48 - kleiner Mann ganz groß

Màu nền
Font chữ
Font size
Chiều cao dòng


Achtung! Im Moment kommt dieses Kap. 48 direkt nach der 24.
Bitte die Kapitelliste durchsuchen für die 25

Mi. 18.4. a.d. 1571

 Ostern ist vorbei, und nun haben wir richtiges Aprilwetter – jeden Tag von allem etwas. Sonne, Regen, Hagel, warme Tage, Nachtfröste. Die Bauern freuen sich über den Regen, der die Saat gut angehen lässt. Dann wieder fürchten sie, der Frost könnte die Keimlinge erfrieren lassen. Die Kinder freuen sich, wenn sie bei Sonnenschein draußen herumflitzen können. Die Bauersfrauen sehnen sich nach mehreren Tagen Sonne hintereinander, damit sie endlich die große Frühjahrswäsche in Angriff nehmen können. Der Müller hofft auf Wind, aber als dann bei Bauer Jansen ein Teil vom Stalldach davonfliegt, freut sich niemand mehr. Eilig wird sein Vieh in die Ställe der anderen gebracht, Frau und Kinder ziehen zu den Nachbarn, und die Männer des Dorfes versuchen, das Dach so weit abzudichten, dass es bis zum Ende des Frühjahrssturmes dicht hält.

Ich dagegen habe heute etwas zu feiern, denn mein Peter ist nun ein Jahr alt. Er läuft so schnell wie der Blitz und bringt mich ganz schön ins Schwitzen. Er untersucht alles ganz genau, will alles verstehen und wird furchtbar wütend, wenn er etwas von uns will und wir ihn nicht verstehen. Die Hühner und Enten mögen ihn sicher nicht, denn manchmal flitzt er in ihren Verschlag und scheucht sie umher, weil er das Gackern und Krakelen so liebt. Zick und Zack wissen sich schon eher zu wehren. Da hat Peter nur einmal versucht, Unruhe zu stiften. Er hat Zick am Stummelschwanz gezogen und ist prompt dafür umgestoßen worden. Er kam laut weinend aus dem Verschlag gerannt und hat sich seitdem nie wieder dort reingetraut.

Zum Glück ist mein großer Jakob auch ein toller großer Bruder. Wenn ich sehr beschäftigt bin, zum Beispiel ein Essen auf dem Herd nicht anbrennen lassen will, dann passt er auf, was Peter so treibt, und fängt ihn immer wieder ein. Wenn es grade nicht regnet, dann bindet er ihm ein Seil um den Bauch und geht mit ihm in den Garten oder auf die Dorfstraße.

Ich habe in den letzten Wochen ein neues Hemd für ihn genäht, weil ihm die Säuglingskleidung nun langsam wirklich zu klein wird. Das bekommt er heute geschenkt und dazu einige Hutzeln. Der Getreidebrei zum Frühstück wird heute mit ganz viel Honig von der Lene versüßt, was die Kinder sehr lieben. Und wir nehmen uns die Zeit, um miteinander zu singen und Geschichten zu erzählen. Das Peterchen liebt auch Kitzelspiele und kleine Reime, und so verbringen wir einen vergnügten Tag, ausnahmsweise mal ohne Arbeit.

Am Nachmittag kommt die Sonne heraus, und wir ziehen gemeinsam in den Wald. Susanna pflückt einen kleinen Strauß mit Scharbockskraut, Siebenstern, Buschwindröschen und Lungenkraut. Ich dagegen halte nach Bärlauch Ausschau. Peter hat seine Nase eigentlich dauernd am Boden, denn er untersucht jeden Stein, jedes knisternde alte Blatt, jeden Lichtstrahl, der durch die Zweige fällt. Kein Käfer ist vor ihm sicher. Als er versucht, einen Heuhüpfer zu jagen, muss Jakob ihn daran hindern, in die Rhuma zu springen. Und wenn ein Vogel singt, versucht er, ihn nachzumachen.

Zurück im Dorf gehen wir noch zur Lene, Klaas kommt auch zum Abendessen dazu. Und nun singen wir für das Peterchen ein Segenslied. Er strahlt, weil er es ohne jede Scheu genießt, so im Mittelpunkt zu stehen. Doch als er dann nach dem langen, aufregenden Tag endlich müde wird, schläft er bald auf meinem Schoß ein und wird wieder zu meinem kuscheligen, kleinen Zwerg. Kurz darauf fängt auch Susanna an zu gähnen. Wir verabschieden uns, Jakob nimmt Susanna an die Hand, ich trage Peter heim, wickele ihm noch einmal und singe dann meine drei wunderbaren kleinen Gottesgeschenke in den Schlaf.

