Baue mir Berge aus Schmerz und Fragen

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Berlin, Charlottenburg - Bennis Wohnung
02. Februar 2016

Mit dem Handy in der Hand und zitternd wie Espenlaub saß ich auf dem Rand der Badewanne und fragte mich, in was für ein Schlamassel ich nur hineingeraten war.
Ich wusste nicht, wie genau ich das geschafft hatte, aber das Telefonat mit Valentin war mir viel besser gelungen, als ich gedacht hatte und er schien auch zu diesem Zeitpunkt noch immer keinen Verdacht zu schöpfen, dass ich mich nicht einfach nur bei einer Freundin in Berlin befand.
Falls er doch eine Ahnung haben sollte, konnte er das sehr gut verbergen. Was mich allerdings ein bisschen stutzig machte, waren die unmenschlichen Zeiten, zu denen er sich in den letzten Tagen gemeldet hatte. So konnte es auf keinen Fall weitergehen, denn ich brach innerlich jedes Mal in totale Panik aus, wenn ich mal ein paar Minuten nicht auf mein Handy schaute und rechnete ständig damit, dass ich mich irgendwann irgendwie verraten könnte.
Ich wusste, dass ich die Sache bald mal klären musste, denn lange würde ich meine Lüge vermutlich nicht mehr aufrecht erhalten können. Doch mir fehlte immer noch die rettende Idee, wie genau ich das überhaupt klären sollte.
Einfach so Schluss machen konnte ich nicht, denn dann würde er seine Drohung garantiert wahrmachen und diverse Fotos an meinen Arbeitgeber, sowie ans Jugendamt weiterleiten. Dieser Fall durfte niemals eintreten.

Aber was war die Alternative? Benni informieren, dass er was auch immer veranlassen sollte?
Ich hatte ihn vorhin, als wir in der Küche waren, noch einmal gefragt, wie genau das aussehen würde, aber er hatte mir keine genaueren Auskünfte geben wollen. Alles was er sagte war, dass sich meine Probleme mit einem einzigen Anruf von ihm in Luft auflösen könnten.
Aber ich war doch bloß eine einfache Erzieherin mit einem vollkommen gewöhnlichen Leben! Ich wollte nicht in irgendwelche seltsamen Dinge verstrickt werden, die ich mir nicht mal im Fernsehen anschauen konnte.
Höchstwahrscheinlich interpretierte ich viel zu viel hinein, aber gerade der Umstand, dass ich so gar keine Vorstellung davon hatte, was Benni da tun wollte, ließ meine Phantasie vollkommen am Rädchen drehen und ich sah Valentin quasi mit einem roten Punkt auf der Stirn aus seiner Wohnung treten, während irgendwo ein Scharfschütze auf der Lauer liegt. Vielleicht hätte er aber auch auf dem Weg in seine Hautklinik einen Unfall weil, oh Wunder, seine Bremsen nicht mehr funktionieren.
Für so etwas wollte ich auf keinen Fall verantwortlich sein!

Ich stand auf, sah in den Spiegel und fragte mich selbst mal wieder nach dem großen Warum.
Warum hatte ich mich überhaupt auf Valentin eingelassen? Ich war damals erst ein paar Wochen von Timi weg gewesen und hatte mich Hals über Kopf in die Arme dieses Verrückten geschmissen. Er war so unglaublich lieb gewesen und ich hatte wirklich das Gefühl gehabt, dass die Entscheidung gut war, auch wenn sie natürlich viel zu voreilig getroffen wurde.
Doch sobald ich die ersten Zweifel geäußert hatte, ging die Sache mit der Erpressung auch schon los und nun hatte ich den Salat, in dem ich bis zum Scheitel feststeckte.

