Julian Brandt & Erling Haaland (M-Preg)

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Julian

Ich liege auf dem Sofa, zappe immer wieder durchs Fernsehprogramm und knabbere dabei an einem Keks. Weder ein Film, noch eine Serie oder Dokumentation vermag mich zu fesseln. Meine Gedanken kreisen um eine Nacht vor zwei Monaten.

Seit dieser Nacht weiß ich, wie nah Freude und Leid beieinander liegen. Nach einem lustigen Abend mit ein paar Freunden, sind Erling und ich gemeinsam im Bett gelandet. Es war wunderschön mit ihm zu schlafen und wir sind danach aneinander gekuschelt eingeschlafen. Am nächsten Morgen war das Laken neben mir kalt und Erling verschwunden.

Seitdem geht er mir aus dem Weg so gut er kann. Meidet Blickkontakt, lässt mich links liegen und redet nur das Nötigste mit mir. Ich leide unter der Situation, aber egal, was ich auch mache, er weicht mir jedesmal aus. Unsere Mannschaftskollegen versuchen zu vermitteln, aber alle Versuche, ihn zum Reden zu bringen, scheitern.

Sechs Wochen später ist mir jeden Morgen übel, ich muss mich übergeben, habe Bauchschmerzen und bin ständig müde. Ein Besuch beim Arzt bringt Klarheit und stürzt mich gleichzeitig noch tiefer in die Verzweiflung. Ich bin schwanger und trage Erlings Kind unter meinem Herzen.

Eigentlich sollte ich glücklich sein, mich über dieses unglaubliche Wunder freuen, doch es gelingt mir nicht. Zumindest nicht in den ersten paar Tagen. Ich ziehe mich zurück, rede mit niemandem und verstecke mich Zuhause. Da ich mich krank gemeldet habe, begegne ich wenigstens Erling nicht.

Kai lässt sich nicht so einfach von mir fernhalten. Er taucht bei mir auf und ich schaffe es nicht, ihn abzuwimmeln. Er schiebt mich zurück, schließt die Tür und umarmt mich ganz fest.

"Jule, Gott sei Dank geht es dir gut. Ich habe mir Sorgen um dich gemacht."
Ich schniefe und sofort wird seine Umarmung fester. "Ich korrigiere mich. Es geht dir nicht gut. Was ist passiert, Kleiner?"

"Er hasst mich", schluchze ich. "Und jetzt...jetzt...mein ganzes Leben bricht auseinander."

Sanft schiebt Kai mich ins Wohnzimmer und drückt mich aufs Sofa. Dann legt er mir eine Decke um die Schultern und nimmt mich erneut in den Arm. Ich lehne mich an ihn und lasse den Tränen freien Lauf.

"Wer hasst dich?"

"Erling. Erst...verbringt er die Nacht mit mir und dann ignoriert er mich die ganze Zeit", berichte ich leise.

"Das ist aber noch nicht alles, nicht wahr?"

"Nein, aber es fällt mir schwer, darüber zu reden. Wenn ich es ausspreche, dann wird es wahr und ich habe keine Ahnung, wie ich damit umgehen soll."

"Jule, ich bin dein bester Freund. Mir kannst du alles erzählen. Du bist völlig am Ende und ich will für dich da sein."

"Egal, was es ist?"

"Natürlich. Dafür sind Freunde doch da. Na los, gib dir einen Ruck und sag mir, was mit dir los ist."

Ich löse mich aus seiner Umarmung, stehe auf und hole das kleine, weiße Büchlein, dass ich beim Arzt bekommen habe. Vorsichtig ziehe ich das Bild heraus und gebe es Kai, der es verwirrt betrachtet.

"Was ist das?"

Mit zitternden Fingern deute ich auf den winzigen, dunklen Punkt und atme tief durch. "Das ist mein Baby. Ich bin schwanger, Kai."

Erling

Obwohl die Nacht mit Jule wundervoll ist, stehle ich mich davon, sobald er schläft. Mehr als diese eine Nacht darf es nicht geben. Wir sind Freunde und ich bin nicht schwul, auch wenn ich mich zu ihm hingezogen fühle.

