27. Arya

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Ich hatte eine neue Lieblingsbeschäftigung gefunden, die so ziemlich die ganze Zeit meines hausarrestierten Leben in Anspruch nahm.
Wann immer Bran nicht Zuhause war, ob mit Sommer auf einem Spaziergang oder beim Sport, dann schlich ich mich in sein Zimmer und machte es mir auf einem seiner Sofas gemütlich.
Daraufhin warf ich die PlayStation an, und zockte GTA.
Was sollte ich sonst machen? Lernen?
So kurz vor Weihnachten hatte ich keine Tests mehr, und Mum wollte mich ja nicht zum Sport lassen.
Also musste ich meine Aggressionen anderweitig loswerden, und was eignete sich da besser als ein komplett fiktives Spiel, bei dem ich allerlei Autos knacken konnte?
Keiner aus meiner Familie bekam davon etwas mit, denn Mum war sowieso die meiste Zeit unten in der Küche, Robb lernte, Sansa machte Sansa-Sachen und Jon ging auf lange, romantische Spaziergänge mit Ygritte (zumindest stellte ich mir ihre Beziehung so vor, ob das der Wahrheit entsprach, war eine ganz andere Sache).
Da ich Kopfhörer trug, konnte niemand den Schusslärm hören, oder wahlweise auch die kleine Explosion, die ich hin und wieder durch einen Hubschrauberabsturz hervorrief.
Der Nachteil war, das auch ich nichts mehr von der Außenwelt mitbekam, da die Soundeffekte einfach so wahnsinnig laut waren.
Mum hätte den Kamin hochjagen können, und ich hätte davon nichts mitbekommen.
Nachdem eine Woche lang alles gut gegangen war, wurde ebendiese Isolation durch die Kopfhörer, mein Verhängnis.
Ich war gerade dabei, einen Bus voller Passagiere unter meine Kontrolle zu bringen, als mir plötzlich jemand auf die Schulter tippte.
Erschrocken riss ich mir die Kopfhörer herunter und pausierte das Spiel, bevor ich mich langsam und verlegen umdrehte.
Bran, der von Jojen gerade aufs Sofa neben mich gehoben worden war, sah mich streng an.
"Ich wusste doch, dass sich irgendjemand an meinem GTA zu schaffen macht.", grinste er. Jojen kletterte über die Sofalehne und quetschte sich zwischen uns. "Spätestens nach der Graffiti Aufschrift 'Nymeria was here' waren wir uns ganz sicher, dass du diejenige bist, die sich immer heimlich in mein Zimmer schleicht, wenn ich nicht da bin."
Oh, das mit dem Graffiti war wohl nicht der genialste Schachzug gewesen. Ich war nur so stolz, endlich das Viertel erobert zu haben und da hatte ich meiner Freude Luft machen müssen.
"Eigentlich wollte ich dich ja rauswerfen, aber Jojen hier hat einen vernünftigen Deal vorgeschlagen." Mein Bruder schlug seinem besten Freund respektzollend auf die Schulter. "Es kann eventuell sein, dass Jojen und ich bei gewissen Missionen ein klein wenig feststecken, und deshalb könnten wir deine Hilfe gut gebrauchen."
Ich hob die Augenbrauen. "Du gibst also damit indirekt zu, dass ich in GTA besser bin als ihr beide."
Jojen, der für meinen Geschmack immer noch zu dicht an mich gedrängt war, schnaubte verächtlich. "Das hat er nicht gesagt. Er meinte nur, dass in manchen Situationen vielleicht die Art von Denke vorteilhaft wäre, die du innehast."
"Ah, du meinst Intelligenz?"
"Genau.", murmelte Jojen ironisch.
"Also, hilfst du uns?", erkundigte sich Bran.
"Was bleibt mir anderes übrig." Ich seufzte theatralisch. In Wahrheit aber fand ich diese neue Situation gar nicht so übel. Ich konnte endlich jemanden mein Naturtalent für Videospiele unter Beweis stellen und dann noch jemanden, den ich sowieso beeindrucken wollte. "Ohne mich seid ihr doch ohnehin aufgeschmissen."
