22-Ausreden

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Ich habe viel zu schnell ja gesagt. Viel zu schnell ohne klaren Gedanken zugestimmt.

Wieso habe ich nicht nachgedacht?
Wieso überlegte ich mir nicht selber einen Plan, stellte mehr Fragen?

Weil Hailey schon einverstanden war... Oder vielleicht, weil ich überfordert bin und immer noch nicht klar und deutlich verstanden habe, wo wir reingeraten sind. Ich bin mir nicht sicher, wie mit so vielem auf einmal.

Nervös laufe ich vor meinem Bett auf und ab, meine Tasche offen auf den Bett liegend, Klamotten daneben verteilt oder noch im Schrank hängend. Socken, Unterwäsche reiße ich aus den Schubladen, werfe Pullover in die Tasche, um alles nötige bei mir zu haben.

Dann eile ich ins Badezimmer, werfe meine Kosmetik in meine Waschtasche, suche verzweifelt nach meiner Bürste, bis ich diese unter dem Waschbecken entdecke. Hektisch laufe ich zurück ins Zimmer, werfe die Badutensilien zu meiner Tasche, als es an der Tür klopft.

Erschrocken wende ich mich dem Mann zu, der vorsichtig seinen Kopf ins Zimmer steckt und mich fragend ansieht. "Darf ich reinkommen?", erkundigt er sich bei mir, während sein Blick zu der Tasche auf dem Bett wandert.

Die Vier hatten uns, nachdem sie selbst ihren Plan erneut durchgegangen sind, aufgefordert unsere Taschen zu packen. Alles was wir die nächsten Wochen brauchen werden soll mit, der Rest kann hier bleiben oder später geholt werden. Also gingen Hailey und ich nach oben und begannen unsere Taschen zu packen.

"Ja", antworte ich ihm knapp, renne gleichzeitig zurück ins Badezimmer, da mein Shampoo noch in der Dusche steht. Während ich die nasse Flasche abtrockne, nehme ich Harrys ruhige Stimme aus dem Schlafzimmer wahr. 

"Es tut mir leid, dass wir euch in dieses Schlamassel gezogen haben", beginnt er, begleitet von leisem Rascheln. "Aber ich konnte nicht ahnen, dass Diabolus uns angreifen würde. Mein Vater hatte mir letzte Woche nichts mitgeteilt, was einen Angriff in irgendeiner Art und Weise gerechtfertigt hätte."

Seufzend komme ich zurück, die Shampooflasche in meiner Hand und bleibe vor ihm stehen. Immer noch mein Kleid und darüber seine Jacke tragend, entgegne ich ihm: "Ich glaube dir, dass es dir leid tut." Seine Schultern senken und entspannen sich ein Stück. "Verstehe ich was hier vor sich geht? Nein, wenn überhaupt nur zum Teil. Aber vertraue ich dir und den anderen, nachdem ihr uns sicher aus diesem Restaurant gebracht habt?"

Schweigend starren die grünen Augen zu mir auf. Diese wunderschönen, grünen Augen, während ich fortfahre: "Ja, das tue ich, Harry."

Sie haben uns gerettet.

Er hat sich mit einer blitzschnellen Reaktion auf mich gestürzt und aus der Bahn der Kugeln gezogen. Harry war es, der mich sicher aus dem Restaurant gebracht hat. Und mir bleibt aktuell nichts anderes übrig, als ihm und den anderen zu vertrauen.

Mit diesen Organisationen kenne ich mich nicht aus.

Und auch wenn mein Dad mich gut trainiert hat und er selber auch gute Verteidigungstechniken besitzt, so sind wir immer noch normale Menschen. Dieser Konflikt der Organisationen ist eine Nummer zu groß für mich. Ebenso für meinen Vater!

In Harrys Gesicht kann ich die Frustration erkennen. Er ist genervt von der Situation. Nicht von mir und meinen Fragen, aber der Tatsache, dass wir von diesen Leuten angegriffen wurden. Es stört ihn.