In den nächsten Wochen gehe ich Julian aus dem Weg, rede kaum mit ihm und wehre jede Annäherung von ihm ab. Dass ich mir damit selber wehtue, ignoriere ich. Ich bin zum Fußball spielen hier, nicht um mich in eine Beziehung zu stürzen, die sowieso keine Zukunft hat.

Zum Glück meldet er sich ein paar Wochen später krank und ich muss nicht jeden Tag seinen leidenden Blick ertragen. Unsere Freunde versuchen mich zu überreden, mit ihm Kontakt aufzunehmen, aber ich weigere mich. Insgeheim mache ich mir Sorgen um Jule, aber zeigen kann ich das auf keinen Fall.

Der Trainer erzählt uns was von muskulären Problemen bei Jule, aber ich kann in seinen Augen erkennen, dass er uns etwas vormacht. Das lässt mir keine Ruhe, aber ich melde mich trotzdem nicht bei ihm.

Dann ist endlich die Sommerpause da, die ich in Norwegen bei meiner Familie verbringen werde. Wir verbringen viel Zeit im Freien, grillen, ich treffe alte Freunde und entspanne mich. Doch meine Gedanken schweifen immer wieder zu Jule, ich frage mich, wie es ihm wohl geht.

Ich fliege direkt aus meiner Heimat ins Trainingslager und bin überrascht, dass Jule immer noch fehlt. Keiner der Jungs, weiß warum. Oder sie sagen es mir nicht. Nach dem ersten Tag liege ich abends im Bett und kann nicht einschlafen. Also nehme ich mein Handy, gehe auf WhatsApp, öffne unseren Chat und schreibe ihm.

'Hallo Jule. Wie geht's dir?'

Mit angehaltenem Atem starre ich danach auf das Display und hoffe, dass die zwei Haken blau werden. Es dauert lange, aber dann sehe ich, dass Julian online ist. Er liest die Nachricht und geht offline.

"Mist", murmele ich leise.

Mir ist klar, dass ich ihn verletzt habe, aber ich vermisse unsere Freundschaft. Ein leises 'Pling' reißt mich aus den trüben Gedanken.

'Warum interessiert dich das auf einmal?'

'Es tut mir leid, dass ich dir weh getan habe, Jule. Ich vermisse unsere Freundschaft. Ich hatte gehofft, dich hier zu sehen, aber du bist scheinbar schwerer verletzt als gedacht.'

'Ja, ich falle noch länger aus.'

'Können wir uns treffen, wenn ich wieder in Dortmund bin?'

Wieder ist er offline und ich ziehe mir die Decke über den Kopf. Ich hätte ihn nicht gleich so überfallen sollen. Doch dann kommt doch noch eine Antwort.

'Meld dich, wenn du zurück bist. Wir können ja mal einen Kaffee trinken gehen.'

'Das freut mich. Bis dann, Jule.'

'Bis dann.'

Die Tage bis zur Rückkehr vergehen für mich viel zu langsam, ich kann es kaum erwarten, wieder in Dortmund zu sein. Tatsächlich stimmt Julian zu, dass wir uns zwei Tage später treffen.

Nervös stehe ich vor dem Café, dass er vorgeschlagen hat und warte auf ihn. Endlich sehe ich ihn und sofort schlägt mein Herz schneller. Obwohl es ziemlich warm ist, trägt er einen weiten Hoodie, die Haare sind verstrubbelt. Ich mache einen Schritt auf ihn zu und will ihn umarmen, aber er hebt die Hand und hält mich auf.

Julian

Ich freue mich darüber, dass Erling den ersten Schritt auf mich zu gemacht hat. Deshalb treffe ich mich auch mit ihm. Mein dummes Herz hängt an ihm und außerdem bekomme ich sein Kind. Kai ist wenig begeistert von der Idee, aber auch wenn aus Erling und mir kein Paar wird, verlieren will ich ihn trotzdem nicht.

Aufgeregt mache ich mich auf den Weg zum Café. Damit er nicht gleich merkt was los ist, ziehe ich trotz Sonne einen Hoodie über. Noch kann ich den Babybauch kaschieren, lange wird das nicht mehr klappen. Ich habe bis jetzt nur einen kleinen Babybauch, auch wenn ich schon im fünften Monat bin. Als Erling mich umarmen will, halte ich ihn auf Abstand. Er lässt die Arme sinken, sein Blick wird traurig.

