2. Der Morgen danach

Màu nền
Font chữ
Font size
Chiều cao dòng

Als ich meine Augen öffnete, wurde ich stark von der Sonne geblendet. Dennoch ließ ich sie offen, kniff sie nur leicht zusammen.

Langsam kam auch das Gefühl für meinen Körper wieder und mit ihm auch die Schmerzen. Meinen Kopf drehte ich vorsichtig zur Seite, um mich zu orientieren. Nur schleierhaft kamen die Erinnerungen vom letzten Abend zurück. Noch immer lag ich auf dem Sofa in Cosmos Wohnung und eine angenehme Stille herrschte im Raum.

Eine dünne, schwarze Decke lag auf mir und ich spürte den warmen Körper meines Halbbruders neben mir, der gleichmäßig atmete. Friedlich hatte er die Augen geschlossen und drückte sich mit seinem Rücken an meine Hüfte. Ich würde ihn ja gern wecken und fragen, wie spät es war, doch mein Körper wollte sich nicht bewegen. Auch nur bei dem kleinsten Versuch, kamen schreckliche Schmerzen auf und erst jetzt spürte ich den fetten Verband um meinen Bauch.

Ich hatte es ganz allein Cosmo zu verdanken, dass ich überhaupt noch lebte. Auf ihn war eben immer Verlass!

Mein Blick fiel auf die gegenüberliegende Wand an der Cosmos Wanduhr hing. Es war schon nach zehn Uhr! Panisch wollte ich aufspringen. Der Auftrag! Ich musste doch meine Belohnung abholen und Bericht erstatten! Scheiße!

Krampfhaft drückte ich meine Arme gegen die Sofalehne und drückt mich nach oben. Allerdings ging der Aufstehversuch mehr als nur in die Hose. Stattdessen spürte ich ein Ziehen in der Flanke und kippte halb vom Sofa, wobei ich mich schnell an Cosmo festhielt. Vor Schmerz musste ich leise aufstöhnen als meine Verletzung die Sofakante berührte. Dadurch wurde auch der Kleine neben mir wach und sah sich verschlafen um. Als sein Blick dann auf mir landete, riss er seine Augen auf und umarmte mich stürmisch.

„Oh Gott, Ace, dir geht es gut! Ich dachte schon, du wärst tot!", rief er verzweifelt aus und drückte sich noch mehr an mich. Ich hatte ihm mit Sicherheit nen großen Schrecken eingejagt als ich das Bewusstsein verloren hatte und wir hatten ja nur noch uns.

Cosmo war im Alter von ungefähr sechs Jahren von zuhause abgehauen, da er Angst vor seinem Vater hatte. Ich hingegen wurde rausgeschmissen, da meine Eltern nicht die finanziellen Mittel hatten, sich um mich zu kümmern. Doch das war nichts Neues in unserem Viertel. Die Kinder verließen hier oft frühzeitig das Elternhaus und mussten selbst klarkommen. Vor mehr als 10 Jahren hatte ich Cosmo auf der Straße gefunden und seither lebten wir zusammen. Auch wenn es hart war, hatte ich uns irgendwie durchgebracht.

Was unsere Verwandtschaft betraf, das hatten wir durch Zufall erfahren, nachdem wir eine Weile zusammengelebt hatten. Da wir aber ohnehin schon wie Brüder waren, hatte dies unsere Bindung eher nur gestärkt.

Mit dem Alter und dem Annehmen meines jetzigen Jobs, hatten wir dann beschlossen, getrennt zu wohnen. Das änderte aber an unserer Bindung nichts.

Zögerlich legte ich ihm eine Hand auf den Rücken. „So schnell bringt mich nichts um, Cosmo. Das ist nicht meine erste Schusswunde", sagte ich und hoffte, er würde mich loslassen, da die Schmerzen doch stärker wurden.

Tatsächlich löste er sich von mir, sah mich aber sauer an. „Sehr witzig, du Alleskönner! Du wärst gestern fast auf meinem Sofa krepiert! Das war mehr als knapp und der Schuss hat dieses Mal gesessen!", fauchte er aufgebracht.

Ich wusste eine Ausrede brachte nichts, also blieb ich still und sah ihn entschuldigend an. „Dann ist es ja gut, dass du so eine gute Krankenschwester bist und mich verarztet hast."

„Du verstehst es einfach nicht, oder?!", keifte er.

Geschlagen seufzte ich. „Bitte Cosmo, lass uns nicht streiten", bat ich versöhnlich.

