Biodiversität - Hilft die Ernährungsumstellung?

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Biodiversität, ist das, was sich zwischen den Zehen eines des ganzen Tag barfuß laufenden Hippies befindet? Tatsächlich nicht. Gemeint ist damit die biologische Vielfalt in der Natur, Ökosysteme die aufeinander abgestimmt sind oder allgemein gesagt, die Fülle des Lebens innerhalb eines gewissen Lebensraums.

Und wenn man davon spricht, dass die Biodiversität bedroht ist, geht es nicht um den Vorgarten von Heike, wo regelmäßig den Bienen der Lebensraum weggemäht wird und an die Nazis, nein auch nicht der Lebensraum im Osten, sondern den kompletten Planeten. Unser aller Lebensraum.

Wir sollten uns also darum sorgen, was in der Natur passiert doch einfach nur Aufforsten, Flüsse die umgeleitet waren in ihre ursprünglichen Bahnen bringen, Renaturierung [1] durchsetzen und Wildblumen pflanzen hilft nicht allein.

Aber um zu wissen, welche anderen Maßnahmen effektiv gegen die Bedrohung der Arten helfen und vor allem was ihr tun könnt, müssen wir uns das Problem noch genauer ansehen. Dafür ist es nötig zu verstehen, wie Ökosysteme funktionieren, inwiefern wir von der Biodiversität profitieren und was uns droht, wenn diese zusammenbricht.

Was ist Biodiversität?

So, nachdem jetzt ein paar Mal das Wort „Diversität" gefallen ist, sind alle Rechten weg. Dann erkläre ich es für alle stabilen Menschen, die jetzt noch da sind:

Gemeint ist damit die Vielzahl und Vielfalt von Pflanzen, Tieren, Pilzen und anderen Organismen in unserer Natur, aber auch deren genetische Besonderheiten innerhalb der Arten. Vom Elefanten, bis zum Mikroorganismus sind alle Lebewesen Teil verschiedener Ökosysteme, die durch viele Verzweigungen voneinander abhängig sind.

Damit bildet die Biodiversität auch die existenzielle Grundlage menschlichen Lebens. Zwar haben wir uns in vielen Aspekten von der Natur abgegrenzt, doch niemals vollständig. Zum Überleben benötigen wir zum Beispiel frische Luft, sauberes Wasser, angenehme Temperaturen, sowie Wetterverhältnisse und fruchtbare Böden für gesunde Nahrungsmittel. [2]

All dies genießen wir wegen der Biodiversität. Aber es gibt noch mehr.

Wie profitieren wir von der biologischen Vielfalt?

Durch all die Pflanzenarten die in der Natur vorkommen, verfügen wir über pflanzliche Arznei. Doch nicht nur unserer körperlichen, sondern auch der psychischen Gesundheit tut die Natur gut. Das kann man selbst bei einem Spaziergang im Wald erfahren. Die Artenvielfalt ist spannend, schön, und macht uns glücklich. [3]

Was uns auch glücklich macht, ist nicht immer dasselbe zu essen. Nur durch die Vielfalt an Pflanzen gibt es so viele leckere und nährstoffreiche Lebensmittel, die den Bedarf von jedem Menschen decken können. Vor allem Menschen die auf gewisse Pflanzen allergisch reagieren, profitieren davon, dass es so viele gibt, sodass sie auf andere zurückgreifen können.

Aber auch für Menschen aus Dritte-Welt-Ländern, die keine fossilen Rohstoffe oder andere Einkommensquellen besitzen und daher nur wenig Handel treiben können, ist die Natur unglaublich wichtig. Sterben gewisse Nahrungsmittel aus, die bei ihnen regional gewachsen sind, sorgt das für Hunger und Konflikte. [4]

Und über all dem hat Biodiversität auch einen moralischen Wert. Sie ist da und weil sie das ist, sind wir als „Moral Agents", also moralische Agenten/Akteure [5] dazu verpflichtet, sie zu schützen.

Wir müssen die Biodiversität schützen, denn ist sie erst einmal verloren, lässt sie sich nicht wiederherstellen. [2]

Die größte Bedrohung aller Lebewesen

Momentan befinden wir uns im sechsten großen Massenaussterben der Geschichte, da wir die Natur derartig ausgebeutet haben. Es gab bereits mindestens 5 große Katastrophen, welche derartig das Leben auf der Erde veränderten. Doch diesmal ist dieser Prozess menschengemacht.