"Hallo Jule. Wie geht es dir?"

"Hallo Erling. Naja, es geht schon. Wollen wir reingehen?"

Zuvorkommend hält er mir die Tür auf, rückt mir den Stuhl zurecht und setzt sich gegenüber hin. Unsere Blicke finden sich und ein kleines Lächeln erscheint auf seinen Lippen, welches ich automatisch erwidere. Nachdem wir bestellt haben, eröffnet er das Gespräch.

"Schön, dich zu sehen", sagt er leise.

"Du hast dich von mir ferngehalten."

"Ja und das tut mir unendlich leid. Sagst du mir, was wirklich mit dir los ist?"

Ich nicke und atme tief durch, bevor ich ihm ein aktuelles Ultraschallbild hinschiebe. Erling betrachtet es und runzelt verwirrt die Stirn, bevor er mich ansieht. Zitternd warte ich ab, was er dazu sagen wird. Die Kellnerin bringt unsere Bestellung und unterbricht unsere Unterhaltung.

"Das Bild ist drei Tage alt", sage ich leise.

"Hast du einen Tumor?", fragt er und studiert das Bild erneut.

"Nein, das ist kein Tumor, sondern ein Baby. Ich bin schwanger, Erling."

Sein Blick nach meinen Worten ist unbeschreiblich. Überrascht, verwirrt, ängstlich und glücklich gleichzeitig.

"E-Ein B-Baby? V-Von wem?"

"Von dir. Ich hatte sonst mit niemandem Sex."

"Ich werde Vater?"

Wieder nicke ich. "Erling, ich weiß, wir sind kein Paar und wahrscheinlich werden wir auch nie eins, aber ich habe es nicht übers Herz gebracht, eine Abtreibung machen zu lassen. Ich liebe unser Kind und meine Eltern freuen sich darüber, dass sie Großeltern werden."

"Mir fehlen grade die Worte", sagt er leise und nimmt das Bild nochmal in die Hand. "Wie weit bist du schon?"

"Im fünften Monat."

"Jule, wieso hast du mir nichts davon erzählt?"

"Wann denn? Du bist mir aus dem Weg gegangen und ich wollte dir die Nachricht persönlich überbringen. Oder hätte ich dir per WhatsApp mitteilen sollen, dass ich schwanger bin?"

Meine Enttäuschung ist deutlich zu hören und sein Gesichtsausdruck wird traurig. Vorsichtig greift er nach meiner Hand und umschlingt sie mit seiner.

"Ich bin ein Idiot. Können wir in Ruhe über alles reden? Vielleicht bei dir oder bei mir Zuhause? Das ist kein Thema für die Öffentlichkeit."

Erling

Zuerst denke ich, dass er ablehnen wird, aber dann nickt er zaghaft. Nachdem wir unseren Kuchen gegessen und den Tee ausgetrunken haben, bezahle ich und wir verlassen das Café.

"Bist du mit dem Auto da?", frage ich Julian.

"Nein, Kai hat mich hergefahren. Ich soll ihn anrufen, er holt mich wieder ab."

"Oder ich bringe dich nach Hause."

Jetzt lächelt er, die blauen Augen strahlen. "Das wäre schön."

Auf dem Weg zu ihm schweigen wir und hängen unseren Gedanken nach. Zu erfahren, dass ich Vater werde, hat mich im ersten Moment geschockt, aber jetzt breitet sich ein Gefühl der Freude in mir aus. Auch wenn ich noch ziemlich jung bin, wünsche ich mir Kinder. Allerdings dachte ich immer, dass ich diese mit einer Frau bekommen würde.

Bei Julian angekommen, betreten wir die Wohnung und stehen unsicher voreinander. Doch dann gebe ich mir einen Ruck und ziehe ihn in meine Arme. Diesmal lässt er es geschehen und kuschelt sich an mich. Als ich ihn in meine Arme schließe, herrscht plötzlich eine Ruhe in mir, die nur Jule mir schenken kann. Mit ihm fühle ich mich komplett und mein Herz gehört ihm sowieso schon lange, auch wenn ich es nicht wahrhaben wollte.

