KAPITEL 5 - LILLIANA (6)

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DAS SCHLOSS VON ISMATHIEL, TALLION-TURM
   „Incendius, beruhige dich endlich!", mahnte Tristan und warf dem König einen finsteren Blick zu, der selbst bei Lilli eiskalte Schauder auslöste. Etwas in Tristans Stimme war nicht natürlich. Etwas Fremdes lag darin und ließ sie frösteln.

   „Ich halte es für besser, wenn ihr jetzt alle geht", sagte Lilli fest und schaffte es, sehr zu ihrer Erleichterung, die Furcht aus ihrer Stimme herauszuhalten. Innerlich tobte ein Sturm durch ihre Adern. Das etwas in ihrer Brust, die Magie, mischte sich mit Wut, Angst und Verzweiflung und raubte ihr beinahe den Atem.

   „Was du für besser hältst, interessiert mich nicht", konterte Incendius grimmig und baute sich vor ihr auf. Würde sie sich neben ihn stellen, würde er sie sicher um mindestens zwei Köpfe überragen und das obwohl sie selbst schon sehr groß war.

   „Incendius!" Wieder lag etwas Mächtiges in Tristans Stimme und schien den König regelrecht zu zwingen, in anzusehen. „Geh jetzt. Ich kümmere mich um sie."

Incendius schien protestieren zu wollen, doch ein Blick seiner Frau genügte, um ihn zum Schweigen zu bringen. Lilli sah, wie verquollen ihre Augen waren und dass ihre Tränen einen dunklen Fleck auf Incendius feuerroter Robe hinterlassen hatten.

   „Danke", hörte sie Tristan flüstern, als sich die beiden zum Gehen wendeten.

   „Warum gehst du nicht mit ihnen?", fragte Lilli herausfordernd und sah ihm in die tiefblauen Augen.
   „Weil wir beide uns noch ein bisschen unterhalten müssen", entgegnete er und hob nun auch die Beine aufs Bett, so dass er plötzlich sehr nahe bei ihr lag.

   „Das hättest du wohl gerne." Lilli wich vor ihm zurück auf die andere Seite des Bettes und suchte verzweifelt nach einem Weg aus dieser Situation. Je länger sie hier war, umso überzeugter war sie, dass es doch kein Traum war. Es fühlte sich einfach nicht wie einer an, auch wenn jemand sie verzaubert und mit Silberlicht und grünem Nebel gefoltert hatte. Es war viel zu verrückt, um ihrer eigenen Fantasie zu entspringen.

   „Ja, das hätte ich wirklich gerne", entgegnete Tristan und verfolgte sie mit seinem Blick. „Es tut mir leid, dass alles so verwirrend ist. Es wird sicher ein paar Tage dauern, bis du dich daran gewöhnt hast."
   „Und wenn ich mich gar nicht daran gewöhnen will? Hast du vielleicht schon mal daran gedacht?", fragte sie und stand vom Bett auf. Ihr Blick flog wieder durch den Raum, suchte erneut nach einer Waffe, irgendetwas, mit dem sie Tristan überwältigen konnte. Lange konnte sie ihn wohl nicht ausschalten, aber jede Minute, die er die Klappe hielt, wollte Lilli nutzen, um sich einen Fluchtplan zu überlegen.
   „Ja, glaube mir. Daran denke ich schon die ganze Zeit", entgegnete er und erhob sich nun ebenfalls. Langsam kam er um das Bett herum auf ihn zu, bis sie praktisch schon in der Falle saß. Er hatte sie in die Ecke gedrängt wie ein Raubtier, das seine Beute einkreiste, bis diese ihm nicht mehr entkommen konnte.

   „Aber ich kann es nicht ändern, Lilliana. Du bist nun hier und es gibt keinen Weg mehr zurück", fügte er nach einer kurzen Pause hinzu und kam immer näher, bis sie nur noch wenige Meter trennten.
   „Ich will aber zurück!", schrie sie völlig aufgebracht und hob die Arme, um ihm abzuwehren. Und genau dann geschah es. Der Sturm in ihrem Inneren brach sich Bahn. Die fremde Macht in ihr schoss ihre Arme entlang bis hinein in ihre Fingerspitzen und von dort aus direkt auf Tristan zu, der umgeben von grell grünem Licht gegen einen der Bettpfosten geschleudert wurde. Irgendetwas knackte ekelerregend und Lilli war sich fast sicher, dass es nicht der Pfosten gewesen sein konnte. Mit einem dumpfen Geräusch landete Tristan auf dem Boden. Blut tropfte auf die mit Wiesenblumen bemalten Fliesen. Lilli blinzelte, schloss die Augen und öffnete sie wieder, als hätte sie sich das gerade bloß eingebildet.

   „Oh, Scheiße!", rief sie, als sie Tristans leblosen Körper da am Boden liegen sah. Sie stürzte auf ihn zu, fuhr mit zittrigen Händen über seinen Körper, um festzustellen, ob er noch lebte.
   „Mir geht's gut, keine Sorge", krächzte Tristan und wand sich unter lautem Keuchen, bis es erneut knackte. 

