01 | Dein letzter Wunsch

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Mein liebster Engel,

es sind fast vier Jahre ohne dich und es vergeht kein Tag, an dem ich nicht an dich denke. Ich schreibe dir diesen Brief, weil ich nun endlich das tun muss, was ich dir versprochen habe.

Warum erst jetzt, fragst du dich? Ich habe einen neuen Job in einer anderen Stadt angenommen, Liebster. Unsere Wohnung habe ich bis auf die letzten Sachen ausgeräumt und in Kisten verpackt.

Es tut mir in der Seele weh.

Es ist fast so, als würde ich unsere Vergangenheit in Kisten packen und habe Angst, dass ich sie nie wieder hervorholen werde. Angst, dass sie auf einem staubigen Dachboden oder einem feuchten Keller ihr Dasein fristet, bis auch ich nicht mehr bin und mit mir, unsere Geschichte stirbt.

Beim Packen habe ich deinen Brief gefunden. Den, den mir die nette Krankenschwester an dem Tag zugesteckt hat, als ich mich nicht einmal mehr von dir verabschieden konnte, weil deine Eltern es verboten hatten.

Den Brief, den du in der Nacht davor mit zittrigen Händen geschrieben hast und der an deinem letzten Tag auf Erden den Weg zu mir gefunden hat.

Deinen Brief, den ich seitdem schon so oft gelesen habe, dass einige Wörter durch die Tränen, die ich geweint habe, längst nicht mehr lesbar sind.

Aber ich weiß noch genau, was drinsteht. Jedes einzelne Wort habe ich mir gemerkt.

Jedes Komma und jede Falte im Papier könnte ich genau beschreiben, wenn ich müsste.

Und nun, endlich, habe ich die Kraft gefunden, dir deinen letzten Willen zu erfüllen. Damit unsere Liebe niemals stirbt. Damit du niemals vergessen wirst.

Ich werde unsere Geschichte aufschreiben und sie mit der Welt teilen.

Ich werde dich unsterblich machen!

In Liebe, dein Jamie.

Ich nehme mir ein weiteres Blatt, und fange an zu schreiben:

Die beiden jungen Männer standen am Schuppen und beobachteten die Gäste, die ihr Gepäck in den bunt bemalten VW Bus einluden.

„Willst du mir nicht erzählen, was eigentlich los ist?", fragte der größere und kräftiger gebaute den anderen.

„Gar nichts ist los", erwiderte der braungebrannte Blonde.

„Mensch Sascha, irgendwas ist doch vorgefallen zwischen euch beiden. Kannst du mir nicht endlich sagen, was er angestellt hat?", löcherte der Kräftige.

„Lass gut sein, Hauke! Es ist alles in Ordnung", bekräftige Sascha und sah zu dem Bus hinüber, der bald abfahrbereit sein würde.

„Da kommt er", bemerkte Hauke und gemeinsam beobachteten die beiden den schmal gebauten Jungen mit den braunen zurückgekämmten Haaren, der nun sein Zelt und den Schlafsack in den Kofferraum des Bus hievte. Als er seine Sporttasche schulterte, sah er kurz in ihre Richtung und Sascha wandte sich unwillkürlich Hauke zu.

„Ich kann das heute nicht. Kannst du fahren?", fragte er und sein Freund merkte, dass es ihm wichtig war. Hauke überlegte kurz, doch nickte dann. „Okay. Aber wenn ich wieder da bin, will ich wissen, warum ihr nicht mehr miteinander redet, okay?"

Sascha hatte keine Wahl, als seinem besten Freund davon zu erzählen. Und vermutlich tat es ihm auch gut, es endlich loszuwerden. „Na schön", lenkte er ein. „Und danke, Mann."
„Schon gut", sagte Hauke nickend und klopfte Sascha auf die Schulter. „Geh doch noch mal eine Runde Surfen, dann geht es dir danach bestimmt besser."

Hauke kramte in seiner Tasche nach dem Autoschlüssel und ging auf den Bus zu. Der junge Mann, über den sie geredet hatten, saß auf dem Beifahrersitz und hatte das Fenster geöffnet.
„Er sagt nicht mal 'Auf Wiedersehen'?", stellte er mehr fest als er fragte.
„Ich glaube nicht, dass er dich im Moment sehen will, Micha", erwiderte Hauke kühl und startete den Motor.

Um unsere Geschichte erzählen zu können, erlaube mir mein Liebster, Dinge, die ich nicht wissen kann oder die ich nur aus Erzählungen kenne, so zu berichten, wie sie meiner Meinung nach unsere Geschichte am besten erzählen.

Das ein oder andere Gespräch wird sicher damals anders verlaufen sein, doch meine Gefühle sind alle echt. Und das ist für mich das, was zählt. Ich hoffe, du siehst das genauso.

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