Jule klammert sich an mir fest, ich höre ihn leise schluchzen. Zärtlich streiche ich ihm durch die Haare und über den Rücken. Geduldig warte ich, bis er ruhiger wird und den Kopf hebt. Sein Gesicht ist gerötet und tränennass. Liebevoll wische ich die salzigen Tropfen weg und küsse ihn auf die Wange.

Dann gleiten meine Hände zu seinem gewölbten Bauch und ein Lächeln breitet sich auf meinen Lippen aus. Da drin ist mein Kind, nein, unser Kind. In diesem Moment bin ich der glücklichste Mensch der Welt.

"Weißt du schon, was es wird?"

"Nein, noch nicht. Wahrscheinlich beim nächsten Ultraschall. Du kannst dabei sein, wenn du möchtest."

"Das würde ich sehr gerne."

"Können wir uns setzen? Ich bin erschöpft."

Wir kuscheln uns aufs Sofa und ich ziehe Jule wieder in meine Arme. Er seufzt leise und ich streiche durch seine wirren Haare. Unsere Blicke finden sich und ich sehe Angst in seinen Augen.

"Es tut mir leid, wie ich mich verhalten habe, Jule. Das war unfair und verletzend. Ich habe das nur getan, weil ich...mir meine Gefühle nicht eingestehen wollte. Doch mit der Zeit wurde mir klar, dass ich mich nicht mehr von dir fernhalten kann."

"Was willst du mir damit sagen?"

"Ich habe mich in dich verliebt, Jule."

Es auszusprechen fühlt sich gut an und befreit ungemein. Endlich zupft ein Lächeln an seinen Mundwinkeln und mein Herz beginnt zu Rasen.

"Du willst das Baby also auch?", flüstert er.

"Das Baby und dich. Kannst du dir vorstellen, eine Beziehung mit mir zu haben? Unser Kind braucht eine richtige Familie."

Julian zögert kurz und ich denke schon, dass er ablehnt. "Ich hätte nicht mit dir geschlafen, wenn ich nicht in dich verliebt wäre. Lass es uns langsam angehen, ich muss erst wieder Vertrauen zu dir aufbauen."

Julian

"Wir werden auf keinen Fall was überstürzen. Ich habe nur eine Bitte. Ich möchte für dich da sein, Jule."

"Das wäre schön."

Müde schließe ich die Augen und lehne den Kopf an Erlings Schulter. Ich habe in den letzten Wochen viel zu wenig geschlafen, aber in den Armen des Mannes, dem mein Herz gehört gelingt es mir, einzuschlafen.

Zwei Wochen später habe ich einen Kontrolltermin und Erling begleitet mich zum Arzt. Wir haben viel Zeit miteinander verbracht und sind eng zusammen gewachsen. Aufgeregt schauen wir auf den Bildschirm, ich drücke dabei ganz fest seine Hand.

"Was wünscht du dir?", frage ich leise.

"Ein Mädchen."

"Ehrlich? Ich dachte eher, dass du dir einen Jungen wünscht, dem du Fußball spielen beibringen kannst."

"Kann ich doch bei einer Tochter genauso."

Der Arzt grinst nur und fährt mit dem Ultraschallgerät über meinen Bauch. "Sie haben Glück, das Baby hat sich grade gedreht und ich kann erkennen, was es wird."

Erling lächelt bereits strahlend und nach einem Blick auf den Bildschirm erkenne ich auch, warum. Wir bekommen tatsächlich ein kleines Mädchen.

"Die Kleine wächst, ist gut entwickelt und gesund. Sie sind ebenfalls in guter Verfassung und ich bin sicher, Sie können bis zum Ende der Schwangerschaft durchhalten. Sollten Sie allerdings Schmerzen oder Blutungen bekommen, fahren Sie ins Krankenhaus."

"Ich mache nichts, was dem Baby schaden könnte und mein Freund hilft mir bei allem."

"Das ist sehr gut. Wir sehen uns in zwei Wochen zur Kontrolle. Am Empfang bekommen Sie die neuen Bilder."

