KAPITEL 5 - LILLIANA (2)

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DAS SCHLOSS VON ISMATHIEL, TALLION-TURM

   „Ich glaube, das ist der einzige Weg, um dir klar zu machen, dass du nicht mehr auf der Erde bist", sagte Tristan sanft und kam langsam auf sie zu. Mit jedem Stück, das er sich ihr näherte, schob sich Lilli weiter von ihm fort. Ihr Blick flog panisch durch den Raum, blieb an Solaias Gesicht hängen, das von Freude erhellt war, in dessen goldenen Augen sich Tränen sammelten und schließlich die Wangen herabkullerten. Es ekelte Lilli, dass dieser Frau der Gedanke zu gefallen schien, sie leiden zu lassen. Wie konnte man nur so kaltherzig sein?

Wieder kam Tristan ein Stück näher auf sie zu. Lilli riss ihren Blick von der weinenden Königin fort, suchte nach irgendetwas, egal was, das sie als Waffe verwenden konnte. Langsam kehrten die Erinnerungen an ihre Lektionen in Selbstverteidigung zu ihr zurück. Sie hörte Ryacs tief grollende Stimme, die sie daran erinnerte, dass Angst sie verwundbar machen würde.
Während sie weiter zurückwich, atmete sie tief durch, beruhigte ihr Herz, das vor Aufregung rasend schnell schlug und klärte ihre Gedanken. Ihr Blick fiel auf einen Kerzenleuchter, der auf dem Beistelltisch neben dem Bett stand. Es war nicht wirklich eine gute Waffe, vor allem wenn es sechs gegen einen hieß, aber der Leuchter war besser als nichts.
Nach außen hin gab sie sich noch immer verängstigt, ließ ihre Gegner, allen voran Tristan, im Glauben, dass sie ein einfaches Opfer für deren Vorhaben war. Mit jedem Zentimeter, dem sie sich der Bettkante und damit auch der einzig greifbaren Waffe näherte, wurde sie ruhiger. Sie ließ ihre Angst in den weichen Kissen zurück. Später, wenn sie sich Tristan vom Hals geschafft hatte und dieser Hüllenentfernung entgangen war, könnte sie sich noch immer damit beschäftigen, wieder aufzuwachen. Jetzt aber zählte einzig ihr Überleben. Dass man in einem Traum nicht sterben konnte, wusste sie natürlich, aber Schmerz empfand man dennoch und wie Lilli fand, meist stärker noch als in der Realität.

   „Beruhige dich, Lilliana. Niemand will dir etwas tun", versicherte ihr Tristan mit einem Blick, der sie an seinen Worten zweifeln ließ. „Du wirst sehen, dass sich alles nach der Entfernung der Hülle klären wird."
Lilli schnaubte und schüttelte den Kopf.
   „Ich glaube dir kein Wort", stieß sie hervor, schwang die Beine über die Bettkante und griff blitzschnell nach dem Kerzenleuchter. Als sie ihn berührte, spürte sie erneut dieses Kitzeln, als hielte sie mehr in der Hand als bloß ein einfaches Stück Metall.

   „Keinen Schritt näher", drohte sie und umklammerte den Stiel des Leuchters, als hielte sie einen Dolch. Die Kerzen, die auf den zweiten Blick keine Kerzen, sondern leuchtende Kristalle waren, bildeten die Spitze ihrer improvisierten Waffe. Wie leuchtende Reißzähne reckten sie sich Tristan entgegen.

   „Whoa, immer ruhig, Prinzessin", mahnte dieser und erhob die Hände, doch schien er nicht wirklich von ihr beeindruckt zu sein. Vermutlich hielt er ihren Griff zum Kerzenleuchter für einen Akt der Verzweiflung, wo es in Wirklichkeit doch kämpferisches Kalkül war, das dahinter steckte. Ihr Kampflehrer Ryac hatte ihr beigebracht, dass man in jeder Situation angegriffen werden könnte. In all den Jahren ihres Unterrichts hatte er sie dazu ausgebildet, absolut überall bereit zu sein, sich und gegebenenfalls auch andere zu verteidigen, und das mit den Mitteln, die ihr in der jeweiligen Umgebung zur Verfügung standen.

