.ೃ࿐ Juni 🌞

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„Hier." Kai drückte mir ein eiskaltes Bier in die Hand und ließ sich zufrieden seufzend auf die Holzliege neben mir fallen. Nachdem unsere Turteltäubchen schon wieder ausgeflogen waren, hatten wir uns kurzfristig zusammengeschlossen. Immerhin gab es bei Kai einen großzügigen Garten – mit Pool! – und wir waren ganz allein. Das waren fast schon paradiesische Zustände.

Außerdem hatte ich jemanden zum Reden und ich brauchte dringend jemanden zum Reden, bevor ich noch völlig durchdrehen würde. Seit Tagen gab mein Kopf keine Ruhe, wirbelten meine Gedanken wild umher, trieb mein Verstand die seltsamsten Blüten. Der Moment am Hafen ging mir nicht mehr aus dem Kopf. Aber so, wie ich mich einerseits scheute, zu viel in diesen Augenblick hineinzuinterpretieren, so präsent war es andererseits.

Was geschah mit uns? Mit mir? Das machte mich total fertig. Ich wollte es aussprechen, wenigstens einmal, aber ich wusste nicht, wie ich anfangen sollte.

„Wir war das Feuerwerk?", fragte ich also zunächst, um nicht einfach nur hier zu liegen und zu grübeln.

„Schön", antworte Kai knapp, trank von seinem Bier, bevor er doch in leises Lachen ausbrach und hersah. „Entschuldige. Es ist nur ... Das ist so neu für mich, ich weiß manchmal gar nicht, was ich denken oder sagen soll."

Ja, das Gefühl kannte ich, auch wenn es bei Kai sicher nichts mit dieser nervtötenden Verwirrung zu tun hatte, die meinen Verstand gerade lahmlegte. Er wirkte zufrieden, also war es wohl ein schönes Chaos, das ihn heimsuchte. Amüsiert kräuselte ich die Nase. „Ich glaube das muss so sein."

„Ja...", seufzte Kai leise, nahm noch einen Schluck von seinem Bier, bevor er sich erneut zu mir herumdrehte und ganz aufgeregt flüsterte: „Und wir hätten uns beinahe geküsst!"

Wumm! Schon wieder klopfte mein Herz fast schmerzhaft gegen meine Rippen.

„Beinahe?" Ich sah hin, unsere Blicke trafen sich und ich hob belustigt die Augenbrauen, schmunzelte nun. „Wie geht denn das beinahe?"

Seine Wangen wurden ein wenig rot, ein halbes Lächeln zog sich um seine Mundwinkel und er wühlte unruhig in seinen Haaren. Das war witzig, in Anbetracht der Tatsache, dass unsere Themen, wenn wir vier Jungs allein waren, gerne auch deftiger waren und Kai da wie selbstverständlich mitmischte.

„Na jaaa ... Also ich denke es, ich weiß es ja nicht. Aber es wirkte so! Und ... keine Ahnung, irgendwie hat er sich vielleicht nicht getraut? Und ich auch nicht, weil ... da war es zwar dunkel und eigentlich waren wir ja allein, aber ... Man weiß ja nie. Ach ..." Er seufzte schon wieder so theatralisch. „Das klingt total dämlich, ich weiß."

„Nein, gar nicht", widersprach ich und dachte wieder an diesen Moment mit Beomgyu. Hätte ich ihn da geküsst, wenn ...? Energisch verdrängte ich den Gedanken wieder.

„Ahh, vielleicht hätte ich es einfach tun sollen!", grummelte Kai da.

Jetzt musste ich doch lachen. „Vielleicht hattet ihr ja wirklich beide ein bisschen Angst und beim nächsten Mal seid ihr mutiger."

„Beim nächsten Mal, hm?" Kai sah mich an, dann schlug er sich beide Hände vors Gesicht und rutschte tiefer in die Liege.

„Oh Mann", hörte ich ihn dumpf raunen. „Das ist so ... peinlich!"

„Idiot."

„Das bin ich wohl", schnaufte er jetzt, nahm die Hände wieder runter, das Grinsen blieb.

Ich betrachtete ihn eine Weile, den funkelnden Blick, das Lächeln. „Ich freu mich für dich", murmelte ich. Und als Kai hersah, zuckte ich die Schultern. „Du hast lange genug gelitten."

Da wurden seine Augen ganz groß. Er richtete sich etwas auf und bewegte sich unbehaglich. „Du ... wusstest es?"

„Das mit Soobin?"