Auf dem Weg nach Hause ist Erling schweigsam, deshalb stupse ich ihn an und er wirft mir einen kurzen Blick zu.

"Was ist los mit dir?"

"Meine Eltern kommen am Wochenende zu Besuch und ich würde ihnen gerne von dir und dem Baby erzählen und dich ihnen vorstellen."

"Denkst du, sie werden mich akzeptieren?"

"Auf jeden Fall. Sie sind sehr offen und werden dich bestimmt genauso lieben wie ich."

Nervös sitze ich am Freitag in Erlings Wohnzimmer und warte auf die Ankunft seiner Eltern. Mein Freund steht in der Küche und bereitet das Abendessen vor. Helfen darf ich ihm dabei nicht, er besteht darauf, dass ich mich schone und ausruhe.

Dann klingelt es an der Tür und automatisch lege ich die Hand auf meinen Bauch, als müsse ich mein kleines Töchterchen beschützen. Ich höre Stimmen, mein Name fällt und Erling kommt mit seinen Eltern herein. Zögernd stehe ich auf und ihre Blicke liegen sofort auf dem Babybauch.

"Mama, Papa, das ist Julian, mein Freund."

Sie begrüßen mich, seine Mutter umarmt mich und schenkt mir ein aufmunterndes Lächeln. Sein Vater gibt mir die Hand und lächelt ebenfalls strahlend. Die Anspannung fällt endgültig von mir ab, als Erling mich in den Arm nimmt und die Hand auf meinen Bauch legt.

"Jule ist schwanger. Wir werden in knapp vier Monaten Eltern."

Zuerst herrscht Verwirrung, aber dann freuen sich die beiden darüber, Großeltern zu werden und beglückwünschen uns. Es wird ein schöner Abend. Wir müssen ihnen alles genau erzählen und ich zeige ihnen die Ultraschallbilder ihrer Enkelin.

Erling

Zum Glück nehmen meine Eltern die neuen Nachrichten gefasst auf. Nicht ein böses Wort fällt zwischen uns und darüber bin ich sehr froh. Jule und unser Baby können keinen Stress brauchen. Immer wieder huscht mein Blick zu Julian und ich kann nicht aufhören zu lächeln.

Mittlerweile kann er die Schwangerschaft auf keinen Fall mehr verstecken. Sein Bauch ist deutlich gewachsen, was ihm hin und wieder Probleme bereitet. Als Mann ist er nicht dafür gebaut, ein Baby auszutragen. Das Kind wächst und macht sich Platz, wo eigentlich keiner ist. Trotzdem geht es ihm überraschend gut und ich muss ihn meist dazu zwingen, sich auszuruhen.

Fünf Tage später ist er mit Kai unterwegs. Die beiden wollen Babysachen und ein Kinderzimmer kaufen. Da ich Training habe, kann ich sie nicht begleiten. Ich weiß, dass Kai gut auf meinen Freund aufpassen wird, deshalb mache ich mir keine Sorgen. Später werden sie mir bestimmt begeistert davon erzählen, was sie alles gekauft haben.

Allerdings liegt mein Handy griffbereit auf der Trainerbank. Ich will erreichbar sein, wenn was sein sollte. Ich albere gerade mit Jadon und Gio herum, als mein Klingelton ertönt. Schnell eile ich zur Bank, um den Anruf anzunehmen.

"Hallo Jule, was gibt's?"

"Erling, hier ist Kai."

"Kai, was ist los?"

"Jule ist zusammengebrochen. Er hat starke Blutungen und wurde ins Krankenhaus gebracht. Du musst so schnell es geht herkommen."

Ich spüre, wie mir eiskalt wird. Jule, unser Baby, ihnen darf nichts passieren.

"Erling, was ist los?"

"Jule...das Baby...er blutet. Ich muss zu ihm."

"Ich fahre dich", sagt Mats und schiebt mich Richtung Kabine.

Eilig ziehen wir uns um, rennen zum Auto und Rasen durch die Stadt zum Krankenhaus. Dort wartet ein völlig fertiger Kai auf uns. Wir umarmen uns und er schluchzt hilflos.

