KAPITEL 8 - LILLIANA (5)

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DAS SCHLOSS VON ISMATHIEL, TALLION-TURM


   „Bitte, Lilliana", flehte Tristan, die Stimme voller Verzweiflung. Er schien regelrecht überzeugt zu sein, dass sein Leben von ihrer Einstellung abhing. Und vielleicht tat es das ja auch, wenn die Prophezeiungen sich tatsächlich auf sie beide bezogen. Lilli war allerdings Skeptikerin und selbst nachdem sie Magie und Illusion gesehen hatte, hielt sie hartnäckig an ihrem Misstrauen fest.

   „Bring mich zurück", entgegnete sie und spürte erneut, wie die Wut durch ihre Adern stob und die Magie weiter anstachelte. Es war ihr beinahe unmöglich, diese fremde Macht noch im Zaum zu halten.
   „Gib mir noch eine Chance", bat Tristan. Seine Stimme hatte an Verzweiflung verloren, wirkte nun seltsam entschlossen, beinahe verbissen. Lilli hob den Blick und suchte nach einem Grund für diese plötzliche Veränderung.
   „Warum?"
   „Weil es du tief in deinem Inneren zumindest für möglich hältst, dass daran etwas wahr sein könnte", entgegnete er und wedelte mit dem dünnen Buch umher.

Lilli zuckte zusammen und schüttelte den Kopf. Woher wusste er das? Natürlich könnte etwas Wahres an dieser Prophezeiung dran sein, und natürlich war ihr das bewusst. Aber wirklich daran glauben wollte sie nicht. Das würde ihr ganzes bisheriges Leben einfach so auslöschen.

   „Also gut, überzeuge mich", entgegnete sie, während sie sich insgeheim schwor, auch nach seinem letzten Versuch noch derselben Meinung zu sein. Lilli konnte nicht hier bleiben, wollte es auf gar keinen Fall. Nicht, so lange sie nicht wusste, was auf der Erde während ihrer Abwesenheit vor sich ging. Bei ihrer Rückkehr in ihr altes Leben würde sich einiges ändern, schließlich wusste sie nun so viel mehr über sich und das Universum. So lange es Magie gab, bestand für Lilli aber die Hoffnung, einfach alles, was ihr hier in Ismathiel geschehen war, wieder vergessen zu können. Wenn es einen Zauber gab, der ihr Aussehen siebzehn Jahre lang hatte verändern können, wieso sollte es dann keinen für Gedächtnisverlust geben?

   „Gib mir drei Tage, um dir alles zu zeigen, dir deine Fragen zu beantworten und alles zu erklären", bat Tristan, die Augen plötzlich wieder voller Hoffnung.
   „Drei Tage? Bist du verrückt?" Lilli fiel aus allen Wolken. Das war nun wirklich zu lang und sie befürchtete, dass es ihm genug Zeit geben könnte, sie doch irgendwie zum Bleiben zu überreden. Wenn schon nicht mit Fakten und Begründungen, dann vielleicht mit diesen ozeangleichen Augen und dem strahlenden Lächeln.

   Oh nein, Mädchen! Nein, nein, NEIN!, schrie sie sich innerlich an und schüttelte diese Gedanken ab. Wenn sie diese Möglichkeit bereits in Erwägung zog, würde es ganz sicher so ausgehen, dass sie auf Ismathiel blieb. Und wer bitte sagte ihr, dass er es wert war?

   „Nein, bin ich nicht", entgegnete er sichtlich verärgert. „Wenn du zustimmst, verspreche ich dir, dass ich dich ohne Aufstand zurück in dein altes Leben bringe, solltest du noch immer nicht bleiben wollen."

Lilli sog scharf die Luft ein. War es nicht das, was sie die ganze Zeit gefordert hatte? Und nun bot er ihr diese Möglichkeit tatsächlich an? Der Preis, drei ganze Tage hier zu verbringen, schien nicht gerade hoch zu sein, auch wenn in drei Tagen auf der Erde viel passieren konnte. Ein besseres Angebot würde sie allerdings nicht bekommen, so ernst wie Tristan sie ansah. Und ein bisschen neugierig war sie dann doch, schließlich hatte sie nächtelang über Jahre hinweg von diesem magischen Ort geträumt.

