KAPITEL 8 - LILLIANA (6)

Màu nền
Font chữ
Font size
Chiều cao dòng

DAS SCHLOSS VON ISMATHIEL, TALLION-TURM

   „Ich werde jemanden schicken, der dir zeigt, wie du deine Kräfte kontrollieren kannst", sagte Tristan als hätte er ihre Gedanken gehört. Er wirkte entspannter, schien den Schwur, den Lilli ihm aufgedrängt hatte, nun zu akzeptieren.
   „Wieso zeigst du es mir nicht selbst?", fragte sie verwirrt und spürte erneut Angst in ihr aufflackern. Es fiel Lilli nicht gerade leicht, mit fremden Menschen in Kontakt zu treten, vor allem hier, wo für jeden Magie ein Kinderspiel zu sein schien. Lilli hasste es, in etwas schlecht zu sein und im Zaubern schien sie ganz besonders große Defizite zu haben.
   „Das würde ich gerne, aber ich bin bei weitem nicht so beherrscht, wie es nötig wäre, um dir beim Unterricht zu helfen", entgegnete Tristan und fuhr sich durch die kinnlangen schwarzen Haare. Er kam deutlich nach Incendius und Oranio mit den scharfkantigen Gesichtszügen und dem dunklen Haar. Von Violetta, seiner Mutter, fand man kaum Ähnlichkeiten, aber das lag vermutlich daran, dass die Königin sich hinter bunten Perücken, Masken und einer zentimeterdicken Puderschicht versteckte. Wahrscheinlich weiß nicht einmal sie selbst, welche ihre Naturhaarfarbe ist.

   „Beherrscht?" Lilli wusste nicht, wie sie diese Aussage einordnen sollte. Vielleicht hatte er ja ein ähnliches Temperament wie Incendius, auch wenn das unwahrscheinlich war, nach allem, was Lilli bisher von Tristan mitbekommen hatte. Oder ... sie wagte gar nicht daran zu denken. Vielleicht hatte sie ja eine ganz ähnliche Wirkung auf Tristan wie er auf sie.

   „Meine Fähigkeiten setzten mir oft ziemlich zu, sodass es mir schwer fällt, mich von den Gefühlen und Gedanken anderer zu trennen", erklärte er, was Lilli nur noch mehr verwirrte. Ihr Herz setzte einen Schlag aus, als ihr eine Mögliche Bedeutung seiner Worte in den Kopf schoss. Konnte er etwa ihre Gedanken lesen?
   „Bei dir ist es nicht ganz so schlimm. Ich spüre zwar, was du fühlst, aber eher so als wärst du weit von mir entfernt. Wenn Incendius allerdings einen seiner Wutausbrüche hat, kann ich das am anderen Ende der Stadt noch fühlen."

Lilli wurde mit einem Mal speiübel. Er spürte, was sie spürte. Sie schluckte und bemühte sich um völlige innere Leere.
   „Das ist ja fast wie bei Twilight", sagte Lilli scherzhaft und schüttelte den Kopf. Nur dass ich vor seinen Gaben nicht gefeit bin wie Bella ...
   
„Twilight?" Tristan sah sie verwirrt an.
   „Ist das dein Ernst? Du kennst Twilight nicht?" Lilli konnte es kaum glauben, schließlich hatte er ebenfalls auf der Erde gelebt, als dieser Trend gerade aufgekommen war. Als sie ihm erklärte, wie das Gedankenlesen zwischen Edward und Bella funktionierte, runzelte er die Stirn.
   „Glitzernde Vampire? Ist das dein Ernst?", fragte er zurück und imitierte dabei ihren Tonfall.
Lilli verdrehte die Augen und nickte. „Ja, leider, aber Edward konnte Bellas Gedanken gar nicht hören. Sonst wäre das wohl auch nie etwas zwischen ihnen geworden", entgegnete sie und schwelgte in Erinnerungen an ihre Twilight-Fangirl-Phase. Das war nicht wirklich etwas, worauf sie stolz war, aber irgendeine Leiche aus der Kindheit hatte jeder im Keller.
   „Meinst du nicht?", fragte Tristan und schlenderte auf sie zu. Lässig lehnte er sich gegen den Bettpfosten, als channelte er gerade seinen inneren Edward. Fehlte nur noch, dass er seine Haut zum Glitzern brachte, sobald das Sonnenlicht auf ihn fiel. Wobei ... funktionierte das eigentlich auch mit illusioniertem Licht?

