20 - Noch eine Challenge

Màu nền
Font chữ
Font size
Chiều cao dòng

In den nächsten zwei Wochen bleibe ich ausnahmsweise Mal vor weiterem Chaos und Drama verschont.

Ob das bloß die Ruhe vor dem Sturm ist? Hoffentlich nicht!

Zwischendurch treffe ich mich mit meinen besten Freundinnen - Duke ist zum Glück nicht dabei - und fange zuhause an, mir eine neue Tanzchoreografie auszudenken.

Ich liebe es, mich zum Takt der Musik zu bewegen und dadurch dem Gefühlschaos in meinem Herzen Ausdruck verleihen zu können. Jedes Mal, wenn ich tanze, fühle ich mich frei - so, als wäre ich schwerelos und könnte schweben.

Im Heaven gehen sich Duke und ich meistens aus dem Weg, da wir viel zu tun haben. Wenn wir dann aber doch mal miteinander reden, unterhalten wir uns bloß über belanglose Dinge wie das Wetter oder unsere Pläne für das Wochenende.

Ich bin erleichtert, dass mich Duke nicht nochmal auf meine Gefühle anspricht und stattdessen so tut, als hätte der Samstagabend im Bowlingcenter nie existiert.

Endlich habe ich die Hoffnung, dass mein Leben wieder bergauf verlaufen kann!

„Woah, was ist denn mit dir passiert, Harlow?", reißt mich Dukes amüsiertes Schmunzeln aus meinen Gedanken in die Realität zurück. „Heute nur zehn Minuten zu spät? Herzlichen Glückwunsch, das ist ein neuer Rekord!"

Da der Spott in Dukes Stimme nicht zu überhören ist, rolle ich mit den Augen. Dann säusele ich übertrieben freundlich: „Ich wünsche dir auch einen wunderschönen guten Morgen, Duke!"

Ohne mich zu dem Mann mit den Sturmaugen umzudrehen, binde ich mir meine Schürze um die Hüfte und befestige mein Namensschild an meinem Oberteil. Ich möchte gerade den Aufenthaltsraum verlassen, um meinen Arbeitstag einzuläuten, da lässt mich Duke noch einmal innehalten.

„Wir haben schon lange keine Challenge mehr gemacht", sagt er. „Was hältst du von einer Revanche? Du darfst auch den Wetteinsatz bestimmen."

Nun wende ich mich doch Duke zu und ertrinke sogleich in seinen stahlgrauen Augen. Wie immer, wenn wir uns anschauen, explodiert ein Feuerwerk in meinem Bauch, das ein angenehmes Kribbeln unter meiner Haut auslöst und die Schmetterlinge aus ihrem Winterschlaf zum Leben erweckt.

Ich habe keine Ahnung, wie ich es schaffen soll, mich von Duke zu entlieben, denn egal wie viel Abstand ich zu ihm suche, mein Herz sehnt sich in jeder einzelnen Sekunde nach ihm.

Solche intensiven Gefühle kenne ich gar nicht. Sie überrumpeln mich und machen mir ehrlich gesagt auch ein bisschen Angst.

Je höher der Flug, desto tiefer der Fall, richtig?

„Tut mir leid, Duke, aber meine Anmachsprüche sind aufgebraucht", schaffe ich es schließlich, meinem Gegenüber eine Antwort zu geben. „Außerdem möchte ich ungerne Rentner nach ihrer Handynummer fragen."

Daraufhin schmunzelt Duke. Wahrscheinlich stellt er es sich sehr lustig vor, wie ich einen 80-jährigen Mann bezirze, nur um am Ende mit den Worten „Ich habe kein Mobiltelefon, junges Fräulein" abgespeist zu werden.

„Also eigentlich dachte ich an eine andere Challenge", grinst Duke, nachdem sein Kopfkino verraucht ist. „Wer schneller mit seiner schwachen Hand ein volles Tablett balancieren kann ... Was sagst du dazu?"

„Ist das dein Ernst?" Mit einer Mischung aus Entsetzen und Ungläubigkeit schaue ich Duke an. Sobald er nickt, stoße ich ein frustriertes Seufzen aus, denn seine Ideen sind nicht gerade die besten. „Meine Großmutter bringt uns um, wenn wir die Tablette fallen lassen!"

Trotz meines ernsten Gesichtsausdruckes weicht Dukes Grinsen nicht von seinen Lippen. Stattdessen habe ich das Gefühl, dass es immer breiter und frecher wird.