Lilli schluckte, als sie langsam nickte und Tristans Blick begegnete.
   „Einverstanden", sagte Lilli schließlich, woraufhin sich die Miene ihres Gegenübers sichtlich aufhellte. Da war es wieder, dieses gefährlich strahlende Lächeln und das Funkeln in den Augen.
   Nicht beachten, nicht beachten!, mahnte sie sich und konzentrierte sich stattdessen auf einen Punkt oberhalb von Tristans Augenbrauen.
   „Schwöre es", verlangte er und erhob sich langsam.
Lilli verdrehte die Augen und legte sich die Hand auf die Brust. „Ich schwöre feierlich, dass ich dir drei Tage gebe, um mich zum Bleiben zu überzeugen", sagte sie mit theatralischer Stimme und lachte.
   „Nicht so", entgegnete Tristan und kam näher.
Diesmal wich sie nicht zurück, auch wenn ihr Herz mal wieder gefährlich schnell zu schlagen begann. Einen Meter von ihr entfernt hielt Tristan schließlich inne und streckte seine Rechte nach ihr aus. Lillis Magie begann zu pulsieren, machte sich bereit, ihn erneut gegen die Wand zu schleudern, sollte er auch nur versuchen, ihr ein Haar zu krümmen.

   „Ich möchte, dass du es mit deiner Magie schwörst", erklärte er und wedelte auffordernd mit der Hand.
   „Mit meiner Magie schwören?" Verwirrt sah Lilli auf ihre Hände. „Und wie soll das gehen?"
   „Du musst mir nur die Hand geben. Den Rest erledige ich", entgegnete Tristan und trat noch ein Stückchen näher.
Lilli schluckte, versuchte ihr rasendes Herz zu beruhigen, ehe sie aufstand und ihm die Hand reichte. Tristan lächelte ihr aufmunternd zu. Ein paar Funken stoben, als sie schließlich einschlug, während ihr Herz einen gewaltigen Satz machte.

   „Schwörst du, Lilliana Tallion, mir drei Tage Zeit zu geben, um dich zum Bleiben zu überreden?", fragte Tristan mit feierlicher Stimme und zwinkerte ihr zu. Lilliana Tallion. Allein diesen Namen zu hören ließ sie zusammenzucken.
   „Ich schwöre", sagte sie mit zitternder Stimme und spürte, wie von Tristan ein Quäntchen Magie auf sie überging und umgekehrt. Tristan machte bereits Anstalten, seine Hand wegzuziehen, doch wollte sich Lilliana absichern. Nur für den Fall, dass er sie angelogen hatte.
   „Schwörst du, Tristan Tallion, mich nach diesen drei Tagen zurück zu bringen, sollte dein Vorhaben scheitern?", fragte sie im Gegenzug und sah, wie er für einen Moment vollkommen bleich wurde. Weil Lilli fürchtete, dass er seine Hand nun wirklich fortziehen würde, verstärkte sie ihren Griff.
Tristan nickte kaum merklich, sehr zu ihrer Erleichterung. „Ich schwöre."

Wieder tauschten sie winzige Magiefunken aus, die sich um Lillianas Innerstes legten. Ihr linker Unterarm begann zu brennen, kaum dass Tristan sie losgelassen hatte. Voller Entsetzen sah Lilli dabei zu, wie Zahlen auf ihrer blassen Haut erschienen. Sie leuchteten blaugrün wie eine Mischung aus den Farben ihrer beider Zauberkräfte.
   „Damit siehst du, wie lange du es hier noch aushalten musst", erklärte Tristan und entblößte seinen linken Unterarm, auf dem ebenfalls die Zahlen erschienen. „Solltest du noch immer auf die Erde zurückkehren wollen, sobald die Zeit abgelaufen ist, werde ich meinen Teil des Schwurs erfüllen." Die Worte schienen ihm schwer zu fallen, als müsste er sich regelrecht dazu überwinden. Hatte er sie vorhin tatsächlich nur belogen und wollte sie auch nach Ablauf der drei Tage noch hier behalten wie eine Gefangene? Oder war er davon ausgegangen, dass sie sich doch recht schnell überzeugen ließ?

