Brief 2

Màu nền
Font chữ
Font size
Chiều cao dòng

Das Glück liegt in uns, nicht in den Dingen.

Aliyah,
von diesem Tag an waren wir Freunde, und du besuchtest mich so oft es ging, so oft es dein strenger Vater erlaubte.

Wir trafen uns am Wasser, das mit der Zeit durch den stetigen Regen deutlich angestiegen war, sodass wir es nun Fluss nennen können. Wir gingen dann in den Wald, den wunderschönen Wald mit den alten Bäumen, dunkelgrünen Baumkronen und den atmosphärischen Lichtungen. Du brachtest Essen von deinem Zuhause mit, und wir picknickten auf den moosigen Schattenplätzen. Wir konnten stundenlang reden, weißt du noch? All die unsinnigen Themen? Du erzähltest mir von den Scharen von Jungs, die dir im Dorf auf der anderen Seite am Fluss hinterherliefen. Du wolltest keinen von ihnen.
Ich erzählte dir von der Natur und ihrer Poesie, was sie mir bedeutet. Sie war meine einzige Freundin, bis du kamst.
Auch wenn ich mir, heimlich, an Tagen, an denen es leise am anderen Ende der Welt gewitterte und es ganz dunkel war, wünschte, da wäre mehr.

Und darum geht es in diesem Brief, diesem zerknitterten Papier in meinen rauen Händen.

Es war an einem Tag, der zum ersten Mal seit Langem nicht stürmisch war. Der Fluss spritzte nicht in alle Richtungen und drohte auch nicht, überzulaufen. Es war der erste Tag seit Langem, an dem du mich besuchen kommen konntest.

Die Sonne verschwand leicht hinter den aufziehenden Wolken, als du kamst. Ich lag wieder auf der kleegrünen Wiese, deswegen konnte ich dich so gut sehen.
An diesem Tag hattest du deinen Picknickkorb mit der rot karierten Decke nicht dabei.

Mir kam das gerade recht; ich hatte einen Entschluss getroffen. Ich wollte dich ein bisschen mehr in mein Leben lassen.
Also griff ich, direkt nachdem du neben mir zum Stehen gekommen warst, nach deiner weichen Hand, die sich viel zu gut in meiner anfühlte.

Wortlos zog ich dich hinter mir her, und du ließt es geschehen. Eine der Sachen, die ich so an dir liebte. Du hast mir vertraut. Und ich habe dir vertraut. Auch wenn es der wohl größte Fehler meines Lebens war, aber darum geht es jetzt nicht. Noch nicht.

Wir drangen immer tiefer in den Wald ein, die sich weit auffächernden Baumkronen hatten die Sonne schon längst ausgesperrt, aber es war trotzdem nicht dunkel.
Den Wald habe ich schon immer am meisten gemocht; seine rauen Rinden, die uralte Geheimnisse bargen, die voll mit Liebesversprechungen waren. Seine Stille, weil außer mir und dir kaum jemand seinen Fuß hereingesetzt hat. Seine kleinen Zweige, die die Stille durchbrachen, wenn man auf sie getreten ist. Und die ganze Tiervielfalt, die sich hier entfaltete.

Jetzt waren wir angekommen, viele knackende Zweige und raschelnde Gebüsche später. Wir standen am Fuße einer Eiche, deren breiter Stamm nur erahnen ließ, wie alt sie war.

Ich gab nur eine Anweisung.
»Hochklettern.«

Die Rinde war sehr uneben, es gab also genug Möglichkeiten, sich festzuhalten. Trotzdem hättest du es ohne meine Hilfe, ohne meinen Halt nicht geschafft. Meine Hände kribbelten leicht, als ich deine Arme, deine reine Haut berührte, was ich mir nur in meinen Träumen ausgemalt hatte.

Du kamst kichernd oben am Plataeu an, ich peinlich berührt.

Mein Baumhaus. Es war schon da gewesen, bevor ich kam. Ich entdeckte es in einer stürmischen Nacht, in der ich verzweifelt nach Unterschlupf suchte. Meine Hände bluteten nach den ersten Malen Hochklettern leicht, aber mit der Zeit lernte ich, wie ich es richtig tat.

Ich zeigte dir den Innenraum, den ich nur minimal verändert habe. Die hölzerne Bank mit dem Lammfell vor dem provisorischen Tisch, eine umgedrehte Kiste. Ein Haufen alter Decken und Kleidung, die meinen Schlafplatz darstellten. Mehr gab es nicht. Außer einen kleinen Beutel mit Dingen, die ich aus meiner Vergangenheit mitgenommen habe.

Ein Medaillon, der kostbarste Gegenstand von allen, der meiner Mutter gehörte, die ich nie kennengelernt hatte. Sie hängte es mir kurz nach der Geburt um den Hals. Darin befand sich ein altes Schwarz-Weiß-Foto von ihr, das von all den Malen, die ich es in die Hand genommen habe, schon ganz zerknittert war.

Ein kleines Briefpapierset, das ich gerade benutze. Eines Tages lag es vor der Haustür, der oberste Zettel beschrieben. Nur ein weiterer Versuch, seinen Beleidigungen Form zu geben. Diesmal halt in einem Brief, den ich zerknüllt hatte. Doch das Briefset behielt ich.

Sämtliche Fundstücke aus dem Fluss und aus dem Wald, die ich einfach schön fand.

Und schließlich der Beutel selbst, in dem mal ein Brot war, das ich schon längst gegessen hatte. Die Bäckersfrau unten im Dorf hatte es mir geschenkt, weil sie mich bemitleidete.

Du bemerktest den traurigen Blick, den ich all den Sachen schenkte.
»Lass uns sie verbrennen. Komm.«

Diesmal hast du nach meiner Hand gegriffen, und wir kletterten im gegenseitigen Halt den Baum hinunter. Den Beutel hatten wir vorweg geworfen.

Wir suchten nach Brennholz, aber als du nicht hinsahst, steckte ich das Foto meiner Mutter mit dem Papier in meine Kleidertasche. Mein Gefühl teilte mit mit, dass ich es brauchen würde.
Dann suchte ich weiter nach Holz.

Eine der wichtigsten Fertigkeiten in der Wildnis, ist es, sich ein Feuer machen zu können. Schon schnell loderten die Flammen auf und fraßen nach und nach meine Vergangenheit: das Medaillon ohne Foto, das restliche Briefpapier, den Beutel. Die Fundstücke aus dem Wald gehörten dem Wald, also gab ich sie ihm zurück, indem ich sie in dunkles Moos bettete.

Den aufkommenden Sturm, den der Wald bisher zurückgehalten hatte, ließ das Feuer erlischen.

Und davor standen wir, zarte Tränen liefen meine Wange hinab. Du drehtest mich zu dir und griffst nach meinem Gesicht. Und im brennenden Geruch der Asche küssten wir uns zum ersten Mal.

Der Kuss des tränenden Feuers, bald ausgelöscht durch den bitteren des Todes.

In Liebe, Mascha

『941 Wörter』

Cleo_and_Sana

Bạn đang đọc truyện trên: Truyen2U.Pro