Still bleibe ich dabei sitzen, lausche auf ihren gleichmäßigen Atem und lasse meine Gedanken wandern. Ich danke Gott für ihre reinen Seelen, ich staune, wie einzigartig er sie geschaffen hat. Ich erinnere mich an das kurze Leben meines Kleinen. An seinen Vater, an seine Geburt, an sein ansteckendes Kichern, an seine Neugierde und schließlich nun seine ersten Schritte und vielfältigen Töne. Ich bin so dankbar.

Einem Impuls folgend steige ich die Leiter zum Boden hinauf. Ich nehme meine Lampe mit auf den Dachboden, setze mich auf die verwaiste Pritsche und denke an die Wochen mit Hannes. Nur hier oben erlaube ich mir sehnsüchtige Gedanken und manchmal Tränen. Nur hier oben erlaube ich mir die Erinnerung, wie warm und geborgen ich mich in seinen Umarmungen gefühlt habe. Und hier oben gehe ich wieder und wieder ins Gebet, um herauszufinden, was meine Kinder brauchen, ich bete, dass sie alle einen guten Platz im Leben finden werden.

Was braucht Jakob? Das Aufwachsen im Dorf? Eine Schule für seinen hungrigen, wachen Geist? Eine glückliche Mutter? Wieder einen Vater? Welches Leben passt zu Susanna? Jedenfalls nicht ein Leben voller Mühe. Susanna braucht einen Ort und eine Aufgabe, bei der sie still und bedächtig und ohne Hetze tun kann, was auch immer sie dann besonders gut kann. Bisher weiß ich nur, dass sie geschickt mit den Händen ist. Alles Weitere werde ich noch herausfinden müssen. Beim Peterle weiß ich noch weniger, wo er einmal hinsteuern wird. Wenn sein großer Bruder Bauer hier in der Adamskate wird, muss das Peterle ein anderes Auskommen finden oder seines eigenen Bruders Knecht werden. Und beides kann ich mir im Moment noch überhaupt nicht vorstellen. Aber er ist ja auch noch so klein. Das hat Zeit.

Ich merke nicht, wie ich immer müder werde, merke nicht mehr, dass ich mich auf den Strohsack lege und bald wegdämmere. Und dann träume ich. So lebhaft, dass ich mich am nächsten Morgen frage, ob ich nicht doch wach gewesen bin. In meinem Traum sehe ich Hannes. Und mich. Wir sind alt, und um uns herum stehen und sitzen fünf Kinder. Der „ausgeliehene" Jakob sitzt da und schreibt etwas, Susanna ist eng an meiner Seite und stickt, Peter sieht würdevoll aus in einem dunklen Gewand, aber ich erinnere nicht, was er gemacht hat. Dazu zwei weitere Kinder, die noch jünger sind, ein Junge und ein Mädchen. Ein schöner Traum von einem erfüllten Leben. Glückliche Gesichter einer glücklichen Familie.

Ich brauche eine Weile, bis ich wieder in der Realität ankomme. Bis ich bemerke, dass ich auf dem Dachboden und auf Hannes Pritsche eingeschlafen bin. Und dass mich wohl das Rufen meiner Kinder geweckt haben muss. Seit meiner Zeit in Gieboldehusen reagieren sie alle sehr empfindlich, wenn sie nicht schnell herausfinden können, wo ich bin. Ich muss immer sagen, wo ich hingehe, was ich als nächstes tue. Also rufe ich schnell ein möglichst vergnügtes „Guten Morgen!" zu ihnen herunter und steige die Leiter abwärts.

Draußen regnet es wieder. Jakob packt sich also nach dem Frühstück warm ein und läuft auf den Mühlberg, denn ab jetzt soll er dort wieder mithelfen. Mit Susanna und dem Peterchen gehe ich ins Pfarrhaus, weil Susanna mit Evchen spielen will.
Cristoph spielt mit Peter – obwohl ihm Jakob natürlich lieber gewesen wäre als Kamerad. Und Birgitta und ich setzen uns in ihre Stube und rühren fleißig unsere Finger mit Handarbeiten. 

Dabei reden wir über all das, was dieser seltsame Winter uns an Verrücktem gebracht hat. Pastor Crüger kommt dazu. Wir reden auch darüber, wie erstaunlich schnell und selbständig Jakob das Lesen und Schreiben gelernt hat.
„Ich bin so unsicher. Denkt ihr, Hannes wird auf Jakobs Brief antworten? Hoffentlich haben diese Leute den Brief überhaupt abgeliefert und das nicht als Spinnerei von einem Bauernlümmel abgetan! Der Junge spricht nicht mehr davon. Aber ich bin mir sicher, dass er sich doch Hoffnungen macht."
Johann Crüger schüttelt den Kopf.
„Anna, manchmal verstehe ich dich nicht. Du bist eine gebildete Frau, stolz und innerlich frei. Warum? WEIL du gebildet bist. Weil dir Schmerz und Leid und Ungerechtigkeit weniger anhaben können. Weil du selbst denkst. Du kannst dir nicht aussuchen, wo und wie du lebst. Du hast dein Leben angenommen. Aber nun öffnen sich deinem Sohn alle Türen, weil er über die Maßen klug ist. Und Hannes liebt dich. Und du sagst nein? Willst du – aus Angst, es könnte schief gehen – Jakob in dieser Kate anbinden, wo sein Geist doch längst unterwegs ist in der weiten Welt der Gedanken? Jakob hat Mutter und Vater verloren. Aber nicht Lebensfreude und Verstand. Gönn ihm die Möglichkeit zu lernen, gönn ihm die Bildung, die auch du genossen hast zu deinem Besten. Und dir den Mann, den du liebst!"

