KAPITEL 2 - LILLIANA (2)

Màu nền
Font chữ
Font size
Chiều cao dòng

IN EINEM TRAUM, EINE STADT AUF DEM PLANETEN ERDE

Lillianas Blick wanderte zwischen den Königen und Königinnen umher, die sich nebeneinander aufstellten und sich der Tür zuwandten. Was sollte sie bloß tun?

In diesem Moment erschien es ihr als die beste Lösung, ihnen einfach zu folgen, also trat sie hinter die vier und spähte zwischen den pompösen Frisuren der Königinnen hindurch zum Eingang des Thronsaals. Ein leises Grollen erklang, das erste Geräusch, das Lilliana je in dieser Art von Träumen gehört hatte. Es klang nicht unbedingt bedrohlich, eher verheißungsvoll und wurde von den sich öffnenden Türflügeln begleitet. Langsam schritten die beiden Pärchen vor ihr auf die Tür zu. Allein ihr Gang, so anmutig und würdevoll, gab Lilliana das Gefühl, klein und unbedeutend zu sein. Ein Schandfleck, der überirdischer Pracht folgte. Und dennoch bewegten sich ihre Füße, schritten lautlos über den hellen Steinboden, über die Türschwelle und hinein in den Saal. Aus dem Augenwinkel nahm sie eine Bewegung dicht neben sich wahr. Es war der fremde Mann, der knapp hinter ihr ging, die Hände hinter dem Rücken verschränkt, aufrecht und anmutig wie auch die Tallions vor ihr. Als er ihren Blick bemerkte, legte er ihr eine Hand auf die Schulter und drückte sie sanft, als wolle er sie dazu ermutigen, weiterzugehen. Lilliana schluckte schwer und zwang sich, seiner stummen Aufforderung Folge zu leisten. Es war schließlich nicht real. Was konnte ihr schon passieren?

In den Träumen aus ihrer Kindheit war Lilliana immer allein gewesen, doch nun waren da nicht nur die fünf zauberhaften Wesen, sondern noch hunderte und tausende mehr. Sie alle warteten stumm, dass sich etwas tat. Lilliana musterte sie mit derselben Neugier, die ihr all diese Wesen entgegenbrachten. Manche sahen aus wie Menschen, einige ähnelten den Fünfen und wieder andere wirkten, als seien sie den Geschichten, Legenden und Märchen entsprungen, die Lillianas Mutter immer vorgelesen hatte. Halb menschlich, halb Tier. Geflügelt oder mit geschuppter Haut. Es waren so viele, dass Lilliana die deckenhohen Fenster an den Wänden aus weißem Stein nur erahnen konnte. Sie erinnerte sich allerdings an die feinen silbrigen Adern im hellen Stein der Wände und Säulen, die im einfallenden Licht wie Sternenstaub glitzerten. Während ihrer Kindheit hatte sie Stunden damit verbracht, die verworrenen Muster nachzuzeichnen, und spürte selbst jetzt, noch Jahre später, die Kälte des Steins unter ihren Fingern. Alles war wie früher, die Säulen, umrankt von silbernen Metallgeflechten und königsblauen Blumen aus Edelsteinen, und die Balkone, die sich wie silbergraue Vogelnester teils in schwindelerregenden Höhen unter dem Kuppeldach an die Wände schmiegten. Lilliana stockte der Atem, als sie den Blick hob und weitere Wesen auf den Emporen entdeckte. Manche lehnten sich erwartungsvoll über die Balustrade aus kunstvoll geschmiedetem Metall, um besser sehen zu können, was unter ihnen vor sich ging. Und alle Augen waren auf sie gerichtet. Erwartung spiegelte sich in den Blicken der Anwesenden. Neugier, Hoffnung und Respekt. Aber weshalb?

Der Unbekannte, der sie begleitete, nahm Lilliana vorsichtig an die Hand und zog sie vorwärts, hinein in das Gedränge fremdartiger Leute und Wesen aller Art. Abgesehen von der Ähnlichkeit mit den Tallions kam er Lilliana noch immer sehr bekannt vor. Sie war sich sicher, dass sie ihn schon einmal gesehen hatte, nur wusste sie nicht wo. Es war, als stünde sie für einen Vortrag vor der versammelten Klasse und hätte den Faden verloren. Die Informationen waren da, irgendwo in ihrem Kopf, nur fand sie in diesem einen Augenblick nicht die richtigen Worte, wusste nicht genau, wo sie sich versteckt hielten. Es lag ihr praktisch auf der Zunge, aber raus wollte es nicht.

Noch bevor sie weiter darüber nachdenken konnte, erreichten sie die Stufen des Podests, auf dem die sechs Throne standen. Alles war wie immer. In jeder Lehne war ein riesiger Kristall in verschiedenen Farben eingefasst. Einer so flammend rot wie Feuer, der andere goldgelb wie Sonnenlicht, das durch das Blätterdach eines Waldes brach. Einer tief violett wie die Veilchen, die auf der Wiese in Lillianas Garten wuchsen, der andere so blau wie das Meer. Einer sah aus wie die Abendsonne selbst, orangerot, und glänzte im Licht, das von der Kuppel herabstrahlte, wie ein riesiges Stück Bernstein. Der letzte war so grün wie die Tanne, die ihr Vater an Weihnachten im Wohnzimmer aufgestellt hatte. Grün wie ihre eigenen Augen.

Die vier Tallions setzten sich auf ihre Plätze und erst jetzt fiel Lilliana auf, dass deren Augen exakt dieselbe Farbe hatten wie die Kristalle. Rot. Gelb. Orange. Violett. Natürlich hatte sie schon bei ihren Ausflügen in die Ahnengalerie die außergewöhnlichen Augenfarben der Herrscherfamilie dieses Ortes bewundert, sie bisher aber noch nicht mit den Thronen im Saal in Verbindung gebracht. Es gab in der Galerie so viele Bilder und Statuen, so viele unterschiedliche Jahreszahlen. Wie hätte sie da wissen sollen, welche die aktuelle war und wer demnach gerade auf dem Thron saß?

