KAPITEL 6 - INCENDIUS (2)

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DAS SCHLOSS VON ISMATHIEL, TALLION-TURM

  „Weißt du eigentlich, wie anstrengend das war? Wie sehr mich das ganze Anschreien und Niedermachen belastet hat?" Tristan blickte Incendius anklagend an. Der König schluckte, antwortete jedoch nicht. Ganz gleich, was er sagen würde, Tristan fand immer einen Weg, um Incendius' Argumente auszustechen.
„Ich war vierzehn, verdammt! So ein Programm kann man vielleicht mit einem erwachsenen Mann durchziehen, aber doch nicht mit einem psychisch labilen Jugendlichen, der gerade aus einer Nervenheilanstalt entführt worden ist." Tistans Stimme war völlig ruhig, doch hörte Incendius jede einzelne Emotion dahinter heraus. Schmerz, Traurigkeit, Wut, Verzweiflung, Verletzung, Scham. Und es tat ihm leid, dass sein Neffe sich so fühlte, dass diese Zeit so schrecklich für ihn gewesen war, doch am Ende hatte es ihn zu demjenigen gemacht, den er heute war. Ein starker junger Mann, verantwortungsbewusst und bewandert in jeglicher Form von Magie und Kampfkunst. Hinzu kamen Sprachen, Diplomatie und Politik. Er sollte Incendius lieber dankbar sein, dass Tristan eine solche Ausbildung hatte genießen dürfen. Nur wenige Kinder Ismathiels wurden so gründlich in diese Künste eingewiesen, aber vielleicht hätte man einige Punkte dieser Ausbildung auch anders angehen können.

Tristan schnaubte, vermutlich weil er Incendius' Gedanken gehört hatte.
„Warum ist dir das nicht früher eingefallen, dass es vielleicht doch nicht so gut war, mich in die Obhut von Sklaventreibern zu geben?", fragte er, diesmal nicht mehr ganz so ruhig. Tristans Wut war deutlich spürbar und brachte seine Magie zum Brodeln. Incendius' eigene Zauberkraft antwortete darauf, indem sie sich in seinem Körper verteilte, bereit ihn zu schützen, sollte Tristans Magie aus ihm hervorbrechen.

„Lass sie das ja nicht hören", mahnte Incendius den Prinzen. Er kannte die Krieger, kannte deren harte Ausbildungsmethoden, aber sie als Sklaventreiber zu beschimpfen würde sie sehr erzürnen. Und gerade jetzt brauchten die Tallions sie auf ihrer Seite. Jeden einzelnen von ihnen.
„Oh, das hab ich ihnen damals schon gesagt. Wieder und wieder. Von meinem jetzigen Standpunkt aus gesehen, war das ziemlich dumm, aber was hätte ich tun können? Ich war eben verzweifelt", entgegnete Tristan und schien sich wieder unter Kontrolle zu bekommen. „Ich will nicht, dass Lilliana dasselbe durchmachen muss", fügte er nach längerem Schweigen hinzu, die Stimme plötzlich leise und sanft.

Incendius warf Tristan einen verwirrten Blick zu, musterte sein Gesicht ganz genau und blieb schließlich an seinen meeresblauen Augen hängen. Da war irgendetwas ins seinem Blick, jedes Mal, wenn sein Neffe Lillianas Namen aussprach. Incendius konnte es nicht recht einordnen, aber es bereitete ihm Unbehagen.
„Ich auch nicht, aber ein bisschen mehr Disziplin sollte sie durchaus aushalten. Du vergisst, dass sie ja bereits kämpfen kann und sicher gelernt hat, wie man einsteckt." Incendius konnte seine Verbitterung nicht ganz aus seiner Stimme fernhalten. Eigentlich hatte er vorgehabt, seine Tochter wie die meisten anderen Mädchen Ismathiels auch zu erziehen. Das bezog die Kampfkünste, die in den Kasernen der Schlossstadt unterrichtet wurden, ganz bestimmt nicht ein.

