KAPITEL 5 - LILLIANA (5)

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DAS SCHLOSS VON ISMATHIEL, TALLION-TURM

   „Liebes, es tut uns so unendlich leid, dass wir das tun mussten. Wirklich", versicherte Solaia erneut. Tränen liefen ihr die Wangen hinab, während sie von Lilli zu Tristan und wieder zurück blickte. Sie schien ebenso überrascht zu sein, dass Lilli ihn gebeten hatte, zu bleiben, genauso überrascht wie Tristan und Lilliana selbst.

   „Das hast du schon gesagt, Solaia Tallion", entgegnete Lilli wütend und spürte, wie diese fremde Macht in ihrem Inneren sich ausbreitete. Um sie herum sogen die drei Anwesenden scharf die Luft ein.

   „Woher weißt du, wie sie heißt? Niemand hat unseren Nachnamen erwähnt", fragte Incendius verwundert, während sich seine feuerroten Augen in Lillianas bohrten.

   „Von der Galerie", erwiderte sie schlicht und fragte sich innerlich, wann dieser bizarre Traum enden würde, wenn es denn nun überhaupt ein Traum war.

   „Weißt du, was das bedeuten soll?" Incendius klang plötzlich wieder verärgert. Sein durchdringender Blick hatte sich auf Tristan gerichtet, der abwehrend die freie Hand hob und den Kopf schüttelte.

   „Wieso bin ich hier?", fragte Lilli in einem Tonfall, der klar machte, dass sie eine Antwort erwartete.

Für einen Moment herrschte betretenes Schweigen. Sie sah, wie Incendius schluckte und mehrmals zu einer Antwort ansetzte, doch schien er nicht die richtigen Worte zu finden. Gerade, als sie erneut nachfragen wollte, erhob Solaia die Stimme, die durch die Tränen zittrig und schwach war.

   „Du bist unsere Tochter, Lilliana", flüsterte sie und schluchzte laut auf. Incendius legte einen Arm um seine Frau und betrachtete Lilli mit großer Unsicherheit im Blick. Es dauerte eine ganze Weile, bis die Worte bei ihr ankamen. Ihre Tochter?

Sie lachte, konnte es nicht fassen, wie ihr Unterbewusstsein so einen Stuss zusammenzimmern konnte.

   „Klar", stieß sie hervor. „Und jetzt wollt ihr mich mit irgendeinem Prinzen verheiraten und mir Zaubern beibringen, damit ich die Welt vor allem Bösen beschützen kann." Sie schüttelte den Kopf und konnte nicht fassen, dass sie noch immer hier war.

   „Das ist nicht lustig", entgegnete Incendius streng und drückte die Königin noch fester an sich. Solaias Schultern hoben und senkten sich unkontrolliert. Offenbar hatten Lillis Worte Solaia schwer zugesetzt. Schuldgefühle kamen in ihr auf, doch gab sie sich alle Mühe, sie zu verdrängen. Damit konnte sie sich im Moment einfach nicht aufhalten.

   „Finde ich auch. Also, warum bin ich wirklich hier?" Lilli verschränkte die Arme und wartete auf eine Antwort. Es fühlte sich seltsam an, in ihrem Einhornschlafanzug auf dem riesigen Bett zu liegen, mit den drei Fremden um sich herum, die sie anstarrten, als hätte sie gerade etwas furchtbar Schlimmes gesagt. Incendius' Blick wanderte zu Tristan, der keine Sekunde später nickte und sich schließlich neben Lilli auf das Bett setzte. Sie ließ die Hand sinken, mit der sie ihn noch immer festgehalten hatte, war sich seiner Nähe plötzlich sehr bewusst.

   „Es ist die Wahrheit, Lilliana. Sie sind deine Eltern und haben nach deiner Geburt ein großes Opfer dargebracht, um dich zu beschützen." Tristan sprach bedächtig, als wäre Lilli schwer von Begriff. In diesem Fall stimmte das sogar. Nur langsam verstand sie, was seine Worte bedeuteten. Und es gefiel ihr ganz und gar nicht, auch wenn in Tristans Stimme ein beruhigender Tonfall mitschwang, der ihre Gedanken wie dunkelblauer Nebel einhüllte.

   „Was für ein Opfer?", fragte Lilli, während ihr bereits wahre Alptraumszenarien durch den Kopf gingen. Sie kannte zwar den Grundriss dieses magischen Orts, jeden Winkel und jedes Detail, doch hatte sie keine Ahnung, wie die Bewohner Ismathiels tickten. Vielleicht war all die Schönheit nur ein Ablenkungsmanöver, um die Grausamkeiten zu verdecken, die hier hinter verschlossener Tür stattfanden. Lilli musste in diesem Moment von allem ausgehen, um sich vorzubereiten, sollte man ihr erneut wehtun wollen. Die Schmerzen, die sie während der Entfernung der Hülle gespürt hatte, steckten ihr noch immer in den Gliedern.

