KAPITEL 5 - LILLIANA (4)

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DAS SCHLOSS VON ISMATHIEL, TALLION-TURM

Wieder war da dieses gleißende Silberlicht, gefolgt von einem Kitzeln, das Lillianas ganzen Körper erfasste und sie beinahe wahnsinnig machte. Sie wollte danach schlagen, nach diesem Ding, das über ihre Nervenenden krabbelte und sie durchdrehen ließ, doch war da nichts Greifbares. Und selbst wenn es etwas gegeben hätte, hätte sie sich dennoch nicht bewegen können. Das Kitzeln nahm zu, wurde zu einem einzigen Juckreiz, bis es sich anfühlte, als schälte sich ihre Haut von ihr ab. Streifen um Streifen, bis darunter nur noch rohes Fleisch, Sehen und Muskeln übrig waren, die ihre Knochen und Organe zusammenhielten. Lilliana wurde speiübel, sie begann zu zittern, bildete es sich nicht nur ein, sondern spürte, wie ihr Körper erbebte. Sie versuchte, sich dagegen zu wehren, versuchte sich aus Solaias und Tristans Griff zu winden, doch wieder konnte sie sich nicht bewegen. Das gleißende Licht um sie herum brannte ihr in den Augen und sie wünschte, irgendeiner der Anwesenden hätte genug Weitsicht gehabt und ihr die Lider geschlossen. Noch immer hing Tristans Gesicht dicht über ihrem. Er schien immer näher zu kommen, fast so, als beugte er sich zu ihr, um sie zu küssen. Das war doch völlig absurd! Sie lag hier, meinte, ihre Haut würde sich ablösen und dann beugte sich der Typ auch noch über sie. Was lief falsch in ihrem Unterbewusstsein? Wieso war sie noch immer nicht aufgewacht?

Ein unsichtbarer Schlag gegen ihren Oberkörper riss Lilliana zur Seite und ließ sie laut keuchend nach Luft schnappen. Es war das einzige Geräusch, das sie seit mehreren Minuten wahrgenommen hatte. Und es hörte sich wirklich nicht gut an. Verzweifelt versuchte sie, ihre Lungen wieder mit Luft zu füllen, sog sie gierig ein und genoss das Gefühl des frischen Sauerstoffs.

Grüner Nebel waberte um sie herum, hüllte sie ein, bis er auch ihr gesamtes Blickfeld verdeckte. Tristans Augen verschwanden dahinter, doch konnte sie seinen Blick weiterhin auf sich spüren. Noch immer quälten sie die Schmerzen, doch fühlten sich diese mittlerweile ganz anders an. Als würden sich ihre Knochen umformen, verlängern, verstärken, sich unter ihrer Haut, den Sehnen und Muskeln bewegen.
Ihr war so schrecklich übel! Am liebsten hätte sie sich übergeben und zwar so, das alle Beteiligten um sie herum etwas abbekamen, aber noch immer kam sie nicht gegen die Lähmung an, die man ihr angehext hatte. Ihre Kopfhaut prickelte und schmerzte plötzlich, als zöge ihr jemand an den Haaren. Selbst die Augen brannten wie Feuer und doch konnte sie nichts sehen außer dichtem dunkelgrünen Nebel. Es war beängstigend, weil sie jegliches Gefühl für Zeit und Raum verloren hatte. Längst spürte sie das Bett nicht mehr unter sich. Nein, es fühlte sich an, als würde sie in diesem Nebel schweben, der sich wie Gift ausbreitete, in ihre Lungen strömte und schließlich sogar durch ihren Adern floss, auch wenn das logisch gesehen vollkommen unmöglich war. 

Warum war sie noch immer nicht aufgewacht? Spätestens jetzt sollte sie in ihrem Zimmer sitzen, schweißgebadet, aber frei von diesem schrecklichen Alptraum, aber sie war noch hier und das machte ihr mehr Angst als der grüne Nebel oder die Schmerzen, die dieser ihr zufügte. Keine Kontrolle über sich und ihren Körper zu haben, war schrecklich, doch konnte Lilliana nichts dagegen unternehmen. So sehr sie auch dagegen ankämpfte, es kostete sie nur Kraft, Kraft, die sie eigentlich brauchte, um von hier fort zu kommen. Es schienen ganze Jahre ins Land zu ziehen, ehe der Nebel sich schließlich lichtete und den Blick auf Solaias und Tristans besorgte Gesichter freigab. Die Schmerzen waren so plötzlich verschwunden, wie sie gekommen waren und entgegen Lillis Erwartungen, fühlte sie sich gut. Mehr als gut sogar. Zu Fasching hatte sie sich vor einem Jahr ein Kleid mit Korsett geliehen. Es war eine der schlechtesten Entscheidungen ihres Lebens gewesen und der Moment, als sich die Schnüre gelöst hatten und sie aus diesem Teufelsding hatte ausziehen können, war wie ein Befreiungsschlag gewesen. Und genau so fühlte sie sich. Als wäre sie ein Leben lang in einem viel zu engen Korsett durch die Welt spaziert und nun hatte das gleißende Silberlicht zusammen mit dem grünen Nebel die Schnüre gelockert, sodass sie endlich frei atmen konnte.

Die Freude über diese plötzliche Freiheit verschwand jedoch schlagartig, als sie etwas in sich spürte, das vorher nicht dagewesen war. Sie hatte es zumindest nie bemerkt. Es war mächtig und saß mitten in ihrer Brust, schien sich hin und her zu bewegen wie ein Tier, das in ihrem Inneren lebte. Also war der Alptraum doch noch nicht vorbei.