"Ich...ich wollte, dass er sich ausruht, aber er hat nicht auf mich gehört. Auf einmal ist er zusammengesackt, hat vor Schmerzen geschrien und dann habe ich das Blut gesehen. Es tut mir leid, Erling."

"Das ist doch nicht deine Schuld, Kai. Ich suche mal den zuständigen Arzt. Bleib bei Mats, du solltest nicht alleine sein."

Obwohl ich innerlich zittere, versuche ich ruhig zu bleiben. Ich darf auf keinen Fall durchdrehen. Jule und unsere Tochter brauchen mich. Drinnen frage ich mich durch und werde in den Warteraum vor dem OP geschickt. Eine Stunde später kommt ein Arzt herein.

"Erling Haaland?"

"Ja. Wie geht es Julian?"

"Wir haben ihn stabilisiert und es geht ihm gut. Aber wir mussten das Baby auf die Welt holen, weil sich die Plazenta abgelöst hatte."

"Aber das ist doch viel zu früh. Wo ist meine Tochter?"

"Sie ist auf der Intensivstation im Brutkasten. Da sie zehn Wochen zu früh geboren wurde, kann ich leider nicht sagen, ob sie es schaffen wird. Wir werden alles tun, was in unserer Macht steht, um ihr Leben zu retten."

Ich kann nichts anderes machen, als hilflos zu nicken und dem Arzt zu Julians Zimmer zu folgen. Er liegt mit geschlossenen Augen im Bett, Tränen laufen über seine Wangen und er ist so weiß wie die Laken auf denen er liegt.

Julian

Der schöne Tag mit Kai nimmt ein abruptes Ende, als ein scharfer Schmerz mich durchzuckt. Ich schreie auf und gehe in die Knie. Sofort ist mein bester Freund bei mir und ruft den Notarzt. Seine leisen Worte machen mir unglaubliche Angst.

"Jule, du blutest."

"Nein, nein, nein. Bitte nicht. Ich darf sie nicht verlieren."

"Du wirst sie auf keinen Fall verlieren. Ihr seid zwei Kämpfer."

Im Krankenhaus werde ich den OP gebracht und mir wird mitgeteilt, dass sie mein Baby auf die Welt holen müssen, obwohl es dafür viel zu früh ist. Ich darf meine Tochter kurz halten, bevor sie in den Brutkasten gelegt wird. Sie ist winzig und ich bete zu Gott, dass sie es schaffen wird.

Weinend liege ich im Bett und mache mir Vorwürfe, weil ich nicht auf Kai gehört habe. Er wollte, dass ich mich ausruhe, aber ich war stur wie immer. Wenn die Kleine stirbt, ist es meine Schuld. Dann höre ich, wie sich die Tür öffnet und Schritte nähern sich. Vorsichtig werde ich in eine sanfte Umarmung gezogen und weiß, dass Erling bei mir ist.

"Es tut mir so leid, Schatz", flüstere ich mit rauer Stimme. "Ich hätte auf Kai hören sollen. Wenn sie stirbt, ist mein Leben vorbei."

"Hör auf so einen Unsinn zu reden, Babe. Ich weiß, dass sie es schaffen wird."

"Hasst du mich denn nicht dafür, was passiert ist?"

"Nein, natürlich nicht. Ich liebe dich, Jule. Zusammen stehen wir das durch, das verspreche ich dir."

Schluchzend klammere ich mich an ihm fest und weine, bis ich keine Tränen mehr habe. Erschöpft sinke ich in die Kissen und gähne.

"Schlaf ein wenig. Ich schaue nach unserer Kleinen. Hast du ihr einen Namen gegeben?"

"Nein, noch nicht. Sie ist so winzig, mir haben die Worte gefehlt. Entscheide du, wenn du sie siehst."

Auf der Intensivstation werde ich freundlich begrüßt und zu unserer Tochter gebracht. Als ich sie in dem Brutkasten liegen sehe, bleibt mir fast das Herz stehen. Dieser winzige Mensch ist mein Baby und kämpft ums Überleben. Tränen laufen mir übers Gesicht.

"Wollen Sie die Kleine halten?", fragt die junge Schwester.

