Kapitel 7

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Am Spätnachmittag stießen wir auf seltsame Bretter auf aufgeschütteten Steinhaufen, die in einer endlosen Spur unseren Weg kreuzten. Lange Schienen aus Eisen folgten ihrem Lauf. „Was ist das?", fragte Alyn, während sie mitten in einer Erzählung abbrach.

Ich runzelte die Stirn. „Es erinnert mich an die Schienen, auf denen die Bergleute im Norden ihre Wagen schieben."

„Aber hier sind keine Berge", stellte Rosena das Offensichtliche fest. Dann hielt sie inne. „Hört ihr das auch?"

Wir verstummten und lauschten angespannt. Zuerst hörte ich nur das Gezwitscher der Vögel, aber dann ein leises Rumpeln von links.

„Die Luft ist in Bewegung. Irgendetwas Großes ist im Anmarsch und es ist schnell", sagte Sphen und in seiner Stimme schwang ein Hauch Unsicherheit mit.

Das Rumpeln kam näher, direkt auf uns zu. Dann tauchte am Horizont ein wahrhaftes Ungetüm auf. Unsere Pferde begannen zu scheuen. Turrim stieg sogar auf die Hinterbeine, aber Alyn blieb gekonnt im Sattel. Lapislazuli klammerte sich an der älteren Frau fest und konnte sich so ebenfalls halten. Isa blieb stocksteif stehen mit weit aufgerissenen Augen, während Farah eine Kehrtwendung machte und in die andere Richtung fliehen wollte. Nur mit Mühe konnte ich sie am Durchgehen hindern.

Die Erde schien zu beben, als das grau-schwarze Ungetüm vorbeirumpelte und einen Schwanz aus Rot hinter sich herzog.

Als es schließlich in der Ferne verschwunden war und die Pferde sich allmählich wieder beruhigten, tauschten wir ratlose Blicke. „Was war das?", fragte Alyn immer noch atemlos.

„Es scheint mir eine Art von Kutsche zu sein", meinte ich nachdenklich. „Es waren Menschen darin."

„Welche Kutsche ist derart schnell und lang?"

„Ein Dämon", stieß Lapislazuli hervor.

„Was soll das denn nun wieder sein?" Alyn schien sichtlich durcheinander.

„Ein böser Geist, der die Menschen verführt, die Gesetze des Dschungels zu missachten."

„Ich glaube nicht, dass dieses Ding übernatürlicher Art war. Es muss eine andere Erklärung dafür geben", entschied ich voller Skepsis.

Alyn tätschelte Turrim, der zufrieden schnaubte. Dann richtete sie sich auf. „Wir werden es herausfinden", erklärte sie entschlossen. „Wir lassen uns doch nicht von so einer Lappalie abhalten."

Rosena seufzte leise. „Ich wünschte, ich könnte deine Zuversicht teilen."

Ich starrte nachdenklich in die Ferne. Wurde diese seltsame Kutsche von Magie angetrieben? Wenn ja, musste es in Erza sehr starke Magier geben. Vielleicht steckte jedoch etwas ganz anderes dahinter. Sollten wir etwas Zeit finden, musste ich dem nachgehen.

Erst jetzt bemerkte ich, dass mich alle anstarrten. Offenbar warteten sie auf meine Entscheidung.

Ich zögerte. Es juckte mich in den Fingern, diesem seltsamen Schienenstrang zu folgen, aber früher oder später würden wir erneut auf diese schnelle Kutsche stoßen und wenn ich in die Gesichter meiner Begleiter schaute, schien keiner von ihnen große Lust auf eine weitere Begegnung mit diesem seltsamen Gefährt zu haben. „Wir folgen weiter dem Weg, wie bisher", beschloss ich schließlich.

Langsam begann es zu dämmern und obwohl wir die Pferde in einen flotten Trab getrieben hatten, waren wir noch auf keinerlei Anzeichen menschlicher Besiedlung gestoßen. Als es schließlich zu dunkel wurde, nächtigten wir unter freiem Himmel. Die Pferde banden wir an einem einzelnen Baum fest, wo sie sofort zu grasen begannen. Wir hingegen mussten uns mit dem Rest an Dörrfleisch und etwas schalem Wasser begnügen. „Ich kann das Zeug nicht mehr sehen", schimpfte Alyn. Die beiden anderen Frauen nickten zustimmend.