„Dann müssen wir halt gut aufpassen", zuckt Duke mit den Schultern. „Jetzt sei keine Spaßbremse, Harlow!"

Obwohl mich Duke nur zur Provokation als Spaßbremse bezeichnet, erzielen seine Worte ihren gewünschten Effekt. Eingeschnappt verschränke ich die Arme vor der Brust, recke das Kinn in die Höhe und maule ihn schließlich an: „Ich bin keine Spaßbremse! Sag das nie wieder zu mir!"

„Okay." Duke funkelt mich herausfordernd aus seinen Sturmaugen an. „Dann leg den Wetteinsatz fest!"

„Hm ..."

Die Rädchen in meinem Kopf beginnen sich langsam zu drehen. Es dauert ein paar Minuten, bis mir etwas einfällt. „Der Verlierer muss ein peinliches Selfie auf Instagram hochladen!"

Da ich eigentlich mit meinem Wetteinsatz zufrieden bin, wirft es mich ein bisschen aus der Bahn, als Duke sagt: „Ich habe kein Instagram."

Sofort wandern meine Augenbrauen in die Höhe und verschwinden vermutlich unter meinem Haaransatz. Bisher dachte ich immer, dass alle Teenager und jungen Erwachsenen einen Instagram Account haben würden, aber natürlich muss ausgerechnet Duke eine Ausnahme sein.

Selbst Ariella, die Social Media überhaupt nicht leiden kann, hat sich vor einem halben Jahr ein Konto auf Instagram eingerichtet - wenn auch nur, um hübsche Schauspieler und Musiker zu verfolgen.

Warum muss es jedes Mal Duke sein, der gegen den Strom schwimmt?

„Guck doch nicht so entsetzt, Harlow", macht sich Duke über mich lustig. „Es gibt auch Menschen, die keine Lust auf diese Scheinwelt und bearbeitete Fotos haben. Meiner Meinung nach verzerrt Instagram das Bild der Realität."

Mehr als ein schwaches Nicken bringe ich nicht zustande. Noch immer überrascht es mich, wie viele Geheimnisse in Duke schlummern.

Für ein paar Minuten lasse ich mich einfach in seinen grauen Sturmaugen treiben, bis mir ein Gedankenblitz durch den Kopf schießt. „Ich hab's!", mache ich die Buch- und Filmfigur Wickie nach. „Der Gewinner darf sich einen WhatsApp-Status für den Verlier aussuchen, den er dann einen ganzen Monat nicht ändern darf."

„Er?" Duke runzelt misstrauisch seine Stirn. „Vielleicht ist ja auch eine Sie am Ende die Verliererin."

Da ich keine Lust auf eine Diskussion habe, ignoriere ich Dukes Seitenhieb und strecke ihm stattdessen meine Hand entgegen. „Haben wir einen Deal?" Keine Sekunde zögert Duke. Er greift sofort nach meiner Hand und schüttelt diese.

Dass bei unserer Berührung Elefanten durch meinen Magen trampeln und ein Feuer der Leidenschaft unter meiner Haut entfacht wird, bleibt hoffentlich vor ihm verborgen.

„Dann mal los!"

Duke marschiert erhobenen Hauptes an mir vorbei und steuert die Küche an. Mit schnellen Schritten folge ich ihm.

In der Küche angekommen, in der wie immer das reinste Chaos herrscht, warten schon zwei prall gefüllte Tablette auf uns. Ein Brötchenkorb, eine Schüssel Rührei, ein Teller mit Aufschnitt, Besteck und eine Tasse Kaffee sind jeweils auf den Servierplatten vorzufinden.

Oh Gott ... Wie soll ich es bloß schaffen, das alles mit nur einer Hand zu balancieren? Bestimmt breche ich mir dabei alle Knochen!

Duke scheint ähnliche Gedankengänge zu haben, denn er runzelt die Stirn, bevor er sagt: „Am besten machen wir unsere Challenge nur mit dem Kaffee, nicht dass uns deine Granny doch noch tötet ..."

In Windeseile räumen wir unsere Tablette leer, bis nur noch die Tassen Kaffee übrigbleiben. Danach stellen wir uns nebeneinander in den Türrahmen der Küche, der zum Glück groß genug für zwei schlanke Menschen ist.