   „Ich beruhige mich erst, wenn ich wieder wach bin", entgegnete sie und reckte versuchsweise den rechten Arm vor, als würde sie mit dem Kerzenleuchter zustoßen, nur um ein Gefühl für ihn zu bekommen. Er lag schwer in der Hand, doch hatte Ryac sie mit allen möglichen Gewichten trainieren lassen. Vielleicht fand sie irgendwo noch einen anderen Gegenstand, der sich besser als Waffe benutzen ließ, aber fürs erste blieb ihr nur der Kerzenständer.

   „Du bist wach, Lilliana", rief Incendius ihr zu und wirkte wütender denn je. Solaia klammerte sich regelrecht an seinen Arm und schien ihn zurückzuhalten. Würde er sonst sofort über Lilli herfallen und ihre Hülle entfernen, was auch immer das bedeuten mochte? Sollte er doch! Sie war längst bereit, sich ihm und der gesamten Tallionfamilie entgegenzustellen.

   „Leg den Leuchter weg, Lilliana, sonst verletzt du dich noch", bat Tristan, der nun auf der Bettkante saß und damit gefährlich nahe bei ihr war. Wieder schnaubte Lilliana, als sie das Gewicht verlagerte und sich in Verteidigungsposition brachte.
   „Wenn du wüsstest", entgegnete sie und blickte ihn herausfordernd an.
   „Ich sage es nur noch einmal, Lilliana", sagte Tristan drohend und erhob sich langsam vom Bett. „Leg den Leuchter weg."

   „Tristan, tu ihr nicht weh!", rief Solaia, doch würde es wohl eher Lilliana sein, die ihn verletzte. Die Verzierungen am Leuchter schienen scharfkantig zu sein. Mit dem richtigen Winkel und etwas Kraft könnte sie einen ziemlichen Schaden anrichten und das blasse Gesicht ihres Kontrahenten ruinieren. Es wäre das erste Mal, dass sie wissentlich Blut verspritzen würde, um sich zu verteidigen, aber das hier war bloß ein Traum. Sie würde niemanden tatsächlich verletzten und das beruhigte sie ungemein.

   „Also schön, du hast es ja nicht anders gewollt", murmelte Tristan und sprang ohne Vorwarnung auf sie zu. Er war schneller als die meisten Gegner, die Ryac bisher auf sie losgelassen hatte, aber nicht zu schnell für sie. Lilli wich zur Seite, sodass Tristan an ihr vorbeistürzte und gegen die Wand prallte. Er stieß sich ab, wobei das Metallgitter, das den Großteil der Wände bedeckte, leise summte.

   „Vielleicht solltest du das lieber lassen", drohte Lilli und reckte den Kerzenständer in die Höhe. Tristan ließ sich davon nicht beeindrucken und stürmte erneut auf sie zu. Diesmal war Lilliana schneller, schwang den Leuchter und hätte ihn um ein Haar an der Schläfe erwischt, wäre da nicht das gleißend graue Licht, das plötzlich von der Tür her auf sie zu stob. Es hüllte sie vollkommen ein, blendete sie regelrecht, bis schwarze Punkte durch ihr Sichtfeld tanzten. Als das Leuchten um sie herum langsam schwächer wurde, sah sie, wie Tristan wieder auf sie zukam. Langsamer, fast schon vorsichtig. Überraschung stand ihm im Blick, als hätte auch er dieses silberne Licht vernommen. Lilli wollte ihm ausweichen, doch konnte sie sich nicht bewegen, als er den Kerzenständer packte und ihn ihr aus der Hand riss. Ihr Herz raste in ihrer Brust, vor lauter Anstrengung, doch egal, was sie tat, sie konnte keinen Muskel bewegen. Nicht einmal mehr blinzeln. Nur das Atmen schien ihr noch zu gelingen und selbst das fiel ihr urplötzlich viel schwerer.

Hallo ihr Lieben!
Ich hoffe, ihr hattet einen guten Start in die Woche und könnt den Abend nun genießen.

Ganz ehrlich: Ich an Lillis Stelle hätte nicht so "cool" reagiert. Wahrscheinlich hätte ich mich unter die Bettdecke verkrochen und mir ganz feste gewünscht, dass die Tallions und Co verschwinden. Und ihr?

Bis zum nächsten Kapitel!
❤ Kate

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