...aber wohl nie genug

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„Hey, Phill", mit diesen beiden Worten riss mich Ben in jener Nacht aus meinem Schlaf - viel zu leicht. „Hey...", flüsterte er abermals mit rauer Stimme. Noch müde rieb ich mir den Sand aus den Augen, während ich mich zu ihm drehte. „Ja?", entgegnete ich noch etwas schlaftrunken. Unbeeindruckt von der Tatsache, dass er mich nach 20 Stunden ohne Schlaf geweckt hatte, schmunzelte mich der damals 19-Jährige an und ließ seinen Blick auf mir ruhen. "Ah, du bist wach", grinste er weiter. Ich rollte nur mit den Augen, aber machte mir sämtliche Hoffnungen, er würde mir etwas Schönes mitteilen. Doch wieder einmal verfinsterte sich sein freundliches Gesicht zu einer düsteren Miene - nein - sein Gesicht verlor jeglichen Ausdruck. Ich kannte dieses fast leblose Gesicht nur zu gut, mit diesen trüben, glanzlosen Augen; so vollkommen entspannt und verloren. Ich weiß immer noch nicht, ob er bereits damals diesen Kampf verloren hatte und ich in die Augen eines Toten blickte.

Behutsam legte ich meinen Arm um ihn und meinen Kopf auf seinen. Ohr an Ohr. An meinem Hals konnte ich sein eiskaltes Gesicht spüren. Schließlich fragte ich, was denn los sei, was ihn bedrücke. Ich hörte, wie er schluckte und konnte an meiner Wange spüren, wie er seine Zähne zusammenbiss. Sachte drückte ich mit meiner Hand auf seine Schulter um ihm eine Antwort zu entlocken. Endlich, nach einem gebrechlichen Seufzen, antwortete er: „Du... was wäre, wenn ich plötzlich nicht mehr hier wäre?". Ich löste meinen Griff. „Was genau meinst du?", fragte ich verdutzt. Doch erneut schwieg er. Jedoch wusste ich, dass seine Gedanken dafür umso lauter waren. Leider, nicht laut genug um sie zu hören. Das waren sie nie. Ich wünschte sie hätten ihre Stimmen verloren. Ich vergrub mein Gesicht in seinem Nacken. Wie ein Äffchen an seiner Mutter, hing ich an ihm. Doch er blieb regungslos. Für eine Weile lauschte ich noch seinen Atem. Sein Brustkorb drückte gegen meinen. Erst jetzt verstehe ich, ich hätte die Stille brechen sollen und dies hätte ich auch gekonnt - jedenfalls einfacher als er - aber ich tat es nicht. Ohne ihm auch nur irgendwie zu antworten oder erneut nachzuhaken, ließ ich mich zurück auf meinen Rücken fallen.

Meine Augen waren zur Decke gerichtet und abermals vernahm ich Bens Blicke auf mir, wie er mich musterte. „Eigentlich ganz hübsch... du in diesem Licht der Morgenröte", murmelte er, als hätte ich es nicht hören dürfen. Ehe ich ihn anpampen konnte, wie kitschig das doch war, legte er seine Hand auf meine Wange. Diese war noch viel eisiger als sein Gesicht. Die Kälte brannte auf meiner Haut und nun wünsche ich, sie hätte sich auf mir verewigt. Doch ich nahm seine Hand von mir. „Die Erderwärmung würde schneller fortschreiten", sagte ich letztendlich und drückte seine Hand weiter fort. Ich war schon etwas erleichtert, als er schließlich ein verzweifeltes Lachen von sich ließ.

Der Braunhaarige beugte sich leicht über mich und sah mir tief in die Augen. Ja, ich liebte diese Augen vom ersten Moment an, in dem ich sie sah, aber ich denke genau deshalb konnte ich diesen Blick nie standhalten. Dennoch - ich gab mein Bestes. Vorsichtig fuhr ich mit meinem Daumen an seiner Schläfe entlang, über seine Wangenknochen, über seine Stirn. Ich fühlte seine weichen Wimpern über meine Haut streichen und seine aufgebissenen Lippen pulsieren. Auch die Narbe an seinem Kinn konnte ich spüren. Die hatte er mir zu verdanken. Aber ich schätze, er hatte es mir nie böse genommen, dass ich damals im Baumhaus aus Versehen gegen ihn gerumpelt und schließlich mit ihm und vor allem auf ihm im Gras gelandet bin.
12 Jahre. Ich kannte diesen Menschen zu dieser Zeit seit 12 Jahren. Ben hatte sich in dieser Zeit sehr verändert, aber ich blickte immer in die gleichen Augen. Und in diesen blauen Augen sah ich schon bald Tränen.

Sie fielen nieder auf mein Gesicht. Ich kann ihren salzigen Geschmack immer noch schmecken. Er rang um ein lächeln, doch ich konnte seinen Schmerz genau sehen. Er biss die Zähne immer stärker aufeinander, verzog die Mundwinkel krampfhaft in sämtliche Richtung und seine Stirn trug hundert Falten. Und ich lag einfach unter ihm, fuhr durch sein Haar und war da. Einfach nur da. Nur nie für ihn.

Ich wusste, seine Probleme waren größer, als das „Ich liebe dich" welches damals seit wohl über 5 Jahren nicht aus meinem Mund kommen wollte, aber ich lag einfach nur da und sah ihm zu. Er krampfte weiterhin über mir, mit seinen Nägeln fest in meinen Schultern vergraben. Ich frage mich, ob er an mir festhalten wollte oder sich selbst einfach nicht mehr spüren konnte. Während in ihm wohl tausend Stimmen schwiegen, Millionen schrien und Kriege die stabilsten Mauern einrissen, hörte ich nur mein „Ich liebe dich". „Ich liebe dich. Ich liebe dich. Ich liebe dich." Und ich liebte ihn...

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