   „Ich glaube, wir können mit Sicherheit sagen, dass sie genauso stark ist wie Tristan", stellte Lucideon mit kratziger Stimme fest und beugte sich nun ebenfalls über Lilli.
Sie wollte irgendetwas erwidern, schreien, wegen dem Ding in ihrer Brust, doch war sie noch immer gelähmt. Als sie blinzelte und ihr Blickfeld genau betrachtete, bemerkte sie zwei Dinge. Erstens standen nun alle Anwesende um sie herum, als wäre sie die Hauptattraktion in einem Zoo. Und zweitens nahm sie jedes Detail wahr. Die feinen Haare in Incendius' rabenschwarzem Bart. Die honigfarbenen Sprenkel in Solaias goldenen Augen. Die von Puder überdeckten Poren in Violettas schneeweißem Gesicht. Die Lachfältchen um Oranios Augen herum. Und schließlich Tristan, dessen Augen in diesem Moment einem Ozean voller Gefühle gleichkamen. Freude, Angst, Sorge, Mitleid und noch so viel mehr konnte Lilli darin lesen, auch wenn es völlig unmöglich war, dass ein Mensch allein so viel Unterschiedliches auf einmal empfand.

   „Bei allen Mächten", hörte sie wieder jemanden flüstern. Diese Mächte hätte Lilli gerne mal beschworen, um endlich aufzuwachen, doch mittlerweile war ihre Überzeugung, dass alles nur ein Traum war, gewaltig ins Wanken gekommen. Die Bettlaken unter ihr fühlten sich zu real an, die Details, die sie plötzlich wahrnehmen konnte, waren zu scharf, um einer Fantasie ihres Unterbewusstseins entsprungen zu sein. Aber konnte das wirklich sein?

   „Du solltest den Zauber endlich lösen, Lucideon", drängte Tristan und hob den Kopf, um den Magier anzusehen. Lilli konnte ihn nur aus den Augenwinkeln erkennen, doch bemerkte sie dank ihrer verbesserten Sehkraft, wie abgekämpft und erschöpft der Alte plötzlich wirkte. Er schien zu nicken und ihm nächsten Moment stieg silbernes Licht von ihrem Körper auf, das sich mit einem Knistern in Luft auflöste. Das Etwas in Lillis Brust regte sich, als würde es auf das seltsame Leuchten antworten wollen. Als fühlte es sich zu ihm hingezogen.

   „Wie geht es dir, Liebes?", fragte Solaia und strich Lilli eine Haarsträhne aus dem Gesicht. „Es tut mir leid, dass es so weh getan hat, aber es musste sein." 

Lilli drehte langsam den Kopf, fixierte die Königin und suchte in ihrem Blick nach einem Anzeichen dafür, dass sie log, doch konnte sie nichts außer Bedauern und Aufrichtigkeit finden.
   "Ach, und warum?", fragte sie und erschrak beim Klang ihrer Stimme. Es war noch immer ihre Stimme, doch wirkte sie melodischer, kräftiger als zuvor. Was ging hier nur vor sich?

   „Damit du endlich von diesem Ding befreit bist. Fühlst du dich nicht wesentlich besser?", erklärte sie und lächelte, wieder glitzerten Tränen in ihren goldenen Augen. Lilli antwortete nicht, sondern sah sich in der Runde um. Lucideon war verschwunden, doch die restlichen Tallions samt Tristan standen noch immer um das Bett herum.

   „Ich glaube, wir sollten ihr etwas Zeit mit euch geben. Violetta? Tristan?", sagte Oranio und sah erst die weißgepuderte Königin und dann den jungen Mann an, dessen Cousine sie laut der Aussage des Alten war. Beide nickten, wenn auch etwas widerwillig und drehten sich fort von ihr. In letzter Sekunde ergriff Lilli Tristans Arm und zog ihn zurück. Als sie ihn berührte, war da etwas, das ebenso wenig existieren sollte, wie das Ding in ihrer Brust. Eine Verbindung, die sie an Tristan fesselte, als wären sie sich längst nicht so fremd, wie sie sich in diesem Moment fühlte. Von allen Anwesenden schien er ihr der Einzige zu sein, dem sie vertrauen konnte. Rational gesehen war das völlig absurd, schließlich hatte er als Erster versucht, sie zu entwaffnen, aber ihr Instinkt kämpfte gegen die Vernunft an und siegte schließlich.

   „Bleib!", sagte sie, die Stimme fest und ohne jegliche Emotion. Für einen Moment stand ihm die Überraschung regelrecht ins Gesicht geschrieben. Er musterte ihre Finger, die sich fest um seinen Unterarm geschlossen hatten, als spürte auch er dieses Band, das sie beide zusammenhielt. Als er schließlich nickte, durchflutete Lilli eine solche Erleichterung, von der sie selbst nicht wusste, wo sie herkam.

Hallo ihr Lieben!
So, circa die Hälfte dieses Monsterkapitels habt ihr schon geschafft. Das ist eines von denen, die über 8.000 Worte hatten. In diesem Fall war es mir aber wichtig, alles aus Lillis Perspektive zu erzählen, weil man als Leser so besser mit ihr in diese magische Welt eintauchen kann. Oder was meint ihr?

Wenn ich ehrlich bin, bin ich gerade selbst etwas erstaunt über dieses Kapitel. Das klingt irgendwie ganz anders, als ich es in Erinnerung hatte. Besser, wie ich finde ...

Bis zum nächsten Kapitel!
❤ Kate

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