"Ich verspreche dir, dass ich diese Sache so schnell wie möglich klären werde", spricht der Lockenkopf, greift vorsichtig nach meiner freien Hand, die er in seine nimmt. Mit seinen Daumen streicht er sanft über meinen Handrücken, zieht dort kleine Kreise. "Ich werde rausfinden, welche Diabolusmitglieder das waren, sie finden und dafür sorgen, dass du und Hailey wieder nach Hause könnt."

Nach Hause.

Bei diesen Worten fällt mir etwas ein.

"Was soll ich meinen Eltern nur erzählen?", frage ich, etwas überfordert. "Sie denken, dass ich zurück nach Hause komme."

Meine Mutter wird durchdrehen, wenn ich mich nicht bei ihr melde und nicht rechtzeitig Zuhause bin. Sie wird sich Sorgen machen, hasst es, wenn etwas nicht nach Plan funktioniert oder man sich nicht an Absprachen hält.

Aktuell würde ich jedoch einfach alles tun, um meine Eltern aus dieser Sache zu halten, um sie zu beschützen. Wenn das bedeutet, dass ich sie für eine Weile nicht sehen werde, dann komme ich damit klar. Wenn das bedeutet, dass ich meine Mutter für einen Augenblick enttäusche und mich nicht an eine Absprache halte, dann ist das so und ich werde mit den Konsequenzen später leben.

Aber sie sind dann wenigstens noch am Leben.

"Schreib ihnen, dass es euch hier so gut gefällt, dass ihr entschieden habt, länger zu bleiben", schlägt er vor. Einverstanden nicke ich, beiße mir nachdenklich auf meine Unterlippe. Das tue ich häufig, wenn ich angestrengt über etwas nachdenke.

"Wie ist es in Canopus?", erkundige ich mich dann, nehme neben ihm auf dem Bett Platz. "Sind dort alle bewaffnet und gucken den ganzen Tag grimmig?"

Amüsiert schüttelt er den Kopf, sagt bloß: "Lass dich überraschen!"

🕊

Fassungslos starre ich auf die Stadt vor uns, bekomme meinen Mund nicht geschlossen, während der kalte Wind der Nacht durch meine Haare weht. Hailey neben mir kommt aus dem Staunen ebenfalls nicht heraus.

Drei Stunden fuhren wir in zwei Wagen. Liam, Harry und ich in einem, Niall, Hailey und Louis in dem anderen. Unsere gepackten Taschen im Kofferraum, jeder der Männer mit einer vollständig geladenen Pistole bewaffnet und extra Munition griffbereit.

Die Männer haben sich umgezogen. Sie tragen nun alle schwarze Jacken und ebenso schwarze Hosen. Nur ihre T-Shirts unterscheiden sich in den Farben. Auch Hailey und ich mussten unsere Kleidung wechseln, befinden uns in schwarzen Jeans und schwarzen Hoodies, welche wir von den Männern bekommen haben.

Im Dunkeln der Nacht verließen wir die Hütte mit schnellen Schritten, fuhren ewig an Bäumen vorbei. An einer Weggabelung trennten wir uns dann. Niall führ nach links und wir nach rechts. Der Treffpunkt wurde vorher abgesprochen.

Meine schwitzigen Hände hatte ich die gesamte Fahrt über in der Tasche des Pullovers versteckt, drehte den einzigen Ring an meinem Finger hin und her. Wäre es nicht für den beruhigenden Geruch von Vanille und Moschus, dann hätte ich aus Panik die Autotür wahrscheinlich schon längst aufgerissen.

Nach einer ewig langen Fahrt trafen wir wieder auf Niall, Louis und Hailey, von denen meine beste Freundin sofort zu mir geeilt kam und mich in ihren Arm nahm. Eng umschloss ich sie, atmete tief ein.