„Alter, du bist gestern nur knapp dem Tod entkommen! Wer weiß, was passiert wäre, wenn du es nicht zu mir geschafft hättest!", belehrte er mich. „Du musst dir gefälligst einen neuen Job suchen!"

„Das kannst du nicht von mir verlangen! Und abgesehen davon, geht das nicht so einfach", verteidigte ich mich und sah ihn mit eisernem Blick aus meinen hellblauen Augen an.

Das hatte nur zum Nachteil, dass Cosmo sich über mich lehnte und bedrohlich knurrte, „Entweder du hörst auf oder ich halt dich hier gefangen! Ich verdanke dir mein Leben verdammt nochmal und ich werde nicht zulassen, dass du deins einfach für Geld aufs Spiel setzt!"

Geschockt sah ich ihn an. Was war denn in ihn gefahren? „Sag mal geht's noch? Ich werde garantiert nicht aufhören und du hast auch nicht das Recht, mir so etwas vorzuschreiben! Und du hast davon auch immer profitiert."

Mein kleiner Bruder wollte schon etwas Bissiges erwidern, ließ es dann aber sein. Niedergeschlagen sackten seine Schultern nach unten. „Na schön, du hast recht. Ich kann dich nicht zwingen, aber ich... versprich mir einfach, dass du aufpasst und mich nach jedem Auftrag anrufst", bat er. Seine Besorgnis war klar herauszuhören.

Damit konnte ich leben, also nickte ich.

„Frühstück?", fragte Cosmo schließlich, um das Thema zu wechseln und die Stimmung zu lockern. Ich konnte mir aber einen skeptischen Blick nicht verkneifen. Immerhin war er nicht gerade ein guter Koch und wahrscheinlich hatte er nicht mal etwas im Kühlschrank. Wenn er denn einen Kühlschrank hatte. Dennoch stimmte ich zu.

Also erhob sich der Silberhaarige. Ich wollte hinterher, nur geling es mir nicht und so ergab ich mich frustriert meinem Schicksal.

Zu meinem Erstaunen kam Cosmo mit etwas Brot, zwei Kaffeetassen und ein bisschen Butter zurück. Woher hatte er das denn? Es gab sowohl früher als auch in letzter Zeit Tage, an denen wir nichts zu essen hatten. Und jetzt hatte er so etwas Feines wie Kaffee?! Bei dem köstlichen Geruch hob ich leicht meinen Kopf und zog das Aroma ein. Bisher hatte ich noch nie das dunkle Getränk auf meiner Zunge gespürt und dementsprechend neugierig war ich.

„Wo zum Geier hast du das her?!", wollte ich sofort wissen.

Auf seinen Lippen bildete sich ein breites Grinsen. „Die Packung hab ich bei dem Stand von dem hässlichen Mann mitgehen lassen!", berichtete er stolz und reichte mir die Tasse.

Ich betrachtete es schon fast wie pures Gold, ehe ich ansetzte und den ersten Schluck nahm. Zwar etwas bitter und ziemlich stark, aber fantastisch. „Du Fuchs! Was machst du, wenn der dich mal erwischt?"

„Gar nichts! Er erwischt mich schon nicht! Dafür bin ich Meister meines Faches und selbst wenn, der Klappspaten fängt mich eh nicht!", entgegnete er überzeugt.

Doch es beruhigte mich nicht im Geringsten. „Cosmo... Du solltest echt mal besser aufpassen. Mich belehren und selber nicht auf sich achtgeben! Wenn du gesehen wirst und die ne Aussage bei der Polizei machen, bist du am Arsch! Meine Opfer können mich sehen, es bringt ihnen nur nichts."

„Du tust ja gerade so, als würden wir den Job seit gestern machen", meinte er gelangweilt. „Ace, das ist unser Alltag. Seit Jahren!" Er drehte sich auch alles wie er es brauchte.

Dazu sagte ich nichts mehr, stattdessen genoss ich den heißen Kaffee. Sobald es um meine Sicherheit ging, vergaß er den Satz von vorhin. Und selber riskierte er Alles!

Nachdem wir uns noch das Brot geteilt hatten mit etwas Butter, versuchte ich erneut aufzustehen.

„Wann musst du eigentlich zum Treff?", wollte mein Halbbruder plötzlich wissen.

Es gelang mir endlich, mich zu erheben, dennoch musste ich mich an der Wand abstützen. „Ich hätte eigentlich schon längst losmachen müssen. Deswegen muss ich mich jetzt auch beeilen, aber keine Sorge, ich pass auf!", versicherte ich und ging zur Tür.

Bạn đang đọc truyện trên: Truyen2U.Pro