Kapitel 5

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Als ich Farah abgesattelt hatte, strich ich ihr über das nasse Fell. Ich legte ihr eine Decke auf, dann machte ich mich auf die Suche nach etwas Fett. Wenn wir schon gezwungen waren, Rast zu machen, dann wollte ich die Zeit nutzen und mich dem empfindlichen Leder des Zaumzeugs zu widmen.

Aus einer Kammer drang eine laute Stimme an mein Ohr - Alyn. Obwohl es unanständig war, zwang mich meine Neugier innezuhalten.

„... so viel besser als die meisten Männer! Ich werde keinen verstaubten alten Grafen heiraten, nur weil die Konventionen es so verlangen!"

„Herrin, es tut mir leid. Aber denkt an Euren Vater..."
„Mein Vater hat mich stets in meinen Ansichten unterstützt!"

„Ihr seid seine einzige Erbin. Ihr braucht einen starken Mann an Eurer Seite, der die Interessen Eurer Familie würdevoll vertritt."

„Senn ist ein tapferer Mann und er hat viel für dieses Land getan."

„Aber er besitzt weder einen Titel, noch hat er irgendeine Art von Familienhistorie vorzuweisen. Ich kenne alle bedeutenden Männer in Seyl und ein Senn ist mir noch nie untergekommen. Außer dieser legendäre Meuchelmörder, der beim Volk vor nicht allzu langer Zeit in aller Munde war. Offenbar ist er nun aber verschwunden. Wahrscheinlich wurde er endlich geschnappt und der Gerechtigkeit Genüge getan."

Alyns Stimme bebte vor unterdrücktem Zorn. „Valen, ich schätze Euch sehr. Ihr seid ein guter Freund meines Vaters und wart mir stets ein guter Lehrer. Aber Eure Ansichten sind hoffnungslos veraltet. Ich liebe Senn und ich werde ihn heiraten. Es ist mir egal, dass er keinen Titel trägt. Er macht mich glücklich und er ist kein armer Mann, auch wenn mir Reichtum gleich ist. Er wird gut für mich sorgen, sofern Seyl diesen Krieg übersteht. Bitte gebt ihm eine Chance, mir zuliebe. Es wäre mir von großer Bedeutung, solltet Ihr dieser Verbindung Euren Segen geben."

Lange herrschte Stille, schließlich hörte ich Valens Stimme. „Ihr wart schon immer ein ungewöhnliches Mädchen und ich höre die Leidenschaft in Eurer Stimme. Also schön, ich werde Euch nicht im Wege stehen. Aber sollte er Euch jemals unglücklich machen, dann werde ich ihn eigenhändig aufknüpfen."

Ich trat zurück und wandte mich ab, während meine Gedanken um Alyns Worte kreisten. Sie wollte mich heiraten? Das Wort hinterließ einen schalen Nachgeschmack. Es würde Verantwortung bedeuten, gebunden sein, Kinder... Bei den Göttern - Kinder! Sie wollte sicher Kinder.

Kleine Wesen mit lautem Stimmorgan und der Fähigkeit sämtliche Erwachsenen zum Wahnsinn zu treiben.

Ja, der Gedanke gefiel mir.

Auf einmal krachte es laut und ich zuckte zusammen. Im gleichen Moment fuhr ich herum, den Krieger zur Verteidigung erhoben. Aber es war nur Alyn.

Sie starrte mich an. „Du hast alles gehört, nicht wahr?" Ihr schien diese Vermutung nahezu körperliche Schmerzen zu bereiten.

Ich nickte langsam. „Ja, und der alte Mann hat recht. Ich bin alles andere als ein standesgerechter Gatte für dich."

Alyn machte einen Schritt auf mich zu und packte mich an den Handgelenken, ungeachtet der Klinge, die ich noch in der Hand hielt. Die Spitze war nur eine Fingerspitze von ihrem bebenden Körper entfernt. „Ich will niemand anderen. Nur dich." In ihrer Stimme schwang Leidenschaft. „Eher sterbe ich, als einen Bund mit einem Mann einzugehen, den ich nur eheliche, weil es die Konventionen gebieten. Mir selbst sind diese völlig gleichgültig."