„Zu viel Disziplin ist aber auch keine Lösung, Incendius", erwiderte Tristan gereizt. Jedes Mal, wenn sie über ihre Ausbildung sprachen, was in den letzten Wochen immer häufiger vorgekommen war, schien Incendius dabei einen wunden Punkt bei Tristan zu treffen.
„Lass das meine Sorge sein. Sie ist schließlich meine Tochter!" Langsam hatte Incendius es satt mit seinem Neffen zu diskutieren. Was wusste dieser schon von den Welten? Die Ausbildung hatte ihn hart gemacht und stark, doch hatte sie ihm nicht sein viel zu großes Selbstbewusstsein nehmen können.
„Und meine Cousine, also geht es mich auch etwas an", erwiderte Tristan ebenso laut wie Incendius und lehnte sich auf seinem Stuhl vor. Seine dunkelblauen Augen blitzten kühl und zeigten Incendius genau, was Tristan von ihm und seinen Vorstellungen hielt. Nichts.
„Dann kümmere dich wenigstens darum, dass sie endlich spurt. Wir dürfen uns im Moment keinen Fehler erlauben. Es hängt so viel davon ab, Tristan", warf Incendius ein. Für einen kurzen Moment erlaubte er seinem Neffen die Verzweiflung zu sehen, die sein Herz seit beinahe zweihundert Jahren gefangen hielt.

„Ich weiß, in welcher Lage wir uns befinden, Onkel. Mehr als jeder andere, glaube mir. Und ich weiß auch, dass Lilliana lernen muss, ihre Magie zu kontrollieren. Nicht nur, um sich selbst zu schützen, sondern auch ihr Umfeld", entgegnete Tristan wieder vollkommen ruhig und seufzte. „Im Moment ist sie eine Gefahr für jeden um sich herum, aber ich weiß, wie schrecklich sie sich im Moment fühlt und dein Ansatz für ihre Ausbildung wird das nicht besser machen."
Incendius schnaubte. Es war doch wirklich nicht zu glauben! Der Junge schaffte es immer wieder, zu seinen Argumenten für eine lasche Hand bei Lillianas Ausbildung zurückzukehren.
„Nicht lasche Hand." Tristan schüttelte den Kopf. „Geduld und Freundlichkeit, etwas das mir verwehrt worden ist. Und ich würde es begrüßen, wenn du mich nicht mehr Junge nennen würdest."

Ein Knurren entrang sich Incendius' Kehle. Er hatte es langsam satt, von Tristans Vorstellungen für Lillianas Ausbildung zu hören.
„Irgendwann hast selbst du eingesehen, dass alles hier real ist und es kein Zurück gibt, ganz gleich wie viel Magie hier existiert. Und das wird sie auch, wenn sie die Ausbildung erst einmal begonnen hat", zischte Incendius und ließ keine Widerrede zu. „Hier zu sitzen und darüber zu diskutieren, kostet zu viel Zeit und wenn wir Pech haben, benötigen wir ihre Magie schon bald." Welches Pech sie haben würden, erwähnte Incendius nicht, doch wusste Tristan ganz sicher, was er gemeint hatte. Jeder hier auf Ismathiel, nein, in ganz Marren wusste es.
„Incendius, ich kann es nicht mehr hören. Lilliana hat wahrscheinlich sehr viel mehr von deinem Dickkopf und deiner aufbrausenden Art als uns allen lieb ist. Genau das wird uns alles nur zusätzlich erschweren, wenn wir sie in deine Art von Ausbildung zwängen", reif Tristan, dass die Gläser vor ihm auf dem breiten Schreibtisch klirrten. Ein Windstoß blähte seinen Mantel auf, als er aufstand und Incendius einen so finsteren Blick zuwarf, dass dieser beinahe neidisch wurde. Noch ehe der König etwas erwidern konnte, zog dunkelblauer Nebel auf und verschluckte Tristan darin. Als sich die magischen Schwaden wieder lichteten, war der Prinz verschwunden.
„Verdammt!" Incendius ließ die Faust auf den Tisch niedersinken. Sein Glas wackelte bedenklich, doch war er schnell genug, um es zu packen, damit es nicht umfiel. Diesmal zerschmetterte er es nicht wie vorhin bei seinem Gespräch mit seinem Sekretär, auch wenn er wütender war als zuvor.

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