Lilli wurde wieder übel, sie würgte, doch hatte sie längst nichts mehr im Magen außer bitterer Galle, die ihr in den Mund stieg.
   „Es tut mir leid", murmelte sie, während sie langsam wieder zurückwich und mit angstvoll aufgerissenen Augen dabei zusah, wie Tristan Knochen für Knochen einzurenken schien. „Es tut mir leid."

Metallblätter und Blüten aus Edelsteinen bohrten sich ihr in den Rücken, als sie die Wand erreichte und nicht weiter zurückweichen konnte.
   „Was bist du?", fragte sie leise und konnte den Blick nicht von Tristan abwenden, der sich langsam erhob. Er müsste doch tot sein, oder? Niemand konnte einen solchen Stoß überlebt haben? Schon ganz und gar nicht, den Aufprall gegen eine Säule aus massivem Metall.

   „Das, meine liebe Cousine, müssen wir noch herausfinden", sagte er leise und rückte sich den Kopf zurecht. Seine tiefblauen Augen suchten ihren Blick, doch konnte sie ihn nicht ansehen. Er war ein Monster. Wie sonst hätte er das überleben sollen?
   „Bleib weg von mir!", rief sie, ihre Stimme so schwach, dass sie beinahe brach. Sie starrte auf ihre Hände, die Auslöser allen Übels. Sie zitterten unkontrolliert. Wie konnte das sein? Wie hatte sie diese Macht entfesselt?

   „Lilliana, hör mir zu", bat Tristan und sah sie eindringlich an. „Du musst dich beruhigen."
   „Mich beruhigen?", fragte sie aufgebracht und riss den Blick von ihren Händen los. „Wie soll ich mich denn bitte beruhigen?" Ihr Atem ging schneller, das Herz schlug wie eine Trommellaut in ihrer Brust . Sie wollte, dass es aufhörte, dass sie endlich in ihrem Bett aufwachte, dass alles doch bloß ein Traum war, auch wenn sie längst nicht mehr daran glaubte.

   „Du musst aber, sonst passiert es wieder. In dir ruht viel Magie, Lilliana", erklärte Tristan und hatte sie nun fast erreicht. Einen Meter von ihr entfernt zögerte er, als fürchtete er, erneut durch die Luft geschleudert zu werden. Lilli konnte es ihm nicht verübeln. Sie an seiner Stelle wäre schon längst aus diesem Zimmer geflohen.

   „Normalerweise lernt man schon als Kind, damit umzugehen, während die Kräfte noch wachsen, aber das war bei uns beiden einfach nicht möglich", fuhr er fort und überwand schließlich den letzten Meter zwischen ihnen, um sie in den Arm zu nehmen. Kaum dass er sie berührte, legte sich der Sturm in ihrem Inneren wieder ein bisschen. Sie fühlte sich nicht mehr so allein, als wäre etwas, das ihr die ganze Zeit gefehlt hatte, zu ihr zurückgekehrt.

   „Warum, Tristan?", fragte sie den Tränen nahe. „Warum kann ich nicht aufwachen?" Sie drückte sich gegen seine muskulöse Schulter und spürte, wie sich seine starken Arme fester um sie schlossen. Es war seltsam, einem Fremden so nahe zu sein, aber wenn seine verrückte Geschichte wirklich stimmte, dann waren sie sich vielleicht doch nicht so fremd.

   „Weil es kein Traum ist, Prinzessin", flüsterte er und hielt sie noch fester, als sie zu weinen begann. Die Tränen benetzten den Stoff seiner dunkelblauen Tunika und hinterließen dunkle Flecken darauf.

   „Aber wieso jetzt? Wieso habt ihr mich jetzt zurückgeholt?", wollte sie wissen, ihre Worte unterbrochen von Schluchzen und Schniefen. Tristan fuhr ihr beruhigend über den Rücken.

   „Die Hülle, die dein wahres Äußeres vor anderen magischen Wesen versteckt hat, hat Risse bekommen. In ein paar Wochen wäre sie vermutlich von allein zerbrochen und dann hätten die Erdlinge dich in deiner wahren Gestalt gesehen", erklärte er und schob sie ein Stück von sich zurück, damit sie sein Lächeln sehen konnte.
   „Meine wahre Gestalt?", fragte Lilli und versuchte, die vielen Tränen wegzublinzeln. Tristan nickte und wischte die Tränenspuren mit dem Daumen weg.

   „Willst du es sehen?", fragte er vorsichtig.
Wieder schlug Lillis Herz schneller. Was hatten sie mit ihr angestellt? Hatten sie sie in ein Monster verwandelt? Ihr wurde schlecht vor Aufregung, als sie sich vorstellte, wie sie sie verunstaltet haben könnten, und dennoch nickte sie langsam. Sie musste es sehen, die Neugier war einfach zu stark.