   „Sie mussten dich weggeben, an einen sicheren Ort, wo niemand wusste, wer du bist und welche Kräfte du besitzt", erklärte Tristan und lächelte. „Wir sind sehr besonders, Lilliana. Mächtiger noch als alles andere in dieser und vieler weiterer Welten. Und unsere Macht hätte uns zum Verhängnis werden können."

   „Das verstehe ich nicht ganz ...", murmelte Lilli und sah von Tristan zum Königspaar, das sie noch immer musterte, als wäre sie von einem anderen Stern.

   „Es ist kompliziert und es steckt noch so viel mehr dahinter. Wir werden es dir erklären, sobald du dich an dein Leben hier gewöhnt hast, Prinzessin", versprach Tristan und zwinkerte ihr zu.

Lilli schnaubte und schüttelte erneut den Kopf. Das war doch alles vollkommener Quatsch!
   „Ich weiß ja nicht, was in euren Köpfen falsch läuft, aber ich bin garantiert nicht eure Tochter und mächtig bin ich schon gleich gar nicht", entgegnete sie und hatte Mühe, die Wut, die wie ein rauschender Gebirgsbach durch sie strömte, im Zaum zu halten. „Ich kann mich vielleicht verteidigen, aber das war es dann auch schon."

Tristan lächelte wieder und schüttelte langsam den Kopf, ehe er seine Hand direkt oberhalb ihres Brustbeins platzierte, fast so als wolle er sie würgen. Lilli wollte zurückweichen, doch das merkwürdige Etwas in ihrer Brust hielt sie davon ab.

   „Fühlst du das?", fragte er. Ihre Haut begann unter seinem Griff zu kribbeln, sie spürte, wie sich auch in ihm eine fremde Macht regte, sich mit ihrer verband, als wären sie zwei Magneten, die sich anzogen. Es war unheimlich und berauschend zugleich. Lilli nickte langsam und hob den Blick, um Tristan in die Augen zu sehen. Sein Atem ging in tiefen Zügen, während ihm das Herz in der Brust zu rasen schien. Sie konnte es spüren über eben jene Verbindung, die sich zwischen ihnen spannte.

   „Das ist deine Macht, deine Magie, Lilliana", erklärte er und lächelte. Er drehte den Kopf, sah Solaia und Incendius an, die das Geschehen mit Faszination und zumindest in Incendius' Fall mit einer Spur von Ärger im Blick musterten.

   „Lucideon hatte recht. Es ist einfach unglaublich", sagte Tristan etwas atemlos an die beiden gewandt. „Sie ist genau wie ich ..."
Lilli sah, wie sich seine Miene aufhellte, als hätte man ihm gerade seinen größten Wunsch erfüllt.
   „Endlich", wisperte er voller Freude, was ihr einen kalten Schauer den Rücken hinabrinnen ließ.

   „Was soll das denn bitte bedeuten?" Lilli riss sich von Tristan los. Kaum dass er sie nicht mehr berührte, machte sich eine solche Leere in ihr breit, wo kurz zuvor noch seine Macht, seine Magie, wie er es genannt hatte, gewesen war. Es fühlte sich schrecklich an, was Lillis Angst wieder aufleben ließ. Sie verstand nicht, was hier vor sich ging, hatte keine Ahnung, wozu sie mit ihrer Magie in der Lage war, geschweige denn, wie sie diese kontrollieren sollte.

   „Wir beide sind Teil von etwas Großem. Keiner weiß genau, von was. Es gibt Prophezeiungen, aber die sind mehr als vage und können auf unterschiedlichste Weise gedeutet werden", erklärte Tristan, was rein gar nicht zu Lillis Beruhigung beitrug. Tristan war ganz sicher verrückt. Es gab nichts Großes in der Welt und Prophezeiungen waren das Produkt zugedröhnter Irrer, die in ihrem Wahn irgendetwas gesehen haben wollten. Sie musste hier weg und zwar schnell. Aber wie sollte sie den drei Verrückten entkommen?

