57. Frei

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Leichter Wind wehte und trug die Geräusche meiner entschleunigten Atmung davon. Einfach alles war langsamer geworden. Ruhiger. Doch innerlich versuchte ich noch immer die Geschehnisse von dieser Nacht zu verarbeiten.

Ich mein, was zum-?!

Ein humorloses Lachen entkam mir. Wie konnte sich die Situation bitte so schnell drehen? In der einen Sekunde kämpfte ich noch um mein Leben, weil ein Mafiosi seine berechtigte Rache wollte und in der Nächsten saßen wir nebeneinander im Gras und teilten Informationen, die eigentlich nicht geteilt werden sollten. Vergeben hatte er mir nicht, aber es fühlte sich dennoch wie ein Abschluss an. Als wäre alles gesagt.

Und das war es auch. Die Jagd hatte ein Ende gefunden. Ich war frei. Und ohne Angst.

Ein warmes, wohltuendes Gefühl durchströmte meinen Körper. Meine Brust weitete sich, frischer Sauerstoff gelang in meine Lungen. Meine Augen schlossen sich und die Anspannung löste sich aus meinen Gliedern. Wie gut fühlte es sich bitte an, zu wissen, dass man erlöst war? Ich konnte endlich wieder in Ruhe schlafen. Musste mich nicht jedes Mal umdrehen, jeden Fremden mustern und mit einem krampfhaften Mistrauen durchs Leben gehen.

Und Cosmo erst. Er würde ausrasten, wenn er hiervon erfahren würde.

Hätten wir dann vielleicht gar nicht erst nach Spanien fliehen müssen? Letztlich hatte der Mafiosi doch einen Rückzieher gemacht. Äußerst unglaubwürdig. Er hätte sicherlich wie ich nicht zum ersten Mal getötet.

Ob das Gottes Einfluss war? Seine Gnade mir gegenüber?

Was er auch immer mit meinem Angreifer gemacht hatte, es hatte mir das Leben gerettet. Und eben deshalb war die Flucht nicht umsonst. Wir mussten erst den Kontinent wechseln, bis ich endlich verstand. Verstand, worum es im Leben ging und, dass ich geliebt war. Dass mein Leben nicht bedeutungslos war. Blieb nur zu hoffen, dass auch Cosmo irgendwann zu ihm fand und wir diese Erkenntnis teilen konnten.

Langsam wurde mir kalt. Auch ein pochender Schmerz in meinem Oberarm machte sich plötzlich bemerkbar. Zeigte mir, dass ich doch etwas abbekommen hatte. Würgemahle würden sich auch zeigen.

Seufzend stand ich auf, klopfte Gras und Dreck von meinen Klamotten und sah hinunter ins Tal.

Friedlich lag das Dorf dort unten. Bis Sonnenaufgang dauerte es wahrscheinlich auch nicht mehr lange. Keiner von ihnen hatte auch nur die leiseste Ahnung, was einige hundert Meter von ihnen entfernt sich abgespielt hatte. Die meisten schliefen wohl und würden davon auch nie etwas erfahren.

Abgesehen von meiner Verletzung hatte mein Überleben aber noch einen Tribut gefordert.

Tais Leben. Der Gedanke an seinen Tod war so schmerzhaft wie kaum etwas anderes. Vor allem, weil er eigentlich nichts damit zu tun hatte. Vielleicht hatte es ihn auch getroffen, weil er es war, der mich erst zu Mors gebracht hatte. Keine Ahnung. Das Schlimmste aber von allem war die Tatsache, dass ich Angst hatte, dass er nicht errettet werden würde. Ein Drogenjunkie, der ein Bordell eröffnete. Tai hatte sich nie für Gott interessiert.

Manche glaubten ans Karma oder ans Schicksal. Damit würde sich auch alles leicht begründen lassen. Ob Tai daran glaubte, wusste ich nicht, aber die Chancen standen nicht gut, dass wir uns je wiedersehen würden.

Und so schwer es mir auch fiel, ich musste das akzeptieren.

Mit einem letzten Blick ins Tal stieg ich den Berg langsam wieder hinab. Nahm dieses Mal aber einen anderen Weg. Einen, der mich direkt zu Aaróns Hof führen würde. Ich wollte einfach nur noch ins Bett. Meine Verletzung sollte ich davor vielleicht noch versorgen, aber dann wollte ich einfach nur noch schlafen.

Meine Knie zitterten bei dem steilen Abstieg und die Verfolgungsjagd zeigte nun ihre Spuren. Ich hatte Seitenstechen, verlor Blut und schleppte mich müde nach Hause.

Wie würde Cosmo bei meinem Anblick wohl reagieren? Wahrscheinlich würde er mich erst versohlen und anschließend liebevoll verarzten. Und Aarón? Naja, er würde hoffentlich nicht allzu viele Fragen stellen. Und der Rest der Familie sollte davon am besten gar nichts wissen. Am Ende würde noch Panik im Dorf ausbrechen, wenn sie von der wahren Identität des Besuchers wüssten.

