Prolog 3/3

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„Nun denn, Miss Armittage, ich empfehle mich hiermit besser, da ich sehe wie überwältigt sie gerade von meinem Angebot sind.
Kommen sie bitte alsbald in die Middlestreet, wenn sie sich dazu entscheiden können den Antrag des Mr. Wolf Bainbright aus Hot Fields, Minnesota anzunehmen. Dann unterschreiben sie in der Kanzlei den Vertrag. Alle anfallenden Kosten für die Reise, eine heutige Unterbringung im Hotel, nach der Trauung, die Bahnfahrt in den Westen, wie auch Verpflegung, Postkutsche nach Hot-Fields wie auch die bis dahin anzunehmende Unterkunft in den Poststationen bezahlt selbstredend Mr. Bainbright, wenn sie dies gütigst annehmen wollen." Kurz rümpfte er affektiert die Nase und zupfte umständlich ein weißes Taschentuch aus seiner Westentasche heraus, um damit sein Gesicht zu bedecken.
„Das heißt... wenn sie nicht doch lieber hier bleiben möchten, Miss?", meinte er noch reichlich abfällig unter dem Tuch hervorstossend, reichte ihr noch mit spitzen Fingern einen gefalteten, beschriebenen Zettel zu und ging dann nur steif aber mit gehobenem Kopf an ihr vorbei die Treppe hinunter.

Melissa sah ihm mit großen Augen verwundert nach. Er hatte sogar einen reichen Ehemann für sie gefunden, ernsthaft?, dachte sie, sich fassungslos auf die verschmutzen Stufen niedersinken lassend. Ein ehrbarer Mann aus dem Westen Minnesotas, wo auch immer das war, wollte sie tatsächlich heiraten, auch wenn sie bereits unverheiratet schwanger ging?
Melissa entfaltete erschüttert den Zettel den Mr. Lippton ihr gereicht hatte.
„Mr. Wolf Bainbright, Hot Fields, Minnesota.
Halbblut, indianischer Abstammung, achtundzwanzig Jahre alt, Baune Haare, graue Augen, hoch gewachsen,
Pferdezüchter;
Beziffert sein Barvermögen auf fünfzigtausend Dollar;
- Sucht eine Frau im Alter zwischen siebzehn und dreißig Jahren
- keine speziellen Wünsche bezüglich des Aussehens, Größe, Statur und Bildung angegeben.
- Soll gut kochen können,
- Soll seinen Haushalt versorgen können
- Soll bereit sein das Bett mit ihm zu teilen.
- Ehrbarkeit im Sinne von körperlicher Unschuld und Jungfräulichkeit ist ihm nicht wichtig.
- Die Frau darf schwanger sein, eheliche oder uneheliche Kinder haben und diese auch gerne mit in die Ehe einbringen.