Und jetzt, hier auf diesem Berg wo wir uns trafen, starren wir fassungslos hinab auf die Stadt, die sich vor uns erstreckt. Während mein Herz fast aus meinem Brustkorb springt.

Umgeben von einer riesigen Mauer aus Steinen, leuchten die Lichter einer großen Stadt uns entgegen, in der Mitte ein großer See, dessen Flussarme in drei verschiedene Richtungen unter der Mauer hindurch laufen. Alleine bei der Vorstellung, wie tief der See ist, muss ich hart schlucken.

Häuser und Bäume kämpfen um die Dominanz in der Stadt und ich bin mir nicht sicher, wer gewinnt. Einige der Gebäude sind riesig, während andere kleine Familienhäuser darstellen. Netze aus Straßen verlaufen durch die Stadt, verbinden Teile durch Brücken miteinander, die durch Wasser voneinander getrennt werden. 

Ich habe mir vieles vorgestellt, aber nicht diese Monstrosität und abgeschottete Stadt, gepaart mit dieser... dieser Schönheit.

Die Sterne erheben sich über der Stadt, der Mond spiegelt sich in dem klaren, dunklen Wasser wieder. Das leise Zwitschern von noch wachen Vögeln -oder erwachten Vögeln- dringt an meine Ohren, während ich mich nun mit großen Augen zu dem Lockenkopf neben mir drehe, der ein Grinsen auf den Lippen trägt, was mir alles sagt.

Er wusste, dass ich so reagieren werde.

"Wir sind immer noch am Ausbau, wie man anhand der vielen Bäume erkennen kann", erklärt er mir, deutet mit seiner Hand zu einer großen Reihe an Hochhäusern, die sich direkt hinter dem Ufer des Sees erstrecken. "Aber einige Teile sind schon fertig."

Die hohen Häuser wirken so modern und einladend, jedoch auch gesichert. Diese ganze Stadt, besitzt ein hohes System an Sicherung. Stacheldraht verläuft über die gesamte Mauer, auf einigen der Türme befinden sich Wachen, welche mit großen Waffen ausgestattet sind. 

Es gibt sechs Eingänge per Straße in die Stadt, alle bewacht von Türmen, Waffen und großen, metallenen Toren. Ich glaube kaum, dass sich ein Tourist jemals in die Straßen der Stadt verirren könnte. Ich glaube nicht einmal mehr, dass ein Fremder sich der Mauer mehr als zwanzig Metern nähern kann.

"Mein Großvater und Vater sind immer wieder am Planen neuer Häuser und Distrikte. Aber wir haben alles, was wir benötigen", fährt Harry fort. "Dort wohnen wir." Er deutet mit seiner Hand erneut auf die großen Hochhäuser hinter dem See.

Diese ganze Situation könnte normal wirken. Vier Männer, die zwei Freundinnen mit zu sich nach Hause nehmen, um ihnen einfach ihre Wohnung zu zeigen. Doch ist nichts hier von normal!

"Wir sollten weiter", mischt Louis sich ein, ein ernster Gesichtsausdruck und pure Seriosität in den blauen Augen. "Bevor die ganze Stadt wach wird und wir länger bis zu deinen Eltern brauchen. Sie wollen einen Bericht von gestern Abend."

Zustimmend nickt Harry, seufzt jedoch gleichzeitig tief und spannt die Schultern an.

"Ich bin dafür, dass wir den dichtesten Eingang nehmen", meint Niall und deutet zu einem der großen Tore zu unserer rechten Seite. Doch schüttelt der Lockenkopf neben mir sofort den Kopf und entgegnet mit einem rauen Ton: "Wir nehmen einen der Geheimeingänge durch die Mauer. Es sorgt für zu viel Aufsehen, wenn eines der Tore geöffnet werden muss."

Die anderen stimmen ihm zu. 

"Wir fahren mit den Wagen bis kurz vor die Mauer vor. Danach nehmen wir Wagen in der Stadt und fahren zu meinen Eltern, damit mein Vater den Bericht bekommen kann", erzählt der Mann weiter, bestimmt unser weiteres Vorgehen.

