Kapitel 80

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Der Mond kam aus seinem Versteck hervor und beleuchtete die Umgebung mit Haydens Taschenlampe. Dennoch fühlte ich mich wie eine Motte, die von Haydens dunklen Knopfaugen angezogen wurde.

»Hast du eigentlich mal vor gehabt, mir zu sagen, dass du mich von Mervlyn's Anwesen aus beobachtet hast? Oder was du in meinem Zimmer zu suchen hattest, da es nach dir gerochen hat? Oder dass du meine Schreibtischschublade aufgebrochen hast?«, überfiel ich Hayden lediglich.

Er schaute mich mit weit aufgerissenen Augen an. Seine Pupillen waren geweitet.

»Ich... wow... wenn du es so sagst, klingt es echt übel. Ich... ich möchte ehrlich zu dir sein, also gib mir etwas Zeit, um die richtigen Worte zu finden«, forderte mein honigblonder Freund von mir. Ich stimmte nickend zu, auch wenn ich nur zu gern wissen wollte, warum er noch darüber grübeln musste.

Es blieb eine Weile still, weil Hayden nachdachte. Doch dann fasste er sich und wandte sich mir zu.

»Nachdem du einfach verschwunden warst, fühlte sich alles leer an. Ich konnte dich einfach nicht loslassen, also griff ich zu drastischen Mitteln. Ich billige meine Besessenheit nicht. Vor allem nicht, was ich bei Mervlyn getan habe. Dass ich deine Privatsphäre verletzt habe, indem ich in deine Schublade geschaut habe, macht mich auch nicht stolz.« Er fuhr sich über sein Gesicht. »Ja, ich wollte wissen, was darin ist. Und ja, ich wollte in deinem Zimmer sein, um dir nahe zu bleiben. Verurteile mich als krank, aber ich hatte so wenigstens das Gefühl, dir nahe zu bleiben.«

Ich spürte die aufkeimende Wärme in mir. Mir war klar, dass die Hitze mir ins Gesicht schoss.

Ich war schon etwas wütend darüber, dass Hayden so dreist sein konnte. Sein Hundeblick machte es mir jedoch schwer, wirklich böse auf ihn zu sein.

»Also...hat es dir geholfen?«, fragte ich und spürte, wie seine Fingerspitzen über meine strichen, als versuchte er sich so bei mir zu entschuldigen. Er legte seine Fingerspitzen auf meine und es wirkte, als wollte er sie tanzen lassen, bevor er sie miteinander verschränkte.

»Wenn ich es richtig beschreiben müsste, dann war es nach deinem Verschwinden so für mich. Bildlich genommen... Aella, du bist nicht wie der Mond, sondern wie der Polarstern. Wenn du verschwindest, kommt zwar irgendwann die Sonne und erhellt die Welt, aber was bringt mir das, wenn ich meinen Orientierungspunkt verloren habe. Du bist wie ein Stern, wenn du plötzlich vom Himmel reißt, und in einem Knall weg bist, hinterlässt du ein schwarzes Loch.«

Sein Vergleich, seine Metapher oder was auch immer das war, brachte mich zum Nachdenken. Ich konnte nicht vermeiden, zum Himmel zu blicken, als könnte es mir erklären, was Hayden mir durch sein Rätsel genau sagen wollte.

Ein Teil von mir begriff, was er meinte, der andere verstand nur Bahnhof.

Hayden schien zu ahnen, dass ich nicht verstand und wollte mir bereits etwas erklären, aber ich wollte keine Physikstunde. Ich glaube, ich habe es auch so verstanden.

Die Taschenlampe beleuchtete einen Fleck auf dem Boden.

»Wieso hast du die Schublade aufgebrochen? Was wolltest du damit erreichen?«, bohrte ich nach und schaute zu Boden. »Was hat es bezweckt, die Dinge zu verstecken?«

Von einer Frage zur anderen. Beide waren auf ihre Weise begründet. Es gab kein Entkommen mehr vom Thema.

»Hayden, wir müssen über die Frühlingsferien sprechen«, teilte ich ihm meinen Punkt mit. Es lag mir schon viel zu lang schwer im Magen. Wie ein Steinblock, der mich zurückhielt. Seine Haltung versteifte sich. »Nicht über das, was ich dir kürzlich gesagt habe?«

Er schien enttäuscht, und ich wollte nicht, dass er dachte, dass mir sein Geständnis egal war. Im Gegenteil.