„Euer Land ist nicht sehr fruchtbar. Bei uns gibt es das ganze Jahr über ausreichend zu essen. Man muss nur aus der Hütte treten." Lapislazuli starrte auf das kurze Gras der Wiese.

„Wir haben Frühling", erklärte Rosena geduldig. „Es dauert nicht mehr lange und dann wird sich auch hier reichlich an Nahrung finden."

Ich übersetzte alles für Sphen und Wladi, die mich hilfesuchend angeblickt hatten. Der ehemalige Assassine schüttelte verächtlich den Kopf. „Frauen sind zu weich. Sie sollten dankbar sein, dass wir überhaupt etwas zu essen bekommen. In der Wüste lernt man zu überleben. Sie sollte besser umkehren, wenn ihnen die Strapazen zu groß werden."

Alyn verschränkte verärgert die Arme. „Ich werde sicher nicht umkehren! Selbst wenn ich mich den Rest meines Lebens von diesem Fleisch ernähren müsste, würde ich um nichts in der Welt umkehren! Ich weiß sehr gut, wie man überlebt. Du bist schließlich nicht der Einzige, den manche tot sehen wollen."

Sphen richtete sich auf. „Dann beweis es mir, Mädchen."

Alyn erhob sich. „Nur zu gerne", fauchte sie.

Die Luft verdickte sich und ich sprang auf. „Hört sofort auf! Alle beide!"

Keiner von ihnen schenkte mir seine Aufmerksamkeit. Rosena begann zu würgen und Wladi sackte zusammen. Ich spürte wie zwei unterschiedliche Kräfte an mir sogen. Ich wusste nicht, was ich machen sollte. Anders als bei einem Faust- oder Messerkampf waren die beiden nicht aufeinander losgegangen, sondern standen sich reglos direkt in unserer Mitte gegenüber. Lapislazuli deren schwarzes Gesicht erstaunlich bleich wirkte, schüttelte den Kopf. „Ich... kann nichts tun... ohne ... zu töten." Schwer ließ sie sich gegen einen Baumstamm sinken.

„Ihr bringt uns noch alle um!", brüllte ich, aber es schien, als würde für die beiden der Rest der Welt nicht mehr existieren.

Ich taumelte zwischen die beiden und streckte abwehrend die Hände aus. Ein heftiger Wind begann an meinen Kleidern zu zerren und mir die Luft zum Atmen zu nehmen, während ich mich auf einmal unheimlich ausgelaugt fühlte. Es war, als würden sich Alyn und Sphen um meine gesamte Kraft streiten.

Du Narr, schalt ich mich. Welcher Idiot springt in eine reißende Strömung in der Hoffnung sie so aufzuhalten? Denn genau das versuchte ich zu tun. Ob ich wollte oder nicht, versuchte ich instinktiv meine Sinne beisammenzuhalten. Gerade als ich meinte, ich würde zerfließen, hörte es schlagartig auf.

Im selben Moment wurde ich ohnmächtig.

Als ich die Augen wieder aufschlug, blickte ich geradewegs in die beschämten Gesichter von Sphen und Alyn. Ein Stöhnen entfuhr mir, während ich mich langsam aufrichtete.

„Ihr Idioten", keuchte ich. „Bei den Göttern, ihr habt euch beide wie kleine Kinder benommen. Ihr wurdet mit mächtiger Magie beschenkt und statt sie verantwortungsbewusst einzusetzen, habt ihr wie ein Kleinkind mit dem Feuer gespielt. Ihr hättet uns alle töten können." Ich hielt inne, um rasselnd Luft zu holen. Ich fühlte mich wie gerädert. „Nein, ihr habt uns beinahe getötet. Ihr seid beide vernünftige Menschen, aber euer Verhalten war schändlich. Sphen, Alyn hat dasselbe Recht hier zu sein wie du und sie hat sich genauso bewiesen, wie der Rest. Wenn du das nicht akzeptieren kannst, bist du hier fehl am Platz. Musst du mit jedem in dieser Gruppe in eine Auseinandersetzung geraten? Was kommt als Nächstes? Willst du mich vielleicht ersticken?"