„Wo müssen wir den Kaffee überhaupt hinbringen?", erkundige ich mich bei Duke, da er zuvor die Bestellung aufgenommen hat.

„Tisch fünf."

Na toll. Tisch fünf befindet sich in der hintersten Ecke des Lokals, was im Umkehrschluss bedeutet, dass Duke und ich einen recht langen Weg vor uns haben.

Hoffentlich schaffe ich es, keinen Kaffee zu verschütten und gleichzeitig zu gewinnen.

„Bist du bereit, Harlow?" Duke funkelt mich herausfordernd und irgendwie auch ein bisschen provokant aus seinen Sturmaugen an. Ein freches Grinsen breitet sich auf seinen Lippen aus, als ich nicke. „Gut. Dann lass uns rückwärts von drei runterzählen."

Obwohl es sich nur um eine dämliche Challenge handelt, spüre ich, wie mein Herzschlag in die Höhe schießt. Meine Hände werden schwitzig und lauter kleine Adrenalinmännchen flitzen durch meinen Körper.

Ein zweites Mal werde ich nicht gegen Duke verlieren!

„Drei ... Zwei ... Eins ... Los!"

Während Duke sofort einen Blitzstart hinlegt, muss ich das Tablett erstmal so auf meiner linken Hand balancieren, dass es nicht herunterfällt.

Mit einem Rückstand von ungefähr fünf Metern setze ich mich schließlich auch in Bewegung. Langsam taste ich mich voran, um zunächst ein Gefühl für das Tablett zu bekommen. Zwar tanzt die schwarze Flüssigkeit gefährlich in der Tasse, doch sie schwappt nicht über den Rand.

Begleitet von meinem rasenden Herzen verlasse ich den Flur und biege nun in den Hauptsaal des Heaven ein. Da sich relativ viele Gäste in dem Lokal befinden, muss ich sehr aufmerksam sein und aufpassen, dass ich nicht mit einem anderen Menschen zusammenstoße.

Ein Blick zu Duke verrät mir, dass er seinen Vorsprung mit jedem Schritt weiterausbaut. Gerade als er um eine Ecke biegen möchte, wird er allerdings von einem Gast angesprochen, der eine Frage zu haben scheint.

Das ist meine Chance!

Trotz meiner zittrigen Hand lege ich an Tempo zu und schlängele mich möglichst elegant durch die ganzen Tische und Stühle. Beinahe läuft mir ein kleines Mädchen vor die Füße, doch sie wird in allerletzter Sekunde von ihrem Vater am Oberarm zurückgezogen.

‚Puh, das war knapp!'

Erleichtert stelle ich fest, dass Tisch Nummer fünf immer näher in mein Sichtfeld rückt.

Zwei junge Frauen sitzen dort und unterhalten sich angeregt miteinander. Neben ihnen steht ein Kinderwagen, in dem ein Baby liegt, das mit einem Stoffhäschen spielt.

Der Anblick des niedlichen Babys lenkt mich so sehr ab, dass ich mit der Hüfte gegen eine Tischkante krache und kurz ins Straucheln gerate. Keine Ahnung, ob das Können oder Glück ist, aber irgendwie schaffe ich es, das Tablett nicht fallen zu lassen und keinen einzigen Tropfen Kaffee zu vergießen.

Wie es scheint, habe ich gerade mein neues Talent entdeckt ...

Für die letzten zehn Meter konzentriere ich mich nochmal besonders stark, damit mir bloß kein Fehler auf der Zielgeraden unterläuft.

Begleitet von einem zufriedenen Lächeln stelle ich den Kaffee nur ein paar Sekunden später vor den beiden Frauen ab und teile ihnen mit, dass mein Kollege die zweite Tasse gleich bringen wird.

Tatsächlich lässt Duke noch fast eineinhalb Minuten auf sich warten, bis er sein Tablett auf dem Tisch abstellt und sich bei den beiden Frauen entschuldigt.

Damit habe ich unser Duell haushoch gewonnen!

„Das war total unfair!", beschwert sich Duke wie ein kleines Kind bei mir, als wir zurück in die Küche laufen, um das restliche Frühstück auf unsere Tablette zu laden. „Hätte mich dieser Zigarettenstinker nicht angesprochen, hätte ich gewonnen!"

Beleidigt verschränkt Duke die Arme vor der Brust. Auch wenn er versucht, seine Gefühle bestmöglich vor mir zu verstecken, merke ich direkt, dass seine Niederlage gewaltig an seinem Stolz kratzt.