   „Jetzt da du hier bist, können wir vielleicht herausfinden, welches Schicksal uns bevorsteht", fügte Tristan hinzu und griff nach ihrer Hand, um sie voller Aufregung und Freude zu drücken.
Lilli wich noch weiter von ihm fort, schüttelte den Kopf und flehte ihr Unterbewusstsein an, sie endlich aufwachen zu lassen.
   „Ihr seid doch alle wahnsinnig!", rief sie und entriss Tristan ihre Hand. Gebt euer eigenes Kind weg und wozu? Weil euch das irgendwelche bescheuerten Prophezeiungen gesagt haben?"

   „Lilliana, bitte beruhige dich! Sie haben es doch nur getan, um dich zu beschützen."

Lillis Blick schoss zu Tristan. In ihren Augen funkelte es bedrohlich.
   „Hätten sie mich nicht auch von hier aus beschützen können?", fragte sie. Sie wandte sich wieder Solaia und Incendius zu. Diese starten sie noch immer an, unfähig etwas zu sagen.

   „Dadurch hätten wir nicht nur dich, sondern auch das ganze Volk in Gefahr gebracht", erklärte Incendius schließlich, das Gesicht von Wut verzerrt.

Lilliana fixierte ihn mit ihrem Blick, legte all den Hass, den sie aufbringen konnte, hinein.
   „Ach, und deshalb gebt ihr eure einzige Tochter weg?", wollte Lilliana wissen. Solaia begann wieder zu schluchzen. Dicke Tränen rollten ihre blassen Wangen hinab. Eigentlich hätte es Lilliana leid tun müssen, Solaia mit ihren Worten so zu verletzen, aber wenn dies kein Traum war, hatte die Königin nichts anderes verdient. Wie konnte man nur sein Kind weggeben?

   „Lilliana, wir hatten keine Wahl!", rief Incendius wütend. „Millionen Leben für ein einziges zu opfern, war ein Preis, der für uns viel zu hoch war."

   „Aber, das rechtfertigt eure Handlungen noch immer nicht!", unterbrach ihn Lilliana. „Wie kann man seine Tochter weggeben, wenn man sich nicht einmal sicher ist, ob deren Leben überhaupt in Gefahr ist?"

Incendius seufzte sichtlich genervt. Lilli sah, wie er die Hände zu Fäusten ballte, als könnte er sich kaum noch beherrschen.

   „Die Prophezeiungen waren in diesem Punkt sehr detailliert. Wir wollten es einfach nicht darauf ankommen lassen", entgegnete er, während Solaia sie urplötzlich mit Hoffnung in den Augen anblickte.

   „Heißt das, du glaubst uns, dass du unsere Tochter bist?", fragte sie leise zwischen mehren Schluchzern.

   „Nein", entgegnete Lilli entschlossen. „Wieso sollte ich auch? Das ist doch völlig absurd. Ich kenne meine Eltern und das seid ganz sicher nicht ihr."

Sofort war die Hoffnung aus Solaias Blick verschwunden, war tiefster Verzweiflung gewichen, die sie vor ihr zu verbergen versuchte, indem sie sich an Incendius' muskulösen Arm schmiegte.

   „Ich weiß, wie schwer es dir fällt, das zu glauben. Vor drei Jahren war ich genau in derselben Situation, aber es ist wirklich wahr", beharrte Tristan und warf Incendius einen Blick zu, als könnte er den König damit zum Schweigen bringen.

   „Da müssen sie ganz schon an deinem Gehirn herumgepfuscht haben, dass du es ihnen glaubst", entgegnete Lilli bissig.

   „Du wirst es schon früh genug erkennen", erwiderte er mit einem leichten Lächeln, als könnte er es kaum erwarten.

   „Glaubst du", sagte Lilli und schüttelte den Kopf. „Ich will einfach nur zurück, also warum lassen wir den ganzen Quatsch über Prophezeiungen und magischen Kräften nicht sein?"

   „Lilliana!", rief Incendius mit hochrotem Kopf, was sie vor Schreck zusammenzucken ließ. „Es reicht jetzt wirklich!"
Erschrocken wich sie vor dem König zurück. Er wirkte, als wollte er sie jeden Augenblick packen. Was auch immer danach folgen würde, löste große Angst in Lilli aus.

Hey ihr Lieben!
Tut mir leid, dass so lange kein Update mehr kam, aber wir haben hier gerade massive Internetprobleme und eine Sehnenscheidenentzündung, die auskuriert werden muss. Außerdem habe ich festgestellt, dass es vielleicht doch nicht so der Burner ist, jeden Tag zwei kurze Kapitel hochzuladen. Stattdessen gibt es jetzt immer dienstags und donnerstags ein neues, das auch ein bisschen länger sein könnte.

Bis zum nächsten Kapitel!
❤ Kate

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