Nun blieben nur die beiden Throne in Grün und Blau übrig. Auch wenn sich Lilliana nicht sicher war, vermutete sie, dass zumindest der blaue dem Unbekannten neben ihr zustand. Und der grüne? War er vielleicht für sie bestimmt? Sie befand sich immerhin inmitten der Tallions, so abwegig dieser Gedanke auch sein mochte. Und hatte sie sich früher nicht immer vorgestellt, die Prinzessin dieses seltsamen Orts zu sein? Möglicherweise erfüllte ihr Unterbewusstsein nun diesen Wunsch.

Allmählich wich die Stille einem leisen Wispern. Mit jeder Sekunde wurde es lauter und melodischer, bis ein zarter Gesang den riesigen Thronsaal ausfüllte. Lilliana drehte sich einmal um sich selbst, um die Quelle dieser lieblichen Klänge ausfindig zu machen. Keiner der Anwesenden bewegte die Lippen, doch hörte der Gesang nicht auf. Sie hob den Kopf und riss erstaunt die Augen auf, als sie auf den Geländern der vielen Balustraden, die in den Saal reichten, kleine geflügelte Wesen in allen nur erdenklichen Farben sitzen und singen sah. Feen!

Was zur Hölle träume ich da?, wollte Lilliana fragen, doch kein Ton kam ihr über die Lippen.

Was sich bis vor ein paar Sekunden noch wie Zeitlupe angefühlt hatte, wurde plötzlich immer schneller. Lilliana sah Bilder an ihrem inneren Auge vorbeiziehen, die sie schrecklich verwirrten.

Lilliana sah sich mit dem Unbekannten vor den zwei leeren Stühlen stehen. Aber war das wirklich sie selbst?

Wo waren die Pickel, der Babyspeck und die Narbe an ihrer Augenbraue? Dieses Mädchen sah genauso aus, wie die Zauberwesen um sie herum. Blasse haut, lange, dunkle Locken, nur wenig von ihren Gesichtszügen hatten sie gehalten, waren feiner geworden, anmutiger und fremder. Und dennoch fühlte es sich so an, als wäre es ihr Körper, der dort oben stand.

Als der Unbekannte die Hände hob, erschien eine silberne Krone wie aus dem Nichts. Das Traum-Mädchen trat näher an ihn heran und ließ sich dieses Schmuckstück aufsetzen.

   „Hiermit präsentiere ich, Prinz Tristan Marinus Tallion von Ismathiel, Lilliana Sylvania Tallion von Ismathiel. Meine Cousine und lange vermisste Prinzessin. Möge sie noch lange unter uns weilen und Ismathiel Ruhm und Ehre bringen. Bis zu ihrem letzten Atemzug."

Diese Worte hallte noch lange, nachdem die Menge in stillem Jubel ausgebrochen war, in ihren Gedanken wieder. Zuerst bemerkte sie es nicht, war zu beschäftigt damit, die Bedeutung zu verstehen, doch verschwanden nach und nach immer mehr der Wesen. Nicht indem sie den Saal verließen, nein. Sie lösten sich einfach in Luft auf, bis immer größere Lücken um das Podest herum entstanden. Statt über dem Geschehen zu schweben und dem Unbekannten dabei zuzusehen, wie er ihr die Krone auf die dicken schwarzen Locken legte, rauschte sie zurück in eben diese Traum-Lilliana, die so ganz anders aussah als sie selbst. Verwirrt drehte sie sich der Menge zu, stieg einige Stufen hinab, doch schien es bloß das Verschwinden der Wesen zu beschleunigen, bis niemand mehr übrig war, außer der Unbekannte. Tristan, wie sie sich erinnerte. Der Prinz von Ismathiel. Wieso kannte sie sein Gesicht, seinen Namen nicht, wo sie doch so viele Stunden, so viele Träume in der Ahnengalerie verbracht hatte?

   „Bis zu deinem letzten Atemzug", flüsterte er und schenkte ihr ein Lächeln, durch das ihr Herz einen Satz machte. Lilliana konnte es nicht erklären, aber irgendetwas zog sie zu ihm, als bestünde eine Verbindung zwischen ihnen. Sie kannte ihn überhaupt nicht, bezweifelte, dass er überhaupt real war und doch schien ihr Körper, sogar ihr Geist die Energie, die ihn wie eine Wolke umgab, zu erkennen. Sie erschauderte, als er einen Schritt auf sie zumachte, nur um dann ebenfalls zu verschwinden. Und dennoch spürte sie ihn noch immer bei sich, so wie sie manchmal glaubte, ihre Großmutter wäre noch in ihrer Nähe, auch wenn sie wusste, dass das unmöglich sein konnte. Sie war tot, schon seit einigen Jahren.


Hallo meine Lieben!
Ich hoffe, auch dieses Kapitel hat euch wieder gefallen.

Hattet ihr auch schon mal Träume, die euch immer und immer wieder verfolgt haben? Vor ein paar Jahren hatte ich jede Nacht Alpträume von Autounfällen, bei denen ich fast immer gestorben bin. Da hätte ich gerne mit dieser zauberhaften Traumwelt getauscht.

Wie immer freue ich mich über Votes und Kommentare von euch. Nur so kann ich besser werden, ihr Lieben. Und genau deswegen bin ich hier :)

Danke für alles!
❤ Kate

Bạn đang đọc truyện trên: Truyen2U.Pro