KAPITEL 5 - LILLIANA (3)

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DAS SCHLOSS VON ISMATHIEL, TALLION-TURM

   „Hast du sie gerade gelähmt?", hörte Lilli Incendius vorwurfsvoll fragen, während Tristan ihren Arm betatschte, als könnte er so feststellen, ob sie noch am Leben war. Sie gab ihr Bestes, ihn wütend anzufunkeln, doch war sie sich nicht sicher, ob man es überhaupt erkennen konnte.

   Scheiß Unterbewusstsein!, fluchte sie innerlich und hätte am liebsten laut aufgestöhnt. War ja klar, dass genau in diesem entscheidenden Moment ihr Gehirn einen Strich durch die Rechnung ziehen würde. Und wie sollte sie so nun aufwachen? Gegen die plötzliche Lähmung anzukämpfen schien überhaupt nicht zu funktionieren.

   „Ein Magier tut, was ein Magier tun muss, Incendius", sagte die kratzige Stimme hinter dem erschrockenen Königspaar. Langsam trippelte der Alte auf Incendius zu und tätschelte ihm die Schulter, ehe er sich Lilliana zuwendete.

   „Ich bewundere deinen Mut, Kindchen, aber dies ist keineswegs ein Traum", sagte er ruhig, während seine zittrigen Hände durch die Luft fuhren.

   „Lucideon, das war wirklich unnötig. Ich hatte alles unter Kontrolle", murrte Tristan und wendete sich von Lilliana ab. Wäre es ihr möglich gewesen, hätte sie protestiert. Dieser Kampf war noch lange nicht beendet gewesen, aber eigentlich hätte sie auch denken können, dass ihre Gegner mit unfairen Mitteln kämpften.

   „Das sah von da hinten aber anders aus. Nach allem, was wir über das Prinzesschen wissen, hätte sie dir ganz schön gefährlich werden können, Junge", konterte der Alte und klopfte Tristan beschwichtigend auf die Schulter.

   „Hm, ich sehe die Risse. Sie sind nicht tief, aber über die nächsten Wochen und Monate hätten sie es werden können", murmelte der Alte, während er Lilli über die ausgestreckten Arme fuhr. Erst jetzt bemerkte sie, dass sie ihren Einhornschlafanzug trug, der in dieser Situation einfach nur peinlich war.

Alles nur ein Traum, alles nur ein Traum, sagte sie sich und versuchte, tief durchzuatmen, was beinahe zu einer Atemnot führte.

   „Oh, beruhige dich, Kindchen. Mit dieser Art von Zauber ist nicht zu spaßen", mahnte der Alte sie und fuhr ihr durch das lange dunkelbraune Haar.

„Selbst mit der Hülle kann man die Gemeinsamkeiten entdecken, wenn man weiß, wonach man suchen muss", murmelte er wieder und kicherte. „Sie ist es wirklich. Ich kann die Macht spüren, die in ihr gefangen ist." Der Alte drehte sich zu den Tallions um. Aus den Augenwinkeln konnte Lilli erkennen, wie sich deren Mienen sofort aufhellten.

   „Sie ist es wirklich", hörte sie Solaia flüstern und wieder ertönte ein Schluchzen aus ihrer Richtung.

   „Tristan, wärst du so freundlich und hilfst deiner Cousine aufs Bett. Sie kann sich im Moment ja leider nicht bewegen", bat der Alte, was in Lilli wieder die Angst erweckte. Was würden sie gleich mit ihr tun? Würden sie tatsächlich dieses wunderschöne Zimmer mit ihrem Blut besudeln?

Es dauerte einen Moment, bis ihr auffiel, wie Lucideon sie gerade genannt hatte. Cousine. Was zur Hölle hatte das zu bedeuten?

   „Ich glaube, dass sie mir den Kopf dafür abreißen wird, wenn sie sich wieder bewegen kann", murmelte dieser und erntete ein belustigtes Schnauben von dem alten Magier.

Ganz genau. Darauf kannst du dich verlassen, tobte Lilli in ihrem Inneren und spürte, wie ihre Wut durch die Adern rauschte. Es war ein schreckliches Gefühl, sich nicht bewegen zu können. Sie war den Tallions schutzlos ausgeliefert und auch wenn das hier ein Traum war und sie nicht wirklich sterben konnte, fürchtete sie den Schmerz. Es war idiotisch, vor allem nachdem sie so viele Blessuren von ihrem Kampfunterricht davongetragen hatte, aber Schmerzen waren in Träumen ganz anders als in der Realität. Sie gingen tiefer, waren schwerer zu ertragen und ließen sie oft mitten in der Nacht laut schreiend erwachen.

