031 - glückliche Heimkehr - FR. 15.12.1570

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Als sich der Wald allmählich lichtet, hält Klaas die Kutsche an. Die Silhouette der Mühle ist im trüben Mondlicht auf dem Hügel zu erkennen. Die kleine Kate von Anna Adam liegt im Schatten des Hügels. Und aus der Luke in der Tür zum Stallgang leuchtet schwach ein Licht.     Sie wartet auf mich!
Der Pastor wendet sich zu mir um.
„Na dann, Hannes. Willkommen im Dorf, nun wirst du endlich dazu gehören. Ich wünsche dir und uns von Herzen, dass die Maskerade gelingt und deine Mörder davon nicht Wind bekommen."

Ich nicke bloß. Mir hat es ein wenig die Sprache verschlagen. Niemals hätte ich vor fünf Tagen geglaubt, dass es sich für mich anfühlen würde wie nach Hause kommen. Dass es mich so mit Glück erfüllen könnte, wieder an der Bodenluke hocken zu können, ihr beim Sticken zuzusehen und mich mit ihr zu unterhalten. Dass mein Herz vor Freude schneller schlagen würde bei dem Gedanken, dass Anna ihre Kinder wieder zu sich nehmen kann und ich endlich mit dieser liebenswerten kleinen Familie gemeinsam an dem langen Tisch sitzen darf. Ich wusste um meine Freude darauf, dass ich mich endlich nicht mehr verstecken muss. Aber nicht, dass mein Herz so sehr in dieser kleinen Kate schlägt, dass mich alles dahin zurückzieht.

Doch noch muss ich mich gedulden. Heute Nacht werde ich mitsamt dem Pferd bei Klaas einquartiert, und morgen werden wir unsere Posse fortsetzen. Der Pastor wird herum gehen und überall seine Geschenke ins Haus tragen, wird unter großem Hallo das Schwein in Bauer Ferzens Stall treiben lassen. Ich darf dabei mit Vergnügen und Ungeschick meines Amtes walten und das Schwein ausbüxen lassen, damit gleich jeder im Dorf weiß, dass ich zu nichts tauge. Der Vogt wird erstaunt den neuen Dorfbewohner begrüßen, die Dorfehrbarkeit einberufen und dann dafür sorgen, dass ich als Knecht der Frau Adam zugeteilt werde.

„Bereit?"
Mühsam reiße ich mich aus meinen Gedanken. Klaas hat nun der Übermut gepackt. Er grinst mich an und treibt dann das Pferd des Vogtes ein letztes Mal für heute an. Mit fröhlichem „Heiooo!" fährt er die Dorfstraße entlang. Die Abendbrotzeit ist längst vorüber, die Kinder sind sicher alle schon im Bett. Aber eine nach der anderen gehen die Türen der Bauernhäuser auf, und die Dörfler strecken neugierig ihre Nasen in die Nacht. Freude und Erleichterung ist auf allen Gesichtern zu sehen.

Klaas hält die Kutsche zwischen dem Pfarrhaus und seinem eigenen Hof an. Viele fleißige Hände packen sofort mit an, und Klaas dirigiert mit ruhigen Hinweisen, dass alles Gepäck sicher ins Pfarrhaus oder in seine eigene Diele getragen wird. Einer bringt Elias in seinen Stall, andere schleppen die vielen geheimnisvollen Bündel zu Klaas. Und Bauer Ferz sieht aus, als wolle er sein neues Schwein umarmen. Eine riesige Last fällt von seinen Schultern. Sein Knecht Kunz klopft ihm schließlich auf die Schulter und treibt gemeinsam mit ihm das Schwein in den Stall.    Da war ich wohl zu langsam ...

Ich mache mich also ganz still an allen vorbei mit einem Sack Heu und Hurtig am Zügel auf in Klaasens Stall. Erleichtert, dass alles gut gegangen ist, verräume ich den Sattel, versorge Hurtig mit Wasser und Heu, reibe ihn trocken und vergewissere mich auch sonst, dass es ihm gut geht. Dann greife ich meine Satteltaschen und gehe durch den Stallgang in die Diele. Ich suche mir aus all den Bündeln meine ganze Kleidung verschiedener Stände heraus und sortiere sie. Den Bauernkram muss Knecht Hannes ja offen mit rübernehmen. Aber alle gehobene Kleidung sollte ich verdeckt zu Anna auf den Dachboden tragen.

Endlich ist vorne Ruhe eingekehrt, und grade eben kommt Klaas mit einer abgedeckten Schüssel zur Vordertür herein. Er war eben noch bei Lene, hat sie begrüßt und ein warm gehaltenes Abendessen für uns erhalten. Schweigend sitzen wir an seinem Tisch und genießen die heiße Suppe, die uns von innen wärmt.

Dann geht Klaas in seine Kammer, legt zwei der neuen Decken für mich auf sein Bett, damit ich mich dazu legen kann. Kurz schaut er mich durch die offene Kammertüre an, wie ich da so unschlüssig mitten in der Diele stehe.
„Hannes?"
„Hm?"
„Das Dorf ist wieder ruhig, die Gass ist leer. Geh. Sie wartet."
Mein Kopf fliegt hoch. Klaas lächelt, kriecht unter seine alten Decken, legt sich schon zur Ruhe und pustet die Kerze aus.
„Geh. Du findest den Weg allein."