Kais Gesichtsfarbe wechselte von schamesrot auf ungesund blass und ich wiegelte rasch ab. „Keine Sorge, so auffällig war das nicht. Ich hatte vermutlich nur einen anderen Blick dafür."

Stumm nickte Kai, seine Schultern sanken etwas ein und er sah auf seine Hände. Unruhig verknotete er die Finger.

„Im Nachhinein fühle ich mich deswegen ziemlich dumm."

„Ach, Schwachsinn", erklärte ich. „Was kannst du denn dafür, wenn du dich in jemanden verliebst? Manchmal ist es eben die falsche Person – ist halt so."

„Ja, aber ..." Kai atmete tief ein und wieder aus, dann schüttelte er den Kopf. „Es war trotzdem dumm. Ich wusste doch immer, dass er mich niemals so wahrnehmen würde, wie ... Und manchmal hat das so verdammt wehgetan. Weiß du, ich hab ... Ach verdammt." Er hob den Kopf und beinahe unwirsch fuhr er jetzt fort. „Ich habe geheult wegen diesem Kerl. Ehrlich - wie bescheuert muss man sein, sich in etwas zu verrennen, was nie eintreffen wird?"

Das war ein Eingeständnis, mit dem ich so nicht gerechnet hätte. Ja, ich war mir immer sehr sicher gewesen, dass Kai ziemlich verschossen in Soobin war, aber dass es so schlimm gewesen war, hatte ich nicht geahnt.

„Hat was mit Hormonen zu tun", erwiderte ich trocken und als Kai mich verkniffen ansah, zuckte ich die Schultern. „Was? Hab ich mal gelesen. Sind die Hormone, die machen dich ganz gaga im Kopf."

„Gaga, hm?"

„Ja!"

Kai lachte und wiegte den Kopf. „Ich glaube gaga triffts." Er kniff die Augen zu und kicherte dämlich. „Ein Glück bin ich beidhändig, oder? Am Ende hätte ich sonst noch eine Sehnenscheidenentzündung davongetragen. Keine Ahnung, wie ich das meiner Mom hätte erklären sollen."

Zwei Sekunden starrte ich ihn nur an. So lange brauchte mein angetoasteter Kopf im leichten Biernebel, um die Information zu verwerten. Dann griff ich mir stöhnend ein Handtuch und schlug damit nach ihm.

„Oh – mein – Gott! Kai! Too much information! Das sind Bilder, die krieg ich nie wieder weg, moah!"

Aber Kai lachte nur und ich musste jetzt auch lachen, schüttelte den Kopf und breitete das Handtuch über meinem Gesicht aus.

Eine Weile verbrachten wir in einvernehmlichem Schweigen, beruhigten uns wieder, tranken unser Bier, dann sah mich Kai von der Seite an. „Und was ist mit dir?"

Fast wollte ich erleichtert seufzen, dass er die Frage gestellt hatte, weil ich selbst nicht gewusst hätte, wie ich es anschneiden sollte. Aber selbst jetzt fiel es mir schwer, einen Anfang zu finden.

„Ich ... weiß es nicht", murmelte ich endlich, sah weg, drehte die Bierdose in den Händen. Warum war das so schwer? Warum fand ich es völlig okay, wenn mir Kai von Niki erzählte und brachte gleichzeitig kaum ein Wort heraus, wenn es um mich ging?

„Es ist kompliziert", flüsterte ich unruhig.

„Ja, das sagtest du letztes Mal schon", konterte Kai. „Aber ist es wirklich so kompliziert, oder machst du es komplizierter, als nötig?"

„Ich sehe da keinen Unterschied", murmelte ich und blinzelte ihn verkniffen an. „Es ist einfach ... schwierig."

„Aber wir reden von Beomgyu, oder?", hakte er nach.

Wieder sah ich weg, konnte nicht mal nicken, weil sich einfach alles in mir verkrampfte. Beomgyu, ja. Der Außenseiter. Der, den sie alle piesackten. Den sie nicht mochten. Den sie einfach abgestempelt hatten, ohne irgendetwas über ihn zu wissen. Wenn ich darüber nachdachte, wenn ich es zuließ, dass sich mein Kopf ernsthafter damit beschäftigte, dann spürte ich eine Wut in mir, mit der ich nicht umgehen konnte.

„Er ...", hob ich endlich an und zuckte fast unwillig die Schultern, „...macht was mit mir."