Den letzten Satz hat er ganz leise gesagt. Aber gehört habe ich ihn doch. Ich lasse meine Hände in meinen Schoss sinken und senke den Kopf. Das Durcheinander in meinem Kopf ist einfach unbeschreiblich. Und ich fange an zu begreifen, was das Wichtigste an diesen Worten war.

„... aus Angst, es könnte schief gehen ..."
Er hat Recht. Ich habe Angst, die falsche Entscheidung zu treffen. Und kann es auch jetzt nicht. Ich kann einfach nicht. Und Jacob Adam fragen kann ich nicht mehr. Die Verantwortung für seinen Sohn liegt in meinen Händen. Ich habe mich noch nie so schwach und einsam und hilflos gefühlt wie bei dieser Entscheidung.

Schließlich kommen mir die Tränen. Birgitta legt ihre Handarbeit beiseite und nimmt mich tröstend in die Arme.
„Ach, Liebes. Was ist es, das dich so misstrauisch macht? Wovor hast du Angst? Finde es heraus, dann kommst du vielleicht auch mit der anderen Frage weiter. Das ist doch gar nicht die Anna, die wir alle kennen. Dir bietet sich die größte Chance deines Lebens, und plötzlich bist du so verzagt wie nie zuvor. Wo ist dein Gottvertrauen geblieben?"

Stumm schüttele ich den Kopf.
Ich weiß es nicht. Im Moment weiß ich gar nichts mehr. Ich bin einfach nur verwirrt.

Waschtag

SA. 21.4.1571

Gegen Ende der Woche wird das Wetter endlich stabiler, und so beschließen wir Dorfweiber, dass es nun Zeit ist, die große Wäsche zu machen und endgültig den Muff des Winters aus Kleidung und Wäsche zu vertreiben, damit sich alle wieder wohl in ihrer Haut und ihren Hemden fühlen. Es lebt sich so viel angenehmer, wenn man wieder die Türen aufsperren, die Sonne, das Vogelgezwitscher und den frischen Duft ins Haus lassen und die Feuchtigkeit des Winters vertreiben kann. Wenn die Tage wieder länger werden. Wenn wir nicht mehr in unseren Häusern ausharren sondern sich das Leben auf der Dorfstraße abspielt und man jederzeit jemand zum Schwätzen oder gegenseitig helfen findet.

Auch die Kinder genießen das schöne Wetter, toben auf der Dorfstraße herum, spielen Fangen und Verstecken. Die Jungs lassen fleißig ihre Murmeln von Hannes springen, und die Mädchen machen sich Haarkränze aus Gänseblümchen. Mittendurch dackelt das Peterchen, das ich nun auch nicht mehr im Haus halten kann. Hauptsache, er zieht hier nicht die Hühner an den Schwanzfedern. Oder er legt sich doch wieder mit Zick und Zack an. Er hat schon so manchen Knuff oder Biss abbekommen, aber noch scheint er aus dem ersten Schrecken nicht genug gelernt zu haben.

Schon zuvor haben wir Frauen an den Ufern der Rhuma das Seifenkraut gesammelt und deren Wurzeln ausgekocht. Nun werden in den Häusern die großen Zuber neben den Herd gestellt und nach und nach mit heißem Wasser gefüllt. Erst bade ich meine Kinder darin und scheuche sie anschließend, damit sie sich wieder anziehen. Sie lieben das Baden und plantschen und juchzen dabei. Dann mache ich mich daran, den Schweiß und Schmutz des Winters aus unseren Hemden, Beinlingen und Decken zu waschen. Auch die Wäsche von Klaas habe ich mit dabei, wir helfen uns oft gegenseitig. Der Frühling tut mir gut. Ostern tut mir gut. Der Alltag hat mich wieder, und diese Routine tut mir gut. Völlig automatisch fange ich an zu singen.

