53.Wie ist das als...Mensch mit Wendigo-Syndrom?

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Die Person möchte anonym bleiben

Was ist das Wendigo-Syndrom?
-Manche von euch kennen vielleicht aus verschiedenen Filmen oder auch Videospielen Wendigos. Das sind dann oftmals Zombies, die eben das Fleisch von Menschen essen.
Menschen mit Wendigo-Syndrom haben das Verlangen, menschliches Fleisch zu essen oder in dieses z.B. hineinzubeißen.
Eine abgeschwächte Form davon soll im Übrigen Fingernägelkauen sein, habe ich schon gelesen.
Aber keine Sorge, nur weil ihr an euren Fingernägeln kanbbert, werdet ihr das nicht bald in meiner Ausprägung haben.

Also möchtest du Menschenfleisch essen?
-Genau. Bevor aber jemand auf die Idee kommt, ich hätte es schon getan: Nein, natürlich würde ich niemals einem Menschen schaden.
Ich schäme mich ja selbst dafür, aber letztendlich kann ich meine Gedanken nicht beeinflussen.
Im Übrigen bin ich Vegetarier, falls es jemanden interessiert, also ich würde wirklich niemals einem Menschen etwas zuleide tun.
Dieses Verlangen habe ich auch nicht durchgehend, ich mag auch ganz normales Essen (Schokolade *-*).

Was machst du, wenn du dieses Verlangen hast?
-Meistens versuche ich, mich auch nur irgendwie abzulenken, um diese Gedanken aus meinem Kopf zu bekommen. Also ich meine, es ist mir schon ziemlich unangenehm und, wie gesagt, ich schäme mich sehr für meine Gedanken.
Meistens beiße ich mir dann auf die Lippen (hört sich vielleicht seltsam an, aber dieses "Beißen" ist für mich dann auch eine abgeschwächte Form von dem, was ich habe).
Wenn das gar nicht hilft, kommt es sogar vor, dass ich mich selbst beiße, zum Beispiel in den Arm. Das mache ich aber nur, wenn ich alleine bin, sonst würde mein Umfeld ja sonstwas von mir denken.

Hast du vor, dir Hilfe zu holen?
-Na ja. Einerseits wäre es natürlich schon ganz schön, das wieder loszuwerden, andererseits weiß ich nicht, ob es überhaupt eine Therapie dafür gibt.
Soweit ich weiß, gibt es nur sehr wenige Fälle und die wurden nicht therapiert. Manche streiten sich sogar noch darüber, ob diese Krankheit überhaupt existiert.
Ich möchte halt nicht abgestempelt und weggesperrt werden. Außerdem würde man mir wahrscheinlich entweder nicht glauben oder es ekelig/gruselig finden.
Ich glaube nicht, dass es jemand gibt, der mich damit noch akzeptieren würde.

Hast du Angst, dass es schlimmer wird und etwas passiert?
-Nein, eigentlich nicht. Ich habe das jetzt schon ein paar Jahre lang und es hat sich nie verschlimmert, also gehe ich eigentlich nicht davon aus, dass es das jetzt tun wird.
Selbst wenn, dann würde es ja nicht von jetzt auf gleich kommen. Ich glaube nicht, dass ich plötzlich einen "Anfall" bekommen würde, denn das ist mir nicht bekannt.
Wenn es wirklich schwerer wird, mich zu kontrollieren, dann hole ich mir natürlich Hilfe, da mir eine Familie und so natürlich wichtiger ist als meine eigene Sicherheit.
Aber wie gesagt, ich halte das nicht für wahrscheinlich, also habe ich auch nicht wirklich Angst davor.

Beeinträchtigt dich das im Alltag?
-Das kommt darauf an, wie man es sieht. Zum Einen leidet selbstverständlich mein Selbstwertgefühl darunter, was bedeutet, dass es mir auch allgemein schlechter geht.
Zum Anderen fällt es mir zum Beispiel in der Schule unglaublich schwer, mich zu konzentrieren bei diesen Gedanken.
Und die Wunden, die ich mir dadurch selbst zugefügt habe, sind natürlich auch nicht gerade toll, aber das ist wohl das kleinste Problem.

Was würdest du dir wünschen?
-Der offensichtliche Wunsch wäre natürlich, dass ich diese Krankheit einfach nicht mehr habe, aber das ist ja irgendwie auch sinnlos.
Na ja, es wäre schön, wenn die Gesellschaft psychisch gestörte Menschen einfach mal wirklich akzeptieren würde.
Ich kann ja verstehen, dass man mich als ekelig oder gruselig ansieht, aber trotzdem fühlt es sich nicht schön an, vor allem, wenn ich ich weiß, dass ich niemals etwas tun würde.
Auch generell ist es irgendwie so, dass sich zum Beispiel Leute als "depri" bezeichnen, wenn sie mal kurz traurig sind und andere Menschen mit wirklichen Depressionen wird dann nicht geholfen.

Möchtest du sonst noch etwas sagen?
-Erst einmal danke, dass ihr meine Geschichte ganz durchgelesen habt und nicht gleich weggeklickt habt, sobald ihr wusstet, worum es sich bei mir handelt.
Ich möchte euch einfach bitten, vielleicht etwas offener zu sein. Das beziehe ich jetzt nichtmal auf mich, sondern einfach generell.
Sexualitäten, Religionen, psychische Störungen. Lasst Menschen einfach Menschen sein und verurteilt sie nicht wegen irgendwelchen Dingen. Schönen Tag noch ^~^

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