Niemand widerspricht ihm und ich begreife jetzt, merke jetzt, dass dies schon die ganze Zeit so war, Harry immer derjenige war, der das letzte Wort besaß. Er stritt sich mal mit Niall, aber wenn der Mann eine Entscheidung fällte, dann stand sie für die anderen immer fest.

Also steigen wir alle wieder in die Autos und stehen nach zehn Minuten Fahrt direkt vor der riesigen Mauer, die auf jeden Angreifer furchteinflößend wirken muss.

"War die Mauer schon da, als dein Großvater mit dem Bau begonnen hat?", erkundige ich mich bei Harry, während er die Taschen aus dem Kofferraum holt. Meine überreicht er mir, antwortet: "Teile schon. Aber vieles hat er erbauen lassen. Eine Menge Geld ist in diese Stadt geflossen."

Das kann ich mir vorstellen. Alleine einige der Kameras, die an der Mauer entlang laufen, müssen ein Vermögen kosten. 

Den Männern, die zielstrebig auf eine bestimmte Stelle zugehen, folgend schultere ich meine Tasche und werfe einen Blick an den Steinen hinauf. Nur ein Idiot würde auf die Idee kommen an der Wand hinaufzuklettern. Und wie ein großer Idiot würde er sich fühlen, wenn er oben ankommt und von spitzen Stacheln des Drahtes empfangen wird.

Die Mauer sendet eine klare Nachricht: Nur ein Trottel legt sich mit Liberation an!

An einer Stelle zieht Niall eine Karte aus seiner Hosentasche, welche er vor einen auffällig dunklen Stein in der Mauer hält und ein leises Piepen ertönt, bevor eine Tür aus Steinen mit einem gedämpften Geräusch zur Seite fährt und einen Weg in die Dunkelheit der Mauer zeigt.

Geschockt starre ich zu der Öffnung.

Bis gerade eben war dieser Durchgang nicht sichtbar, unscheinbar und plötzlich befindet sich dieser Eingang dort.

Auch Hailey überrascht es und sie tritt nervös von einen Fuß auf den anderen, zieht große Kreise im dreckigen Waldboden.

"Nur die höchsten Mitglieder haben Zugang zu den geheimen Eingängen", erklärt Liam neben mir, da er meine Sprachlosigkeit mitbekommen hat. "Und man kommt nur mit einer der Karten rein oder raus", fährt er fort, schenkt mir ein aufmunterndes Lächeln.

Denn meine Atmung ist mit einem Mal sehr stockend geworden.

Noch nie habe ich so etwas erlebt. So etwas mysteriöses und auch einschüchterndes. Alles wirkt so verschlossen und unbekannt. Was mich einfach nur überfordert. Es ist eine ganz andere Welt.

Und das begreife ich jetzt erst wirklich.

Hart schluckend folge ich den anderen, Liam nun hinter mir, durch den Gang, bis wir auf der anderen Seite der Mauer herauskommen. Kurz werden wir von Steinen umschlossen, und dann befinden wir uns auf der anderen Seite.

Bäume über Bäume befinden sich vor uns. Leises Rauschen eines Flusses nehme ich wahr, schaue mich um. Louis und Liam gehen zielstrebig in eine Richtung, bis ihnen Licht entgegen leuchtet. Zwei schwarze Wagen stehen zwischen den Bäumen geparkt.

"Komm", fordert Harry mich auf, deutet mit seinem Kopf zu den Autos, da ich mich nicht bewegen konnte. Hailey und Niall befinden sich bereits bei einem der Wagen, sind den beiden anderen Männern gefolgt.

"Das ist alles so komisch", gebe ich ehrlich zu, schaue zu den grünen Augen, welche mich aufmerksam, aber einfühlsam mustern. "Vor ein paar Stunden bin ich noch davon ausgegangen, dass ich nach Hause fahre und meine Eltern wiedersehe, und nun befinde ich mich in einer Welt, von der ich noch nie etwas mitbekommen habe."