Sie las es noch einmal und atmete ganz tief durch.
Ein Ehemann, dachte sie bei sich und roch erneut wie sehr es hier im Hause stank. Ein Halbblut, sinnierte eine kleine verängstigte Stimme in ihrem Kopf. Indianer, sagte eine andere noch warnendere Stimme reichlich panisch zu ihr.
Ein ehrbarer Pferdezüchter und noch dazu vermögend, sagte die erste Stimme erneut erstaunt.
Nun, sie würde dort wohl zumindest nicht hungern und sich auch nicht an andere Männer verkaufen müssen, so wie Sarah Bones und die anderen Frauen.
Es konnte auch noch viele Wochen vergehen, bis ihre Mutter endlich erfuhr wo sie nun geblieben war und dann noch einmal Wochen bis sie ihr vielleicht helfen konnte und würde. Bis dahin wäre sie sicherlich schon längst verhungert... und das Baby? Mit einem Baby konnte sie doch auch nicht mehr in der Fabrik arbeiten, damit konnte sie gar nichts mehr machen und sie war bereits im sechsten Monat schwanger, beinahe sogar schon im siebten. Sie musste auch daran denken.
Ein Halbblut, warnte sie wieder die verängstigte Stimme.
„Er ist ein gestandener wohlhabender Pferdezüchter, der gute Pferde an die Armee verkauft. Die nehmen sicher nichts von einem heidnischen Wilden, also muss er doch zumindest halbwegs zivilisiert sein, oder?", fragte sie sich leise.
„Außerdem ist er reich. Kein wilder Indianer hat ein Vermögen von fünfzigtausend Dollar. Oh Gott, was soll ich nur tun?", fragte sie sich leise und seufzte wieder tief auf. In ihrem Bauch flatterte es ein ganz klein wenig. Das hatte sie vorhin bei der Arbeit auch schon oft bemerkt. Das Baby begann sich nun immer spürbarer zu regen, dachte sie bestürzt und schluchzte verzweifelt auf. Sie hatte nur noch zwei bis drei Monate Zeit, kaum noch Geld übrig und schlicht keine andere Wahl.
Und wenn sie schon in die Höhle des Löwen ging dann doch wenigstens in die eines gut betuchten.
Das Bett müsste sie ja mit gleich welchem Mann teilen, wenn sie wieder ehrbar sein wollte und dass das nicht schön war wusste sie bereits. Ihre Mutter hatte ihr dazu nur stets gesagt man müsste den Mann eben machen lassen.
Ihren Arthur hatte sie auch immer machen lassen. So war es eben, wenn man eine Frau war. Und man gewöhnte sich auch schon bald daran. Schließlich würde es auch niemals wirklich lange dauern, wenn man sich nicht wehrte, still hielt und vielleicht sogar noch leise war. Dann würde es schnell vorbei sein.
Und es war schließlich ihre Gott gegebene Pflicht eine gute Ehefrau zu sein... und sehr bald schon eine Mutter.
Nein, sie hatte keine Wahl, wenn ihr Baby nicht im Dreck und als Bastard gebrandmarkt geboren werden und aufwachsen sollte. Sie würde diesen Mann also fürstlich bekochen, sein gewiss riesiges Haus sauber putzen und im Bett still halten. Dann würde er sicherlich zufrieden mit ihr sein und sie gewiss auch nicht allzuoft schlagen. Das war ein Punkt, den sie gerade doch sehr gravierend fand, vor allem in ihrem jetzigen Zustand. Und sie würde auf einer Ranch vielleicht auch nicht ganz so schwer schuften müssen, wie hier in der Fabrik, nicht so viele Treppen steigen, bis in ihr kleines, armseliges Zimmerchen hinauf in dem es moderig und verfault stank.
Nein, sie hatte wirklich keine Wahl, wenn sie und ihr Kind überleben wollten, anstatt nur zu existieren bis zu ihrem Hungertod.
Also ging sie schwer seufzend die letzten Stufen hinauf, schloss ihr Zimmer auf und packte mit ängstlichen Gefühlen im Herzen ihr Bündel, zog sich ihr gutes Sonntagskleid an, ihren kleinen, breitkrempigen Strohhut auf den Kopf und packte ihre drei weißen Schürzen, wie auch die beiden blaugrau-gestreiften langen Arbeitskleider, mit den dicken Röcken und zwei Unterröcken in das Bündel ein. Dazu noch ihre Familien-Bibel, in der sie an dem Abend auf dem Gut noch gelesen hatte, wie auch das kleine Retikül mit den verbliebenen zwei Dollar in Münzen, die sie noch besaß.
Sie würde heute Nacht zumindest noch in einer guten Pension schlafen und etwas ordentliches essen dürfen. Zumindest das, bevor es dann morgen auf den langen Weg 'gen Osten ging. Wahrscheinlich zum größten Teil mit der Bahn und dann in einer Kutsche.
Gott, sie würde Wochenlang unterwegs sein. Was dachte sie sich nur dabei?
Doch nein, nein... denken sollte sie gerade wohl besser nicht. Denken war schlecht für sie. Denn dann würde sie doch nur noch mehr Angst bekommen, als sie es ohnehin schon hatte. Sie fürchtete sich schließlich jetzt schon fast zu Tode, seid sie auf einem riesigen Schiff, in einer sehr beengten Dritte-Klasse-Kabine alleine und unter fremden Frauen aufgewacht war, die so wie sie selbst zwangsverschifft worden waren, um ihren reichen Geliebten oder den hohen Herrschaften nicht mehr länger im Weg zu sein.
Nein, zurück in England würde sie vermutlich nur gleich wieder auf das nächste Schiff nach Amerika verfrachtet werden oder aber ermordet irgendwo in einem Waldstück enden.

Die Adeligen und Reichen konnten sich doch beinahe alles erlauben, konnten die Bediensteten für ihre gierigen, verderbten Zwecke benutzen und mussten keinerlei Konsequenzen fürchten. Nur arme Wesen wie sie eines war, mussten das Elend durchleiden. Sie mussten in Schande schwanger oder sogar geschändet gehen, mit einem zuerst noch ungewollten Kind. Doch betrachtete Melissa nach so vielen einsamen Wochen dieses kleine Wesen inzwischen viel eher als ein Geschenk Gottes an sie. Sie sollte zumindest nicht ganz alleine in der Fremde sein, wenn sie schon ausgestoßen, verschleppt und der Heimat beraubt worden war.
Sie sollte noch etwas unschuldiges und gutes bei sich haben, dass sie wahrhaft lieben konnte und das sie auch gleichsam wiederlieben würde.
Ein Wesen noch weitaus ärmer und bedürftiger als sie selbst. Denn sie war stark und konnte Arbeiten, konnte darauf aufpassen und es beschützen.
Und diese Heirat versprach ihnen beiden nun ebenso Schutz und Obdach. Nun, hoffentlich. Sie musste sich nur gut einfügen und ihrem Mann treu sein, ihm ergeben sein und ihm keine Probleme oder Sorgen bereiten. Eine genügsame Frau war eine gute, sparsam und fleißig... na ja, solange sie das Kind noch nicht hatte könnte sie wohl auch im rauen Westen noch mit anpacken, doch dann?

Würde er sie vielleicht schelten, wenn sie nach der Geburt eine Weile lang schwach war und sich dann auch noch ständig um das Kind kümmern musste? Würde er es vielleicht sogar verachten und von sich stoßen, weil es nicht sein eigenes war?
Melissa schluckte hart, bei dem Gedanken. Doch Mr. Lippton hatte ihr doch noch ausdrücklich aufgeschrieben, dass es diesem Mann in Minnesota nichts ausmachte, dass sie bereits von einem anderen Mann ungewollt schwanger war.
Er hatte es ausdrücklich gesagt: Mr. Bainbright, der wohlhabende Pferdezüchter, wüsste darüber Bescheid und es bedeute ihm nichts. Also würde er es doch gewiss auch akzeptieren, oder? Oh, er musste einfach.
Händeringend hielt sie einen Moment inne und sah sich in ihrer kärglichen Behausung um. Es war nicht viel, es war ärmlich, gewiss, doch für kurze Zeit war es doch ihr zu Hause gewesen, wenn auch kein schönes. Hoffentlich würde das Nächste besser sein, betete sie inständig, dann packte sie ihr schweres Bündel und ging ohne einen weiteren Blick zurück hinaus und vielleicht ja so auch in ein besseres Leben.

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