   „Was machen wir hier eigentlich?", fragte Lilli plötzlich ernst.
In einem magischen Königreich über Twilight zu sprechen und darüber zu philosophieren, ob magisch erzeugtes Licht Edward Cullen glitzern lassen würde oder nicht, war einfach nur bescheuert. Es gab schließlich dringendere Probleme als irgendwelche Teenie-Filme. Ihre Magie beispielsweise, die gefährlich durch ihre Adern brodelte, weil Tristan plötzlich so nahe bei ihr stand.
   „Ich glaube, wir suchen gerade nach einer Erklärung dafür, warum ich deine Gedanken nicht klar hören kann", entgegnete Tristan mit einem belustigten Funkeln in den tief blauen Augen. Lilli schluckte hart.
   „Lucideon hatte auch mal irgendeinen Vers der Prophezeiung erwähnt, darüber, dass ich deine innerste Gedankenwelt nicht hören kann, oder so." Nun runzelte auch Tristan die Stirn fuhr sich über das Kinn, auf dem sich leichte Bartstoppeln bemerkbar machten.
   „Vielleicht solltest du einfach mal nachschlagen", schlug Lilli vor und deutete auf das Büchlein, das er sich vor der improvisierten Fensterreperatur in den Gürtel geschoben hatte.
   „Siehst du, ganz genau deshalb brauchen wir dich hier. Auf eine solche Idee wäre ich gar nicht gekommen", sagte Tristan mit gespieltem Ernst und klopfte ihr mit einem breiten Grinsen auf die Schulter. Da war es wieder, dieses Gefühl, das Lilli immer dann befiel, wenn die beiden sich besonders nahe waren. Als wären sie tatsächlich eine Einheit und doch irgendwie voneinander getrennt, wie es in den Prophezeiungen stand.

   Das ist alles nur ausgedachter Blödsinn!, schalt Lilli sich innerlich und biss sich auf die Lippe, um das Flattern in ihrem Magen zu ignorieren. Falls Tristan etwas Ähnliches spürte oder wahrnahm, wie es ihr im Moment ging, ließ er es sich nicht anmerken.
Sein Blick flog über die dicht beschriebenen Seiten. Lilli konnte kaum eine Zeile lesen, ehe er bereits wieder umblätterte. Nicht, dass sie überhaupt verstanden hätte, was darauf geschrieben war. Die Worte waren ihr fremd, selbst einige Zeichen glichen keinen Buchstaben, die sie kannte.
   „Welche Sprache ist das?" Lilli deutete auf die Worte, über die Tristans langer Zeigefinger strich.
   „Asturith", antwortete er knapp und runzelte erneut die Stirn, ehe er auf eine der Zeilen tippte, als hätte er gefunden, wonach er suchte.
   „Asil sahama yak oasi auhama voz easiu ikhani", las er vor, diesmal in dieser seltsamen Sprache, die aus seinem Mund wie ein melodischer Singsang klang und schüttelte den Kopf. „Immer diese verdammten Seher."
   „Übersetzung, bitte. Asturith zu verstehen gehört leider nicht zu meinen mannigfaltugen Stärken", erinnerte ihn Lilli.
   „Sie werden kommen und er wird ihre Gedanken nicht hören", übersetzte Tristan genervt und schlug das kleine Notizbuch zu. „Eine Begründung wäre wirklich hilfreich gewesen", sagte er, den Blick gen Decke gerichtet, als würde er mit Gott sprechen.

Gab es das hier überhaupt? Eine Kirche hatte sie hier nicht gefunden, aber sie wusste von einigen Hallen mit buntbemalten Statuen. Vielleicht war er ja gläubig.
   „Da oben wirst du keine Antworten finden", sagte Lilli, die noch nie an irgendeine höhere Macht geglaubt hatte, die einen langen Rauschebart trug und strikte Regeln für ihre Schäfchen festlegte. Nein, sie glaubte an das Schicksal und dessen Veränderbarkeit durch die eigenen Taten. Jeder war in ihren Augen seines eigenen Glückes Schmied.

