Kapitel 8

Màu nền
Font chữ
Font size
Chiều cao dòng

„Habt Ihr Zimmer frei, in denen wir nächtigen können?", fragte Alyn schließlich.

„Was?" Der Wirt starrte uns verwirrt an.

„Sie wollen wissen, ob du ein paar Zimmer frei hast", erklärte einer der Männer.

Der Wirt kratzte sich am Kopf. „Ach so. Ja, natürlich. Ich geb gleich meiner Frau Bescheid. Dann kann sie die Zimmer herrichten. Wir hatten schon länger keine Gäste mehr. Wollen Sie etwas essen?" Er sah uns an und mir ging auf, dass er mit uns gesprochen hatte.

„Ja", erwiderte ich hastig. „Das wäre sehr nett."

Der Wirt nickte. „Dann setzen Sie sich."

„Wo können wir unsere Pferde unterstellen?", beeilte ich mich zu fragen, ehe er wieder nach drinnen verschwand.

„Ach ja, stimmt. Kommt mit, wir haben noch Ställe von früher. Jetzt stehen da ja nur noch der Franz und die Greta, meine beiden Kutschenpferde. Gute alte Mahrländer. Aber die Boxen sind noch in gutem Zustand. Ich muss sie nur schnell einstreuen."

Er führte uns zu einem steinernen Gebäude. „Mein Ururururgroßvater hat damals viele Reisende versorgt. Da gab es noch regen Verkehr. Deshalb hat er damals den Stall neu gebaut. Steine sind so viel solider als Holz. Na ja, aber seit dem Krieg haben wir ja keinen Kontakt mehr zum Westen. Aber der Stall ist geblieben." Er öffnete die breite Tür. „Wollen Sie Ihre Pferde vielleicht zuerst auf die Weide bringen? Bis die Boxen fertig sind?"

Ich warf einen Blick auf die nackten Boxen, an denen wir vorbeigingen. „Das wäre vielleicht angebracht."

Der Wirt nickte. „Folgen Sie mir." Er schob ein Tor auf kleinen Rollen beiseite und ging in die geräumige Box. „Da stehen meine Beiden immer drinnen. Momentan sind sie aber draußen." Er verließ den Stall durch eine breite Öffnung am gegenüberliegenden Ende. Draußen grasten zwei große braune Pferde mit Fesselbehang und heller Mähne. Eines sah kurz auf, als es uns hörte, ließ sich aber nicht weiter stören.

Ein Zaun trennte die kleine Koppel von weiteren. In eine davon stellten wir unsere Pferde, sattelten sie ab und schleppten unser Reisegepäck wieder ins Innere.

„Ich sag meinem Sohn Bescheid, dass er die Boxen herrichtet. Die Sättel können Sie einfach hierhin hängen." Er deutete auf die Tür einer Box, in der sich allerlei Gerümpel stapelte. Von alten Holzbänken über einen Schrank, bis hin zu Kutschenrädern und Fässern.

Wir folgten dem Wirt wieder zu den anderen Gästen. „Setzen Sie sich. Ich schicke die Rosa, die kann dann Ihre Bestellung aufnehmen."

Wir ließen uns auf einer noch leeren Bank nieder, das Gepäck legten wir dahinter. Ich streckte meine müden Glieder und beobachtete die Dorfbewohner unter halb geschlossenen Lidern. Diese beachteten uns weitgehendst nicht, warfen jedoch ab und an verstohlene Blicke zu uns herüber. Nur die Kinder starrten uns unverhohlen an.

Eine junge Frau mit einer Schürze trat aus dem Haus. Sie blinzelte kurz in der Sonne, dann trat sie auf uns zu. „Was darf ich Ihnen zu trinken bringen?"

Ich übersetzte für Sphen und Wladi. Die Frau runzelte kurz die Stirn und blickte abwartend zwischen uns hin und her. „Tee." Sphens Miene nahm einen genießerischen Blick an. „Ich habe schon so lange keinen anständigen Tee mehr getrunken."

„Du willst Tee zum Essen trinken?" Alyn klang entsetzt.

„Er hätte gerne Tee", erklärte ich der Bedienung.

Sie nickte, ohne mit der Wimper zu zucken. „Schwarz, Kräuter oder Beeren?"

Überrascht übersetzte ich für Sphen. Das war das erste Dorf außerhalb Skarameschs, in dem man schwarzen Tee bekommen konnte.

„Schwarz natürlich."