Neben dem Zuber sitzt Jakob. Manchmal will er einfach seine Ruhe haben, dann spielt er nicht mit den anderen sondern sitzt in meiner Nähe und beschäftigt sich selbst. Er fischt nach der Seife, die über den Rand des Zubers schäumt. Er hat einen Strohhalm in der Hand und versucht ganz vorsichtig, kleine schillernde Blasen zu pusten. Immer, wenn ihm eine besonders schöne Große davonschwebt, juchzt er vor Freude und Stolz.
Nach einer Weile fällt mir jedoch auf, dass es sehr still geworden ist neben mir. Ich denke schon, dass Jakob hinaus gegangen ist zu den anderen Kindern, als ich plötzlich leises Schluchzen höre. Schnell wische ich meine nassen Hände an meiner Schürze ab, hocke mich auf den Boden und nehme Jakob in den Arm.
„Was ist denn nur, mein Spatz?"
Es dauert eine Weile, bis er sich so gefasst hat, dass er mir erzählen kann.

„Ich vermisse Hannes so. Glaubst du, die edlen Leute haben ihm meinen Brief gegeben? Ich möchte soooo gerne weiter lernen und einmal so schlau wie du und Hannes werden, Mutter."
Ich schließe erschrocken die Augen und frage mich, was ich darauf bloß antworten soll.
„Jakob, ich bin mir sicher, dass er deinen Brief bekommen hat, weil diese Dame doch wirklich sehr freundlich zu dir war. Und ich bin auch sicher, dass Hannes bald zu Besuch kommt. Aber die Krönung seines Bruders war an Ostern, und die Feierlichkeiten haben sicherlich mehrere Tage lang gedauert. Er kann noch gar nicht wieder hier sein. Wir müssen nur noch ein bisschen Geduld haben."

„Ja, aber Mutter! Selbst, wenn er dann wieder in der Stadt ist, bin ich doch nicht bei ihm. Er kann mich mal besuchen. Aber er wird nicht mehr mein Lehrer und mein Freund und ..."
Ich stutze, als er abbricht.

Was er jetzt wohl grade runtergeschluckt hat ...
„Und?"
Jakob schluchzt wieder auf und sieht mich sehr unsicher an. Dann flüstert er etwas.
„Nicht böse sein, Mutter. Mathis und Laurenz haben einen Vater. Cristoph und Evchen haben einen Vater. Der Siegfried und der Jasper haben Väter. Ich ... ich ..."
Ich ahne, was kommt.
„Mutter? Ich ... möchte auch einen Vater haben. Und ich hab den Hannes so lieb."
Am Ende ahne ich nur noch, was er sagt, so leise ist er geworden.

Nun schießen mir die Tränen in die Augen, und ich nehme den kleinen verzweifelten Jungen fest in den Arm, damit er mein Gesicht nicht sieht.
„Beruhige dich, Jakob. Ich bin dir doch nicht böse. Ich kann dich sehr gut verstehen, dass du dich so danach sehnst. Du weißt ja sicher, dass ich ganz ohne Vater UND Mutter in einem Waisenhaus aufgewachsen bin. Ich verstehe dich sehr gut, und ich bin gar nicht böse."

Jakob kuschelt sich an mich, und ich überlege fieberhaft, was um Himmels Willen ich jetzt aus diesem vertrauensvollen Geständnis machen soll.
Jakob wünscht sich ... Hannes als Vater. Er will lernen. In den eben formulierten Träumen taucht nirgendwo dieses Dorf auf, dieses Haus seines Vaters. Da sind wohl auch seine Freunde. Aber vor allem sind da Hannes - und ich.

Die Wascherei ist sehr mühsam, und hinterher schmerzt immer tagelang der Rücken von der starren, gebückten Haltung. Aber noch viel mehr schmerzt mein Herz. Ich hatte mich eigentlich langsam dran gewöhnt, hatte mich beruhigt. Aber nun scheint es, dass ich die einzige bin, die nicht will. Denn auch Jakob sehnt sich mehr nach Hannes und nach dem Lernen. Er scheint überhaupt nicht an dem Leben hier zu hängen. Aber nachdem ich so energisch und mehrfach nein gesagt habe, kann ich doch nicht hingehen und Hannes sagen, dass ich doch zu ihm will, damit mein Sohn zur Schule gehen kann! Wie sähe DAS denn aus??? Und die beiden anderen Kinder sind ja auch noch da. Ich entwurzele ja alle drei! In meinem Kopf dreht sich alles, und ich denke fast, ich werde noch verrückt vom vielen Denken und Fragen und Argumente hinundherschieben.

„Jakob? Ich muss weiter machen mit der Wäsche. Aber ich verspreche dir, dass ich deine Wünsche nicht vergesse, dass ich dich nicht vergesse. Wir müssen uns wirklich noch ein bisschen gedulden, bis Hannes aus der Hauptstadt wieder da ist. Aber dann will ich mit ihm reden. Versprochen!"
Jakob schnieft noch einmal und murmelt ein „Danke!"
Dann hockt er sich wieder hin und pustet Seifenblasen, als wäre nichts gewesen, während ich sehr nachdenklich und zutiefst verunsichert weiter meine Wäsche schrubbe.