Okay, vielleicht war das wirklich dämlich ausgedrückt, aber bessere Worte fand ich gerade nicht und dass das so war, fand ich fast noch beschämender. Ich war fast drei Jahre älter als Kai und ich war mir ganz sicher, dass ich bisher mehr Erfahrungen mit Kerlen gemacht hatte, als er, trotzdem stellte ich mich so dumm an, eierte herum, fand keine Worte. Ich verstand es selbst nicht.

„Er macht was mit dir", wiederholte Kai ruhig. „Aber du hast noch keine Worte dafür. Verstanden. Und – was nun? Trefft ihr euch?"

„Ja. Hin und wieder."

„Habt ihr darüber gesprochen? Ich meine, weiß er, dass du-"

„Nein!", unterbrach ich ihn hastig und sah auf. Für einen Moment trafen sich unsere Blicke, dann sah ich weg und fuhr mir durch die Haare. Meine Zungenspitze zuckte über meine trockenen Lippen, während ich händeringend nach einer Erklärung suchte, die nicht dumm oder abgedroschen klang.

„Ich habe keine Ahnung, was er empfindet ... also für mich. Ob überhaupt, oder ..." Herrgott! Wieder raufte ich mir die Haare.

„Und warum sprichst du nicht mit ihm? Wovor hast du Angst?"

„Weil ...!" Ich starrte ihn an. „Ich habe keine Angst."

Kai lächelte bitter. „Sorry, wenn ich damit zu weit gehe, aber ich denke du hast Angst, ziemliche sogar. Ich weiß nur nicht, wovor? Doch nicht davor, dass er dich ablehnen könnte. Selbst wenn es so wäre. Ich kann mir nicht vorstellen, dass du befürchten müsstest, ausgerechnet von ihm verurteilt zu werden, oder? Also, was ist es dann? Deine Eltern, die Uni, unsere Clique?"

Mir blieb vor Sprachlosigkeit der Mund offenstehen. Wann zur Hölle war unser Küken so altklug und erwachsen geworden? Rasch sah ich wieder weg.

„Ich fühle mich wohl bei ihm", begann ich ein wenig ruhiger. „Ich mag es, mit ihm zu reden. Wir können über so viele Dinge reden, die in unserer Clique nie eine Rolle spielen würden. Und er ist ... außergewöhnlich." Ich nickte zufrieden über diese Einschätzung. „Was immer wir zusammen unternehmen, es ist – so anders. Schöner. Alles." Ich atmete einmal tief durch und sah wieder zu Kai, der mich so breit angrinste, als hätte man ihm Angelhaken in die Mundwinkel gehängt und angezogen.

„Was grinst du so? Das ist gruselig."

„Sorry." Jetzt kicherte er verschämt. „Aber wenn du dir selbst mal zuhören würdest, dann kämst du vielleicht schneller drauf. „Himmel, Jun! Du bist total verliebt in den Kerl! Meine Güte. Es tut ja fast weh, dir beim Grübeln zuzusehen."

„Ach ..." Nervös winkte ich ab. „Verliebt ist ein großes Wort. Ich war noch nie ..."

„Du warst noch nie verliebt? Ernsthaft? Das willst du mir weismachen?" Kai schnaubte belustigt.

„Ist die Wahrheit." Ich sah ihn wieder an und zuckte die Schultern. „Es gab vielleicht mal jemanden, den ich gern mochte. Aber verliebt? Nein, ich denke nicht."

„Autsch", konterte Kai. „Dann wurde es echt Zeit."

„Idiot." Ich winke erneut ab und rollte mit den Augen. Still trank ich den Rest von meinem Bier und dachte darüber nach. War ich verliebt? Fühlte sich das so an? So ... verunsichernd? Ich seufzte, vielleicht ein wenig zu laut und Kai lachte.

„Okay, hör dich an – gesicherte Diagnose, würde ich sagen. Also ...", er setzte sich auf und rieb sich die Hände wie eine Fliege beim Schmieden ihrer Pläne für eine Weltherrschaft. „Was tun wir? Komm schon, wir kriegen den Kerl – also du – wir denken uns was aus."

„Wir – denken uns was aus?" Etwas umständlich setzte ich mich auf. „Sag mal, wie alt bist du? Vierzehn?"

„Mein Kopf? Derzeit?" Kai kicherte. „Vier. Sorry."

Jetzt musste ich ebenfalls lachen. Und dann quatschen wir tatsächlich, stellten die dümmsten und aberwitzigsten Ideen in den Raum und die wirbelnden Gedanken in meinem Kopf kamen endlich zum Stillstand.

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