Mit Entsetzen musste Lilli mitansehen, wie sich ihr Tristan langsam näherte, ihr die Arme um den Rücken schlang und so wie sie war hochhob, als wöge sie weniger als der Kerzenständer, den er ihr weggenommen hatte. Vorsichtig platzierte er sie auf dem Bett, was sicher von außen betrachtet ziemlich bizarr aussehen musste. Die Arme hatte sie noch immer nach vorn gestreckt und ihr Linkes Bein hing halb in der Luft, was nun auch Tristan zu bemerken schien. Ratlos blickte er an ihr hinab und Lilli war froh, dass sie sich am Abend dazu entschieden hatte, Shorts zu ihrem langen pinkfarbenen Schlafshirt anzuziehen. Es war zwar noch immer peinlich, aber immerhin besser als nur mit ihrer Unterwäsche bekleidet vor ihm zu liegen.

   „Ähm, Lucideon ...", machte Tristan und sah sich nach dem Alten um, der langsam auf das Bett zu trippelte. Aus dem Augenwinkel sah sie, wie konzentriert er mit einem Mal wirkte. Das belustigte Funkeln in seinen stahlgrauen Augen war verschwunden.

   „Ach so, ja ja ...", murmelte er und wieder wurde Lilliana in silbernes Licht getaucht. Diesmal nicht ganz so intensiv und kraftvoll. Ein Ruck ging durch ihren Körper, sodass ihre Arme und das linke Bein zurück auf das Bett sanken. Das Atmen fiel ihr ein bisschen leichter, doch linderte das ihre Furcht vor dem Magier und den restlichen Anwesenden nicht im Geringsten. Wenn überhaupt wurde sie noch schlimmer.

   „Tristan, räume die Kissen und alle Decken weg, sonst erstickt sie sich am Ende noch selbst", wies Lucideon den Prinzen an, der sofort spurte. Lilli wurde nur noch schlechter. Sich selbst ersticken? Das wurde ja immer schlimmer!

   „Ich helfe dir, dann sind wir schneller", hörte sie Solaia vom Fußende des Bettes her sagen und sah gleich darauf ihr Gesicht über sich schweben.
   „Bei allen Mächten!", rief sie aus und schien wieder den Tränen nahe zu sein. „Du bist so groß geworden, Lilliana."

Sie spürte, wie sich Hände unter ihren Kopf schoben und diesen behutsam anhoben, sodass die Kissen darunter hervor gezogen werden konnten. Es dauerte nicht lange, da war das Bett vollkommen leer und nur noch Lilliana übrig. Aber für wie lange noch? Sie hoffte, dass sie erwachte, bevor es allzu schmerzhaft wurde oder die Tallions und ihre beiden Gäste auch nur die Chance hatten, diese Hülle zu entfernen.

   „Solaia, Liebes, sei so gut und halte sie fest. Du weißt, wie schwierig sich Hüllen lösen lassen, wenn sie so lange getragen wurden", bat Lucideon, der neben der blonden Königin aufgetaucht war. Sein kratziger Bart strich unangenehm über Lillis nackten Arm. Am liebsten hätte sie ihn weggezogen, doch konnte sie noch immer nichts gegen die unsichtbare Macht ausrichten, die sie gefangen hielt.

   „Du auch Tristan. Von der anderen Seite", fügte Lucideon hinzu, als sich warme Hände behutsam auf Lillianas rechten Arm legten.

   „Ich bin bei dir", flüsterte Solaia dicht an Lillis Ohr und strich ihr behutsam eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Sie war ihr so nah, dass Lilli die Aufregung in dem Blick der Königin sehen konnte, aber auch etwas, das sie schmerzlich an ihre Mutter erinnerte. Diese Besorgnis, die über normales Mitgefühl weit hinausreichte, fast so als würde sie tatsächlich etwas für Lilliana empfinden.

Ein weiteres Händepaar legte sich auf ihren linken Arm. In ihrem Blickfeld tauchten die dunkelblauen Augen Tristans auf und fixierten ihren Blick.

   „Nutze deine Gabe, um ihre Gefühle zu leiten. Ich will nicht, dass sie uns das Zimmer zerlegt, sobald die Hülle erst einmal entfernt ist", sagte Lucideon, doch konnte Lilli nicht ausmachen, an wen er das Wort gerichtet hatte. Es machte sowieso keinen Sinn, aber es war ja schließlich auch nur ein Traum.

Wach auf! Wach endlich auf!, rief sie sich selbst zu, kämpfte gegen die Lähmung, die sie an das Bett fesselte und diesen fremden Traumwesen auslieferte, doch nichts geschah.

   „Bereit?", hörte sie Lucideon fragen. Tristan und Solaia, die beide auf Lilli hinabblickten, nickten entschlossen, auch wenn ihr Blick beinahe entschuldigend wirkte.


Hallo ihr Lieben!
Na, wie geht's euch so? Gefällt euch die Geschichte bisher?
Ihr wisst ja, dass ich mich über eure Kommentare freue und gerne wissen möchte, was ihr von Lilli, Tristan und Co so haltet. Kritik ist immer willkommen und wird dankbar angenommen :)

Auch an dieser Stelle wieder ein riesiges Dankeschön an alle, die mir bisher mit ihren Kommentaren geholfen haben. Das bedeutet mir echt die Welt!

❤ Kate

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