Und wie sollte ich mich jetzt Timi gegenüber verhalten?
Auch, wenn sein Verhalten mich gerade ziemlich erschreckt hatte, konnte ich ihm nicht böse sein. Er hatte ja absolut keine Ahnung, was gerade bei mir los war. Er hatte mir irgendwas sagen wollen und auf ihn hatten meine panischen Versuche, Valentin bei Laune zu halten, so gewirkt, als ob ich mit ihm herum turteln würde, während er mit mir reden wollte.
Klar war sein Ausbruch extrem, aber das war bei ihm eben so. Er konnte nichts dafür und war nicht in der Lage das zu steuern, wenn es ihn überfiel. Diese Tatsache kannte ich genau so gut wie den Fakt, dass er danach noch viel stärker darunter litt, als die eigentlichen Opfer seiner Attacken.
Es fiel mir zwar bis heute oft äußerst schwer, das so zu akzeptieren, aber ich wusste damals im Heim schon, bevor ich ihn überhaupt zum ersten Mal persönlich vor mir stehen hatte, was mit ihm los war und dass er unter Problemen zu leiden hatte, die auch mit den stärksten Medikamenten und der aufrichtigsten Liebe der Welt niemals vollständig ausgelöscht werden konnten.

Ich wusste, dass ich mit Timi reden musste, damit er zumindest nachvollziehen konnte, warum ich mich momentan so verhielt. Doch ich wusste ebenfalls, dass ich es nicht konnte, weil er sich augenblicklich die Schuld für alles geben würde.
Er hatte nicht richtig auf unseren Sohn aufgepasst, also war ich gegangen und mit Valentin zusammengekommen. Wäre das nicht passiert, würde mich Valentin nicht erpressen und es würde keine Gefahr bestehen, dass wir unseren Sohn nicht wieder sehen würden. So würde Timi denken.
Dass ich einen eigenen Willen hatte und aus freien Stücken heraus mit Valentin zusammengekommen war, würde er nicht akzeptieren können.
Er würde alle Schuld auf sich nehmen und wieder über Wochen im tiefsten Schwarz versinken, ganz egal, welche Gegenargumente ich bringen würde.
Also musste es irgendwie anders gehen und zwar, ohne dass Timi die Wahrheit erfuhr. Auch, wenn ich wirklich nicht wusste, welche anderen Wege es da momentan gab.

Gerade, als ich die Tür des Badezimmers öffnete, um dieses wieder zu verlassen, lief Benni über den Flur. Ich überlegte nicht lange und zerrte ihn zu mir hinein.
„Alter!", stieß er erschrocken aus.
„Sorry für den Überfall."
„Ja, schon okay. Ist noch alles dran. Sag mal, warum liegt da irgendwas, von dem ich gar nicht genau wissen will, was es erwischt hat, in tausend Scherben im Wohnzimmer und Timi liegt heulend auf der Couch?"

Benni seufzte tief, als ich ihm ein paar Minuten später in Kürze die aktuellsten Geschehnisse geschildert hatte.
„Ist ja kein Wunder, dass er so ausflippt. Du musst es ihm sagen."
„Ich weiß. Aber es geht trotzdem nicht."
„Zara, was willst du tun? Für immer mit dem Kerl zusammenbleiben?"
„Nein, natürlich nicht."
„Dann lass mich jemanden anrufen. Dann wäre alles geregelt. Glaub mir. Von diesem Hurensohn hörst du nie wieder was."
Ich ging einen Schritt näher an Benni heran und bemühte mich, so leise wie möglich zu sprechen. „Benni, ich will nicht, dass irgendjemand wegen mir umgebracht wird, oder so etwas. Das ist total krass und ich will mit deinen komischen Sachen nichts zu tun haben."
Benni grinste breit. „Naja, so krass wird es dann auch nicht. Ich will ja nicht in den Knast. Was denkst du eigentlich von mir?"
„Ich habe keine Ahnung. Dir traue ich irgendwie alles zu."
„Überleg es dir eben. Aber bist du dir sicher, dass du absolut nichts zu ihm sagen willst? Ich finde das nicht gut. Klar wird es ihm dann erst einmal scheiße gehen, aber wie scheiße wird es ihm gehen, wenn er es irgendwann selbst erfahren sollte? Ich dachte eigentlich, dass ihr euch immer alles gesagt hättet. Warum willst du jetzt anfangen, zu lügen?"
„Weil ich ihn schützen will. Vor sich selbst, vor allem."
Benni seufzte. „Das ist aber auch eine Scheiße bei euch zwei. Wer weiß noch von dieser Valentin-Sache? Lukas?"
„Nein. Aber Ina hab ich das erzählt, als wir in ihrer WG waren, um die Klamotten von den drei zu holen."
Bennis Gesicht erhellte sich ein wenig und ein leichtes Grinsen zog sich über seine Lippen. „Aha, Ina weiß davon..."
Damit ließ er mich im Bad stehen und verzog sich wieder nach oben. Ich blieb etwas ratlos zurück und konnte mir nichts darunter vorstellen, was das gerade zu bedeuten hatte.

