XXVII.

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,,Der Mond ist uns viel näher als wir glauben. Besonders seine dunkle Seite."

~ Ernst Ferstl, Unter der Oberfläche

Blutgeschmack erfüllte ihren Mund und ein leises Klingeln ihre Ohren. Der Wald lief über von der roten Flüssigkeit, sie tropfte von den Wurzeln, färbte den Schnee am Boden und versickerte unter den bunten Blätterhaufen. Federn, Fell, und Hautfetzen hafteten an ihr und befleckten die rote Erde in Weiß, Braun- und Schwarztönen. Der sonst so stille Himmelwald war überflutet von Schreien, Kratzen, Fauchen und dem Geräusch, wenn starke Zähne auf Knochen trafen. Und Fuchsauge atmete alle diese Wahrnehmungen mit dem nächsten Kampf ein, als wären sie ein Teil von ihr.

Eine schneeweiße Kätzin war auf sie losgegangen und hatte sich auf ihrem Rücken festgekrallt – sie und der goldbraune Kater hatten keine Sterne im Pelz. Schneepfote und Löwenpfote mussten die Seite gewechselt haben, um Schneepfotes Mentorin Rotauge beizustehen. Und um sich an Fuchsauge für ihren Tod zu rächen.

Die dunkelrot und weiß getigerte Kriegerin rollte sich über den Schnee, um die Schülerin abzuschütteln und fühlte erleichtert, wie die Last von ihren Schultern verschwand. Doch nun wurde sie abwechselnd von Schneepfote und Rotauge attackiert, die sie, ein eingespieltes Team wie sie waren, in Bedrängnis brachten.

Die Krallen und Pfotenschläge trafen sie von zwei Seiten und jedes Mal, wenn sie sich gegen eine der Katzen wehrte, griff die andere an. Scharfe Krallen rissen ihre Flanke auf und sie spürte ein leichtes Kribbeln im Kopf. Mit beiden gleichzeitig würde sie nie fertig werden. Ihre Pfoten wurden immer schwerer und hingen an ihr wie Gewichte, die sie zu Boden zogen. Lauf weg, dachte sie und bemerkte die dunkle Katze, die über sie hinwegfegte, erst, als sie sich auf Rotauge stürzte.

Die Pelze der beiden Kätzinnen vermischten sich in ihrem wilden Gerangel, aber Fuchsauge erkannte diese dunkle Schattierung von Braun, denn sie hatte ihr einmal das Leben gerettet. Amselschweif hilft mir! Kämpft sie wirklich gegen ihre alte Freundin?

Von neuem Mut gefasst, schob sie ihre Zweifel beiseite und widmete sich ganz Schneepfote. Ohne den Rückhalt ihrer Mentorin wirkte die kleine, weiße Kätzin viel unerfahrener und ungeschickter. Fuchsauge hatte schon einmal mit ihr gekämpft. Aber da war sie nicht so erschöpft gewesen.

Die flinke Schülerin sauste unter ihr hinweg und grub ihre Zähne mit einem entschlossenen Aufschrei in Fuchsauges Hinterlauf. Angetrieben von dem brennenden Schmerz in ihrem Bein, fuhr die rot-weiße Kriegerin herum und ritzte tiefe Furchen in das Gesicht der kleinen Kätzin, die sich so stark verbissen hatte, dass sie ihren Griff nicht rechtzeitig lösen konnte. Erschrocken ließ sie ihr Hinterbein schließlich los und stolperte benommen vor Schmerz rückwärts.

Das gab Fuchsauge Zeit, sich nach Amselschweif und Rotauge umzusehen. Die NachtClan-Kätzinnen umkreisten sich mit steil aufgestelltem Fell und flach angelegten Ohren.

»Lass mich vorbei!«, fauchte Rotauge und fuhr ihre Krallen drohend aus.

Amselschweif schüttelte ängstlich, aber bestimmt den Kopf. »Fuchsauge hat Fuchspelz nicht umgebracht. Und an deinem Tod trifft sie genauso wenig die Schuld wie dich selbst. Warum hast du sie an diesem Tag aus dem Lager gebracht?«

Ein Hauch von Unsicherheit huschte über die rubinroten Augen der Kriegerin. »Das geht dich nichts an.«

Amselschweif spannte die Muskeln an. »Was ist mit dir passiert, Rotauge? Ich dachte, wir wären Freunde.«

»Ja«, sagte die weiße Kätzin, »das dachte ich auch.« Und sie zerfetzte ihrer Clangefährtin das Ohr, sodass eine dünne Blutspur an ihrer Pfote herunterlief.

Schneepfote schien das als Zeichen zu nehmen, erneut anzugreifen, denn sie rammte Fuchsauge die Schulter in die Seite. Die beiden Kätzinnen landeten qualvoll hart auf dem Boden. Fuchsauge nutzte die kurzzeitige Verwirrung der Schülerin und stieß ihr die Zähne ins Genick.

Die flauschige, weiße Kätzin setzte sich zappelnd zur Wehr und erwischte Fuchsauges empfindlichen Bauch, was die Kriegerin nur noch fester zubeißen ließ. Sie hörte ein Knacken. Und Schneepfotes Schläge hörten unvermittelt auf.

Geschockt ließ sie die Schülerin fallen, in den Schlamm und in das Blut. Ihr weißes Fell wurde durch matschbraune und dunkelrote Schlieren stumpf verunstaltet und verdreckt.