Resigniert aufseufzend wringe ich die Wäsche aus, schlage sie aus und trage sie in den Garten, wo ich alles auf Leinen hänge, über den Zaun lege, die weiße Wäsche zum Bleichen auf dem Rasen am Wegrand ausbreite. Die Sonne, die heute tatsächlich warm vom Himmel scheint, wird alles schnell trocknen. Ansonsten werde ich die Decken auf dem Dachboden aufhängen, wo sie alle Zeit haben, um richtig zu trocknen.

Der Blick die Dorfstraße entlang ist lustig an solchen Tagen. Denn vor jedem Hof liegen Decken über den Zäunen, an allen Leinen flattert Wäsche im Wind, und mehrere Frauen sind grade auf dem Weg zur Allmende, um dort ihre Weißwäsche zum Bleichen auszubreiten. Die Ziegen laufen nicht frei herum an solchen Tagen sondern sind kurz angepflockt etwas abseits. Sonst würden sie aus reiner Neugierde sogar die Wäsche fressen. Auch das Federvieh läuft heute nicht auf der Dorfstraße herum, denn matschige Hühnerfußabdrücke will ebenfalls niemand haben auf seinem Leinen. Immer wieder müssen wir die Kinder verscheuchen, damit sie beim Spielen nicht quer über die ausgebreiteten Stoffe rennen. Durch das ganze frühlingsfröhliche Gewusel kriege ich gleich wieder bessere Stimmung, die Gedanken von eben rücken in den Hintergrund, es wirkt alles nicht mehr zu schwer. Ich kann endlich wieder singen.

Aber der verrückte Tag ist noch nicht zu Ende. Denn Susanna ist heute mal wieder bei ihrer Freundin Evchen zu Besuch. Eine Zeit lang haben auch sie auf der Straße gespielt, doch irgendwann sind sie nach drinnen verschwunden. Und als sie von Freude erfüllt und müde nach Hause kommt, krabbelt sie auf meinen Schoß und fängt an zu fragen.
„Mutter? Du hast doch gesagt, dass der Hannes mal zu Besuch kommen wird. Und dass wir geduldig sein müssen. Waren wir ... jetzt geduldig genug? Wird er bald kommen?"

Gott, was willst du???
Schon wieder an diesem verrückten Tag nehme ich schnell ein Kind in die Arme, damit es meine Tränen nicht sieht.
„Susanna, der Hannes kann noch nicht wieder da sein von der Krönung. Er wird sicherlich bald kommen, wenn er wieder hier in der Stadt ist. Aber ich weiß eben nicht, wann das sein wird.

In dem Augenblick höre ich von draußen die Geräusche von Reitern und Kutschenrädern. Und zu meinem Erstaunen hält die Kutsche vor meiner Kate an. Schnell wische ich mir die Hände sauber, trete vor die Türe und versinke staunend in einem tiefen Knicks.
Aus dem Fenster der hochfeinen Kutsche lächelt mich die edle Dame an, die vor einer guten Woche Jakobs Brief mitgenommen hatte.
„Bist du die Mutter von dem aufgeweckten Jungen, der mir seinen Brief anvertraut hat?"
Ich nicke schnell. Es hat mir die Sprache verschlagen.
„Darf ich fragen, wo der kleine Mann ist? Ich habe einen Gruß für ihn."
Ich fange an zu zittern vor Aufregung.

Gott, sei Dank! Es hat geklappt. Hannes hat den Brief bekommen!
„Ich hole ihn!"
So schnell mich meine Füße tragen, flitze ich die Dorfstraße entlang und frage überall nach Jakob. Siegfried holt grade am Brunnen Wasser für seine Mutter.
„Der ist bei Cristoph!"
Ich eile zum Haus unseres Pastors und rufe einfach zur Türe herein.
„Jakob, komm schnell. Die Dame, die deinen Brief mitgenommen hat, ist zurück und will mit dir sprechen."

Pfeilschnell rast Jakob an mir vorbei und nach Hause. Ich renne sogleich hinterher. Völlig außer Atem kommt er bei der Kutsche an. Die Dame steigt nun aus. Als Jakob nach Luft schnappend vor ihr steht, wird ihr Gesicht weich. Sie rafft ihre Röcke zusammen und geht zu Jakob in die Hocke.
„Da bist du ja. Ich soll dir schöne Grüße ausrichten von Hannes, dem Bruder unseres Herzogs. Du hattest vollkommen recht, und ich bin froh, dass ich dir geglaubt habe. Er hat sich so sehr über deinen Brief gefreut."

