KAPITEL 2 - LILLIANA (1)

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IN EINEM TRAUM, EINE STADT AUF DEM PLANETEN ERDE

Obwohl alles um Lilliana herum still war und sie einige Sekunden brauchte, um sich an das helle Licht zu gewöhnen, fühlte sie sich sofort in ihre Kindheit zurückversetzt. Sie hatte lange nicht mehr an die vertrauten Hallen und Korridore gedacht, die sie zuletzt im Alter von zehn Jahren durchwandert war. Jede Nacht aufs Neue hatte sie sich allein, von aller Welt verlassen an diesem seltsamen, stillen Ort wiedergefunden. Und nun, nach beinahe fünf Jahren der Ruhe, landete sie plötzlich wieder hier. Eigentlich hätte ihr das alles, all die Pracht und Schönheit dieses Zauberorts fremd und vergessen vorkommen müssen, doch dem war nicht so. Lilliana erinnerte sich an jedes einzelne Detail. An die Schnörkel der riesigen, vergoldeten Flügeltür. An das seltsame Licht, das sie an sonnige Tage draußen am See erinnerte. An die winzig kleinen Mosaiksteinchen, die den Boden zu einem gigantischen Kunstwerk machten. An all das erinnerte sie sich, nur nicht an die fünf Wesen, die nun um sie herumstanden. 

Auf den ersten Blick wirkten sie wie Menschen, hoch gewachsen und blass. In edlen Gewändern, die nicht von dieser Welt zu sein schienen. Verwirrt hob Lilliana den Kopf, sah die Fremden genauer an, ehe sie erschrocken zurückwich. Es waren keine Menschen, so viel stand für Lilliana fest. Dafür waren die fünf zu groß und zu schön. Sie strahlten etwas Magisches aus, wirkten, als wären sie nicht von dieser Welt. Ihre Haut war so blass wie der Marmor um sie herum. Die Haare der beiden Frauen leuchteten so bunt wie ihre Kleider und waren zu riesigen Hochsteckfrisuren aufgetürmt. Es dauerte eine Weile, bis Lilliana sie hinter all den Puderschichten und den extravaganten Kleidern erkannte. Sie hatte ihre Bilder gesehen, damals, als sie noch allein durch das Schloss gewandert war. Königin Solaia und ihre Zwillingsschwester Violetta. Dann mussten die beiden Männer zu ihren Seiten die Königsbrüder sein. 

Lilliana konzentrierte sich, grub tiefer in ihren Erinnerungen an diese unglaublich lebendigen Träume, bis sie wieder als Zehnjährige in dem langen Saal voller Bilder und Statuen stand, der sich irgendwo in dem riesigen Schloss befand. Die Fremden beobachteten sie weiter, schienen fast in ihren Bewegungen erstarrt zu sein und gaben ihr so Zeit, in Gedanken den Saal, die Ahnengalerie der Familie Tallion, wie es auf einer Plakette an der Tür hieß, zu durchwandern. Es war ihr unheimlich, wie gut sie sich an jedes noch so kleine Detail der Bilder erinnern konnte. An die vielen Gesichter, die ihr teils lächelnd, teils ausdruckslos entgegen starrten. An die in Regalen und Vitrinen ausgebreiteten Gegenstände, die einst den Wesen auf den Bildern gehört hatten. Tagebücher, Schwerter, Zauberstäbe und allerlei anderer Gegenstände, die Lilliana nicht genau zuordnen konnte. An die abgestandene Luft und den Staub, der sich auf manchen Statuen sammelte wie eine zweite weiche Haut. Sie musste damals die erste Besucherin seit langer Zeit gewesen sein. Langsam war sie an den Bildern vorüber gelaufen, hatte den lächelnden Tallions zugenickt, sich vor manchem König verbeugt und den grimmigen Gesichter die Zunge herausgestreckt. Nicht gerade angebracht für eine Zehnjährige, aber es war schließlich niemand dort gewesen. Und Bilder und Statuen sprachen bekanntlich nicht. Ihr zehnjähriges Ich fuhr mit den Fingerspitzen über eine der eingestaubten Figuren, hinterließ jedoch keine Spuren, als wäre sie selbst ein Geist, weniger noch als ein Lufthauch, der durch das Zimmer wehte. Es war unheimlich still gewesen, nicht einmal ihre Schritte hatte sie gehört, als sie in einen der Gänge einbog, die man wohl später hinzugefügt hatte, um noch mehr Bilder aufhängen zu können. So wie das manchmal in einer Kunstgalerie oder einem Museum der Fall war. Durch ihre ganze Kindheit hindurch hatte sie kein wundersameres und größeres Museum erlebt, als den Ort, den sie in ihren Träumen durchwandert war. Lilliana bog in ihren Erinnerungen um eine weitere Ecke, bis sie schließlich fand, was sie suchte. Das Abbild der beiden Männer. Ölfarben auf Leinwand, so kunstvoll und fein, dass man es beinahe für eine Fotografie halten könnte. Sie wirkten jünger auf dem Bild, gerade der Pubertät entwachsen auf dem Weg zu voller Größe und Stärke. Einer von ihnen saß auf einem mit Schnitzereien verziertem Holzstuhl. Seine rot glühenden Augen ließen Lilliana wie damals als Kind erschaudern. Seine Miene war grimmig und doch hatte sie ihm nie die Zunge herausgestreckt, weil der zweite Mann, der lässig gegen den Stuhl lehnte, den Betrachter förmlich anstrahlte.

