27. Die Liebe Gottes

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Auf dem Parkplatz war schon ganz schön was los. Erstaunlich viele Leute begrüßten sich und kamen schick gekleidet aus allen Richtungen. Für so ein kleines Dorf war das eine beachtliche Menge.

„Na, wie gehts?", begrüßte uns Keno. Er war, wie immer, sehr optimistisch und konnte es gar nicht lassen, seine gute Laune überall zu verbreiten.

„Uns gehts sehr gut und bei dir, Keno? Heute wieder Fußball spielen?", stieg Aarón mit ins Gespräch ein.

Genannter nickte sofort und bei der Erwähnung seines Lieblingssports strahlten seine braunen Augen sofort lebendig. Es war mehr als offensichtlich, dass Keno eine Leidenschaft dafür hegte. Nur konnte die sich nicht recht entfalten. Hier im Dorf hatte er halt keine Mannschaft oder Spielkameraden. Genauso wenig wie einen Fußballplatz.

„Ace, schön dich wiederzusehen. Deiner Verletzung geht es ja wieder besser", vernahm ich plötzlich Daniela hinter mir.

Gezwungen lächelte ich, „Ja, geht es."

„Freut mich", entgegnete die ältere Frau und legte stolz einen Arm um Keno. Ihr Sohn erwiderte die Geste und zusammen wirkten sie irgendwie unpassend. Daniela strahlte so eine Stärke und Dominanz aus. Keno hingegen war die Freundlichkeit in Person. Dazu der Größenunterschied.

Während sich die beiden Familien ausführlich begrüßten und noch weitere Gemeindemitglieder hinzukamen, wurde mir alles zu viel. Diese kurzen Gespräche und Umarmungen waren nichts für mich. Es waren einfach zu viele Leute, die ich nicht kannte und die etwas von mir erwarteten, was ich ihnen nicht entgegen konnte. Sozialverhalten.

„Alles okay?", wollte mein kleiner Bruder wissen. Auch ihm waren die Menschen nicht geheuer, aber Cosmo hatte schon immer die Gabe mit anderen glaubwürdig zu interagieren.

Knapp nickte ich.

Als wir drinnen waren, wurde die Situation allerdings nicht besser. Für alle waren wir eben die Neuen. Nicht oft bekamen sie neue Gesichter zu sehen, dementsprechend groß war die Neugier und Aufmerksamkeit, die man uns gab. Nach nur wenigen Minuten entfernte ich mich von der Truppe und genoss kurz die Ruhe.

„Kann als Neuzugang ganz schön stressig sein, hm?", sprach mich ein großer junger Mann an, der einfach neben mir stand.

„Hm."

Er lachte. „Bist wohl nicht sonderlich kommunikativ."

„Hm."

Wieder lachte er. Der Typ nervte mich jetzt schon. Was wollte der bitte von mir?

„Ich heiße übrigens Manuel", stellte er sich vor. Genervt sah ich ihn von der Seite aus an. Er sah aus wie ein typischer Spanier. Seine Haare waren etwas dunkler als die von Keno, nicht wie dessen gelockt und seine Augen ebenfalls sehr dunkel. Er könnte somit als die böse Zwillingsversion von ihm durchgehen, immerhin waren sie auch gleich groß.

Eine Weile starrten wir uns an. Er grinste nur. Ich hingegen musterte ihn von oben bis unten und suchte unbewusst seinen Schwachpunkt.

„Was macht ihr denn da?", riss mich Kenos Stimme aus den Gedanken. Er kam auf uns zu uns schien über meine neue Bekanntschaft nicht sonderlich erfreut.

Manuel legte den Kopf in den Nacken und seufzte dramatisch. „Mein neuer Freund will mir nicht seinen Namen verraten."

Freund?! Drohend schnaubte ich leise.

„Das ist Ace und er ist mit Sicherheit nicht dein Freund", bestimmte Keno und packte mich an der Schulter und zog mich zu sich. Was ging denn jetzt ab?

„Ace", wiederholte Manuel meinen Namen und kniff seine Augen nachdenklich zusammen.

Kenos Blick verfinsterte sich. „Wie auch immer, wir gehen jetzt", sagte er noch und zog mich mit sich. Dieser Typ war einfach nur komisch und ich war mir sicher, dass ich das Thema nochmal ansprechen würde. Nur jetzt war nicht der richtige Augenblick.

„Da seid ihr ja, kommt!", meinte Aarón und zusammen gingen wir in den Gemeindesaal. Julia, die Kinder und Cosmo waren auch schon da.

Irgendwie hatte ich mir das Ganze anders vorgestellt. Wenn man von einer Kirche sprach, dann dachte man an große Häuser und verzierte Bücher, bunte Fenster und was eben alles dazu gehörte. Wie in Mexiko eben. Vielleicht noch lange, hölzerne Bänke und einen Altar oder so vorne. Doch das hier entsprach nicht wirklich meinen Vorstellungen. Zuerst einmal war alles sehr modern. Es gab verschiedene Instrumente, Stühle und jede Menge Technik.

Aarón wies uns an, wo wir uns setzen sollten und anschließend begannen die Menschen vorne zu singen und einige von ihnen tanzten. Julia selbst sang von ihrem Platz aus und hatte die Augen genießend geschlossen.

„Das ist Lobpreis", erklärte Aarón.

Ich kniff die Augen zusammen. „Und was soll das bringen?"