In den vergangenen Katastrophen ist das Leben immer wieder zurückgekehrt, neue Arten sind entstanden und haben sich an die veränderten Lebensbedingungen angepasst. Doch für uns liegt das in weiter Ferne. So kann es viele Millionen Jahre dauern, bis sich nach einer solchen Katastrophe neue Ökosysteme bilden. Daher ist für uns verlorene Biodiversität erst Mal verloren und unwiederbringlich. [6]

Ein gutes Beispiel ist hier die Aussterberate europäischer Süßwasserschnecken, die deren Massensterben in der Kreidezeit bei weitem übersteigt. [7] Derzeit sind ca. 1 Millionen, Tier- und Pflanzenarten vom Aussterben bedroht. [8] Wir befinden uns mitten im größten Massensterben seit 66 Millionen Jahren. Schätzungen gehen davon aus, dass ca. 150 Arten am Tag aussterben. [9]

An dieser Stelle möchte ich besonders auf Insekten eingehen, weil diese Tiere leider oft in Diskussionen zu dem Thema zu kurz kommen, obwohl sie so unglaublich wichtig sind.

Das Insektensterben

Insekten sind nicht nur ekelhaft und klein und immer da, wo man sie nicht haben will, sie tragen auch unsere Ökosysteme. Sie sind zum Beispiel ein wichtiger Baustein in der Nahrungskette Zahlreicher Arten, wie Vögeln, Amphibien, Reptilien und auch Säugetieren. [10]

Einen anderen wichtigen Dienst den sie erfüllen ist das Bestäuben. So sind 3/4 aller Kulturpflanzen und 1/3 aller Nutzpflanzen von ihnen abhängig. Zu unserem Glück sind Grundnahrungsmittel wie Getreide davon ausgenommen. Dennoch, ist dieser Einfluss nicht zu unterschätzen.

Gäbe es keine Bestäuber-Insekten, würde die Pflanzenproduktion ich reichen Ländern um 5%, in ärmeren sogar um 7% zurückgehen. [11]

Leider sind Insektenbestände im Allgemeinen seit den 1980-er Jahren in Deutschland um 80% zurückgegangen. [12] Gerade Bestäuber wie Bienen, Wespen und Schmetterlinge sind weltweit rückläufig. [11]

Und an die ganzen FDP, BWL und Kapitalismus-Anhänger:innen, ja das ist auch schlecht für die Wirtschaft. So wurde errechnet, dass durch den Wegfall der Bienen das Bruttoinlandsprodukt von Deutschland um 3 Milliarden Euro fallen würde. [13]

Aber jetzt fragt man sich natürlich zurecht, woher das Insektensterben und der allgemeine Rückgang der Arten kommen.

Die Ursachen

Der Rückgang von Bestäubern hat viele Ursachen, wie das Bestäubungsmangement selbst (mehr dazu im Kapitel über Honig), Krankheitserreger, invasive Arten, der Einsatz von Pestiziden, gentechnisch veränderte Pflanzen, der Klimawandel, die hohe Bewirtschaftungsintensität, aber vor allem die veränderte Landnutzung. [14]

Veränderte Landnutzung. Das klingt erst Mal so harmlos, aber was steckt dahinter? Nicht weniger als die größte Bedrohung der Biodiversität. Gemeint ist damit nämlich, dass Land anders „genutzt" wird als davor. Das bedeutet aus Wiesen werden Felder und aus Tropenwälder Plantagen. Wachsende und neue landwirtschaftlich genutzte Flächen sind hier der treibende Faktor. [15]

Die Ausweitung der Landwirtschaft war und ist Auslöser für die Abholzung von Wäldern und den Verlust von Biodiversität. Lebensräume werden demnach zerstört, für unsere Ernährung. [16] (bzw. unseren Konsum allgemein, aber vor allem die Ernährung)

Schon 1999 gab es wissenschaftliche Publikationen zu dem Thema [17], doch wieder einmal haben gierige Unternehmen und korrupte Politiker:innen nicht darauf gehört. Seht aus dem Fenster und sucht die Wälder und vergleicht sie mit den Städten, Straßen, Dörfern und den zahllosen Feldern.

Wo sollen wir aufforsten, wenn nicht dort wo Nahrung angebaut wird und wohin dehnen sich eben diese Felder aus, wenn nicht dahin, wo die Natur noch unberührt ist?