"Geht das denn?"

"Ja, es ist immer gut für Frühchen, wenn sie Körperwärme spüren. Ziehen Sie ihr Shirt aus und legen sie sich auf das Bett da drüben. Wie soll Ihre Tochter den heißen?"

"Mathilda", sage ich leise.

"Ein sehr schöner Name. Dann will ich Mathilda mal zu Ihnen bringen."

Ganz vorsichtig legt sie mir das winzige Baby auf die Brust und breitet eine Decke über uns aus. Mathilda ist so klein, dass sie fast komplett in meine Hand passt.

"Hallo, meine kleine Mathilda. Du musst kämpfen, hörst du. Für deinen Papa und für mich. Du bist doch unsere Prinzessin und wir wollen dich mit Liebe überschütten."

Sie bewegt sich ganz leicht und ich streiche sanft über ihren Rücken und die winzigen Hände. Ich bete dafür, dass unsere Tochter stark genug ist, diesen Kampf zu gewinnen.

Julian

Am Tag nach der Geburt darf ich endlich zu meiner Tochter. Erling schiebt mich mit dem Rollstuhl auf die Intensivstation, wo mir eine Schwester Mathilda in den Arm legt. Wieder kommen mir die Tränen. Ich kann kaum glauben, dass diese handvoll Mensch meine Tochter sein soll.

"Nicht weinen, Jule. Mathilda ist stark, sie schafft das."

"Hast du unseren Eltern Bescheid gesagt?"

"Ja, ich habe es auch unseren Freunden gesagt. Kai will nachher vorbeikommen. Er macht sich große Vorwürfe, aber ich glaube Mats konnte ihn ein wenig beruhigen."

"Kai hat doch keine Schuld daran."

"Niemand hat Schuld daran, Babe. Weder Kai noch du. Es wäre bestimmt auch passiert, wenn du dich ausgeruht hättest."

"Ich weiß das, aber es zu akzeptieren fällt mir schwer."

Nachdem ich die Kleine gefüttert habe, wird sie wieder in den Brutkasten gelegt und Erling bringt mich zurück auf mein Zimmer. Dort steht Kai am Fenster und starrt in den Garten hinunter. Mats steht neben ihm und hat den Arm um seine Taille gelegt. Es scheint als müsse er meinen besten Freund stützen.

"Hallo Kai, Hallo Mats", sage ich leise.

Kai dreht sich um, kommt auf mich zu, sinkt vor dem Rollstuhl auf die Knie und umarmt mich so fest, dass ich kaum noch Luft bekomme.

"Jule, es tut mir so leid", schnieft er.

Sanft streiche ich durch seine Haare. "Hör auf, Kai. Es gibt nichts, wofür du dich entschuldigen musst. Niemand hat Schuld daran. Mathilda schafft das schon, sie ist unglaublich stark."

Erling und Mats haben uns alleine gelassen und wir halten uns aneinander fest. Mein bester Freund braucht den Trost genauso dringend wie ich.

Eine Woche später darf ich das Krankenhaus verlassen, allerdings ohne meine Tochter. Mathilda hat die ersten Tage gut überstanden und nimmt langsam zu. Die Ärzte sind zuversichtlich, dass sie es schaffen wird. Ich bin jeden Tag bei ihr, halte und füttere sie, erzähle ihr Geschichten und halte ihre kleine Hand, wenn sie im Brutkasten liegt.

Erling ist eine große Stütze, genau wie unsere Eltern und Freunde. Kai und Mats sind fast jeden Tag bei uns. Es tut gut, zu wissen, dass wir so gute Freunde haben. Heute ist Kai alleine mit mir ins Krankenhaus gefahren, was mir die Gelegenheit gibt, meine Neugier zu stillen.

"Sag mal, was läuft da eigentlich zwischen dir und Mats? Ihr seid ja unzertrennlich geworden."

Er wird rot und senkt den Kopf, aber ich habe das glückliche Lächeln trotzdem gesehen.

"Wir waren ein paar Mal essen und sind uns dabei näher gekommen", sagt er leise.

"Ich freue mich für euch."