Ich starrte in ihre angstvoll aufgerissenen Augen und spürte den Druck ihrer Finger auf meiner Haut. Ich lächelte. „Mir auch."
Dann löste ich mich aus ihrem Griff, steckte den Krieger weg und wandte ich mich ab.

„Wohin gehst du? Bitte, hör nicht auf die anderen. Ich liebe dich." Ihre Stimme klang qualvoll und ließ mich umdrehen.

Vorsichtig strich ich ihr eine wirre Strähne aus dem Gesicht. „Ich wollte doch nur Sattelfett suchen. Ich werde dich nicht verlassen. Nicht, solange ich es irgendwie verhindern kann. Aber ich hoffe, du weißt, was du tust. Wenn du mich heiratest, wirst du eine Ausgestoßene sein und auf vieles verzichten müssen."

Ich wollte Alyn das nicht aufbürden. Aber wenn ich eines gelernt hatte, dann dass sie sich durch nichts und niemanden von ihrem Weg abbringen würde. Und wenn dieser zu mir führte, war der selbstsüchtige Teil in meinem Inneren nur zu glücklich.

Alyn schluckte. „Das ist mir gleich. Sie waren mir schon immer gleich. Aber du bist es nicht."

Sie drückte sich in meine Arme und ich hielt sie fest. Für einen Augenblick gab ich mich nur dem Moment hin und vergaß die düstere Zukunft.

„Wir sollten zu den anderen zurück", meinte ich schließlich. „Sonst schlagen sie sich noch die Köpfe ein."

Alyn nickte. „Ich hole das Sattelfett für dich."

Wir trennten uns und ich ging zu den Reittieren und meinen Reisegefährten zurück. Ausnahmsweise fauchte sich jedoch niemand an, alle putzten friedlich die Pferde. Nur Sphen hielt etwas Abstand und hatte stattdessen auf einem Strohballen Platz genommen. Er saß da, mit hinter dem Kopf verschränkten Händen an die Wand gelehnt und geschlossenen Augen und wirkte dabei wie die personifizierte Entspannung.

Gegen meinen Willen verzog sich mein Mund zu einem Grinsen. Manchmal gab es auch in den dunkelsten Stunden unerwartete Momente der Freude.

Den Stall verließen wir lange nicht. Erst, als es draußen schon lange dunkel war, der Regen aber immer noch unvermindert auf den längst durchnässten Boden prasselte, führte Alyn uns ins Innere der Burg. „Jetzt im Frühling ist es noch recht kalt", erklärte sie entschuldigend, als wir uns alle tiefer in unsere Mäntel und Umhänge hüllten.

„Ich habe Valen gebeten, eine Mahlzeit aufzutreiben", fuhr sie fort. „Allerdings meinte er, es gäbe nicht viele Vorräte. Also erwartet nicht zu viel."

„Nachdem wir meistens dünne Suppen oder mageren Hasen zu essen bekommen haben, bezweifle ich, dass dieses Mahl uns enttäuscht", bemerkte Lapislazuli zynisch.

Sie behielt recht. Die übriggebliebene Dienerschaft schien sich alle Mühe gegeben zu haben und hatten aus dem Wenigen, das noch vorrätig war, mehrere verschiedene Speisen gekocht. Insbesondere im Umgang mit Kartoffeln schien der Koch äußerst vielseitig talentiert zu sein.

Ich hob eine Augenbraue, als ich den reicht gedeckten Tisch sah. „Das können wir wohl kaum alleine essen", stellte ich fest.

Alyn runzelte die Stirn, dann verzogen sich ihre Mundwinkel nach oben. Ich kannte dieses Grinsen. Es bedeutete meist, dass sie eine absolut unkonventionelle Idee hatte, bei der sich sämtliche ihrer Vorväter im Grab umdrehten, sofern sie nicht eingeäschert worden waren. „Warum speist ihr nicht mit uns?", richtete sie das Wort an die Dienerschaft. „Es ist genug für alle da und so könnt ihr berichten, was während meiner Abwesenheit passiert ist."