»Dazu kommen wir noch.«

Ich begann ihm zu erzählen, was ich an dem Tag nach der Übernachtung und dann in den restlichen Ferien empfunden habe. Mir war wichtig, dass er auch von mir persönlich alles hörte, statt es nur zu lesen. Natürlich machte er sich auch Vorwürfe dafür, die ich ihm aber sofort nahm.

Ich wies ihn auf den Brief hin, den Hayden immer noch nicht gelesen hatte. Zumindest war es der erste. Er war verwundert darüber, dass ich noch einen weiteren gab.

»Zwei Briefe an mich?«, fragte er verunsichert. Er sollte erst lesen, was er in Ruhe tat. Dann bekam er noch einen. »Nein, eigentlich drei, weil ich schlecht mit Worten bin.«

Hayden musste schwer schlucken und schaute mit großen Augen auf den dritten weißen Umschlag. Ich gab ihm auch die Taschenlampe, damit er besser lesen konnte.

Nachdem er fertig war, hob er seinen Kopf und hatte keine Erklärung für das, was er gelesen hatte. Also tat ich, was meiner Meinung nach nötig war.

»Hayden, du bist mehr als nur ein Kindheitsfreund für mich, und ich wusste nicht, wie ich damit umgehen sollte«, begann ich, aber dann gab er mir ein Zeichen, dass ich nicht weiter ausführen musste.

Es war still und nur das letzte Rascheln der Blätter war zu hören. Der Wind streichelte meine Wange. Kleine Schneeflöckchen fielen.

»Ich fühle schon länger, als ich überhaupt begreifen kann, mehr für dich, Aella. Vielleicht wollte ich es mir wegen unserer Freundschaft über die ganze Zeit nicht eingestehen«, fing Hayden an und machte eine Pause, als wollte er sichergehen, dass er richtig gehört hatte. Seine Mundwinkel zuckten, als wäre er halb wahnsinnig.

»Ich habe es gehasst, wenn sich andere Jungen oder Männer dir genähert haben. Es waren so verdammt viele. Und besonders bei Bastien konnte ich meine Gefühle nicht mehr leugnen, weil ich Angst hatte, dich endgültig zu verlieren. Alles andere war dagegen eher... wie im Kindergarten. Ich wollte einfach nicht wahrhaben, dass ich mehr für dich empfinde. Ich war so eifersüchtig, und so beschämend es auch ist, auch auf meinen kleinen Bruder.«

Ich schluckte und war sprachlos.

»Aella, in den Ferien wollte ich es dir endlich gestehen. Deswegen war ich auch vor deiner Tür. Doch als ich Bastien gesehen habe, dachte ich, dass du dich für ihn entschieden hast. Ich dachte, ich hätte eine Abfuhr erhalten, ohne überhaupt meine Gefühle gestanden zu haben.« Er machte eine kurze Atempause. »Ich weiß, dass ich an meinem Selbstwert zweifle. Ich arbeite daran, besonders weil mir bewusst ist, dass du immer versucht hast, es aufzubauen.«

Haydens Blick war so intensiv, dass ich mich nicht bewegen konnte. Ich konnte meine Augen nicht von ihm abwenden.

»Ich habe versucht, meine Gefühle für dich zu leugnen, aber es war so schwer, nicht an dich zu denken. Selbst bei kleinen Dingen musste ich an dein Lachen denken, wie du mit meinen Geschwistern spielst und mich manchmal unglaublich in den Wahnsinn treibst. Das nervt mich manchmal«, lachte Hayden über sich selbst. »Ich musste sogar immer wieder an den Wangenkuss denken, den du mir beim Fechttraining gegeben hast.«

Er fuhr sich über sein Haar, und wandte sich fassungslos ab. Doch als er wieder zu mir sah, nahmen seine dunkelbraunen Augen mich gefangen.

»Ich hatte Angst meine Gefühle zu beichten. Dass ich das ausgerechnet dann tue, wenn ich Fieber habe und auch noch erbrochen habe, wäre mir nie in den Sinn gekommen.« Hayden musste über sich selbst lachen.

Der Moment beruhigte mich, dass ich den Eindruck hatte meinem Herzen nicht mehr vertrauen zu können.

»Ich empfinde mehr für dich, Aella, mehr als mir als ein Kindheitsfreund erlaubt sein sollte.«

Mein Mund wurde trocken. Wir waren uns so nah, dass ich den Schimmer der Sterne in seinen Augen erkennen konnte.