"Danke Jule. Noch haben wir es niemandem gesagt. Mats ist unsicher, weil er um einiges älter ist als ich."

"Lasst euch Zeit, ihr müsst ja nichts überstürzen. Willst du Mathilda füttern?"

Kai nickt und ich lege ihm die Kleine in den Arm. Während sie an der Flasche nuckelt, streichelt er ihre kleine Finger und lächelt selig.

"Steht dir gut. Du wärst ein toller Vater."

"So weit sind wir noch lange nicht."

Erling

So oft es wegen dem Training möglich ist, bin ich bei meiner Tochter im Krankenhaus. Sie wächst und gedeiht und darüber bin ich unendlich glücklich. Trotzdem dauert es am Ende vier Monate bis sie nach Hause darf. Heute ist es endlich soweit, Jule und ich fahren ins Krankenhaus, um Mathilda abzuholen.

"Ich bin so glücklich, dass wir Tilda heute mit nach Hause nehmen können", sagt er leise.

"Und ich erst. Ich freue mich darauf, dass wir eine richtige Familie werden."

In der ersten Nacht, in der unsere Tochter Zuhause ist, schlafe ich keine einzige Sekunde. Nachdem Jule eingeschlafen ist, hebe ich sie aus ihrem Bettchen und gehe ins Wohnzimmer hinüber. Dort setze ich mich aufs Sofa und schaue ihr beim schlafen zu.

Ich kann kaum glauben, dass Mathilda es geschafft hat und das sie mein Baby ist. Wenn sie wach wird, füttere ich sie und wiege sie erneut in den Schlaf. Im Morgengrauen kommt mein Freund herein und schüttelt lächelnd den Kopf.

"Schatz, was machst du hier?"

"Ich beobachte Tilda", sage ich leise.

"Komm ins Bett, du brauchst eine Mütze Schlaf."

Wir betten Mathilda zwischen uns und ich lege den Arm um sie. Jule streicht mir durch die Haare und ich schließe endlich die Augen. Ich bin sicher, er passt auf unsere Tochter auf.

Es dauert ein paar Wochen, bis wir uns an den Alltag mit einem Baby gewöhnt haben, aber dann läuft alles bestens. Nie im Leben hätte ich gedacht, dass mich ein so kleiner Mensch dermaßen glücklich machen kann.

Unsere Eltern sind ebenfalls total verliebt in die Kleine. So oft es geht kommen meine Eltern zu Besuch, um ihre Enkelin zu sehen. Dabei kommt irgendwann die Frage auf, ob wir bald heiraten werden. Julian lächelt meine Mutter verschmitzt an.

"Wenn Erling mir einen romantischen Antrag macht, können wir darüber reden."

Sprachlos starre ich ihn an, mein Kopf ist wie leer gefegt. Er kichert und küsst mich auf die Wange. Wir schauen uns in die Augen und ich sehe die Liebe für mich in seinem Blick.

"Ich lasse mir was einfallen."

"Warte nicht zu lange damit", mischt sich meine Mutter ein. "Und ich hätte auch gerne noch ein paar Enkelkinder."

Jetzt ist Jule genauso sprachlos wie ich. Ich fange mich als erster wieder und umarme meine Mutter.

"Lass uns noch ein wenig Zeit. Wir haben doch grade erst Mathilda bekommen und wollen in das Elternsein erstmal reinwachsen."

"Ihr macht das aber schon sehr gut", lobt uns mein Vater.

"Ich kann mir auf jeden Fall vorstellen, noch mehr Kinder zu haben", sagt Jule leise. "Es gefällt mir, Vater zu sein."

Mir ist klar, dass wir ein turbulentes Leben vor uns haben, mit Höhen und Tiefen, aber zusammen können wir alles schaffen. Davon bin ich felsenfest überzeugt. In Jule habe ich die große Liebe gefunden und Mathilda macht unser Glück perfekt.

"Ich liebe dich, Babe."

"Ich liebe dich auch, Schatz."

Wir küssen uns sanft, ich halte ihn liebevoll im Arm und spüre sein Herz, dass rasend schnell schlägt. Ein einziger Abend hat mein ganzes Leben verändert und ich bin unendlich froh darüber.

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