Ich löschte das Licht und machte mich im Schneckentempo wieder auf den Weg ins Wohnzimmer, wo Timi wie ein Häufchen Elend und mit einem Joint zwischen den Fingern auf der Couch lag. Als er mich sah, gab er ein lautes Schluchzen von sich, ansonsten sagte er nichts.
Ich stieg über die Scherben der Vase hinweg, die er vorhin nach mir geschmissen hatte, und setzte mich dann zu ihm auf die Kante.

„Ich wollte das nicht", sagte er leise und kraftlos. „Ich mein das doch gar nicht so."
Ich griff nach seiner freien Hand und hielt sie fest. „Ich weiß, Timi."
„Es tut mir so leid."
„Schon gut, ich meine, ich hab dir nicht richtig zugehört, obwohl du mir was sagen wolltest. Das war nicht okay von mir."
Timi ließ meine Hand los, um sich ein paar Haare aus dem Gesicht zu streichen, dann legte er sie weit weg von meiner auf der Couch ab. „Warum?"

Warum bist du mit Valentin zusammen? Warum hast du mir nicht zugehört? Warum bist du nach Berlin gekommen?
Ganz egal, was genau er mit seinem „Warum" wissen wollte, ich konnte ihm auf keine seiner Fragen eine Antwort geben.
Die erste konnte ich nicht beantworten, weil ich das erstens selbst nicht mehr wusste und zweitens, weil ich eben momentan mit ihm zusammen sein musste. Die zweite konnte ich nicht beantworten, weil ich ihm niemals sagen konnte, dass ich erpresst wurde. Die dritte konnte ich ihm nicht beantworten, weil ich nach Berlin gekommen war, um vor Valentin zu flüchten. Und... weil ich Timi eben noch liebte und keinen Plan hatte, wie das ganze weitergehen sollte, selbst wenn Valentin eines Tages einmal Geschichte sein würde.

„Was wolltest du mir denn vorhin sagen? Was war heute Morgen?", fragte ich darum.
Timi schaubte verächtlich, drückte seinen Joint in den Aschenbecher und drehte sich von mir weg. „Nichts."

-

Ein Hotelzimmer in Berlin, Charlottenburg
02. Feburar 2016

„Lukas? Tania? Es ist vier Uhr morgens. Könnt ihr vielleicht und ganz eventuell einfach mal eure Fressen halten?", fragte ich entnervt, um dieses mädchenhafte Getuschel mitten in der Nacht endlich mal zu unterbinden. Manchmal glaubte ich, ich war definitiv mehr Kerl als Lukas.
„Ina. Noch fünf Minuten, okay?", flüsterte Lukas und kicherte wie blöd.
Ich setzte mich auf und schaute auf die andere Seite des Zimmers, wo meine Freundin und Lukas auf der Couch saßen und Schokolade mit Rotwein runter spülten.
„Lukas hatte doch ein Date, ey. Es ist so mega lustig", prustete Tania.
„Lukas hat auch morgen noch ein Date gehabt, das auch morgen noch lustig ist", sagte ich gähnend.

Die beiden schauten mich kurz unschlüssig an, dann drehten sie sich wieder zueinander und gackerten munter weiter. Ich drückte mir mein Kissen auf den Kopf und versuchte es noch kurz mit dem Weiterschlafen, doch die Stichworte, die ich dumpf mithören konnte, weckten dann doch mich und mein Interesse vollständig auf, sodass ich keine fünf Minuten später ebenfalls schallend lachend vor der Couch auf dem Teppichboden lag.

„Boah Lukas, nicht dein Ernst, oder? Das ist nie im Leben so passiert!"
„Ina, ich schwöre!"
Ich nahm die Tafel Schokolade die Lukas auf dem Schoß liegen hatte, biss einmal beherzt rein und drückte sie ihm wieder in die Hand. „Irgendwie bist du ja schon so ein kleiner Magnet für verrückte Weiber, gell?"
Lukas schaute sich ein bisschen skeptisch seine vergewaltigte Tafel an und seufzte. „Naja, man muss sich nur mal anschauen, mit wem ich so zusammenwohne."