Ich stehe nicht lange im Dunklen, hier in Klaasens Diele.
„Gute Nacht, Klaas."
„Gute Nacht, Hannes."
Schnell greife ich meinen neuen, ganz einfachen Mantel und das Bündel mit der teureren Kleidung, laufe durch den Stallgang und mache mich auf den Weg über die Almende ums Dorf. Zu Anna Adam. Alle Müdigkeit ist verflogen. Der abnehmende Mond bescheint trübe meinen Weg. Wenige Minuten und einen kräftigen Fußmarsch später kratze ich an der Hintertür der kleinen Kate. Durch die Ritzen in der inzwischen geschlossenen Luke sehe ich schwaches Licht, und so trete ich einfach ein.

Anna hat am Herd gesessen und gestickt. Nun steht sie auf, legt das Wams des Verwalters beiseite und schaut mir entgegen. Ein paar lange Schritte, dicht stehen wir voreinander. Müde schaut sie zu mir auf, doch ihre Augen lächeln. Dann ist der kurze Moment vorüber. Anna löst sich von meinem Blick, greift nach einem Krug mit dampfendem Tee vom Rand ihres Herdfeuers und stellt ihn mit zwei Bechern auf den Tisch. Wir wissen beide nicht, was wir sagen sollen, schauen uns nur an.

Anna bricht schließlich das Schweigen.
„Gut, dass ihr wieder hier seid, Hannes. Wir haben uns Sorgen gemacht, nachdem der wild gewordene Thüringer und der gemeine Verwalter hier gehaust haben. Ist bei Euch alles gut gegangen?"
Ich nehme ganz kurz ihre Hand und drücke sie.
„Wir haben uns viel mehr Sorgen um Euch gemacht, nachdem der Grubenhagener Zöllner auf Klaasens Steine geschossen hat. Das hat den Thüringer aufgescheucht und Euch sehr viel Ärger und Unruhe eingebracht. Wir sind gut weggekommen, konnten alles erledigen und einkaufen. Aber das werden wir morgen in der Dorfehrbarkeit alles berichten. Jetzt bin ich zu müde dazu."
Ich mustere ihr müdes Gesicht und füge leise hinzu:"Ihr seht so müde aus, wie ich mich fühle. Geht es Euch gut, Frau Adam?"
Sie lächelt. „Jetzt ja, Hannes. Jetzt ja."

Wieder schweigen wir eine Weile.
„Konntet Ihr in Duderstadt etwas über Euch selbst herausfinden?"
Ich schüttele den Kopf.
„Nichts Bestimmtes. Klaas hat mich beobachtet, als wir am Vormittag Kleidung gekauft haben und ich dabei die gesellschaftliche Leiter immer weiter raufgeklettert bin. Er sagt, dass ich um so sicherer und natürlicher wurde, je gehobener mein Auftreten war. Aber das wussten wir im Grunde vorher schon. ... Ich habe jedenfalls inzwischen eingesehen und angenommen, dass ich wohl von adeliger oder jedenfalls gehobener Herkunft bin."
Anna Adam nickt.
„Im Gasthof ... es war so vertraut, den Klaas vorzuschicken, den Wirt von oben herab zu behandeln, nur das Beste zu empfangen. Das vertraute Gefühl im weichen Bett, bei gutem Essen. Es fühlte sich so ... normal an."

Anna malt mit ihrem Finger kleine Kreise auf die Tischplatte. Sie lächelt. Dann hebt sie ihren Blick, und für einen Kurzen Moment begegnen sich unsere Augen.
„Na, dann hoffe ich, dass Ihr im Schlaf umschalten könnt auf den Knecht Hannes, der bald hier auf meinen Dachboden zieht."
Grinsend stehe ich auf, drehe mich einmal um meine eigene Achse und verwandele mich dabei in den Dummbatz Hannes. Ich kratze ein paar Brocken Dialekt zusammen und stelle mich – nun ganz unterwürfig und verschämt – meiner zukünftigen Dienstherrin vor. Die lacht mich aus.

Dann steht Anna Adam auf.
„Gute Nacht, Hannes! Bis morgen."
Ich greife mein Kleidungsbündel, steige auf die Bank und werfe von dort aus das Bündel auf den Dachboden.
„Gute Nacht. Anna."
Ich warte ihre Antwort nicht ab, werfe keinen Blick zurück – sonst gehe ich heute gar nicht mehr. Der Rückweg dauert deutlich länger. Die Müdigkeit macht sich nun doch sehr bemerkbar, die Schritte werden schwer, ich spüre die Kälte deutlicher als zuvor durch meine Kleidung dringen.    Guter Gott, ich danke dir für das Gelingen dieser Reise. Ich freue mich so sehr, dass ich nun von diesem Dachboden herunter komme! Ich freue mich so sehr, bald Teil von Annas Haushalt sein zu dürfen. Ja, ich freu mich. Auf sie und auf die Kinder.     Ich kann es gar nicht verhindern - für den Moment macht es mich unsagbar glücklich. Ich schleiche mich von hinten durch den Stallgang ins Haus, ziehe Mantel und Holzklompen aus und taste mich zu Klaasens Kammer vor. Erleichtert krieche ich schließlich unter meine Decken neben ihm aufs Bett und schlafe sofort ein.

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31.1.2020

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