"Ha, ha, ha, das glaubst du doch selbst nicht.", erwiderte Jojen trocken, und strich sich dabei abwesend über die Lippen.
Oh, Gott, das sah so attraktiv aus. Ich wandte mich schnell von ihm ab und betätigte den Play-Knopf an meiner Fernbedienung.
"Okay, Jungs.", zwitscherte ich fröhlich. "Macht euch auf was gefasst!"
Die nächsten drei Stunden verbrachten wir damit, ganz Los Santos mit verschiedenen Strategien an uns zu reißen. Meistens war ich diejenige, die spielte, während Bran und Jojen mir ehrfürchtig zusahen.
"Götter, Ry, was machst du?", rief Bran hin und wieder entsetzt aus, doch ich hatte jegliche Situation total im Griff.
Irgendwann entschieden wir, Konsole zu wechseln, und starteten Brans Wii, auf der wir in Mario Kart gegeneinander antraten.
Um ehrlich zu sein, Jojen war gar nicht mal so schlecht, obwohl ich das natürlich nie zugegeben hätte. Wir lieferten uns ein unbarmherziges Rennen um den ersten Platz, während Bran zweimal pro Minute in einen Abgrund fiel, unsanft mit einem Baum Bekanntschaft machte, und des Öfteren Opfer unserer Schildkrötenpanzer wurde.
Irgendwann, ich hatte gerade haarscharf gegen Jojen gewonnen, fiel mir siedend heiß ein, dass ich noch meinen Steckbrief beenden musste.
"Seid ihr schon fertig mit euren Steckbriefen?"
Bran stopfte sich eine Handvoll Chips in den Mund und schüttelte den Kopf. "Nein, ich hab keine Ahnung, was ich bei Hobbys schreiben soll. Ich hab keine Hobbys!!"
Jojen und ich hoben zeitgleich die Augenbrauen. "PlayStation?"
"Leider nein." Er seufzte. "Mum will, dass ich irgendein musisches Talent einbringe, wie malen oder singen..."
"Leider bist du nur komplett unbegabt, so wie ich.", beendete ich seinen Satz für ihn.
Bran warf ein Kissen nach mir. "Na du kannst wenigstens singen."
Jojen, dessen gesamte Aufmerksamkeit bis jetzt dem Titelmenü von Mario Bros gegolten hatte, wandte sich ungläubig zu mir um.
"Du singst?"
"Ganz passabel, nichts, was man auf die Dauer hören will.", winkte ich schnell ab.
Bran schnaubte. "Sie lügt. An Heiligabend muss sie immer die gesamten Weihnachtslieder vorsingen, und das rührt dann alle zu Tränen, weil sie doch so glockenhell und wunderschön singt."
"Ich singe nicht glockenhell und wunderschön.", versuchte ich meinem Bruder ein wenig zu bremsen. Mir gefiel die Richtung gar nicht, in die sich dieses Gespräch entwickelte.
"Doch, Ry. Und jetzt bring' mir meinen Notizblock, ich muss diesen bescheuerten Steckbrief beenden, bevor Mum in mein Zimmer gepoltert kommt und wütend nach dem Verbleib ebendieses fragt."
Stöhnend stand ich auf, stakste zu Brans Schreibtisch und begann das Chaos auf seinem Tisch zu durchwühlen, bis ich einen halbwegs vielversprechenden Notizblock entdeckte.
Ich wollte ihn Bran schon zuwerfen, als ich erkannte, dass die erste beschriebene Seite in Jojens Handschrift gehalten war.
Schnell warf ich einen Blick in die Richtung der beiden, doch diese schienen mehr als gefesselt von Mario Bros zu sein, und so konnte ich getrost die ersten paar Zeilen von Jojens Notizblock durchstöbern.
Vielleicht befanden sich ja erpressenswerte Informationen darin.

