Donnerstag - 2.3 - Hawaii

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Don't forget  -  it's fiction!

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„Tag 2" unserer persönlichen Zeitrechnung droht zum absoluten Desaster zu werden. Vor Schuldgefühlen am Boden zerstört deckt Jeongguk wieder alleine den Tisch ab, spült die Pizzableche, putzt die Küche, fegt das Wohnzimmer und lässt sich ums Verrecken nicht helfen. Die ganze Zeit laufen ihm stumme Tränen der Scham übers Gesicht.
Mensch, Junge, davon wird Yoongi auch nicht wieder fröhlich. Lass dir doch helfen!
Aber ich komme einfach nicht an ihn ran. Tae geht es auch nicht gut, aber Jimin kümmert sich nun andersrum und lenkt ihn ab. Ich schnappe mir Jeongguk und setze ihn in seinem Zimmer vor seinen PC, damit er weiter den Wasser-Tanz-Film schaut und das Internet nach passenden Naturaufnahmen durchforstet.
Darin geht er hoffentlich so auf, dass er die ganze Misere etwas nach hinten schiebt. Gut so!

Als ich grade auf dem Weg nach oben bin, weil ich was aus unserem Schlafzimmer holen will, gehen die Sirenen los. Und Yoongi springt mit einem Schrei vom Bett auf den Boden, hält sich die Ohren zu und erstarrt. Sein Kopfhörer liegt noch neben seinem Kopfkissen. Ich greife danach und werfe ihn Namjoon zu, der ihn irgendwie an den Händen vorbei auf Yoongis Ohren unterbringt. Dann deckt er ihn zu und bleibt einfach neben ihm sitzen, bis das nervige Gejaule ein Ende hat. Wir machen das Radio an, es bleibt bei „im Westen nichts neues" und ich fluche innerlich wie schon lange nicht mehr.
Ei, Leute, könnt ihr das Scheißgeheule bitte nur anmachen, wenn ihr was Wichtiges zu sagen habt??? Ihr zieht uns hier den Boden unter den Füßen weg für nix!!! Ich könnte grad kotzen!
Wenigstens entspannt sich Yoongi nach einer Weile wieder, und Namjoon darf ihm hoch aufs Bett helfen. Hoffentlich kann er schlafen, das ist jetzt wahrscheinlich das Beste!

Der Nachmittag schleppt sich dahin. Glotzen, daddeln, die Decke anstarren - nichts Produktives will uns gelingen, kein Lachen ist zu hören, keine Musik. Alle warten. Auf Yoongi, der nicht kommt. Alle Nerven sind zum Zerreißen gespannt.
Oh Gott, wie kann ich das auflösen???
Schließlich schnappe ich mir meine Liederbücher und die Gitarre und fange selbst an zu singen. Singen ist wie Beten. Singen beruhigt meine Seele. Vielleicht bin ich danach dann endlich in der Lage, wieder vernünftig und zielgerichtet zu denken, und finde eine Lösung für diese furchtbar belastende Stimmung. So sitze ich im Wohnzimmer und singe meine Mutmach-Lieblingslieder rauf und runter, bis mir aus Mangel an Übung bald die Fingerkuppen abfallen.
Hab zu lange nicht gespielt, das sollte ich ändern!

Was aber noch passiert ist, dass sich die anderen Hausbewohner nach und nach um mich scharen. Guk rollt sich stumm neben mir auf dem Sofa zusammen, Tae und Jimin kuscheln mit der gelben Decke, die Jimin inzwischen überall mit hinschleppt, in einem unserer dicken Sessel. Ich flitze schnell in den Keller, um auch meine weltlichen Liederbücher zu holen. Da ist dann vielleicht das ein oder andere bekannt, auch wenn es sich nur um ältere Sachen handelt. Hobi improvisiert leise Beats mit Fingerschnipsen, Stuhlkantentrommeln und Mouthpercussion. Jin schaut mir über die Schulter und summt manchmal die Noten mit, meine Familie folgt den Klängen, taucht auf und setzt sich auch dazu.

Dann nimmt Jin mir die Gitarre weg und spielt und singt etwas Koreanisches. Es klingt wie ein sanftes Wiegenlied, das alle dazu bringt, sich zu entspannen. Ich nutze die Gelegenheit, Guk leise über den Rücken zu streichen. Ein Zittern huscht über seinen verspannten Rücken, dann lässt er endlich ein bisschen los. Nun übernehme ich wieder und spiele erneut ein paar geistliche Stücke. Die Stimmung ist einfach danach. Allmählich registriere ich, dass das Singen mir nicht nur dazu verhilft, wieder normal denken zu können, damit ich eine Lösung finde. Das Singen IST die Lösung, denn nach und nach krabbeln alle aus dem emotionalen Tief raus und kucken wieder normal aus der Wäsche. Sogar Jeongguk richtet sich auf, schaut in die Noten und improvisiert eine zweite Stimme.
Immer wieder Gott sei Dank!

Als es Zeit für das Abendbrot ist, machen wir uns gemeinsam dran. Markus baut ein typisches deutsches Abendbrot auf, ich schnibbele Salat, Jin macht sieben Pötte mit den Fertigramen-Packungen klar. Vorsichtig gehe ich rauf und sage Bescheid, wann es Essen gibt. Yoongi schläft, und Namjoon weiß deshalb nicht, ob sie dazu kommen werden. Na, wir werden es schon merken. Immerhin schaut auch er mich wieder etwas entspannter an.
„Ich hab euch singen hören. Das hat gut getan!"