Harry versteht mich, nickt und kommt langsam auf mich zu, während ich seufzend hinzufüge: "Und davor habe ich Angst!"

Ruhe.

Ruhe und Mitgefühl strahlt der Mann aus, greift vorsichtig mit seiner Hand nach meiner, wo er sanft Kreise mit seinem Daumen auf meinem Handrücken zieht. "Du wärst eine Närrin, wenn du dich nicht hiervor fürchten würdest", gibt er ehrlich zu. "Dieses Leben ist etwas Unbekanntes für dich, das verstehe ich. Und ich weiß, dass es gefährlich ist. Nach letzter Nacht wurde mir das wieder intensiv ins Gedächtnis gerufen."

Tief holt er Luft, fährt sich mit seiner freien Hand durch die braunen Haare, seinen Blick keine Sekunde von mir nehmend. Dann sagt er, ernst und ehrlich: "Aber ich verspreche dir, dass dir hier nichts geschehen wird. Niemand wird dir etwas antun und ich werde rausfinden, welche Mitglieder von Diabolus dich -uns gestern angegriffen haben. Und dann werde ich dafür sorgen, dass du wieder zurück in dein Leben kehren kannst, es ohne Angst fortführen."

Seine Worte sind gefüllt mit Ehrlichkeit, Aufrichtigkeit. Gleichzeitig verspüre ich dieses Bedürfnis ihn zu umarmen, ihm zu versichern, dass ich das weiß und ihm dankbar bin. Doch bleibe ich stehen, beobachte den Mann vor mir, dessen Gesicht vom schwachen Licht des Mondes umhüllt wird.

"Ich verspreche es dir, Freya", fügt Harry hinzu.

Dankbar nicke ich und folge ihm nun zu den anderen. Wir fahren wieder in der selben Aufteilung, wie zuvor.

Auf der Rückbank des Wagens verfolge ich schweigend das Gespräch zwischen Liam und Harry, von denen der Lockenkopf gekonnt durch die Bäume fährt. Niall, Hailey und Louis befinden sich hinter uns.

"Glaubst du, dass dein Vater eine Nachricht an Diabolus schicken wird?", harkt Liam bei dem Jüngeren neben ihm nach, worauf dieser den Kopf schüttelt und antwortet: "Das wäre bloß wie Jammern. Wie konntet ihr es wagen uns anzugreifen, bla bla bla! Er wird es sich anhören und merken, irgendwann als Argument für einen eigenen Angriff nutzen."

Der Jüngste der vier Männer, scheint der mit der meisten Autorität zu sein. Die anderen horchen auf ihn. In dem Restaurant gab er die Anweisungen, die anderen befolgten diese.

"Und dein Großvater? Wird er reagieren?"

Harry entgegnet Liam: "Der wird fragen, wie lange wir gebraucht haben um alle auszuschalten", worauf er tief seufzt. "Wir sind fahrlässig geworden", meint er dann auf einmal.

Ich bin davon schon erschrocken, aber selbst Liam sieht ihn etwas fassungslos an, wartet auf eine Erklärung.

"Sie haben uns lange nicht mehr angegriffen und wir sind nachlässig geworden", meckert der Lockenkopf nun, schließt seine Finger fester um das Lenkrad. "Wir hätten in der Hütte bleiben und nicht großspurig in eines der Lieblingsrestaurants von meinem Großvater fahren sollen. Sei ehrlich Liam, du hast nicht damit gerechnet, dass sie uns angreifen! Du warst ebenso geschockt, wie ich, als du die Waffen gesehen hast."

