KAPITEL 6 - INCENDIUS (1)

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DAS SCHLOSS VON ISMATHIEL, TALLION-TURM

   „Du hast nach mir schicken lassen, Onkel", ertönte Tristans Stimme plötzlich hinter ihm. Incendius war so in Gedanken versunken gewesen, dass er die Magie seines Neffen überhaupt nicht bemerkt hatte. Und dennoch war Tristan umgeben von feinstem dunkelblauem Nebel, Überbleibsel des Teleportationszaubers, die sich leise knisternd in der abgestandenen Luft seines Arbeitszimmers verflüchtigten.
   „In der Tat. Danke, dass du so schnell gekommen bist, Tristan", entgegnete Incendius und drehte sich zu seinem Neffen um. Er spürte, wie die Wut langsam wieder zu brodeln begann. Der Schock über das Verhalten seiner Tochter saß noch immer tief in seinen Knochen.

   „Hast du dich wieder beruhigt?", fragte Tristan und musterte ihn wachsam. Incendius nickte, auch wenn er sich nicht sicher war, ob das stimmte.
   „Gut. So etwas darf in Lillianas Gegenwart nicht noch einmal passieren. Du hast sie sehr erschreckt", tadelte Tristan und ließ sich auf den Stuhl fallen, auf dem Sophos, sein Sekretär, zuvor gesessen hatte. Der Sekretär hatte ihm Ähnliches geraten, nachdem Incendius diesem von seiner Enttäuschung berichtet hatte. Wie lange hatte sich der Elfenkönig auf die Rückkehr seiner Tochter gefreut, sich nach einem besonders anstrengenden Tag vorgestellt, wie es sein würde, sie endlich in seinen Armen zu halten. Und dann das! Sophos hatte mal wieder recht gehabt: Die Wirklichkeit war viel grausamer als jede Wunschvorstellung. Und nun saß Incendius sein halbstarker Neffe gegenüber und gab ihm Erziehungsratschläge. Ob der Tag noch schlimmer werden konnte?

   „Was fällt dir ein, mir zu sagen, was ich zu tun habe?", entgegnete Incendius. Die Wut war in voller Stärker zurück und loderte zusammen mit seiner Magie durch seine Adern. Tristan hob spöttisch eine Augenbraue, sagte jedoch nichts.
   „Wie geht es ihr? Ist sie zur Einsicht gekommen?", fragte Incendius stattdessen und ließ sich auf seinen Lehnstuhl sinken. Er nahm Sophos' unberührtes Glas Feuerwasser, das seinen Wutausbruch, nicht der erste an diesem Tag seit er sich in sein Arbeitszimmer zurückgezogen hatte, unbeschadet überlebt hatte, und nippte daran.
   „Sie ist zu der Einsicht gekommen, dass das alles hier kein Traum ist. Ansonsten sind wir keinen Schritt weiter", erklärte Tristan, was Incendius' Zorn nur noch mehr anfachte.

   „Sag mir jetzt nicht, dass du noch immer glaubst, wir sollten es langsam mit ihr angehen. Was hat uns das bisher gebracht?" Incendius' Faust donnerte auf den Tisch nieder, doch diesmal ging nichts zu Bruch. „Nichts."
   „Weil sie erst seit ein paar Stunden hier ist", entgegnete Tristan und schüttelte den Kopf. „Du musst geduldiger mit ihr sein."
   „Geduld bedeutet, dass man Zeit hat, und wie du nur zu gut weißt, Junge, rennt uns die gerade davon. Je eher Lilliana akzeptiert, dass sie ein Teil dieser Familie ist und sich dementsprechend verhält, umso besser", konterte Incendius und wünschte, dass sein Neffe nicht so selbstgefällig auf seinem Stuhl sitzen würde. Tristan richtete sich auf.
   „So besser?", fragte er und schenkte ihm ein spöttisches Lächeln. Incendius ballte die Hände zu Fäusten, drückte die Fingernägel tief in seine Handinnenflächen, um sich zu konzentrieren und nicht seiner Wut zu verfallen. Das Letzte, was sie in diesem Moment brauchten, war ein weiterer Anfall blinder Raserei. Tristan schien eine besondere Verbindung zu Lilliana zu haben, so sehr es Incendius auch missfiel. Sie vertraute ihm mehr, als allen anderen Mitgliedern ihrer Familie. Vielleicht weil er jung und gutaussehend war, oder weil sie spürte, dass sie mehr mit ihm gemeinsam hatte als mit dem Rest der Tallions. Sie beide waren etwas Besonderes, auch wenn weder Incendius noch Lucideon wussten, weshalb und wie besonders sie waren. Incendius brauchte Tristan auf seiner Seite, um so an seine Tochter heranzukommen. Vielleicht konnte er sie durch ihn erreichen, wenn der Junge nur nicht so verdammt stur wäre.