Grade, als wir alles auf dem Tisch stehen haben und unseren Tischkanon singen wollen, geht die Tür auf. Yoongi kommt rein, hinter ihm Namjoon.
Uff, er sieht echt besser aus, der Schlaf scheint ihm gut getan zu haben.
Tae und Jeongguk zucken zusammen und sehen ihn unsicher an. Sie scheinen zu schrumpfen auf ihren Stühlen. Eine Weile ist es ganz still im Raum. Dann geht Yoongi auf die beiden zu, zieht sie von den Stühlen und nimmt sie stumm bei den Händen. Maja und ich schalten schneller als Tae und Guk – einfach, weil wir diesen Moment so sehr lieben.
Wieder Bon Voyage 2, Hawaii - Händchen halten!
Der weise Yoongi, der auf ganz unaufgeregtem, leisem Wege ein festes Band zwischen sich und Tae geknüpft hat. Das nutzt er nun, um ohne Worte direkt in die Herzen der beiden hinein zu sagen:"Wir sind ein Team. Das kann uns nicht auseinander bringen!"
Wir sind viel zu „verkatert" von diesem Tag, um darüber zu jubeln, aber die Stimmung im Raum ändert sich schlagartig, als alle begreifen, was Yoongi da grade tut. Fingerherzchen fliegen hin und her. Die Tränen, die nun laufen, sind Tränen der Erleichterung.

Uuuund passend dazu, dass es uns endlich wieder gut geht – springen die Sirenen an. Yoongi fängt an zu zittern, also hechte ich zur Musikanlage, greife meine Kopfhörer und stülpe sie ihm über. Jimin wird dagegen richtig kreativ – er schnappt sich zwei Sofakissen, flitzt zu Yoongi und hält sie ihm links und rechts an den Kopf. Dazu setzt er sein liebenswürdigstes Jiminlächeln auf und hopst vor seinem Gesicht auf und ab, um ihn abzulenken. Die Konstellation ist so saukomisch, dass unser Lachen die Situation gleich wieder entschärft. Und der Radiofritze verkündet: im Westen nix neues. Ich drehe die Augen zur Decke und knirsche mit den Zähnen. Allmählich geht mir das so richtig, richtig auf die Nerven.
Das hättet ihr euch wieder sparen können. Macht hinne da in Biblis, macht mir meine Jungs nicht wuschig!

Am Ende überwiegt die Freude über die Versöhnung zwischen Yoongi und den Maknaes. Das ist unserem Tischgesang dann auch deutlich anzuhören. Wir sind erleichtert und dankbar und essen mit Genuss und Geplauder. Nach dem Löffeln ihrer Lieblingssuppe stürzen sie sich auf das Brot und vernichten nahezu alle Vorräte. Markus beschließt, morgen ganz früh aufzustehen und Brötchen und Brot für alle zu backen. Das macht er öfter, und das heißt bei uns dann nur Pappa-Brot und ruft regelmäßig Begeisterungsstürme hervor. Auf Taes Bitte hin soll es dann morgen auch wirklich in den Keller und dem Speckstein an den Kragen gehen.

Als die Jungs sich in ihre Betten aufmachen, steht nach einer Weile plötzlich nochmal Namjoon vor mir.
„Dürfen wir dich bitten, heute Abend für uns alle deine Gute-Nacht-Lieder zu singen?"
Froifroifroi!!!
„Klar dürft ihr, gerne!"
Wir hocken uns alle ins 4er-Zimmer. Yoongi bleibt in der Nähe der offenen Tür – es ist doch recht voll in dem Raum -, aber ich hoffe, er wird es nicht brauchen ... Erst singe ich alleine „der Mond ist aufgegangen". Dann üben wir den Kanon, den ja noch nicht alle kennen, und die Jungs entscheiden sich, nachdem ich den Text übersetzt habe, die Melodie einfach nur zu summen. Sie sind zu müde für deutsche Konsonanten ... Irgendwann müssen wir dafür mal eine Übertragung zaubern.
Irgendwann.
Ich frage die Jungs nach ihren Stimmlagen und stelle fest, dass ich mit meinen Vermutungen richtig gelegen habe. Also teile ich ein: Yoongi und Taehyung als Bass, Namjoon und Hoseok als Tenor, Jeongguk und Jin als „Alt" und Jimin und ich als Sopran. Wir singen ja eh nicht in Stimmen sondern Kanon, aber ich habe klanglich was vor. Als nächstes frage ich Yoongi, welcher Ton sein höchster entspannter Ton ist.

 Er singt ein bisschen rum und gibt dann den Ton an, daraufhin sortiere ich im Kopf den Kanon und beginne schließlich zusammen mit Jimin zu singen. Der Bass-Gruppe gebe ich das Zeichen, als Zweite einzusteigen, gefolgt von der Tenor-Gruppe und der Alt-Gruppe. Wir schwingen uns ein und „legen" uns hinein in die sanften Klänge und die zauberhaften Akkorde. Erst nach einer gefühlten Ewigkeit beende ich den Kanon. Wir als Sopran singen am Ende nochmal den höchsten Anfangsteil „Ruhet von des Tages Müh", während die Bässe mit „Gott bewacht die Erden" gleichzeitig den tiefsten Teil singen. Dieser Kontrast aus Jimins kristallklarer Höhe einerseits und Yoongis vibrierendem Bass mit Taes rauchigem, vollen Klang in der Tiefe andererseits ist unfassbar schön. Und außerdem haben wir uns beim Singen nach und nach alle an den Händen genommen. So beschließen wir diesen Tag mit einem inneren Frieden, von dem ich vor fünf Stunden nicht zu träumen gewagt hatte.

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27.10.2018    -    18.3.2019    -    28.10.2019
24.3.2020

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