   „Ich sollte jetzt besser gehen", murmelte er und wendete sich Lilli zu. „Deine Zofe macht sich bereits Sorgen, dass du ihr vom Fleisch fallen könntest, wenn ich dich noch länger aufhalte."
Da war es wieder, das Funkeln in den Augen, als wäre nichts geschehen.
   „Meine Zofe?", fragte Lilli verwirrt und schüttelte den Kopf. Rein theoretisch war es nur logisch, dass sie als Tochter eines Königs eine eigene Dienerin hatte. Realistisch gesehen war das allerdings nur recht schwer zu verarbeiten.
   „Emilia Blysar", sagte Tristan und sein Lächeln wurde breiter. „Ich habe das Gefühl, dass ihr beide euch recht gut verstehen werdet." Er lachte, als hätte er einen besonders lustigen Witz gemacht und klopfte Lilli auf die Schultern.
   „Bis später, Prinzessin." Kaum hatte er sich verabschiedet, verschwand er in einer Säule aus blauem Nebel. Zuerst hielt Lilli es für einen blöden Streich, doch als er noch immer verschwunden blieb, kaum dass die Magie sich verflüchtigte, wurde sie unruhig.

   „Tristan?", fragte sie zunächst leise und sah sich unsicher im Raum um. „Tristan!"
Es kam keine Antwort. Sie versuchte es noch einmal.
   „Wenn das ein Scherz sein soll, finde ich das ganz und gar nicht lustig!", rief Lilli wütend und nahm Zimmer und Balkon ganz genau unter die Lupe. Selbst den gigantischen Kleiderschrank durchsuchte sie nach dem Prinzen, konnte ihn inmitten all der Kleider und Umhänge aber nirgends finden.

   „Tristan!" Ihre Stimme hallte durch das Schlafzimmer, woraufhin sich Schritte der Tür zum Vorraum näherten. Vorsichtig wurde sie aufgeschoben, bis ein Kopf erschien, der in all diesem Glanz und der Schönheit der Tallions doch recht gewöhnlich wirkte.
   „Prinzessin, geht es Euch gut?", fragte eine junge Frau mit braunen Locken und ebenso braunen Augen und trat unsicher einen Schritt in das Schlafzimmer hinein.
Lilli starrte sie an, suchte nach irgendetwas Magischem an ihr und hatte keine Ahnung, was sie tun oder sagen sollte. Wie verhielt man sich einer Zofe gegenüber?

   „Oh, wie unhöflich von mir! Verzeiht, Prinzessin!", bat die junge Frau und verneigte sich tief, wobei ihr einige Haarsträhnen ihrer kunstvollen Frisur ins Gesicht fielen. Sie verharrte unheimlich lange in dieser Position und hob leicht den Kopf, um Lilli ansehen zu können.
Sollte sie etwas sagen? Was verdammt nochmal erwartete man von ihr?
   „Ähm ... schon in Ordnung?", sagte Lilli schließlich, was mehr wie eine Frage klang. Lächelnd richtete sich die Zofe auf und strich ihr dunkelblaues Kleid glatt. Es war heller als Tristans Augen, doch erinnerte es Lilli trotzdem sehr an ihn.
   „Das wird schon", versicherte die junge Frau ihr, als spürte sie Lillis Unsicherheit. Sie lächelte freundlich, ehe sie ihrer ohnehin schon langen Verbeugung einen schnellen Knicks hinzufügte.
   „Emilia Blysa", stellte sie sich vor, wobei ihre dunkelbraunen Augen vor Freude leuchteten. „Zu euren Diensten, Eure Hoheit."


NÄCHSTES UPDATE FOLGT AM 08. JANUAR 2018

Hallo ihr Lieben!

Ich hoffe, ihr hattet eine gute Woche. Mich hat leider wieder die Erkältung erwischt, sodass ich mit den Updates etwas hinten dran bin. Sorry für alle, die auf ein neues DST-Kapitel warten. Kommt gleich noch :)

Das ist das letzte bisschen dieses Lilli-Kapitels. Am Montag geht es dann mit einem anderen Charakter weiter. (Ich weiß gar nicht, mit wem. Hab schon so lange nicht mehr an dieser Geschichte gearbeitet ...)

Ein schönes Wochenende euch allen!

Kate

Bạn đang đọc truyện trên: Truyen2U.Pro