Als ich endlich in der Einfahrt stand, kamen mir fast die Tränen. Ich hatte schon Angst es nicht mehr hierher zu schaffen.

Die Lichter waren alle aus, es war also niemand aufgewacht. Puh! Dann fiel mein Blick auf Max. Wie vorhin hob er verschlafen den Kopf, schüttelte ihn einmal und musterte mich dann aus seinen großen Augen. Ich hatte keine Ahnung, wer oder was mich steuerte, aber meine Beine trugen mich tatsächlich zu ihm und ohne nachzudenken, fuhr ich ihm durchs Fell. Sanft legte meine Hand sich auf seinen Kopf und kraulte ihn. Zum ersten Mal.

„Dass ich dich mal streichle hätte ich auch nie gedacht", lachte ich leise als er seinen Kopf zur Seite drehte und mich beinahe fragend musterte.

Unsere erste Begegnung war nicht gerade die Beste. Man, ich hatte diesen Köter gehasst. Lieben tat ich ihn auch jetzt nicht. Aber er gehörte nun einmal zur Familie und hatte hier seinen Platz genauso wie ich. Da würden wir uns wohl arrangieren müssen. Denn eines wusste ich genau, Cosmo und ich würden nicht mehr gehen.

Solange Aarón uns duldete, würden wir bleiben. Auch, wenn wir eigentlich nicht mehr mussten.

Sie alle hatten sich in mein Herz geschlichen. Hatten dazu beigetragen, dass Gott und dieser Ort mich veränderten. Cosmo war immer stets an meiner Seite, Aarón und Julia hatten mich beinahe wie einen eigenen Sohn behandelt und die Kinder hatten auch kein Problem mit mir. In Keno hatte ich einen guten Freund gefunden, die Gemeinde war ein Ort zum Austausch und alles zusammen brachte mir den Frieden, den ich immer wollte, ohne es zu wissen.

Gesehnt hatte ich mich nach so einem Leben nie. In Mexiko hatte ich an anderes gedacht. Nicht mal unbedingt an Geld, mehr nach einer Sache, die ich nie benennen konnte.

Liebe. Sicherheit. Vertrauen. Freundschaft. Familie. All das hatte ich nie, war aber auch ohne klagekommen. Auf der Straße musste man sich schließlich durchbeißen und konnte nichts und niemanden hinterhertrauern. Meine Situation hatte ich einfach akzeptiert, hatte versucht das Beste daraus zu machen. Dabei hatte ich immer überlebt, aber nie wirklich gelebt.

Und genau das konnte ich jetzt.

Endlich konnte ich loslassen, mich sicher fühlen und einfach mal das Leben genießen. Musste mir nicht länger Sorgen machen, um Krankheiten, Essensknappheiten oder potentielle Angreifer, die uns nachts abstechen konnten. Ich war angekommen. Angekommen von einer kräftezerrenden Reise, die ich gegangen war, ohne es zu wissen. Eine Reise, die sich Leben ohne Hoffnung nannte. Ohne Perspektive. Ohne Gott.

Mit einem plötzlichen Hochgefühl verabschiedete ich mich von Max und schlich ins Haus. Sah im Flur dabei kurz das Bild an, welches Helena damals in unserem Bett gemacht hatte. Seit kurzem erst hing es hier und auch, wenn ich total verschlafen drauf aussah, so weckte es eine schöne Erinnerung.

Grinsend ging ich nach oben. Die Treppe knarzte leise unter meinen Schritten, doch ich weckte zum Glück niemanden auf.

Im Bad versorgte ich zunächst meine Verletzung. Sie brannte unangenehm, blutete aber nicht viel. Kenos Mutter müsste ich wahrscheinlich dennoch aufsuchen. Sie hatte Ahnung von ihrem Fach und konnte sie absegnen. Andernfalls hatte ich den Glauben, dass Gott sich drum kümmern würde. Wenn er einen lebensgefährlichen Durchschuss heilen konnte, dann auch das.

Gähnend betrat ich unser Zimmer und kroch unter die Decke.

„Wo warst du?", hörte ich Cosmo neben mir verschlafen fragen und hielt den Atem an. Hatte er mein Verschwinden etwa bemerkt?

Unsicher biss ich mir auf die Unterlippe. „Im Bad."

„Aha", murmelte er und drehte sich zu mir. Sah mich mit halb geschlossenen Augen an, während er sich an mich kuschelte. Dabei bemerkte er die ungewöhnliche Kälte meines Körpers von draußen nicht. Oder sprach es nicht an. „Ist denn alles gut?"

„Ja." Lächelnd legte ich den unverletzten Arm um ihn und schloss die Augen. „Jetzt ist alles gut."

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