Die Prinzen Incendius (auf dem Stuhl) und Oranio (stehend) Tallion, stand auf einer kleinen Plakette. Darunter hatte man eine zweite angebracht, die die beiden knapp hundert Jahre später als Könige auswies. 

Langsam verflüchtigte sich ihre Erinnerung, wich erneut dem Traumbild der fünf Gestalten, die sie ebenso neugierig musterten, wie Lilliana sie. Nur der fünfte, ein junger Mann, sicher kaum älter als sie selbst, war ihr völlig unbekannt. Äußerlich sah er den Tallions sehr ähnlich, doch war sich Lilliana sicher, dass sie sich an seinen Namen erinnern würde, hätte sie ihn in der Galerie gesehen. Ein solches Gesicht, solche Augen, vergaß man einfach nicht. Das Blau seiner Pupillen war so intensiv, dass sie sich darin zu verlieren fürchtete, sollte sie ihn zu lange anstarren.
Hastig wendete sie den Blick ab und versuchte sich zwischen all dem Marmor und Prunk zu orientieren. Die Flügeltür, die hinter den Traumgestalten aufragte, wies ein Muster auf, das ihr nur allzu bekannt vorkam. Während ihrer Kindheit hatte sie Stunden damit zugebracht, es zu studieren und in ihrem Wachleben nachgezeichnet. Immer und immer wieder, bis sie es perfekt beherrscht hatte. Nun zierte es die Wände ihres Zimmers, weil sie es gar nicht mehr aus dem Kopf bekommen hatte. Sie hatte es einfach mit ihren dunkelblauen Wasserfarben auf die Wände malen müssen, sehr zum Leidwesen ihrer Eltern. Hinter der Tür lag ein weiterer Saal, kleiner als der, in dem sie sich befanden. Sechs Stühle thronten auf einem Podest am hinteren Ende, während Licht wie Sonnenstrahlen von einer Kuppel aus den ganzen Saal erfüllte. Schon immer hatte sie sich gefragt, für wen diese Throne bestimmt waren. Vielleicht für die Wesen, die noch immer um sie herumstanden?

Langsam kam wieder Leben in die Traumgestalten. Solaia lächelte ihr zu, während Violetta die Hand nach Lilliana ausstreckte, scheinbar um ihr die Haare zu richten. Incendius, der rotäugige König, warf ihr einen strengen Blick zu, der durch das wohlwollende Nicken seines Bruders gemildert wurde. Lilliana starrte ihnen entgegen, war verwirrt, weil sie offenbar alle etwas von ihr erwarteten. Aber was?


Heyho ihr Lieben!
Protagonist Nummer zwei is in da house. Dieses Kapitel musste ich auch etwas zerlegen (in insgesamt 3 Teile), damit es nicht zu viel auf einmal ist ;)

So, jetzt wisst ihr auch schon ein bisschen was von Lilli. Für mich war es eigentlich immer klar, dass das Buch mit ihrem Kapitel beginnen sollte, aber nachdem ich es mit Tristan getauscht habe, gefällt es mir wesentlich besser. Was meint ihr?
(Außerdem habe ich damit auch erfolgreich vermieden, ein Buch mit einer Traumsequenz zu beginnen ...)

Danke an alle fleißigen Leser und Voter. Ganz besonders geht mein Dank an @@mauberzusel für ihre Hilfe mit all den bösen Fehlerchens, die mir trotz mehrere Korrekturdurchgänge entgangen sind.
❤ Kate

PS: Ich habe beschlossen, jetzt jeden Tag zwei Kapitel zu posten. Die Story ist so weit fertig und muss nur noch hochgeladen werden. Also warum nicht?

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