Heute habe ich sie wiedergetroffen, als ich bei Bran zu Hause war. Ich glaube, sie hasst mich. Seltsam, wie fasziniert ich jetzt schon von ihr bin, obwohl ich sie erst seit so kurzem kenne. Sie ist so wild, so unzähmbar, wie ihre Wölfin. Manchmal fragte ich mich ob-

"Ry, was machst du?", ertönte Brans misstrauische Stimme aus Sofanähe. Ertappt ließ ich Jojens Notizblock unter Brans Englischheft verschwinden und drehte mich betont genervt zu ihm um.
"Ich suche deinen blöden Notizblock. Bist du sicher, dass du ihn nicht irgendwo anders versteckt hast?"
Was in aller Welt hatte ich gerade gelesen?
Was meinte Jojen damit?!
"Such unter meinem Bett.", befahl Bran mir, während Jojen gerade dabei war, einen Gumba zu Hackfleisch zu verarbeiten.
Ich warf ihm einen schnellen Blick zu, während ich schmollend Brans Bett absuchte.
Es machte mich verrückt, wenn er sich auf die Lippe biss, während er nachdachte. Seine verwuschelten Haare, die von einer äußerst satten Farbe waren, konnte man auch nicht gerade hässlich nennen.
Ich starrte ihn für geschlagene zehn Sekunden an, bevor ich mich wieder Brans Bett zuwandte.
Stand ich etwa auf ihn oder so? Dieser Gefühlskram hatte mich schon immer irgendwie verwirrt und ich hatte gerade keine Ahnung, wie mein derzeitiger Gemütszustand zu nennen war.
Als ich Brans langgesuchten Notizblock endlich unter einer Reihe an dreckigen Socken fand, entschied ich, dieses Zimmer so schnell wie möglich zu verlassen.
Unglaublich wie wenig mein Bruder auf Hygiene achtete!
Ich warf ihm den Notizblock an den Kopf, wobei ich beinahe Jojen getroffen hätte, der mich jedoch kaum eines Blickes würdigte.
Irgendwas hatte sich verändert zwischen uns, seit er mich im Keller der Lannisters geküsst hatte. Es war, als schraubte er seine fiesen, zynischen Kommentare an meiner Person manchmal etwas zurück, und ich fragte mich aus welchem Grund.
Wäre beleidigen in einem solchen Fall nicht viel energieabbauender?
Auch jetzt, als ich ankündete, dass ich nun meinen Steckbrief beenden würde, warf er mir einen raschen Blick zu, bevor er sich wieder der Rettung von Prinzessin Peach zuwandte.
Ich knallte Brans Zimmertür laut hinter mir zu und schlitterte den Gang entlang zu meinem Zimmer, in dem ein unfertiger Steckbrief auf mich wartete.
Natürlich warf ich mich auf meine Fensterbank, und machte es mir dort bequem, anstatt zuerst meine Pflichten zu erledigen.
Das machte ich immer so, und es führte beinahe jedes Mal zu schönen Stresssituationen in letzter Minute.
Es hatte wieder zu schneien begonnen, und ich sah den dicken Flocken dabei zu, wie sie langsam zu Boden segelten.
Meine Gedanken wanderten zu Jojen zurück. Er hatte über mich geschrieben. Er hatte gesagt, er sei fasziniert von mir.
Wie konnte man bitte fasziniert von mir sein?
Ich war eine kleine, verbitterte Kartoffel inmitten eines Haufen Diamanten und ich konnte mir nicht vorstellen, dass jemand das anders sehen sollte.
Seufzend erhob ich mich von meiner gemütlichen Fensterbank und krallte mir den begonnenen Steckbrief, der auf meinem Schreibtisch lag.
Ich würde Sansa fragen, was sie geschrieben hatte, denn auf ihre Hilfe war eigentlich immer Verlass.
Vielleicht würde sie mir auch in einer ganz anderen Lebenslage ein paar Tipps geben können...

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