„Aber Herrin", warf der ehemalige Verwalter ein. „Das schickt sich nicht."

„Ich bestehe darauf." Ihr Tonfall machte deutlich, dass in dieser Angelegenheit das letzte Wort gesprochen war.

Mit großen Augen traten die drei Mägde, sowie die Köchin näher. Eine von ihnen hielt ein kleines Kind an der Hand, das sich ängstlich an seine Mutter klammerte. Nachdem wir Platz genommen hatten, setzten sich die vier Frauen sowie Gerold und Valen ebenfalls. Das kleine Kind drückte sich weiterhin an seine Mutter.

„Wie kommt es, dass Ihr nicht eingezogen wurdet?", fragte ich Gerold, der neben mir saß. Ich hatte absichtlich etwas abseits Platz genommen, sodass ich nun zwangsweise inmitten der Dienerschaft hockte. Ich wollte die Gelegenheit nutzen, um ein paar unauffällige Fragen zu stellen.

Gerold verzog den Mund. „Das ist einfach zu erklären, Herr." Er zupfte an seiner Hose und darunter kam ein Holzbein zum Vorschein. „Ich bin sozusagen ein Invalide. Aber glaubt nicht, dass ich meinen Dienst nicht mehr zufriedenstellend tun kann", fügte er hastig hinzu.

„Wie kommt es, dass Ihr ein Bein verloren habt?", wollte ich ehrlich interessiert wissen.

Die Wache warf einen kurzen Blick zu Alyn, die in eine Unterhaltung mit Lapislazuli versunken war. „Der Herzog hat viele Feinde und manche von ihnen glauben, ihn mit seiner Tochter erpressen zu können."

„Jemand wollte sie entführen?"

Gerold zuckte mit den Schultern. „Nicht nur einmal. Viermal um genau zu sein. Beim dritten Mal wurde ich am Bein verletzt und habe es anschließend durch Wundbrand verloren. Der Herzog hat dafür gesorgt, dass ich die beste Behandlung bekam und hat sogar diese Prothese bezahlt. Er ist ein guter Mann."

Die anderen Diener nickten zustimmend bei diesen Worten. „Er sorgt sich ehrlich um seine Angestellten. Nicht so wie viele andere", fügte die Älteste der Mägde hinzu.

„Er hat mich auch weiterhin behalten, als ich mit Timmy schwanger wurde", meinte die Magd mit dem Kind leise. „Andere hätten mich für diese Ungeheuerlichkeit vor die Tür gesetzt, aber er lachte nur, als ich es ihm gestand. Es tut der Burg gut, wenn sie von Kinderlachen erfüllt ist, sagte er."

Als wir zum Ende des Mahls kamen, waren alle über jeden Zweifel erhaben. Egal, was ihnen drohte, ihre gesamte Loyalität galt dem Herzog und dessen Tochter. Für ihren Herren würden sie durchs Feuer gehen. Niemand von ihnen würde es wagen, Alyn zu verraten.

Nun hoffte ich nur, dass sich niemand eingeschlichen hatte oder die Burg von außen beobachtete.

Irgendwann erhob sich Alyn und mit ihr der Rest der Gesellschaft. „Es war ausgezeichnet", lobte sie die Köchin. „Aber jetzt würde ich mich gerne hinlegen."

„Wir haben bereits Gemächer für Eure Begleitschaften hergerichtet", erklärte Valen steif. „Wenn die Herrschaften mir folgen würden." Rosena und Lapislazuli schlossen sich ihm an und Alyn übersetzte rasch für Sphen, der gefällig nickte. „Ein kurzes Nickerchen nach dem Essen hat noch niemandem geschadet", murmelte er.

„Senn?" Alyn starrte fragend in meine Richtung.

