127.Wie ist das als...Kind eines psychisch gestörten Elternteils?

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Die Person möchte anonym bleiben

Welches Elternteil ist von den psychischen Störungen betroffen?
-Mein Vater

Kannst du erklären, an welchen psychischen Störungen dein Vater leidet?
-Sowohl der Narzissmus, als auch die Borderline-Störung sind psychische Krankheiten, die absolut individuell sind.
Das bedeutet, dass jeder Mensch damit andere Ausprägungen haben kann. Deshalb beschreibe ich lieber Aspekte, die meinen Vater betreffen, weil alles zu nennen vermutlich zu lange dauern würde.
Zum Einen der Narzissmus:
Mein Vater ist eher ein "erfolgreicher Narzisst", nicht immer, aber grundlegend schon.
Damit passt Folgendes u.a. zu ihm: Er sucht und braucht Anerkennung, Autonomie, Wichtigkeit und Solidarität, die er teilweise krampfhaft zu erringen sucht.
Bis auf Ausnahmen hat er oft positive Selbst-Schemata, d.h. er hält außerordentlich viel von sich, seiner Kompetenz und Intelligenz.
Kontrolle, sowie die dazu nötige Distanz ist ihm wichtig, gleichzeitig aber auch Macht und das Erreichen normativer Lebensziele.
Er ist fähig zu manipulieren, um seine Bedürfnisse zu bekommen, ist ein unglaublich guter Redner und setzt gerne Regeln, um die Kontrolle aufrecht zu erhalten.
Zum Anderen die Borderline-Störung:
In diesem Krankheitsbild läuft es nicht immer auf Selbstverletzung hinaus, kann es aber.
Bei meinem Vater ist es nicht so. Er hat ein starkes Schwarz-Weiß-Denken, kann Negatives kaum bis gar nicht vergessen/hinter sich lassen, sondern lässt dem Ganzen keine Ruhe.
Dazu projiziert er die Schuld immer auf andere, um sich selbst zu schützen, fühlt sich dabei selbst als Opfer und hat ein starkes Ungerechtigkeitserleben.
Er hat Angst vor dem Verlassenwerden, eine geringe Frustationstoleranz und Schwierigkeiten mit der Selbstkontrolle, was bei ihm oft in Kontrollzwängen, nicht aber in Gewalt endet.
Natürlich vermischen sich beide Krankheitsbilder, was Aspekte verstärken und abschwächen kann. Bei beiden ist es jetzt nur ein kurzer Abklatsch und nur auf ihn bezogen, bei Interesse kann ich es (über die Autorin) nich ausführen, aber ich denke, hier wird es sonst zu viel.

Wann wurde das bei ihm gemerkt?
-Das ist schon so, seit ich ihn kenne. Er hat sich (auch aufgrund des Krankheitsbildes) nie zu einem Besuch beim Psychologen bereiterklärt.
Aber sowohl ich, als auch meine Mutter und kurz auch meine kleine Schwester waren kürzer oder länger in Therapie, wo es zweimal Ferndiagnosen gab.
Dazu haben wir uns mit der Zeit selbst informiert und nochmal nachgefragt. Aber wie gesagt, es ist nicht offiziel diagnostiziert.
Trotzdem hilft uns das Wissen, damit umzugehen.

Haben andere in eurer Familie auch eine psychische Störung?
-Niemand, der mit ihm verwandt ist. Diagnostiziert ist bei uns anderen nichts, meine Schwester hat Probleme, ich denke aber, das so einfach irgendwo einzuordnen, wäre nicht fair.
Da habe ich zu wenig Fachwissen und Recht dazu, denke ich.