Ich gab seine Worte wieder und die Bedienung notierte sich das auf dünnem Papier. „Und der Rest?"

Wladi wünschte sich Honigmet. Die Bedienung schüttelte den Kopf. „Kein Alkohol für Kinder."

Erstaunt starrten wir sie an. „Kein Alkohol für Kinder?", wiederholte Alyn entgeistert. „Ja, was soll er denn dann trinken? Etwa Milch?"

„Milch haben wir auch, aber es gibt auch Wasser sowie Säfte. Momentan zwar nur Birne, Karotte und Apfel, aber vielleicht will er ja einen davon?" Sie warf einen Blick auf Wladi.

Der zuckte nur mit den Schultern, als ich ihm übersetzte. „Dann halt Apfelsaft."

„Das hätte ich auch gerne. Ich habe noch nie Apfelsaft getrunken", staunte Rosena.

„Wasser", bestellte Lapislazuli kurz angebunden.

„Sprudelnd oder still?"

„Wie?"

Die Bedienung seufzte. „Ob Sie es sprudelnd oder still haben wollen."

Lapislazuli zuckte mit den Schultern. „Dann sprudelnd. Ich mag es, wenn das Wasser in Aufruhr ist."

Ich konnte erkennen, dass die Bedienung langsam überfordert war. „Kann man diese Säfte auch mischen?", fragte ich neugierig.

„Natürlich. Mit Wasser. Beider Art", fügte sie noch rasch an.

„Dann hätte ich gerne sprudelndes Apfelwasser", erklärte Alyn mit leuchtenden Augen.

„Für mich bitte einfaches Wasser."

Die Bedienung floh erleichtert von unserem Tisch, als sie sich auch meine Bestellung notiert hatte.

Kurze Zeit später kam sie mit unseren Getränken und fragte nach dem Essen. Als wir ratlose Blicke wechselten, seufzte sie auf und deutete auf die kleinen Bücher, die auf unserem Tisch lagen. „Da drin steht, was wir anbieten."

Während ich mein Wasser trank, vertiefte ich mich in die Karte.

„Was steht da drin?", wollte Lapislazuli neugierig wissen. Sie mochte vielleicht fließend Akrid sprechen, aber lesen konnte sie es nicht.

„Das ist eine Auswahl an verschiedenen Gerichten", erklärte Alyn fasziniert. Sie las alle vor und ich übersetzte für Sphen und Wladi. Als die Bedienung schließlich zurückkam, hatten wir alle gewählt.

Das Essen schmeckte ausgezeichnet. Ich hatte mich für Schweinefleisch entschieden, welches mit gebratenen Kartoffeln serviert wurde. Lapislazuli verzehrte genüsslich ein riesiges Stück Fleisch, das Innen noch rot war, während Rosena in Gebäck umwickelte Äpfel gewählt hatte.

Am Ende waren wir alle satt und zufrieden. Schließlich zahlten wir. Die Bedienung warf einen verdatterten Blick auf die Goldmünze, die ihr Alyn hinhielt.

„Da muss ich erst den Chef fragen", murmelte sie und verschwand eilig.

„Offenbar herrscht hier eine andere Währung", fasste Alyn wieder einmal das Offensichtliche in Worte.

Kurze Zeit später kam die Bedienung wieder zurück. „Ich kann Ihnen leider nicht rausgeben."

Alyn zuckte mit den Schultern. „Ihr könnt das Wechselgeld behalten."

Die Augen der Frau wurden groß. „Danke", presste sie schließlich hervor. „Ich wünsche Ihnen noch einen schönen Abend." Mit diesen Worten verschwand sie hastig wieder ins Innere des Hauses. Wir waren ihr wohl unheimlich. An der Tür hielt sie inne, weil ihr ein Junge entgegenkam, zu jung, um Mann genannt zu werden, zu alt, um noch ein Kind zu sein. Er blickte verdrossen Richtung Stall, ehe er sich dorthin begab. Offenbar der Sohn des Wirtes.

Die alten Männer, die immer noch beisammen saßen, riefen ihm spöttische Kommentare hinterher. Der Junge winkte nur mit einer Hand ab, ohne sich auch nur umzudrehen.

Nach und nach verließen die Gäste ihren Platz in der Sonne. „Mama, Mama, darf ich noch den Skara sehen?" Das Mädchen namens Anna zupfte ihrer Mutter am Ärmel.

Diese tauschte mit einem Mann, offenbar der Vater, einen vielsagenden Blick. „Also schön", seufzte sie. „Aber nur kurz."