Im nächsten Moment bin ich unendlich dankbar, dass Jakob heute bei mir gesessen und nicht auf der Straße gespielt hat. Denn so ist er wenigstens einigermaßen sauber, als er jubelnd der Dame um den Hals fällt, bevor ich es verhindern kann. Sie gibt einen kleinen erschreckten Laut von sich. Dann lächelt sie und nimmt meinen Sohn fest in die Arme.
„Hast du ihn gar so gern?"
Jakob nickt, dass seine Löckchen nur so fliegen.
„Hannes hat mit uns Schneeballschlacht gemacht. Und meiner Schwester das Leben gerettet. Und mit uns Fangen und Kitzeln und Verstecken gespielt. Und mir das Lesen und Schreiben beigebracht. Und ich will doch lernen. Und das hab ich ihm geschrieben, damit er sieht, dass ich fleißig weiter geübt hab."

Mit erhobener Augenbraue sieht sie mich über seine Schulter hinweg an.
„Darf ich kurz mit deiner Mutter alleine reden?"
Jakob macht eine süße kleine Verbeugung und flitzt nach vorne zu den Kutschpferden. Die Dame richtet sich auf und tritt zu mir her.
„Ich möchte dir nicht zu nahe treten. Es ist und bleibt dein Sohn. Aber während der Krönungsfeierlichkeiten hat man gemunkelt, dass Johann von Grubenhagen hier in Gieboldehusen eine Schule eröffnen will. Wenn dein Sohn so klug ist und so gerne lernt, dann ... möchte ich dir anbieten, dass ich für ihn das Schulgeld zahle. Sein Eifer sollte doch gefördert werden. Darf ich mich in ein paar Monaten noch einmal erkundigen, wie es weiter gegangen ist? Der Kleine ist mir tatsächlich ans Herz gewachsen."

Verwirrung

SO. 22.4.1571

Ich bin total erschöpft, als ich an dem Abend auf meine Pritsche krabbele. Durch meinen Kopf jagen tausende Gedanken, und ich kann nichts davon fassen. Hannes ist Johann von Grubenhagen, hat abgedankt und seinem Bruder den Thron überlassen, wird mein adliger Lehnsherr sein. Er liebt mich. Aufrichtig.
Ich bin die Waise und unfreie Witwe Anna Adam, habe drei kleine Kinder, hohe Schulden. Und einen Schlüssel um den Hals. Ich liebe Hannes. So sehr! Aber ich habe nein gesagt, weil ich mir einfach nicht vorstellen kann, wie die Kinder und ich in einem Schloss leben. Und – Birgitta hat es doch gut erkannt – weil ich Angst habe vor diesem unbekannten Leben.

Überhaupt - Lene hat gesagt:"Das wird schon, Mädchen."
Jasper hat gesagt:"ICH bin mir sicher, es wird sich alles finden."
Karl von Pagenstecher hat gesagt:"Gib nicht auf. Gib ihn nicht auf!"
Irmel hat gesagt:"
Pastor Crüger hat sagt:"Gönn dir den Mann, den du liebst."
Klaas hält den Mund. Aber ich bin mir sicher, er würde am liebsten schreien:"Jetzt mach schon. Worauf wartest du denn noch???"
Die unbekannte Dame sagt:"Ich zahle für deinen Sohn das Schulgeld."
Dann hat Jasper noch gesagt:„Armes kleines Herz. Gib nicht auf!"
Jakob will Hannes als Vater. Susanna fragt nach ihm.
Und was sage ich?
„Nein!"

Was hindert mich eigentlich daran? Sind es wirklich die Kinder? Oder geht es mir um mich? Wovor habe ich denn bloß Angst? Wo sind nur meine Gelassenheit, mein Selbstbewusstsein und mein Gottvertrauen geblieben?

Völlig gerädert und unausgeschlafen erwache ich am Sonntag Morgen. Die ersten Vögel hatten schon gezwitschert, als der Schlaf endlich die kreiselnden Gedanken besiegt hat. Meine Kinder sind dafür um so wacher. Und hungrig. Also melke ich die Ziegen, mache Frühstück, esse mit den Kindern. Wir brechen auf zur Kirche. Eigentlich ist alles wie immer. Ein normaler Sonntag Morgen im Dorfe Lütgenhusen. Aber in mir drin ist nichts normal.

Als Pastor Crüger mich am Kirchenportal begrüßt, hebt er die Augenbrauen und schaut mir fragend ins Gesicht.
„Ich ... hab schlecht geschlafen."
„Das ist nicht zu übersehen. Was quält dich so, Anna? Immer noch ...?"
Ich nicke bloß und schlüpfe an ihm vorbei. In der Kirche schauen mir noch mehr Menschen fragend ins Gesicht. Klaas reißt erschrocken die Augen auf, als er auf mich zukommt, um mich zu begrüßen. Die Lene neben ihm schüttelt den Kopf und streicht mir einmal mit ihrer faltigen Hand zärtlich über die Wange. Irmel und Birgitta schauen sich stumm an, und dann nimmt mir Irmel das Peterle weg, Birgitta schnappt sich Susannas Hand und fordert auch Jakob auf, sich zu Cristoph zu setzen. Allein und innendrin sehr hilflos stehe ich hinten in der Kirche und weiß nicht, wohin mit Händen und Füßen.