Der Ältere nickt, fügt jedoch hinzu: "Das bedeutet aber nicht, dass wir fahrlässig waren. Wir-"

"Doch!", unterbricht Harry ihn. Die Knöchel seiner Finger laufen weiß an. "Wir hätten Hailey und Freya nicht mitnehmen sollen. Sie sind nur im Visier von Diabolus jetzt, weil wir unbedingt mit ihnen rausgehen mussten. Das war unser erster Fehler! Und der zweite, geschah, als wir ohne Bedenken losgefahren sind."

Er macht sich selbst verantwortlich, wirft nicht mehr ab und zu einen Blick durch den Rückspiegel zu mir. Er starrt nur gerade aus.

"Erst vor ein paar Tagen habe ich mich mit ihnen umherschlagen müssen, und jetzt so etwas", wütet der Mann weiter. Eine Ader an seinem Hals pocht bedrohlich, seine Stimme klingt tief. "Gott, ich hasse es!"

Liam seufzt, spricht vorsichtig: "Wir haben immer noch die Kontrolle. Wir sind jetzt hier und die beiden sind in Sicherheit. Wir werden rausfinden, welche Mitglieder das waren, wer den Auftrag gegeben hat und dann können die beiden gehen."

Leise murmelnd entgegnet Harry fragend: "Haben wir wirklich noch die Kontrolle, wenn wir diejenigen sind, die sich jetzt hier, hinter einer großen Mauer verstecken?"

Danach herrscht Stille im Wagen. Keiner von uns sagt mehr etwas, während wir durch die Dunkelheit fahren. Mir wird langsam ein bisschen mehr klar, unter welch einem Druck der Mann vor mir steht.

Und mir fallen seine Worte wieder ein, seine Frage, welche er mir einmal im Licht des Mondes, mitten in der Nacht stellte. "Kennst du das, wenn man sich wie die Schachfigur der Welt fühlt?"

Mein Herz schmerzt bei dieser Erinnerung, der Wahrheit hinter diesen Worten. Obwohl ich noch nicht einmal alles weiß. Da gibt es noch so viel, das spüre ich, von dem ich nichts weiß, keine Ahnung habe.

Eine Weile fahren wir noch, bis wir uns auf einem beleuchteten Weg befinden. Wir sind an Häusern, großen Plätzen vorbei gefahren und ich konnte alles nur schwer in der Dunkelheit und mit der Geschwindigkeit der Wagen wahrnehmen. Doch bin ich immer noch fasziniert.

Nun fahren wir auf ein großes Haus zu, welches sich eher am Rand der Stadt befindet. Obwohl, Villa beschreibt es besser.

Eine weiße Fassade ragt hoch, mit großen Fenstern, vor denen Töpfe mit wunderschönen Blumen hängen. Eine große Eingangstür befindet sich direkt in der Mitte. Der Hof ist riesig, auf den wir nun parken und aussteigen.

Überwältigt blicke ich mich um. In einer U Form umschließt uns das Gebäude. Töpfe mit Blumen befinden sich über all, in der Mitte des Hofes steht ein Springbrunnen, dessen Wasser von Lichtern beleuchtet wird.

Harry geht mit großen Schritten auf die Eingangstür zu, wo er tief Luft holt. Seine Schultern zieht er zurück, spannt seinen kompletten Körper an und hebt seinen Kopf. Er wirkt auf einmal, wie ein anderer Mensch.

Ernst, erhaben und autoritär steht er dort, so als würde plötzlich eine große Last auf ihm lasten. Er hebt seine Hand und klopft mit dieser drei Mal gegen die Tür.

Dann dreht er sich zu uns um, deutet mit einer Handbewegung, dass wir ihm folgen sollen, während ein älterer Mann die Tür öffnet. "Willkommen zurück, Mr. Styles", begrüßt er mit einer ruhigen Stimme Harry, wirft uns mit seinen grauen Augen kurz einen musternden Blick zu.

Ohne ein Wort geht der Lockenkopf an dem Mann vorbei, worauf wir ihm folgen. Unsicher lächle ich dem alten Herren zur Begrüßung zu, richte dann aber meine ganze Aufmerksamkeit auf die große Eingangshalle in der wir uns plötzlich befinden.