Tristan löste sich aus der Umarmung und griff nach ihrer Hand, um sie in ein Nebenzimmer zu führen. Lilli konnte ihren Augen nicht trauen, als sie dessen Zweck erkannte. Es war ein gigantischer Kleiderschrank, vollgestopft bis zum letzten Regalzentimeter mit Kleidern, Schuhen und allerlei Schmuck. Ihr kam es so vor, als wäre sie in den Lagerraum eines Kostümdesigners irgendeines Fantasyfilms gestolpert. In einer Ecke stand ein großer Spiegel, auf den Tristan zuhielt. Noch konnte sich Lilli darin nicht sehen, also schloss sie die Augen, während sie Tristan tiefer hinein in diesen riesigen Kostümfundus folgte.

   „Du kannst deine Augen jetzt aufmachen", sagte Tristan, als er stehen blieb. Er drückte ihre Hand, um sie zu ermutigen, doch brauchte Lilli noch etwas, um sich darauf vorzubereiten. Sie atmete tief durch, kämpfte gegen die Übelkeit an, die sie wieder fest im Griff hatte und tat schließlich, was Tristan ihr gesagt hatte.

Neben ihm stand eine junge Frau, das Haar lag in dunkelbraunen Locken und reichte ihr bis zur Taille. Es wirkte völlig gesund und ganz anders als ihr strohig brüchiges, das sie beinahe in die Verzweiflung getrieben hatte. Ihr Gesicht war ebenmäßiger, keine einzige Unreinheit war zu sehen und ihre Haut war genauso blass wie die von Tristan. Das einzige, das ihr wirklich vertraut war an dieser Fremden, die ihr doch sehr ähnlich sah, waren die Augen. Smaragdgrün leuchteten sie ihr entgegen und betrachteten sie voller Verwunderung.

   „Es ist ein Schock, sich so zu sehen, ich weiß, aber auch daran wirst du dich gewöhnen", versicherte ihr Tristan und sah ihr lächelnd dabei zu, wie sie ungläubig ihr Gesicht nachfuhr, über die vollen Lippen strich und immer wieder den Kopf schüttelte. War das wirklich noch sie?

   „Klar, so wie ich mich auch daran gewöhnen muss, dass ich auf einer magischen Insel lebe und mit einer einzigen Handbewegung Menschen töten könnte", entgegnete sie aufgebracht und wendete sich von ihrem Spiegelbild ab. Sie hatten sie nicht in ein Monster verwandelt und dennoch war sie sich unsicher, ob sie sich jemals daran gewöhnen könnte. Dieses Mädchen, das sie aus dem Spiegel heraus angestarrt hatte, war so schön, als wäre sie nicht von dieser Welt und genau das schien zu stimmen.

   „Hey, auch wenn es dir vielleicht im ersten Moment nicht hilft. Ich bin hier für dich, Lilliana", versprach Tristan, was Lilli ein wütendes Schnauben entlockte.
   „Natürlich hilft mir das nicht", entgegnete sie und sah ihren sogenannten Cousin wütend an. „Alles, was mir helfen würde, wäre zuhause in meinem Bett aufzuwachen und diesen Alptraum hier einfach zu vergessen."

Tristans Blick trübte sich plötzlich, war durchzogen von Traurigkeit, aber auch Verständnis. Er nickte langsam, sagte jedoch nichts.

   „Aber leider ist das kein Traum." Lilli sank auf dem kalten Steinboden in sich zusammen und konnte es einfach nicht glauben. Das hier war real, beinahe schon zu real. So unlogisch ihr manches erschien, so kam es ihr doch so vor, als würde sich zumindest ihr Körper an Ismathiel und diese neue Gestalt erinnern, als wüsste er mehr über sie und dieses Land als Lilli selbst. Wie konnte das alles also noch ein Traum sein?


WICHTIG: Am Mittwoch, den 26.07.17 gibt es ab ca. 17:30 einen Livestream auf meinem YouTube-Kanal (https://www.youtube.com/c/KateStarkBlog). Schaut doch vorbei, wenn ihr mögt. Ich würde mich freuen, wenn wir ein bisschen miteinander plaudern könnten ;)
Weitere Livestreams (immer mittwochs, selbe Uhrzeit) sind geplant!

Hey ihr Lieben!
Traum oder kein Traum? Das ist hier die Frage ;)
Das ist übrigens der letzte Teil von Kapitel 5. Ich versuche, die Teilkapitel jetzt etwas länger zu machen, sonst werde ich ja nie fertig mit dieser Geschichte :D

Sorry, dass ich letzte Woche nichts hochgeladen habe. Musste meine Hände schonen, damit ich endlich wieder arbeiten gehen kann. Und ich darf jetzt wieder! Yay!

Ich hoffe, es gefällt euch bisher und bedanke mich bei allen, die es bis hierhin geschafft haben. Danke für eure Votes, Kommentare und Nachrichten. Ihr seid echt die Besten! (Ich weiß, ich wiederhole mich, aber so ist das einfach ...)

Bis zum nächsten Kapitel!
❤ Kate

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