Erneut stockte ich und fasste mich. Dann fuhr ich fort: „Alyn – gerade du solltest mit Hieben unter der Gürtellinie umgehen können. Du bist in Kreisen aufgewachsen, in denen solche Aussagen mit Contenance aufgefasst werden, statt gleich aufeinander einzuprügeln. So etwas können wir uns nicht leisten."

Erschöpft ließ ich mich wieder zurück auf den Boden sinken. Ich spürte den leicht kratzigen Stoff einer der Decken unter meinem Kopf. „Ich hoffe, es ist niemand zu Schaden gekommen?"

Alyn schüttelte den Kopf. „Es geht allen gut", erklärte sie bedrückt.

„Gut. Und nun entschuldigt euch bei allen. In Zukunft hoffe ich, dass ihr zusammen- und nicht gegeneinander arbeiten werdet. Wir haben schon genug Feinde."

Ich schloss die Augen und legte eine Hand gegen die Stirn in der Hoffnung ihre Kühle möge meine hämmernden Kopfschmerzen lindern.

„Senn?" Eine zaghafte Stimme ließ mich meine Augen wieder öffnen.

„Was ist los?", fragte ich müde.

Alyns Miene spiegelte immer noch ihre Zerknirschtheit wider. „Wie hast du das gemacht?"

„Was?"
„Wie konntest du sowohl meine als auch Sphens Kraft stehlen?"

Ich runzelte die Stirn. „Ich habe was?"

Sie wiederholte ihre Worte.

„Das ist unmöglich. Ich habe keine Ahnung, was eben passiert ist, aber ich verzichte gerne auf Selbstversuche dieser Art."

Sie nickte. „Bist du mir noch böse?"

Ich hob eine Augenbraue. „Ist das dein Ernst?"
Alyn senkte den Blick. „Ich verstehe", murmelte sie niedergeschlagen und sie richtete sich auf.

Ich packte ihren Arm und sie hielt inne. „Natürlich bin ich verärgert über das, was du und Sphen dort eben veranstaltet habt. Aber ich liebe dich so sehr, wie ich Sphen respektiere. Ich kann euch einen dummen Fehler nachsehen. Sollte das jedoch wieder passieren..." Ich brach ab und sie nickte.

„Nie wieder", erklärte sie entschieden.

„Gut und jetzt lass mich schlafen. Kümmert euch um die Wache. Wir mögen vielleicht niemandem begegnet sein, aber ich möchte unser Glück nicht überstrapazieren."

Kaum hatte ich die Augen wieder geschlossen, war ich auch schon eingeschlafen.

Am nächsten Morgen fühlte ich mich schon wesentlich erholter. Mit steifen Gliedern erhob ich mich. Zu meiner Überraschung saßen Alyn und Sphen in aller Eintracht beieinander und unterhielten sich angeregt, während der Rest noch schlief.

Als ich mich ihnen näherte, blickten beide auf. „Geht es dir wieder besser?", fragte Alyn immer noch besorgt. Anhand ihrer müden Gesichter erkannte ich, dass keiner von ihnen viel geschlafen hatte. „Ihr hättet ruhig auch die anderen Wache halten lassen dürfen. Selbst Wladi und Rosena können uns wecken, sollte jemand gedenken, uns anzugreifen."

„Wir konnten sowieso nicht schlafen."

Sphen nickte. „Nicht nach gestern." Schamesröte färbte seine Wangen.

„Ich hoffe, ihr habt euch ausgesprochen."

Alyn und Sphen tauschten einen vielsagenden Blick. „Das haben wir", bestätigte Alyn schließlich.

„Gut, dann können wir ja weiterreiten." Ich stiefelte zu Farah und begann ihr Fell zu striegeln. „Weckt die anderen. Zum Frühstück gibt es Dörrfleisch. Mehr haben wir nicht mehr."

Eine Stunde später saß jeder abgesehen von Sphen auf dem Rücken eines Pferdes.

Die Sonne schien kräftig und es versprach, ein warmer Tag zu werden. Das gute Wetter hellte die Stimmung merklich auf. Immer wieder warf ich kleine Seitenblicke auf Sphen und Alyn, aber keiner der beiden verhielt sich auffällig.