Goldene Verzierungen rangeln sich an der weißen Marmorwand entlang. Licht reflektiert sich in den Kristallen des riesigen Kronleuchters. Der Fußboden aus schwarzen Marmor glänzt im Licht, besitzt nicht einen Kratzer. Blumen stehen auf einer Kommode und daneben schlingt sich eine Treppe empor, das Treppengeländer ebenso mit goldenen Akzenten verziert.

Und auf der Treppe, befinden sich drei Personen, die nun mit von den Wänden hallenden Schritten auf uns zu kommen, jeden einzelnen unter die Lupe nehmen.

"Oh Gott", raune ich leise zu Hailey, die neben mir steht, greife aus Angst nach ihrer Hand, um eine mir bekannte Sache, jemanden aus meinem Leben, dicht bei mir zu haben.

Die vier Männer vor uns, nicken gleichzeitig den drei Menschen zu, fast so, als würden sie sich vor ihnen verbeugen. Harry hebt als erstes wieder seinen Kopf, richtet das Wort an den Mann in der Mitte. "Wir wurden überraschend angegriffen, Vater", teilt er dem Mann mit.

Die Ähnlichkeit zwischen den beiden Männern ist nicht zu übersehen. Beide haben sie die selbe Nase, selbe Augenform. Etwas breiter gebaut steht Harrys Vater vor seinem Sohn, sieht an diesem hinab.

"Ich habe schon von dem Angriff gehört. Im Radio!" Die letzten beiden Wörter betont er mit einem Ton, aus dem die Enttäuschung klar herauszuhören ist.

"Wir mussten dort schnell weg, ich konnte mich nicht darum kümmern, alle Hinweise zu beseitigen", erklärt Harry hektisch.

"Ausreden!", unterbricht ihn der ältere der beiden Männer die vor ihm stehen. "Du hast gelernt, wie man so etwas ganz leicht wie einen Unfall, einen Anschlag aussehen lassen kann." Grüne Augen bohren sich in die des jüngeren Mannes, der mir so leid tut. Dann wird die Stimme des Alten lauter und er spricht: "Und nicht wie die wilde Schießerei von unnützen Straßenbanden. Weißt du, was für ein Bild das jetzt abgibt? Nicht nur an unsere Leute, sondern auch andere? An Salvation?"

Schweigend nickt Harry, schürzt seine Lippen, was ich nur schwach sehen kann, da er uns den Rücken zugedreht hat. Doch er tut mir leid, hat es nicht verdient so angeschrien zu werden.

Jedoch sage ich nichts, bin selbst zu eingeschüchtert, um ein Wort hervor zu bringen. Zudem glaube ich, dass es dumm wäre ein Wort von mir zu geben, ohne angesprochen zu werden. Also bin ich still.

"Eindeutig, hast du dich auf andere Dinge-" Die scharfen Augen wandern zu mir und Hailey, mit Missbilligung. "-konzentriert. Bist weich geworden." Der Ältere dreht sich zu Harrys Vater und zischt abfällig: "Ich habe gesagt, dass es ein Fehler ist, ihm die Freizeit zu geben."

Am liebsten würde ich amüsiert lachen bei den Worten. Wie Freizeit würde ich es nicht bezeichnen, wenn er mehrere Tage doch etwas für die Organisation erledigte.

Aber ich schweige erneut.

"Genug jetzt", spricht auf einmal die Frau, welche einen Schritt auf Harry zu macht und mit einem einfühlsamen Blick ihre Hand auf die Schulter des Mannes legt. Seine Mutter. Der Kopf ihres Sohnes hebt sich und sie lächelt ihm mit einem Kopfnicken zu, fragt: "Wer sind die Gäste, die ihr mitgebracht habt?"

Plötzlich liegen alle Augen auf mir und Hailey.

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