Der Schatz im Todesmeer

Màu nền
Font chữ
Font size
Chiều cao dòng

"Das hat aber lange gedauert. Hast du sie dabei?"
"Ja, ich konnte vor Aufregung nicht einschlafen. Hier" Ich reiche ihm das zerknüllte Papier, welches ich sorgfätig an mein Bein gebunden hatte. Er zuckt die Schultern.
"Macht nichts, ich auch nicht." Fragend schaut Henry mich an.
"Und was machen wir jetzt?" Bevor einer von uns weiterredet, schauen wir uns neugierig um. Ich hatte uns in die Nähe einer kleinen belebten Stadt gebracht. Wir stehen mitten in einem Weizenfeld nicht weit entfernt der ersten kleinen Häuser. Sie sind einfach gebaut, aus Holz, Stein und Lehm. Die Zeit, an die dieser Traum angelehnt ist, entspricht definitiv nicht den heutigen Standards, aber welche Träume tun das schon? Der Himmel ist von einem strahlenden Blau und die Temperaturen sind mild, genau wie ich es beabsichtigt hatte. Ich schaue wieder zu meinem kleinen Bruder.
"Jetzt suchen wir ein Schiff."
Dann sehe ich an ihm hinunter und bemerke auch meinen eigenen Schlafanzug.
"Aber nicht so, lass uns mal ein paar Klamotten besorgen."

Nach einer Weile stehen wir schließlich am Hafen der Stadt. Wir hatten zwar für unsere Euros noch nicht einmal eine Socke kaufen können, aber glücklicherweise waren wir auf unserem Weg bis hinunter ans Meer an mehreren Wäscheleinen vorbeigekommen.
"Aber was ist, wenn die Leute die Anziehsachen brauchten? Vielleicht sind es ihre Lieblingssachen."
Ich versuche tief ein und auszuatmen. "Ich bin sicher, die hatten auch noch andere tolle Sachen. Außerdem sind sie nur in meinem Traum, die kommen schon klar." Etwas anderes zieht meine Aufmerksamkeit auf sich. "Siehst du den Mann da? Bei dem Schiff mit den blauen Segeln?"
"Hmm."
"Bei ihm habe ich ein gutes Gefühl, komm mit." Und schon gehe ich los, Henry folgt mir zögernd.
"Du redest. Ich sage nichts. Und was ist, wenn er böse ist?" Ich antworte nicht, mein Blick ist auf den etwa dreißig jährigen Mann gerichtet, der gerade eine große Holztruhe zurück vom Hafen auf sein Schiff schleppt. Er erinnert mich an jemanden. An einen Händler, den ich mal in einer Kinderserie gesehen hatte.
"Annika?! Was ist, wenn er böse ist?" Schließlich bleibe ich doch stehen und lasse ihn zu mir aufschließen. "Ich habe ein gutes Gefühl. Keine Sorge, es ist mein Traum. Erinnerst du dich noch an Händler Johann?" Er nickt, sieht aber noch nicht vollkommen überzeugt aus. "Überlass das alles ganz mir, ich frage ihn höflich, welchen Hafen er als nächstes ansteuert und ob wir ihn begleiten können. Versuch nur nicht aufzuwachen, den Rest regel ich schon."
Tatsächlich ist es ziemlich einfach, den Händler dazuzubringen, uns mitzunehmen. Er nimmt die Centmünzen, die ich ihm als seltene ausländische Talismänner anbiete, mit Begeisterung im Tausch für eine Mitfahrt an und schon bald sind wir an Bord seines kleinen Schiffes. Der Mann hat einen gepflegten braunen Bart, der unten spitz zusammenbunden ist und auf seinem Kopf sitzt eine sandfarbene Baskenmütze. Er fährt genau in die Richtung, in die wir laut unserer Karte auch müssen und er bietet sogar an, uns danach noch ein Stück weiter mitzunehmen, da er im Norden ein paar treue Geschäftspartner hat. Nachdem wir abgelegt haben und der Händler, der sich uns als John-Noah Smith vorstellt, oben an Deck am Steuer steht, verziehen Henry und ich uns in den Schiffsbauch. Es ist ziemlich wenig Platz wegen all der Kisten, die hier unten dicht gestapelt alles mögliche lagern, das John-Noah über all die Jahre ertauscht hat und hofft, irgendwann gegen etwas Wertvolleres weiterzutauschen. John-Noah: Wie kam mein Unterbewusstsein auf solche Namen? Ich setzte mich auf eine der Holzkisten und Henry klettert auf ein Fass neben mir. Das Papier ist noch mitgenommener, als am Hafen. Doch ich streiche es glatt und wir beugen uns tief darüber, um es im schwachen Licht einer Laterne in der Ecke zu erkennen.
"Also, wir sind gerade hier abgelegt",  ich fahre mit meinem Zeigefinger die gestrichelte Linie entlang, die wir vor so vielen Jahren im Spiel gezeichnet hatten. Jetzt wünsche ich mir, wir wären damals etwas konkekreter geworden. Die Linie führt grob Richtung Norden.
"Und jetzt fahren wir hier lang, an den Krokodilsandbänken vorbei und auf das Seeungeheuer zu. Danach müssen wir noch durch die sumpfigen Gewässer", ergänzt Henry und legt seinen Finger ebenfalls auf die Karte.
"Genau. Und hier müsste dann die Insel sein, auf der John-Noah uns absetzen will." Ich tippe auf einen unscheinbaren Kreis in der Mitte des Papiers. "Dann kommt der Strudel, durch den wir ins Todesmeer gesogen werden. Dann umfahren wir am besten noch die Piratenschiffe und die Monsterklippen und wir sollten die Schatzinsel erreicht haben." Mein Finger beendet seine Reise auf einem dicken roten X in der rechten oberen Ecke der Karte.
Nach einigen Stunden ruft der Händler uns an Deck. Das Schiff schwankt stark in den hohen Wellen und der Sturm, in den wir geraten waren, peitscht uns das Wasser ins Gesicht. Ein Wirbelsturm! Den hatte ich auf der Karte ganz übersehen. Innerlich verfluche ich mein 8-jähriges Ich, das sehr viel Spaß damit gehabt hatte, die Schatzkarte mit den unterschiedlichsten Gefahren auszustatten.
"Aber wenigstens ist das die Bestätigung, dass wir auf dem richtigen Kurs sind!", rufe ich Henry zu, während wir helfen, die Segel möglichst schnell einzuholen. Wir stolpern wieder zurück zur Reiling, weil wir beide wissen, was jetzt gleich kommen muss. Und da sehe ich sie auch schon. Die gezackte Rückenflosse hebt sich aus dem Wasser und taucht genauso schnell auch wieder ab. Das Seeungeheuer muss riesig sein. Ich kann einen schemenhaften Schatten unter der Wasseroberfäche ausmachen, der sich in schlangenförmigen Bewegungen auf uns zu bewegt. Der Sturm wird immer heftiger und John-Noah ruft uns zu, wieder unter Deck zu gehen, als Henry plötzlich neben mir aufschreit und von Bord gerissen wird.

Bạn đang đọc truyện trên: Truyen2U.Pro