Nachdem er zum vierten Mal die Aufstellung der Ansprüche zitiert hatte, die die gute Dame an ihren Zukünftigen hatte, klopfte es an unserer Zimmertür. Da sich niemand von den beiden dazu bequemte aufzustehen, kämpfte ich mich vom Boden hoch und schaute nach, wer zur Hölle ebenfalls nicht wusste, dass man um diese Uhrzeit für gewöhnlich schlief und war mehr als erstaunt, als da kein geringerer als Benjamin Kerber vor mir stand.

„Genau zu dir wollte ich", sagte er und grinste schief.
„Benni, alter Nuttenpreller, komm rein", lallte Lukas und amüsierte sich köstlich über seine Ansprache.
„Wenn ich zu einer Nutte gehen würde, dann würde ich die selbstverständlich bezahlen, du Spinner", sagte er und schüttelte den Kopf. „Was habt ihr dem denn gegeben?"
„Spaßpillen!", meinte Lukas und versuchte mit Tania einzuschlagen, verfehlte ihre Hand dabei jedoch um mindestens einen halben Meter.
„Alles klar... Ich entführe Ina mal, ihr amüsiert euch ja auch zu zweit prächtig."
„Was ist los?", fragte ich ein wenig verwirrt. Es war nicht gerade ungewöhnlich, dass ich irgendwas mit Benni alleine unternahm, aber dass er mitten in der Nacht bei mir aufschlug, war dann doch noch nie vorgekommen.
„Komm einfach mal mit", sagte er leise.
Die beiden Schnapsdrosseln auf dem Sofa vertieften sich wieder in ein intensives Gespräch über den sogenannten Achselhöhlenfetisch, und ich folgte Benni nach Draußen.

Erst, als wir um ein paar Ecken gegangen waren, blieb er stehen.
„Okay, Alter. Was ist denn los?"
„Ich stecke da in so einer Sache und brauche deinen Rat."
„Und ich brauch nen Döner. Was machen wir da jetzt?"

„Weißt du Ina...", seufzte Benni, als er mir kurze Zeit später unter einem Heizpilz vor einer Dönerbude mein Objekt der Begierde in die Hand drückte. „... jedes Mal, wenn ich mich frage, ob ich eine Frau öfter als drei Mal ficken soll, um sowas wie eine Beziehung in die Wege zu leiten, gibst du mir immer wieder neue Gründe, das zu lassen."
„Wenn es für dich schon ein Kraftakt ist, nen Döner für ne Frau zu kaufen, solltest du das vielleicht wirklich lassen. Aber jetzt mal im Ernst, in was für einer Sache steckst du denn?"
„Naja, Zara meinte, du wüsstest alles über diese Valentin-Sache."
„Sie hat dir das erzählt?"
„Ja. Ich hab ihr auch angeboten, das für sie zu regeln. Aber sie will das nicht. Jetzt hat sie aber den total Stress mit Timi gehabt, weil sie irgendwie mit dem Typen geschrieben hat und Timi hatte dann so nen Eifersuchtsanfall. Er weiß halt nicht, dass sie gezwungen wird, sich bei ihm zu melden und sie kann es ihm aber nicht sagen, weil sie denkt, dass Timi dann zusammenbricht und sich die Schuld an allem gibt."

„Sie hat mir erzählt, dass du ihr Hilfe angeboten hast. Ich hab ihr auch gesagt, dass sie das ruhig machen soll."
„Ina, ich glaub aber nicht, dass sie die annimmt. Aber jetzt mal ehrlich, irgendwas muss man da doch tun können."
Ich seufzte. „Ich frage mich manchmal, ob es überhaupt irgendjemanden gibt, der sein Leben im Moment noch alleine auf die Reihe kriegt..."
Benni grinste schief. „Naja, wofür hat man denn Freunde? Gut, dass man sein Leben nicht alleine auf die Reihe kriegen muss."
Ich warf Benni einen schiefen Blick zu. „Ähm, wer bist du und warum hast du einen Benni Fleischanzug an?"
„Als ob ich wirklich so asozial wäre", erwiderte er schnippisch.
„Jaja, ich weiß. Ich versuche bloß gerade, die Zeit mit ein paar blöden Sprüchen zu füllen, damit ich nachdenken kann."
„Dann denk mal schneller Weib, mir wird ganz schön kalt."
Ich zog Benni ein Stück näher zu mir ran, damit er mehr unter dem Heizpilz stand, wobei leider eine ordentliche Portion Dönersauce auf seinem Mantel landete. Er holte Luft, um etwas zu sagen, doch dann ließ er die Aktion doch unkommentiert.