   „Du weißt, dass ich dich hören kann, oder?", fragte Tristan und schnaubte belustigt. Incendius verdrehte die Augen. Wie oft hatte sein Neffe genau diesen Satz schon gesagt?
   „Halte dich aus meinem Kopf raus", zischte Incendius wie immer, während Tristan lachte und ergebend die Hände hob.
   „Ich kann nichts dafür, wenn du so laut denkst. Deine Gedanken springen mich förmlich an", entgegnete dieser unter Verwendung einer seiner Standardantworten, die Incendius wirklich zur Weißglut trieben. So oft seine Gabe Tristan zu erdrücken schien, spielte er auch gerne damit, solange er sich und die Gedankenwelt um sich herum einigermaßen unter Kontrolle hatte.
   „Dann hör einfach nicht hin", entgegnete Incendius und brachte seinen Neffen dadurch nur noch mehr zum Lachen.
   „Wenn das so einfach wäre", murmelte dieser schließlich, ehe er wieder ernst wurde. „Ich weiß, dass du bei Lilliana auf mich zählst, aber ich habe meine eigenen Methoden und Ideen, um sie dazu zu bringen, ihr Leben hier zu akzeptieren."
Seine Worte, jedes einzelne davon, waren wie ein Schlag in Incendius' Magengrube. Er war Lillianas Vater und noch dazu der König. Über vierhundert Jahre hatte er seinem Neffen voraus und doch widersetze sich Tristan ihm. Wieso?

   „Glaube mir, es ist besser so", beantwortete er Incendius' ungestellte Frage und lehnte sich auf dem Stuhl zurück. „Ich hätte mir für meine Wiedereingliederungsmaßnahme, wie es Lucideon nennt, auch einen etwas freundlicheren Ansatz gewünscht, anstatt von früh bis spät gequält zu werden."
Incendius sah zu seinem Neffen hinüber, sah die Wut, die er noch immer auf ihn und Oranio verspürte, weil sie diese Ausbildungsmethode vorgeschlagen und hartnäckig haben durchsetzen lassen. Incendius war immer klar gewesen, dass Tristan das niemals verzeihen würde.


Heya ihr Lieben!
Das mag jetzt komisch klingen, aber irgendwie fallen mir Szenen, in denen viel gestritten wird, am leichtesten. (Ich streite mich auch gerne, aber das kann man ja eigentlich keinem erzählen ...)

Die Beziehung zwischen Lilli und ihrem Vater ist übrigens ganz ähnlich wie zwischen mir und meinem Paps, auch wenn der wesentlich gechillter ist. Wir sind beide recht stur und können uns manchmal echt in die Haare bekommen, aber am Ende haben wir uns doch ganz arg lieb und vertragen uns wieder. Incendius ist da aber ein bisschen nachtragender und Lilli auch, aber das werdet ihr im Verlauf der Story noch sehen ;)

Regnet es bei euch auch schon wieder so? Ganz ehrlich: Ich mag das Wetter im Moment. Nicht zu heiß, schön frisch und durch den Regen ist die Luft immer so schön sauber und neu. Wisst ihr, was ich meine?

Bis zum nächsten Kapitel! Ein schönes Wochenende an euch alle!
❤ Kate

PS: Nicht vergessen: Jeden Mittwoch um ca. 17:30 Uhr mache ich einen Livestream auf meinem YouTube-Kanal und freue mich immer, ein paar bekannte Gesichter, aber auch neue Leute, die das Schreiben genauso lieben wie ich, kennenzulernen :D
http://www.youtube.com/c/KateStarkBlog

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