   „Gut", sagte Lilliana und war froh, dass sie einen Gegenschwur gefordert hatte, als hätte sie geahnt, dass etwas an dieser Abmachung nicht ganz gerecht war.
Tristan trat vom einen Fuß auf den anderen. In ihrer Gegenwart zu sein, schien ihm plötzlich unangenehm zu werden, vermutlich weil er ahnte, dass sie bemerkt hatte, wie er sie hatte reinlegen wollte.

   „Das sollten wir vielleicht reparieren, findest du nicht?" Tristan wendete sich dem völlig zerstörten Fenster zu, ohne eine Antwort abzuwarten. Lilli sah ihm dabei zu, wie sich seine angespannten Schultern lockerten und er ein klein wenig zu wachsen schien, weil er sich zu seiner vollen Größe aufrichtete. Die Hände hielt er wie ein Pfarrer in der Sonntagspredigt erhoben, während er den Kopf senkte. Lilli war sich fast sicher, dass er die Augen geschlossen hatte, konnte sein Gesicht von ihrem Standpunkt aus aber nicht sehen. Sie blieb, wo sie war, wollte ihm nicht in die Quere kommen, aus Angst, sie könnte von den vielen kleinen Glasscherben verletzt werden. Sie erinnerte sich noch an die Schmerzen, als sie vorhin vor ihm zurückgewichen war, auch wenn sich die Wunden längst geschlossen hatten. Vermutlich war auch dafür ihre Magie verantwortlich.

Leise begannen die Splitter zu klirren, hoben sich ein paar Zentimeter vom Boden ab und schwebten dort für einige Sekunden, gehalten von feinem dunkelblauem Nebel, den man kaum erkennen konnte. Lillis Nackenhaare stellen sich auf, als sie das Knistern von Magie in der Luft wahrnahm. Sie spürte, wie ihre eigene Zauberkraft darauf antwortete, wie sie ebenfalls ausbrechen wollte, doch schaffte sie es gerade so, diese Macht im Zaum zu halten. Langsam hob Tristan die Hände in die Höhe, wodurch sich auch die Splitter anhoben und auf die leeren Fensterrahmen zu schwebten. Immer wieder stießen sie zusammen, erzeugten kleine Wirbel, während sie ihren Platz in diesem Chaos zu finden versuchten. Langsam fügten sie sich zusammen, nahtlos verschmolzen sie mit dem Rahmen und einander, bis schließlich wieder richtige Fensterscheiben das Schlafzimmer vom Balkon trennten.

Es war beeindruckend zu sehen, zu was Magie noch in der Lage war. Bisher hatte Lilli mit dieser neugewonnen Kraft, die eigentlich schon immer dagewesen war, nur zerstört und Schaden angerichtet. Wann würde sie in der Lage sein, etwas Gutes damit zu bewirken? Konnte man das innerhalb von drei Tagen lernen oder bedurfte es eines ausgiebigen Studiums, zu dem ihr die Zeit fehlte, wenn sie zurück in ihr altes Leben wollte? Aber war das wirklich noch immer ihr Wunsch, nachdem sie gesehen hatte, wie man Magie noch einsetzen konnte?


NÄCHSTES UPDATE FOLGT AM 06. JANUAR 2018

Hallo ihr Lieben!

Das war der vorletzte Teil dieses wirklich langen Kapitels. Am Samstag kommt der nächste und dann geht es nächste Woche mit einem anderen Charakter weiter. Wer das ist, verrate ich euch aber noch nicht :D

Wie hättet ihr das denn gemacht, wenn ihr an Lillis Stelle wärt? Hättet ihr weiter protestiert, oder euch auf Tristans Deal eingelassen? (Also ich wäre ja von Anfang an geblieben, hätte mir alles angeschaut und Magie erlernt, um später auf die Erde zurückzukehren und die Weltherrschaft an mich gerissen. Okay, das letzte ist natürlich völlig Quatsch, wer würde das schon wollen? :D)

Eine schöne Restwoche euch!

<3 Kate

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