„Ich komme nach. Ich würde noch gerne die Burg etwas erkunden."

„Soll ich nicht lieber mitkommen?"

Ich schüttelte entschieden den Kopf. „Ich habe einen großartigen Orientierungssinn. Keine Sorge, ich werde mich schon nicht verlaufen."

Hin- und hergerissen zögerte sie für einen Moment, dann schloss sie sich den anderen an. Zu meiner Überraschung blieb Wladi ebenfalls zurück.

„Ihr könnt ruhig gehen", meinte eine der Mägde freundlich zu mir.

„Ich stehe wohl im Weg."

Sie wurde rot. „Aber nein, Herr."

Ich winkte ab und verließ den Speiseraum mit seinen holzgetäfelten Wänden und dem behaglichen Kaminfeuer, nur um mich in einer weitläufigen Halle mit einer großen, breiten Treppe wiederzufinden.

Wladi war mir gefolgt. Stumm starrte er mich an.

Ich ignorierte ihn und stieg die Treppe empor. Obwohl die Kälte durch die steinernen Mauern drang, wirkten die Räume äußerst behaglich. Im Gegensatz zu den meisten Burgen hatte man hier offenbar nachträglich große Fenster einbauen lassen, die einem einen fantastischen Blick auf die umliegende Landschaft ermöglichten.

Entweder gab es in Alyns Familie einen starken Zauberer, der diesen Umbau bewerkstelligen hatte können, oder sie hatte einen einflussreichen Freund gehabt.

Ich betrat einen Raum, der von einem großen Schreibtisch dominiert wurde. Dieser stand in der Mitte des Raumes, dahinter befand sich ein bequem wirkender Sessel mit grünem Sitzpolster. Das Ganze war so ausgerichtet, dass man beim Arbeiten einen guten Blick durch die gläsernen Balkontüren werfen konnte. Ich öffnete eine von ihnen und fand mich inmitten zahlreicher Pflanzenkübel wieder. Der Himmel war immer noch dunkelgrau, aber zumindest regnete es im Moment nicht. Tief atmete ich die frische Luft ein.

Langsam trat Wladi neben mich.

„Weißt du, was ich mich frage?", meinte ich auf Skarsch. „Du warst mehrere Jahre Sklave in der Schattenfeste. Ich kann mir nicht vorstellen, dass du in all den Jahren kein Wort skarsch gelernt hast. Warum schweigst du dennoch eisern?"

Wladi starrte mich an. Schließlich zuckte er mit den Schultern. „Ich hatte keine Grund zu reden", erklärte er holprig.

Ich nickte und wandte meine Aufmerksamkeit wieder dem herrlichen Ausblick zu. In der Ferne konnte ich den Bauernwald erkennen und direkt unter mir befand sich ein kleiner Obst- und Gemüsegarten, der zu dieser Jahreszeit jedoch brach lag.

„Warum du nichts sagen?"

„Was sollte ich denn sagen?"

„Du nicht sein böse?"

Ich zuckte mit den Schultern. „Es ist deine Entscheidung, mit wem du sprichst. Mir ist das reichlich egal. Aber du führst die anderen ziemlich an der Nase herum."

Wladi wirkte zerknirscht. „Es tut mir leid. Ihr seid alle sehr nett. Aber euer Land ist in Krieg mit meine Land, ja?"

„Ja. Offenbar. Es wird schwierig, dich sicher in deine Heimat zurückzubringen. Spätestens wenn wir den Mund aufmachen, sind wir tot."

„Ihr nicht sprecht meine Sprache", bestätigte Wladi. „Aber ich euch kanne beibringen."

„Zumindest Alyn, Sphen und mir", murmelte ich, bereits in Gedanken. „Rosena könnte dir weiter akrid beibringen, vielleicht gemeinsam mit Lapislazuli. Das würde die Kommunikation unheimlich erleichtern."

„Granah akra estí"

„Was bedeutet das?"

Wladi grinste und zeigte seine schiefen Zähne. „Das ist gut."


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