Vielleicht hatten sie es tatsächlich verstanden. Zumindest hoffte ich das.

Auf einmal stieß Rosena einen überraschten Ausruf aus. „Seht doch, da vorne!"

Ich wandte den Blick von Alyn und starrte in die angegebene Richtung. Rauchschwaden. „Da ist ein Dorf!", rief Rosena glücklich aus.

„Tatsächlich." Unglaube sprach aus Lapislazulis Stimme.

Die Pferde spürten unsere Unruhe und fielen in einen flotten Trab. Bald tauchte unter den Rauchschwaden tatsächlich eine kleine Siedlung auf. Zu unserer Überraschung besaß das Dorf keinerlei Mauern.

„Wie schützen sich die Bewohner des Nachts vor Wegelagerern?", fragte Alyn.

Keiner wusste darauf eine Antwort.

Die Häuser waren eine bunte Mischung aus Stein- und Holzgemäuern. Die Dächer jedoch wurden allesamt von Ziegeln bedeckt. Auf den Weiden ringsum graste allerlei Nutzvieh. Kühe, Schafe, Ziegen, Schweine und auch Pferde konnte ich entdecken.

Bei manchen der Häuser handelte es sich um Gehöfte mit angrenzenden Stallungen und Scheunen, andere waren offenbar reine Wohnhäuser mit bunt blühenden Gärten. Eine Schar Gänse schnatterte lautstark, als wir an ihnen vorbeiritten.

Eine Frau, die gerade frisch gewaschene Wäsche aufhängte, musterte uns neugierig, ehe sie sich wieder ihrer Arbeit zuwandte. Wir folgten dem nun intakten Weg in die Mitte des Dorfes. Vor einem Haus standen einige Holzbänke und -tische, an denen einige ältere Menschen sowie Familien mit Kindern saßen und speisten. Dabei unterhielten sie sich munter.

„... behauptet ja, dass die Liesl..." ...morgen die Oma besuchen..."

„Sie sprechen akrid. Wenn auch in seltsamen Tonfall", stellte Alyn erleichtert fest. Ich nickte. Ich war mir sicher, dass ich diesen schon einmal gehört hatte, wenn auch in abgeschwächter Form. Bloß wo?

Wir saßen ab und näherten uns zu Fuß. Einer nach dem anderen hob den Kopf und musterte uns ebenso neugierig wie schon zuvor die einzelne Frau. „Mama schau mal, ein Skara! Ein echter Skara!", rief ein Kind aus und zeigte auf Farah.

Die Mutter fasste das Mädchen am Handgelenk. „Schtt, man zeigt nicht mit dem Finger auf fremde Leute."

„Aber ich habe doch das Pferd gemeint, Mama. Das ist ein Skara." Die Begeisterung in seiner Stimme war nicht zu überhören.

„Wo ist denn der Wirt?", fragte ich langsam.

„Hey, Sepp, da sind ein paar Fremde, die brauchen dich", brüllte einer der älteren Männer.

Es dauerte nur einen Moment und ein großgewachsener Mann mit einem grauen Haarkranz um seinem sonst blanken Haupt trat aus der Tür. Er trug ein waldgrünes Sakko über seinem karierten Hemd und um seine Taille war eine weiße Schürze gebunden. Ein reichlich merkwürdiger Anblick.

„Fremde?", rief er mit einer dröhnenden Stimme. „Das haben wir recht selten. Wir wohnen sehr weit außerhalb. Woher kommen Sie denn?"

„Sie sind von Westen gekommen!", rief da eine aufgeregte Stimme. Die Frau von eben kam angelaufen. Ihr Gesicht war vor Anstrengung gerötet und ein Schweißfilm glänzte auf ihrer Stirn.

„Von Westen?", rief ein älterer Junge aus. Offenbar der Bruder des kleinen Mädchens, da sie nebeneinander auf einer Bank hockten und sich doch recht ähnlich sahen. „Aber im Westen ist doch nichts."

„Ich weiß! Ich weiß!" Das Mädchen hüpfte aufgeregt auf und ab. „Sie kommen aus den verlorenen Ländern!"

„Anna, setz dich wieder hin und sei still", schimpfte die Mutter.

Ich wechselte einen ratlosen Blick mit meinen Gefährten.

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