„Was denkst du denn?", fragte er belustigt. Ich zuckte mit den Schultern. „Wir danken und verehren Gott damit."

Aha. So ganz verstand ich das zwar nicht, aber die Musik war ja ganz schön. Dennoch sprang bei mir der Funke nicht über. Ich wurde nicht so wie die anderen mitgerissen und auch konnte ich mich nicht darauf einlassen. Und Das, obwohl ich es tatsächlich versuchte. Die anderen Menschen irritierten mich und ich konnte nicht von einer Sekunde auf die Nächste dieses Gefühl entwickeln. Cosmo ging es da nicht anders.

Als es dann ruhiger wurde und einer der älteren Männer nach vorne zum Predigen ging, wurde meine Laune noch schlechter. Ich erwartete nicht wirklich etwas davon und bezweifelte, dass es gleich besser wurde.

Zugegeben ich hörte nicht wirklich zu. Im Gegenteil. Ich schnappte immer mal wieder etwas auf und in mir machte sich eine unerklärliche Wut breit. Keine Ahnung, woher die kam. Doch ich empfand in dem Moment Enttäuschung. Wenn Gott uns doch so sehr liebte, wieso hatte er dann zugelassen, dass Cosmo und ich so ein hartes Leben bisher hatten? 

Letzten Endes hatte doch schließlich genau dieses Leben zu dieser bescheuerten Zukunft geführt!

Wären wir nicht so aufgewachsen, wäre Cosmo nie so sexistisch geworden und ich wäre nie an Mors geraten! Auf der anderen Seite. Ich hatte Gott auch nie gesucht, geschwiege denn ihm vertraut oder um Hilfe gebeten. In meinen Augen hätte es nichts gebracht.

Ich hatte auch nie Liebe oder Zuneigung erfahren. Weder von meinen Eltern noch von irgendjemanden anders. Selbst bei Cosmo war es eine andere Verbindung. Ich musste auch mal loslassen können und brauchte jemanden, dem ich vertrauen konnte und der immer in jedem Moment bei mir war.

Erst seit unserem Aufenthalt in Spanien hatte mein Leben eine Wendung gemacht.

„Der Versuch, immerwährende Liebe zu finden, ohne Gott zu gehorchen, ist wie der Versuch, den Durst zu löschen, indem man aus einem leeren Glas trinkt. Man kann es zum Mund führen, aber der Durst bleibt. In ähnlicher Weise ist der Versuch, Liebe zu finden, ohne anderen zu helfen und Opfer für sie zu bringen, wie der Versuch, ohne Essen auszukommen. Er entspricht nicht den Naturgesetzen und muss scheitern", riss mich die Stimme des Mannes aus meinen Gedanken.

Und seine Worte trafen mich mitten ins Herz.

„Liebe kann man nicht vortäuschen. Sie muss Teil unseres Wesens werden", erklärte er weiter.

Sprachlos sah ich ihn an.

„Darum betet mit der ganzen Kraft des Herzens zum Vater, dass ihr von dieser Liebe erfüllt werdet", sprach er mit lauter Stimme. „Durch Gottes Gnade erfährt ein glaubender Mensch, dass er bedingungslos geliebt wird. Aber er wird auch zu einem neuen Lebensstil geführt und so immer mehr verändert."

Mein Blick hatte ich permanent auf den Mann vorne gerichtet. Ich kannte seinen Namen nicht und wusste auch sonst nichts über ihn. Ich hatte ihn sogar im Negativem abgestempelt.

Und dennoch sprach er mir genau aus der Seele.

„Die Frage ist nur, ob wir dazu bereit sind. Der Heilige Geist erneuert uns nämlich nur dann, wenn wir uns aus Dankbarkeit nach dem in der Bibel beschriebenen Willen Gottes ausrichten. Und wenn wir bereit sind, schlechte Gewohnheiten abzulegen. Beides gehört eng zusammen: Gottes verändernde Gnade und mein Wunsch, seinen Willen zu suchen, zu lieben und Gott von ganzem Herzen zu dienen. Weil er mir dabei hilft, kann ich meinen Teil dazu beitragen. Mich beschäftigt folgende Frage an diesen Tag: Wie kann ich heute so leben, dass es Gott gefällt und mein Leben gute Spuren hinterlässt?", wollte er wissen.

Kurz sah er sich in seiner Gemeinde um. Einige nickten und bestätigten auch seine Worte. Ich hingegen saß vollkommen erschlagen auf meinem Stuhl. Der Mann sprach, als hätte er meine Gedanken gelesen und wollte diese nun beantworten.

„Ist dies auch Ihre Frage und Ihr Wunsch für heute?", stellte er eine weitere Frage, doch ich hörte nicht mehr zu.

Meine Gedanken waren vollkommen wo anders und stritten sich darum, ob die Worte der Wahrheit entsprachen oder bloß belanglose Lügen waren. Doch warum sollte er lügen? Er hatte keinen Grund dazu.

Die Predigt endete und ich blieb auf meinem Stuhl sitzen. Auch als die anderen aufstanden und sich wieder unterhielten, wobei es auch um die Predigt ging. Mein Gehirn schien sich nicht mit dem Gedanke anfreunden zu können, dass ich mein ganzes Leben lang eine Chance hatte auf ein besseres Leben und, dass ich diese nie ergriffen hatte. Doch jetzt hatte ich die Chance dazu. 

Nur konnte Gott jemanden wie mich lieben? Nach allem, was ich getan hatte?

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