Duke Norman ist scheinbar ein Mensch, der nicht gut verlieren kann.

„Hätte, hätte, Fahrradkette, Duke", zucke ich bloß schadenfroh mit den Schultern. „Tut mir leid, dass ich deine Illusion zerstören muss, aber leider ist das Leben nie fair!"

Daraufhin schnaubt Duke einmal, ehe er sich sein Tablett schnappt und aus der Küche marschiert.

„Hey! Warte auf mich!"

Wir servieren den beiden jungen Frauen ihr restliches Frühstück und setzen uns danach auf die Barhocker, um eine kurze Pause zu machen. Aktuell sind alle Gäste bedient und scheinen vorerst wunschlos glücklich zu sein.

Mal schauen, wie lange dieser Zustand anhält ...

„Es wird Zeit, deine Wettschulden einzulösen, mein Lieber", grinse ich Duke nun von der Seite an.

Ich kann sehen, dass er zögert, aber schließlich zieht er sein Handy aus der Hosentasche. Er tippt ein paar Mal auf dem Display herum, bis er mir sein Smartphone, auf dem er bereits WhatsApp geöffnet hat, überreicht.

Jetzt liegt es an mir, mir einen peinlichen Spruch für seinen Status zu überlegen.

Die Zahnräder in meinem Kopf arbeiten auf Hochtouren, doch mir möchte leider kein guter Spruch einfallen. Am Ende muss ich mich mit ‚Andere haben Pech beim Denken. Ich bin einfach nur dumm' zufriedengeben.

„Wow", lacht Duke sarkastisch. „Schön, dass du dich selbst mit meinem neuen Status beschreibst."

„Ha ha", erwidere ich.

Eigentlich möchte ich meinen Worten noch etwas hinzufügen, doch meine Augen wandern wie von selbst zu der Eingangstür des Heaven, die in genau dieser Sekunde geöffnet wird.

Zum Vorschein kommt ein junger Mann mit schwarzen Haaren und braunen Augen, der eine Jogginghose und ein viel zu großes Basketballtrikot trägt. Die Schweißperlen auf seiner Stirn und die geröteten Wangen verraten, dass er gerade vom Sport kommt.

Je länger ich den Mann anschaue, umso schmerzhafter krampft sich mein Magen zusammen.

Was zum Teufel hat er hier verloren?

Ich kann beobachten, wie seine dunklen Augen suchend durch den Raum wandern, bis sie schließlich an mir hängenbleiben. Sofort heben sich seine Mundwinkel zu einem zögerlichen Lächeln und er setzt sich in Bewegung.

Nein! Nein! Nein!

„Scheiße!", fluche ich leise. Am liebsten würde ich von dem Barhocker springen und mich im Aufenthaltsraum einschließen, aber leider hört mein Körper nicht auf meine Befehle. Wie erstarrt bleibe ich sitzen und schaue dem Mann dabei zu, wie er mir immer näherkommt.

„Harlow? Ist alles okay?" Obwohl Duke direkt neben mir sitzt, klingt seine Stimme meilenweit entfernt.

Ich schlucke schwer. Mein Herz überschlägt sich und lässt eine Mischung aus Übelkeit und Schwindel in mir aufwallen.

Warum muss er ausgerechnet jetzt auftauchen? Ich dachte wirklich, dass er sich von mir fernhalten würde, aber wie es scheint, war ich mal wieder viel zu naiv und habe mich an einem falschen Hoffnungsschimmer festgekrallt.

„Harlow?" Dukes warme Hand, die er auf meiner Schulter ablegt, schickt Stromstöße aus Hitze durch meinen Körper. Ganz langsam schaffe ich es, mich aus meiner Starre zu lösen und Dukes Blick zu erwidern.

In seinen Augen wirbeln Angst, Unsicherheit und Besorgnis miteinander um die Wette.

„Kennst du den Kerl?"

Ich nicke.

Nur noch ein paar Meter, dann hat er mich erreicht.

„Und wer ist das?"

Ich reiße mich von Dukes Augen los und senke den Blick. Es kostet mich meine ganze Selbstbeherrschung, mich nicht auf der Stelle zu übergeben oder in Tränen zu ertrinken.

„Valentin", murmele ich leise. „Mein Ex Freund."

Bạn đang đọc truyện trên: Truyen2U.Pro