Als sich die Familie entfernte, fiel mir auf, dass sowohl die Tochter als auch die Mutter Hosen trugen. Auch Alyn hatte es bemerkt. „Habt ihr das gesehen?", fragte sie aufgeregt. „Die Frauen tragen Hosen."

„Aber das gehört sich nicht", rief Rosena aus.

Lapislazuli zuckte mit den Schultern. „Kann doch jeder tragen, was er will. Ich persönlich bevorzuge ja kurze Röcke. Sie gewähren die meiste Freiheit."

Ich verzog kurz das Gesicht. So genau hatte ich das nicht wissen wollen.

Sphen sagte zu meinem Erstaunen nichts. Entweder ihm war die Thematik völlig entgangen oder er wusste, dass er die unvermeidbare Diskussion sowieso nicht gewinnen konnte. Selbst wenn Rosena seine Ansicht teilte. Gegen Lapislazuli und Alyn kam so schnell niemand an.

Als die Sonne sich dem Horizont näherte, wurde es merklich kühler. „Wir sollten hineingehen", schlug ich deshalb vor.

Wir sammelten unser Gepäck auf und traten ins Innere. Rechts und links zweigten zwei offene Türen ab und gaben den Blick auf eine Ansammlung von Tischen und Bänken frei. Dahinter kam eine Treppe, die schon nach wenigen Stufen die Richtung änderte. Direkt darunter befand sich ein Tresen, hinter dem der Wirt stand und mit einem alten Mann plauderte. Als er uns bemerkte, winkte er uns zu sich.

„Benötigen Sie immer noch ein Zimmer?"

Ich nickte. „Wenn wir alle in eines passen?"

Der Wirt lachte. „Wohl eher nicht. Wir haben Ein- und Zweibettzimmer. In manche kann man noch ein weiteres Bett stellen, sollte das erwünscht sein."

„Ich denke, wir werden drei Zweibettzimmer nehmen", sagte ich mit einem Blick auf meine Gefährten.

„Also schön, mehr hätten wir sowieso nicht. Hier bitte einmal unterschreiben und hier sind die Schlüssel."

Ich starrte auf verwirrt auf das geöffnete Buch, das er zu mir geschoben hatte.

„Einmal hier", erklärte der Wirt und deutete auf eine kleine Zeile. „Adresse ist optional. Hier der Stift." Er drückte mir eine seltsame Stange in die Hand. Mit Erstaunen stellte ich fest, dass sich eine Kappe abnehmen ließ. Darunter kam ein spitzer Schaft zum Vorschein, der an eine Feder erinnerte.

Ich drückte sie gegen das Papier und Tinte floss heraus. Es kostete mich einiges an Mühe, nicht zu fasziniert dreinzublicken. Ich kritzelte Senn in das Kästchen, dann verschloss ich den Stift wieder. „Der ist sehr schön", sagte ich.

Der Wirt runzelte die Stirn. „Der Füller? Er ist eigentlich recht gewöhnlich. Sie können ihn haben, wenn sie wollen. Meine Nichte ist mit einem hohen Tier dort in der Herstellung verheiratet und jetzt bekomme ich ständig welche geschenkt. Ich weiß schon gar nicht mehr wohin mit dem Zeug."

„Danke", sagte ich ehrlich erfreut.

„Keine Ursache. Hier die Schlüssel. Zimmer drei, vier und sechs. Einfach die Treppe hoch. Zimmer drei ist links, die anderen beiden rechts. Wenn Sie noch etwas benötigen - ich bin hier bis zweiundzwanzig Uhr."

Ich hatte zwar keine Ahnung, auf welche Zeit er anspielte, aber ich bedankte mich trotzdem.

Alyn und ich gingen in Zimmer drei, die anderen bogen rechts ab.

Der Raum war geräumig und das breite Bett offenbar frisch bezogen. Darüber hinaus gab es noch einen Schrank und unter dem Fenster einen kleinen Tisch mit zwei Stühlen. Wir legten unser Gepäck ab und ich trat sofort ans Fenster. „Du kannst nicht aus deiner Haut, was?", fragte Alyn. „Glaubst du wirklich, wir werden von hier schnell verschwinden müssen?"

Ich zuckte mit den Schultern. „Wer weiß."

Alyn lachte. „Ich sehe einmal nach den anderen."