Mit einem resignierten Seufzer rutsche ich schließlich in die allerletzte Bank und richte meine ganze Hoffnung auf den Trost und Zuspruch unseres gütigen Gottes. Wenn er mein Leben so seltsam führt, dann wird es einen Sinn darin geben. Auch wenn es mich wahnsinnig macht, dass ich nicht erkennen kann, welchen. Und so lasse ich mich fallen in die guten Worte, Gebete und Gesänge, bin Teil dieser Dorf- und Glaubensgemeinschaft und bringe das ganze Durcheinander in meinem Kopf zu unserem Herrn und Heiland. Niemand sieht hier hinten meine Tränen der Verwirrung, niemand hört meine rasenden Gedanken. Ich darf loslassen.

Nach dem Gottesdienst bringt der kleine Jasper den blinden Jasper zu mir.
„Bringst du mich zum Mittag zur Lene, Mädchen?"
Natürlich schlage ich dem alten Mann diesen Wunsch nicht aus. Und so laufen wir bald neben Klaas und Lene her. Meine vom langen Stillsitzen ganz kribbeligen Jungs laufen Hand in Hand vorweg. Meine Susanna läuft an meiner Seite und summt verträumt einen der Choräle aus dem Gottesdienst vor sich hin.
Klaas biegt kurz ab und kommt dann mit einigen Lebensmitteln nach zu Lene. Lene kocht mit meiner Hilfe für uns, und bald schon sitzen wir gemeinsam um ihren Tisch, danken für das Mahl und essen gemütlich. Nach dem Essen schnappt sich Klaas meine drei Kinder und geht mit ihnen in seinen Stall. Er will sie bei den Tieren beschäftigen.

Und eh ichs mich versehe, sitze ich zwischen Lene und Jasper. Lene schaut erwartungsvoll zu mir, und Jasper spricht mich sanft und leise an.
„Jetzt erzähl mal, Mädchen. Was liegt dir so schwer auf dem Herzen? Dürfen wir dir beim Sortieren helfen?"
Haben sich unsere Verbündeten jetzt gegen mich verschworen? Woher wissen die beiden, dass es mir nicht gut geht??? Dass Lene das sieht, kann ich verstehen. Aber Jasper hat doch heute noch nichts von mir gehört!
Ich brauche eine Weile, aber dann purzelt das ganze Durcheinander aus meinem Kopf, und ich rede mich leer, bis ich erschöpft gegen Jaspers Schulter sacke. Der legt einen Arm um mich und hält einfach mit mir aus.

Dann brummt er überlegend.
„Also. Wir haben Hannes. Wir haben dich, wir haben die drei Kinder. Wir haben das Leben hier im Dorf, und wir haben ein Leben im Schloss in Gieboldehusen. Hannes möchte dich und die Kinder gern bei sich haben. Jakob möchte Hannes als Vater und möchte zur Schule gehen. Bliebe er hier, bekäme er stattdessen ein karges, hartes Leben bei den Menschen, die er kennt und liebt, aber ohne die Möglichkeit, jemals hier herauszukommen, wenn ihm das hier alles zu eng wird. Susanna ist mit ihrem Wesen eher für ein behütetes Leben gemacht als für das einer Bäuerin. Peter ist das alles egal. Wo auch immer er aufwächst, er wird sich an nichts anderes erinnern, dazu ist er noch zu jung. Und du möchtest wohl den Hannes, aber eben nicht das Leben, das er führen wird. Denn du fürchtest dich vor dem Urteil der Menschen über dich und die Kinder. Und du möchtest alles richtig machen, weißt aber nicht mehr, was das eigentlich ist."
Einen Moment schweigt er.
„Und jetzt sage mir, Mädchen, wonach das aussieht."

Ich schlucke.
„Aber ... Aber ... ich hab doch nun schon zweimal nein gesagt. Ich kann doch jetzt nicht hingehen und ..."
Lene kichert.
„Na also. Jetzt steht dir nur noch dein Stolz im Wege."
Ich richte mich auf und schüttele energisch den Kopf.
„Ich weiß, dass Hannes sich nach mir richten würde. Aber ich habe einfach nicht das Recht dazu, ihn seiner Gesellschaftsschicht zu entreißen um meinetwillen. Irgendwann wird er sich langweilen mit mir, wird einsam sein. Und in die Hauptstadt zu seinem Bruder kann er mich erstrecht nicht mitnehmen."

