III.

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Obwohl jeder Raum bis an den Rand mit Besitztümern gefüllt war, fühlte sich Esha allein. Nachdem Manon ihr den Schlüssel übergeben hatte, hatten sie das Festmahl genossen und anschließend das Schloss durchstreift. Die Blaubart hatte ihr die übrigen Zimmer gezeigt und sie schließlich unter der Treppe vorbei zu einer wuchtigen Eichentür geführt, die von einem wütenden Holzgesicht bewacht wurde. Die Augen der Kreatur waren schwarze Löcher und das Maul aufgerissen, um gefährliche Zähne zu offenbaren. Trotz ihrer hölzernen Beschaffenheit hatte Esha geschaudert, als sie die Worte, die in den Türrahmen geritzt waren, gelesen hatte:

„Tritt ein und gesättigt sei Neugier

Bleib draußen und Gewohnheit sicher dir

Tritt ein und  dein Leben verlier

Bleib draußen und bejahend lustier' "

Manon war ihrem Blick gefolgt und mit ruhiger Stimme hatte sie gesagt: „Ich würde mir diese Drohung zu Herzen nehmen, wenn ich du wäre. Du magst jeden Raum betreten, außer diesem hier." Sie hatte über das dunkle Holz der Tür gestreichelt, als verbärge sie etwas Wertvolles. Esha hatte genickt, sich umgewandt und versucht, nicht mehr an die Tür zu denken.


Jetzt stand sie am Ufer des Sees an ebenjener Stelle, an der sie bei ihrer Ankunft gestanden hatte. Die paar Tage von Manons Abwesenheit waren fast vorbei und der Schlüssel lag kühl auf ihrer Haut unter ihrem Salwar Kameez. Trotz seiner Leichtigkeit wog er schwer um ihren Hals. Warum hatte Manon ihr den gegeben, wenn sie ihn nicht brauchte, da jede Tür offen stand? Jede, bis auf die eine und für die durfte sie den Schlüssel nicht verwenden. Neugier und das Wissen tausender Geschichten, dass Warnungen solcher Art ernstzunehmen waren, kämpften um Vorherrschaft in ihr. Missachtungen gingen für die Helden und Heldinnen nie gut aus. Aber sie ergaben auch die besten Geschichten.

Der Onyxschwan hob den Kopf, als sie seufzte. Sein Gefährte trieb neben ihm, den Kopf unterm Flügel verborgen. Er kniff ihn in den Hals. Der Weiße flatterte mit einem empörten Schnattern auf. Sie tauschten einen Blick aus und bildete sich Esha das ein oder nickte der schwarze Schwan tatsächlich in ihre Richtung? Die beiden glitten auf sie zu. Als sie am Ufer ankamen, sprach der Weiße: „Ah, die Neue."

Sein Gefährte drehte seinen Kopf und beäugte sie aus verschiedenen Blickwinkeln. „Ich wette, sie hält keinen Tag länger durch."

Der andere flatterte mit den Flügeln und stieß ein Schnattern aus, das wie Gelächter klang. Esha lief es kalt den Rücken hinunter und sie wusste nicht, ob sie empört sein sollte oder erschrocken. Empört, weil der Schwan ihr Durchhaltevermögen anzweifelte. Erschrocken, weil die Schwäne sprachen. Die Vishakanya beschloss, es zu ignorieren und sie zu konfrontieren. „Wovon sprecht ihr?"

„Oh, sie spricht", höhnte der Schneeschwan.

„Das taten die anderen vor ihr auch", unterbrach Onyx ihn.

„Aber nicht mit uns."

Mehr geschnattertes Gelächter. Esha wurde ungeduldig und fuhr die beiden an: „Ich stehe vor euch, also redet mit mir!"

„Wir sprechen nicht mit Fremden."

Esha strich sich über ihre Brust und legte die Handflächen aneinander. Ruhig bleiben. Sie verbeugte sich. „Mein Name ist Esha und wie heißt ihr?"

Der schneeweiße Schwan antwortete: „Sombre."

„Klaarlicht", sagt der Onyxfarbene.

Sie neigten ihre Köpfe und für einen Moment waren sie wieder das Ebenbild erhabener Schönheit, bis Klaarlicht schnatterte: "Hast du die Tür schon gesehen?"

„Warst du schon drin?", fiel Sombre ihm ins Wort.

„Wie oft hast du schon daran gedacht, reinzugehen?"

„Hast du Angst?"

„Brauchst du nicht, wir begleiten dich."

Bevor Esha protestieren konnte, flatterten die Schwäne aus dem Wasser und jagten sie schnappend vor sich her ins Haus.


So begab es sich, dass Esha erneut vor der dunklen Eichentür stand. Sombre und Klaarlicht flankierten sie links und rechts. Das Holzgesicht verurteilte sie stumm.

Jetzt, da die Vishakanya nicht mehr von Schwanenbissen gejagt wurde und vor der Tür stand, brannte die Neugier ein Loch in ihren Bauch, von dem sie wusste, nur das Öffnen würde dem ein Ende bereiten. Doch Manons Warnung rang ihr noch in den Ohren.

„Worauf wartest du noch?", trieb Klaarlicht sie an.

Sombre setzte nach: „Du willst es doch."

Sie biss sich auf die Lippe. Die Schwäne hatten recht. Wie würde sie diese Geschichte erzählen können, wenn sie nicht alles erlebte? Dazu gehörte es, Verbote zu missachten. Jeden Finger schloss sie einzeln um den Türknauf, drehte ihn und die Tür schwang nach innen auf. Das Maul des Holzgesichts schnappte zu und Esha nach Luft. Denn was sie darin erblickte, raubte ihr den Atem.

(710 Wörter)

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