Wie geht ihr damit um?
-Früher sind wir meinem Vater sehr viel ausgewichen, er hatte beruflich viel zu tun, es war aber deutlich, wie meine Geschwister und ich alle in unseren Zimmern verschwunden sind, wenn er kam.
Vor ein paar Jahren hat sich meine Mutter von ihm getrennt, seitdem läuft es besser. Wir sehen ihn beinahe regelmäßig und wir haben ein besseres Verhältnis.
Früher habe ich mich viel mit ihm gestritten, heute sind es lange, emotionale Diskussionen, in denen er nicht in der Lage ist, einen Kompromiss einzugehen, weshalb sich das sehr lange zieht.
Es ist aber weniger, dazu haben wir immer die Möglichkeit zu gehen, was es einfacher macht. Wir entgehen dem Alltag mit ihm, weshalb er innsgesamt ruhiger ist, auch wenn es regelmäßig hochkocht.
Insgesamt gehen wir immer mit Vorsicht damit um, gleichzeitig hilft das Wissen, beispielsweise Argumentationsabläufe zu durchschauen und besser damit umzugehen.

Denkst du, ihr seid ein gutes Vorbild?
-Das kann ich schlecht beurteilen, ich glaube aber nicht. Ich glaube aber auch nicht, dass man es so auf gar keinen Fall machen sollte.
Wir leben einfach damit, arrangieren uns, ohne zu wissen, wie es richtig geht. Wir versuchen einfach, das Beste draus zu machen-für alle, also auch für meinen Vater.
Zumindest ich und meine Geschwister, meine Mutter verurteilt ihn sehr, was ich ehrlicherweise nicht sehr vorbildhaft finde.
Da er ihr Leben aber bis heute, so gut es geht, erschwert, kann ich es ihr meistens kaum verübeln. Trotzdem - als gutes Vorbild würde ich uns nicht bezeichnen, aber es funktioniert.

Was funktioniert bei euch noch nicht so gut?
-Wir müssen noch lernen:
1.) zu differenzieren, was zum Krankheitsbild und was vielleicht zu einem anderen Teil seiner Persönlichkeit gehört,
2.) zu durchschauen, was wir vielleicht nicht glauben sollten, wenn er uns etwas erzählt, alles andere aber ernst nehmen und
3.) uns ab und zu distanzieren, um einen Überblick zu bewahren.
Ich denke, erklären, was am besten ist, kann uns kaum einer, das ist jetzt aber das, was ich als absolut ausbaufähig empfinde.

Was hast du gedacht, als du von der psychischen Störung erfahren hast?
-Es war wie so ein beinahe erleichternder "Ach sooo"-Effekt, als würde das plötzlich so einiges erklären. Und das tat es ja irgendwie auch.

Glaubst du, deine Eltern haben sich deswegen getrennt?
-Teils teils. Ich denke, meine Mutter ist unter dem, was das Krankheitsbild hervorgebracht hat, kaputt gegangen, sie konnte damit nicht für sich gut umgehen.
Andererseits bezweifele ich, dass es nur daran und nur an ihm lag. Es gibt immer zwei Seiten, deshalb würde ich das nicht als den endgültigen und einzigen Grund festmachen.
Trotzdem - Es wird wohl mit all seinem Ausmaße einer der Gründe gewesen sein, ja.

Was würdest du anderen Menschen mit diesem Problem raten?
-Seht eine Person, die eine psychische Krankheit hat, nicht grundsätzlich anders als alle anderen. Macht das nicht zu der Eigenschaft, die sie ausmacht.
Geht einfach damit um, wie es euch richtig erscheint, was euer Bauch sagt und nehmt eine Diagnose oder Ähnliches als Erklärung, um für euch damit umzugehen.
Menschen mit Narzissmus und Borderline beispielsweise meinen nicht alles böse, was sie tun und manchmal ist es leichter, wenn man es ein wenig durchschaut.
Den Mittelweg muss man erst finden, aber es klappt - Einfach nicht aufgeben. Besonders nicht, wenn es ein Mensch ist, den man liebt.
Es ist oft schwer, aber es ist nicht das Ende der Welt und das, was man auf jeden Fall tun sollte, ist, daran zu wachsen.
Bleibt nicht alleine, teilt euch mit und irgendwann wird es besser, ganz sicher.

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