Ich hörte, wie sich die Tür öffnete und wieder schloss. Vom Fenster aus blickte man direkt in den Hof. Gerade kam der Junge aus dem Stall und schlurfte zurück ins Haus. Kurze Zeit später verließ der alte Mann, mit dem sich der Wirt unterhalten hatte, das Gebäude und eilte zur Straße. Schließlich verschwand er hinter einer Häuserecke. Zwei Meisen schwirrten vom Baum, der direkt neben dem Haus stand, zu den Bänken, wo sie eifrig nach Krummen pickten.

Auf einmal kam Alyn in mein Zimmer gestürmt. „Das musst du dir ansehen!", rief sie in heller Aufregung.

Ich packte einen Dolch und folgte ihr. Sie deutete auf eine verschlossene Tür uns gegenüber. „Hier." Sie drückte die Klinke und stieß sie auf. „Ist das nicht unglaublich?"

Ich starrte hinein. Alyn drehte an einer seltsamen Apparatur und Wasser kam aus einem Hahn. „Da kommt Wasser heraus und so ein Ding wie in Skaramesch gibt es auch." Sie deutete auf die Latrine, die sehr viel moderner aussah als alle, die ich zuvor gesehen hatte. „Und weißt du was das Beste ist? Das Wasser ist warm! Ich glaube, ich werde mich gleich waschen. Ab mit dir, du kannst es später auch probieren."

Das tat ich auch. Nachdem eine duftende Alyn regelrecht ins Zimmer geschwebt war, um ihren schlanken Körper nur ein Handtuch gewickelt, verließ ich den Raum hastig, ehe ich noch auf unanständige Gedanken kam.

Dieses Mal fiel mir auf, dass an der Tür eine kleine Metallfigur hing, die wohl eine stilisierte Frau darstellen wollte. An der Tür daneben befand sich ihr männliches Pendant. Offensichtlich wurde hier strikt nach Geschlecht getrennt. Kurz fragte ich mich, was die Paradiesvögel machten, Menschen, die sich weder als Mann noch als Frau sahen. Wurden sie in Erza etwa ebenfalls diskriminiert? Das konnte ich kaum glauben. Dieses Land schien so viel fortschrittlicher als alles, was ich je zuvor gesehen hatte.

Ich verriegelte die Tür, dann untersuchte ich alles genau. Im Gegensatz zu den Latrinen in Skaramesch konnte man hier einen Hebel drücken, worauf frisches Wasser angeschwemmt kam.

Danach stellte ich mich in die flache Wanne unter den breiten Wasserstrahl, der in feinen Tröpfchen aus dem Hahn kam. Diese Erfindungen boten ungeheures Potenzial. Wenn sie in Seyl eingeführt werden könnten, würde das viele Missstände beseitigen. Der Gedanke gefiel mir.

Als ich ins Zimmer zurückkehrte, war ich guter Dinge. Alyn sprang mir fast entgegen. „Sieh mal, was ich noch entdeckt habe." Sie deutete auf einen Schalter an der Wand. Mit einem Finger legte sie ihn um. Auf einmal war das Zimmer hell erleuchtet. „Ist das nicht fantastisch?" Alyn drückte den Schalter erneut und es ging wieder aus. Dann machte sie es wieder an. „Ich liebe dieses Land. Es gibt so unheimlich tolle Dinge."

„Ja, das stimmt", musste ich zugeben. „Allerdings frage ich mich, warum es keinen Kontakt mehr zur bekannten Welt hält. Wir sind immer davon ausgegangen, dass es mit großen wirtschaftlichen Problemen zu kämpfen hat oder dass alle Bewohner an einer geheimnisvollen Seuche gestorben sind. Doch wenn ich mich umsehe, scheint mir, als stünde es um Erza bestens. Es ist unserer Zeit weit voraus."

Alyn wirkte nachdenklich. „Das stimmt wohl. Vielleicht wollten sie nichts mehr mit uns zu tun haben, weil wir so rückständig sind. Das ist aber nicht gut."

Ich zuckte mit den Schultern. „Was auch immer der Grund war, das ist alles lange her. Aber ich werde es trotzdem herausfinden."

Alyn hopste aufs Bett und federte dort auf und ab. „Wenn einer, dann du. Aber sicher nicht mehr heute. Lass uns schlafen. Jetzt starr doch nicht schon wieder aus dem Fenster. Hier sind wir sicher."

Ich seufzte und stieg zu ihr ins Bett.

Sicherheit - zu schön, um wahr zu sein. Alyn sollte sich irren.


Bạn đang đọc truyện trên: Truyen2U.Pro