„Okay, also... Valentin wird nicht erfahren, wer dahinter steckt, bei was auch immer du da in die Wege leiten wirst. Richtig?"
„Richtig."
„Dann mach es doch einfach. Mach deinen Anruf und lass den Typen verschwinden. Sie muss doch nicht zwingend erfahren, dass er wegen dir weg ist. Und sie will ihn ja auf keinen Fall behalten. Ist doch egal, ob sie zustimmt, oder nicht."
Benni sah mich an, als wäre mir gerade noch ein zusätzlicher Kopf gewachsen. „Bist du irre?"
„Wieso?"
„Als ob das nicht auffällt. Monatelang quält sie sich mit dem Kerl rum, dann kommt sie hier her, ich biete ihr Hilfe an, die sie nicht will und ein paar Tage später verschwindet der Kerl, der quasi besessen von ihr ist, einfach so. Alles klar."
„Dann soll dein Kontakt Valentin dazu bringen, mit ihr Schluss zu machen. Vielleicht kann man ihn ja selbst irgendwie erpressen."
„Also dass es so aussieht, als würde er aus freien Stücken heraus mit ihr Schluss machen wollen?"
„Genau."

Als ich aufgegessen hatte, liefen wir noch ziemlich lange durch die Straßen und schwiegen, während jeder seinen eigenen Gedanken nachhing.
„Ich weiß ja auch nicht", seufzte Benni irgendwann in die Stille hinein.
„Also ich find den Plan, das einfach ohne ihr Einverständnis zu machen, bisher am besten. Wenn das halt irgendwie so geht, dass sie gar nicht checkt, dass du dahinter steckst."
„Ich hasse es, Leute anzulügen", meinte Benni und kickte einen kleinen Kieselstein über den verschneiten Gehweg.
„Ich wär auch froh, ich wüsste von der ganzen Sache nichts. Und ich find es ja selbst moralisch ziemlich verwerflich, das über ihren Kopf hinweg zu entscheiden. Aber was soll man denn sonst tun? Die einzige Alternative ist, sie ihrem Schicksal zu überlassen und zu schauen, wie sie das alleine regelt. Aber das kann sie doch nicht."
„Schon klar", seufzte Benni. „Ich denk mir zwischendurch immer mal, dass ich sie ja gar nicht so gut kenne und dass das nicht meine Sache ist. Aber, sie ist doch Timis..."
„Timis was?"
Benni grinste. „Du weißt schon."
„Nee, ich weiß nicht", neckte ich und stieß ihm leicht in die Seite. „Sag es."
„Na die Liebe seines Lebens, die Luft die er zum Atmen braucht, sein Ein und Alles, sein Augenstern, sein...", murmelte er verlegen in seinen Schal hinein.
„Okay okay, habs kapiert, Alter."

Benni lief noch mit mir durch den tiefen Schnee zum Hotel zurück. Dort angekommen, rauchten wir eine letzte Zigarette zusammen.
„Ich werd mal mit meinem Kontakt telefonieren und ihn fragen, wie man das regeln könnte."
„Mach das. Wenn sich das nicht hundertprozentig safe anhört, musst du es ja nicht durchziehen."
„Zu keinem ein Wort, Ina. Am besten wäre es, du löschst die letzte Stunde von deiner Festplatte", sagte Benni und schaute sich dabei in der näheren Umgebung um.
„Was soll ich löschen?"
„Na, alles worüber wir gerade geredet haben."
„Ich habe keine Ahnung, was du da grad laberst."
Benni lachte auf und drückte mich zum Abschied an sich.
„Gute Nacht, du dumme Nuss."





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