Ich weiß nicht, was mich dazu trieb, aber meine Hand glitt über Haydens Wange und ich stellte mich wie in Trance auf die Zehenspitzen. Ich hatte keine Ahnung, was ich tat, mein Herz führte mich mit gleichmäßigen, aber aufgeregten Schlägen. Die Luft erschien mir so dünn, als ob ich auf einem Berg wäre.

»Hayden... ich denke, ich liebe dich«, flüsterte ich mit schwerem Atem. Mir fiel es schwer, das zu sagen, weil ich nicht sicher war, was das bedeutete. Ich hatte noch nie derartig empfunden.

Mit geweiteten Augen schaute Hayden mich an, als hätte er nicht erwartet, die Worte von mir zu hören. Er schien zu erschaudern oder zu beben.

Ungläubig legte er seine Hand an meine Wange. Sein Daumen strich über meine Haut, während seine anderen Finger an meinem Nacken und durch mein Haar glitten. Mir kribbelte es am ganzen Körper. Unsere Lippen waren so nah, dass wir beinahe den Atem des anderen spüren konnten. Meine Brust hob und senkte sich schnell. Ich konnte mich ewig in seinen Knopfaugen verlieren... in diesem ungewissen Moment verweilen.

Der Herbst schloss den Winter endlich in seine Arme.

»Ich dachte, ich wäre der einzige«, keuchte Hayden fassungslos. Seine Augen wanderten über mein Gesicht. Ich hatte den Eindruck, dass er wie ich vermied, auf die Lippen zu starren, fragend, ob uns das nur noch voneinander trennte.

Mein Herz schlug schneller. Ich wollte mich gedankenlos hingeben.

»Ich würde dich gerne küssen, aber es ist zu früh. Ich würde dich gerne als meine feste Freundin bezeichnen, aber es ist zu früh. Ich will es richtig machen, dich ausführen«, ächzte Hayden, als würde es ihm schon fast Schmerzen bereiten, meinen Lippen auszuweichen. Sie waren so nah und doch so fern.

Mir war so heiß, dass ich das Gefühl hatte, mitten im Hochsommer in Winterjacken zu stehen.

Hayden hielt mich fest in seinen Armen. Ich zog mich weiter hoch, sodass die Distanz zwischen unseren Mündern nur noch wenige Zentimeter betrug. Unsere Atem vermischten sich. Meine Finger glitten durch seine honigblonden Locken. In seinen Augen konnte ich sehen, dass er innerlich mit sich rang, bis er aufgab.

»Lass mich nur einmal so ungeduldig wie du sein, Wirbelwind«, flüsterte Hayden schwer und packte mich fester an meiner Taille. Seine Lippen schmiegten sich an meine.

Sein Kuss war sanft. Unerwartet. Nicht falsch.

In meiner Brust hämmerte es so stark, dass ich den Eindruck hatte, mein Brustkorb würde daran zerbrechen. Ich hielt mich an ihm fest, als wollte ich nie wieder loslassen.

Es war ein euphorischer Rausch, ein durcheinander aus Gefühlen und Hormonen, welche ich so nicht kannte. Selbst als unsere Lippen sich nach dem kurzen Kuss trennten, war mir schwindelig. Ich musste scharf nach Luft schnappen, weil ich den Verstand verlor. Zumindest fühlte es sich so an. Ich konnte es nicht anders beschreiben.

Hayden strich mit seinem Daumen über meinen Mundwinkel zu meiner Wange. Seine Stirn war an meine gesenkt. Unsere Nasenspitzen berührten sich, streiften aneinander. Es war, als ob ich mehr von ihm spüren wollte, seine Lippen erneut erkunden, aber er grinste mich frech an.

»Ich will dich ausführen, Aella. Mehrmals... so oft du willst«, verdeutlichte er mir seine Vorstellungen in dem Gefühlsrausch. »Mehrere Treffen«, hauchte ich unwirklich von dem, was war. Es war, als wäre ich in der Realität und wiederum auch nicht.

Hayden nickte und umrahmte mein Gesicht mit seinen Händen

»Solange, bis du von mir genug hast«, murmelte er und sah mich mit funkelnden Augen tief an. Ich wich seinem Blick nicht aus. Nicht mehr.

»Das wird nie passieren, Knopfauge«


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