Jasper schüttelt den Kopf und seufzt.
„Ach, Anna. Wenn mir meine letzten grauen Haare nicht zu wertvoll wären, würde ich sie mir jetzt raufen vor lauter Unsinn. Hannes hat sich hier mit Händen und Füßen dagegen gewehrt, als jemand Besseres behandelt zu werden. Vergiss nicht, er hat vier Monate lang in unseren Schuhen gesteckt. Wenn ihn das nicht seinem ursprünglichen Leben entfremdet hat, dann wird das deine Anwesenheit auch nicht schaffen."
Lene mischt sich nun auch wieder ein.
„Liebes, wo ist dein Mut geblieben? Hannes hat doch nun seine beiden Leben zueinander gebracht. Wenn er entscheidet, dass er das alles aushalten will, dann musst du ihm das nicht abnehmen. Willst du für den Rest deines Lebens traurig einem hätte-wollte-könnte hinterherweinen? Das Glück schreit förmlich nach dir. Greif zu!"

Eine ganze Weile sage ich gar nichts mehr. So, wie Jasper es eben zusammengefasst hat, klingt es so einfach und richtig. Alles spricht dafür, dieses karge Leben hinter mir zu lassen und mich von Hannes versorgen und verwöhnen zu lassen. Den Kindern ein sicheres Leben ohne Hunger und Plackerei zu ermöglichen. Letztendlich weiß ich nicht wirklich, was mich davon abhält, zu diesem Leben ohne Sorgen ja zu sagen.

„Warum ... Warum sitzen wir eigentlich hier?"
Lene greift lächelnd nach meiner Hand.
„Weil wir dir seit Wochen dabei zusehen, wie du hin und her taumelst zwischen der Freude an deinen Kindern und der Sehnsucht nach Hannes. Weil du nahezu jeden Tag eine andere Stimmung hast, immer wieder mit den Tränen kämpfst, völlig hilflos den Fragen deiner Kinder gegenüber stehst. Weil du dich hier im Dorf geborgen fühlst und von der Gemeinschaft getragen weißt und dennoch deine Augen immer wieder sehnsüchtig über den Wald hinaus nach Norden schweifen. Weil diese zutiefst verunsicherte, verzagte junge Frau nicht unsere Anna ist, die wir kennen. Du hast vor lauter Ungewissheit deinen Lebenswillen, deinen Gleichmut, deine innere Stärke und dein Gottvertrauen verloren. Wir machen uns Sorgen um dich."

Stumm nicke ich. Ich habe einen Kloß im Hals.
Dann ist auch klar, warum die Kinder meine Unsicherheit und Sehnsucht so sehr verspüren. Ich scheine, ohne es selbst gemerkt zu haben, wirklich völlig aus der Bahn geworfen zu sein.
„Und ..., ihr glaubt, dass ein Ja zu Hannes und diesem anderen Leben mich wieder in Einklang mit mir selbst bringen wird?"
Jasper schüttelt den Kopf.
„Das weiß Gott allein. Aber ich muss nicht Gott sein, um zu wissen, dass es so nicht weiter gehen kann, weil du grade dabei bist, den Boden unter den Füßen zu verlieren. Und davon haben die Kinder dann wirklich nichts. Du hast es immer wunderbar verstanden, deinen Kindern so viel Sicherheit und Lebensfreude zu vermitteln, dass sie sich nie so arm gefühlt haben, wie ihr eigentlich tatsächlich seid. Aber das zerrinnt dir und damit auch ihnen grade zwischen den Fingern."
Das ist wahr. Ich habe mich in meinem ganzen Leben noch nie so haltlos und verirrt gefühlt wie jetzt. Selbst, als die so geliebte Freifrau von Lenthe starb, war ich zwar traurig, aber nicht einsam. Denn sie hatte mich lieben, glauben und vertrauen gelehrt. Ich horche in mich hinein und stelle zum ersten Mal seit Wochen fest, dass ich innerlich ruhig werden und mich entspannen kann.

Ich sage immernoch kein Wort, aber Lene schaut mich nur an und lächelt.
„So ist es besser, Anna. Hab Mut. Warts ab, Hannes wird mit wehenden Fahnen hierher eilen, sobald er aus der Hauptstadt zurück ist. Und wenn er dann vor dir steht, dann spring über deinen Schatten und hör auf dein Herz. Deine Kinder sind jedenfalls kein Hindernis. Sie werden glücklich sein, wo auch immer du mit ihnen hingehst – solange DU glücklich bist."
Ich atme tief durch.
„Dann ... will ich wohl mein Haupt wieder erhoben tragen und Hoffnung in mein Herz lassen. Es wird kommen, wie Gott es fügt zu unserem Besten." 
Erleichtert, dass ich diese Last nicht mehr alleine trage, gehe ich nach Hause.

Guter Gott, erhalte mir diese Zuversicht von heute! Ich bitte dich - gib mir die Kraft, gib mir die Klarheit, gib mir eine Antwort für Jakob!

..................................................

30.1.2022

Bạn đang đọc truyện trên: Truyen2U.Pro