werden.' Das klingt nicht schön, hilft uns aber wohl weiter."

Wieder schweigen wir. Namjoon hängt vor Müdigkeit wie ein Schluck Wasser in der Kurve auf dem Sofa. Die steile Sorgenfalte zwischen seinen Augen ist nicht zu übersehen. Da ist heute nichts mehr zu holen. Also schicke ich ihn ins Bett und hoffe, dass morgen noch etwas Zeit bleibt, bevor die Jungs sich auf welchem Weg auch immer nach London aufmachen werden.

Als ich alleine bin, überfällt auch mich die Hoffnungslosigkeit. Da ist dieser sympatische junge Mann plötzlich in mein Haus gestolpert, und ich sehe, wie schlecht es ihm geht. Aber morgen wird er wieder gehen, und da sich unsere Welten nicht berühren, habe ich keine Chance ihm zu helfen oder auch nur seinen Weg zu verfolgen. In meiner Ratlosigkeit gehe ich zum Regal, wo ich mir eine kleine Gebetsecke eingerichtet habe. Ich suche ein hölzernes Herz aus dem Schüsselchen, lege es als Zeichen meiner Angst um Jimin auf meinen Gebetsteller und richte stummes Flehen zum Himmel. Ich kann nichts tun! Also lege ich meine Sorge in Gottes Hand. Allmählich löst sich meine Anspannung etwas auf.

Mein Mann müsste bereits in der Bahn nach Hause sitzen. Also warne ich ihn per WhatsApp vor. Maja ist inzwischen wieder zur Arbeit aufgebrochen, und Simon ist mit Freunden auf dem Bolzplatz. Sein Zimmer ist ja blockiert ...

Und dann tue ich etwas ganz Seltsames. Wahrscheinlich ist es eine reine Übersprungshandlung, aber ich schnappe mir meine Handtasche, fahre zum nächsten Aldi und kaufe einige 6er-Pakete Mineralwasser und unbeschreiblich viel Brot, ohne zu wissen, warum.

Kurz nach mir trifft auch mein Mann Markus von der Arbeit zu Hause ein. Dann kommt ein großer Wagen voller Koffer und einem sehr sympathischen jungen Koreaner aus Richtung Flughafen. Die Koffer stapeln wir in einer Ecke des Wohnzimmers. Es reicht, wenn die Jungs sich die morgen holen. Ein kurzer Kontrollblick in die beiden Zimmer zeigt mir, dass alle sieben Jungs vor Erschöpfung tief und fest eingeschlafen sind.

Abends hocken wir uns als ganze Familie im Wohnzimmer zusammen und erzählen Markus - mehr oder weniger koordiniert, - was heute alles passiert ist und warum. Er staunt nicht schlecht, ist aber mit meiner Entscheidung völlig einverstanden, die Koreaner einfach bei uns unterzubringen. Und letzten Endes ist er ja auch neugierig ... Ich erkläre den anderen dann noch, was ich beobachtet und mit Namjoon besprochen und herausgefunden habe. In der kurzen Zeit, die uns morgen bleibt, wollen wir wenigstens ihn unterstützen und gegenüber Jimin alles richtig machen. Den "Rest" müssen die Jungs dann selbst miteinander schaffen.

Als wir schließlich auch ins Bett gehen und Markus und ich uns durchs Gästezimmer ins Schlafzimmer schleichen, um niemand zu wecken, muss ich plötzlich schmunzeln. Die Jungs haben Markus ja noch gar nicht gesehen. Das wird lustig morgen früh. Denn wenn ich schon für die Jungs ein Koloss bin - meinen Mann nenne ich gerne auch „meine laufenden zwei Meter"... Namjoon wird ungewohnt hochschauen müssen zu ihm, und Jimin und Yoongi werden ihm wahrscheinlich unterm Arm durchlaufen können.

Wir ahnen ja nicht, WIE unwichtig das am nächsten Morgen sein wird ...

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17.10.2018 - 5.4.2019 - 23.3.2020

Ich kenne tatsächlich Menschen mit Bulimie und/oder Magersucht.
Dennoch ist alles oben im Text meine Interpretation von Internet-Wissen.
Bitte nehmt nicht alles für wahr. Letzten Endes kann ich es nicht beurteilen.

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