Naturschutz alleine reicht nicht aus. Wir müssen unseren Konsum ändern. [8]

Um hier Tanha Dräger de Teran, ehemalige Referentin für nachhaltige Landnutzung, Klimaschutz und Ernährung beim WWF zu zitieren:

"[...] Dabei müssen wir unser Ernährungssystem dringend anpassen, um die Pariser Klimaziele erreichen und den Verlust der Biodiversität noch aufhalten zu können" [18]

In dem hypothetischen Szenario, in dem sich die Welt vegan ernähren würde, schätzten Forschenden, dass die gesamte landwirtschaftliche Nutzfläche von 4,1 Milliarden Hektar auf 1 Milliarde Hektar schrumpfen würde, also eine Reduzierung um 75 %. Das entspricht einer Fläche von der Größe Nordamerikas und Brasiliens zusammen. [16] Diese Fläche brauchen wir dringend für die Erhaltung der Biodiversität!

Fazit

Wir müssen die Nahrungsversorgung der Welt decken, ohne das sich Felder weiter ausdehnen und sogar das Gegenteil bewirken und vorhandene Felder zu Wiesen oder Wäldern umgestalten. Die Produktion von Tierprodukten erfordert mehr Landfläche [12], obwohl wir uns auch ohne diese bedarfsdeckend, abwechslungsreich und lecker ernähren können.

Landwirt:innen müssen zudem auf Pestizide verzichten um das Insektensterben und vor allem das der Bestäuber einzudämmen. Dazu können wir beitragen in dem wir Bio-Produkte kaufen. (auch wenn hier eventuell noch Monokulturen verwendet werden) [12]

Das größte Problem für die biologische Vielfalt an Land ist die Landwirtschaft, doch im Wasser ist es die Überfischung. Daher will ich mich diesem Thema in einem kommenden Kapitel widmen.

Bis dahin, achtet auf eure Umwelt, protestiert, spendet Geld, nehmt an Petitionen teil, redet über das Thema und ändert euren Konsum, um die Biodiversität zu retten. Denn Artenschutz bedeutet nicht nur ein Schutz des Systems, sondern die Erhaltung von Milliarden Lebewesen, von Individuen wie dir und mir und sogar, dir und mir. Viel zu wenige Menschen sprechen darüber, also fang jetzt damit an und verändere die Welt zum Besseren!

GO VEGAN <3

Quellen: zuletzt abgerufen am 09.03.2023

[1] https://de.wikipedia.org/wiki/Renaturierung

[2] https://www.nabu.de/natur-und-landschaft/naturschutz/13654.html

[3] https://www.beobachter.ch/gesundheit/wohlfuhlen-pravention/umweltpsychologie-von-der-natur-verfuhrt

[4] https://www.ncbi.nlm.nih.gov/books/NBK219293/

[5] https://ethicsunwrapped.utexas.edu/glossary/moral-agent

[6] https://www.spektrum.de/news/erdgeschichte-das-sechste-massenaussterben/1889650

[7] https://www.nature.com/articles/s43247-021-00167-x

[8] https://www.nytimes.com/2020/09/15/climate/biodiversity-united-nations-report.html

[9] https://www.deutschlandfunkkultur.de/biodiversitaet-artensterben-folgen-100.html#

[10] https://www.bmuv.de/faq/warum-sind-insekten-besonders-wichtig#:

[11] https://ourworldindata.org/pollinator-dependence

[12] https://vegpool.de/magazin/insektensterben-tierprodukte-ursache.html

[13] https://www.spiegel.de/wirtschaft/bienensterben-das-kostet-der-verlust-von-biodiversitaet-a-3d70dbdb-1597-476b-8759-f3d0d91b9b1b

[14] https://www.nature.com/articles/nature20588

[15] https://naturschutz.ch/news/forschung/biodiversitaetsverlust-am-staerksten-durch-veraenderte-landnutzung-getrieben/170832

[16] https://vegansustainability.com/vegan-diet-reduces-land-use-by-75/

[17] https://www.wbgu.de/fileadmin/user_upload/wbgu/publikationen/hauptgutachten/hg1999/pdf/wbgu_jg1999.pdf

[18] https://www.wwf.de/2021/april/die-zukunft-liegt-auf-unserem-teller

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