Sie hatte die NachtClan-Kätzin getötet. Und das mit voller Absicht.

Ein kalter Schauder lief ihr den Rücken hinunter, aber gleichzeitig geriet ihr Verstand in solche Erleichterung, dass ihr schlecht wurde. Warum fiel es ihr so schwer, Sympathie für die weiße Schülerin aufzubringen? Fuchsauge hatte Schneepfote gehasst und es fühlte sich nach nichts als Befreiung an, sie dort liegen zu sehen. Fühlten die HimmelClan-Katzen das gleiche, leere Empfinden, ohne Reue und Trauer, dafür nur Gelassenheit und Gleichgültigkeit? Es musste so sein, denn sie hatte noch keinen Himmelkrieger gesehen, der Schuldgefühle zeigte, wenn er jemanden umbrachte.

Wieder klar denkend, sah sie sich nach Mondschimmer um, aber die hell gefleckte Kätzin war fort. Sollte sie sie suchen? Fuchsauge entschied sich dagegen. Sie wollte so schnell wie möglich hier weg, um nicht mitansehen zu müssen, wie Rotauge den beschmutzten Leichnam ihrer Schülerin auffand. Und Mondschimmer würde alleine klarkommen.

Ihre Pfoten trugen sie zum Fluss, wo SturmClan und RegenClan kämpften. Hinter der Baumbrücke sah sie Dämmersee und Weißvogel zusammen fechten. Die HimmelClan-Ältesten schienen gut klarzukommen, zumal sie kein Sternenkrieger verletzen konnte.

Doch Blattpelz schien in Gefahr zu sein. Der sandfarbene Heiler des SturmClans wurde von vier SternenClan-Katzen bedroht, die ihn eng umkreisten und ihn gefährlich anknurrten, wenn er versuchte, aus dem Gefängnis auszubrechen. Fuchsauge fragte sich, was der alte Kater überhaupt so nah an der Schlacht suchte und warum die Krieger einen wehrlosen Heiler zu viert angriffen. Sie eilte in seine Richtung.

»Der kleine Blattpfote«, höhnte eine rote Kätzin. »Vor ein paar Monden hat er sich noch hinter uns vor den HimmelClan-Katzen versteckt, jetzt kämpft er auf deren Seite. Diese Art von Doppelmoral kann nur bei einem schwachsinnigen Alten vorkommen.« Die Sticheleien der Katzen gingen weiter und Blattpelz wurde immer mehr eingeengt.

»Kein Wunder, dass du Heiler geworden bist. Windklang hat bei deiner Ausbildung kläglich versagt.« Eine schmale, grau getigerte Kätzin, wahrscheinlich seine frühere Mentorin, zuckte stark zusammen, schritt aber nicht für sich oder ihren Schüler ein.

Es wurde Zeit für Fuchsauge, etwas zu tun. Sie riss die hellrote Kätzin mit sich auf die schneebedeckte Erde und drang zu Blattpelz vor, mit dem sie nun Rücken an Rücken stand. »Kannst du kämpfen?«, fragte sie atemlos.

»Ich bin alt und nur ein Heiler, aber ich möchte meinen, dass etwas von meinem Kriegertraining hängengeblieben ist.«

»Gut.« Fuchsauge passierte den Krallenhieb eines großen, weißen Katers und fügte ihm eine Kerbe im Ohr zu. Hinter ihr hörte sie Blattpelz fauchen und roch den kupfernen Gestank von Blut. Das wäre jetzt der perfekte Zeitpunkt für eine von diesen unerwarteten Rettungsaktionen, dachte Fuchsauge. Vier gegen zwei? Ziemlich unfair.

Sie duckte sich unter einer weiteren Pfote hinweg und stellte sich auf ihre Hinterbeine. Mit ihrem Schweif als Stütze balancierte sie auf zwei Tatzen und ließ mehrere Krallenschläge auf ihre Gegner prasseln wie Regenschauer.

»Fuchsauge!« Ein erleichtertes Stöhnen entwich ihr bei dem Klang von Drosselfells rettender Stimme. Als sie ihren Kopf drehte, sah sie den hellgrau gestreiften Kater mit Adlerschweif, Finkenherz und Meisenpfote am Himmel auf sie zufliegen. Die Katzen landeten mit schützend ausgebreiteten Flügeln im Kreis der SturmClan-Katzen.

»Ah, Wolkensplitter«, sagte Adlerschweif. »Immer musst du Ärger anzetteln.«

Der grau gesprenkelte Kater fauchte. »Dann lass uns das klären wie in alten Zeiten.«

Die beiden Kater gingen aufeinander los und rangen mit den Vorderpfoten. Finkenherz griff den weißen Kater an und Drosselfell und Meisenpfote die rote Kätzin, die bei ihrem Anblick überrascht fluchte.

Bald sah Fuchsauge sich Windklang gegenüber, die ihre anfängliche Scheu abgelegt und ihr Fell angriffslustig gesträubt hatte. Die HimmelClan-Katzen trieben die SturmClan-Krieger immer weiter zurück und als Fuchsauge sich nach Blattpelz umschaute, hatte er sich bereits aus dem Staub gemacht und versorgte die Wunden seiner Clanmitglieder in der Nähe der Baumbrücke.

Plötzlich schienen sich ihre Gegner zu verdoppeln. Weitere SternenClan-Katzen drängten Drosselfell und Meisenpfote von ihrer Gruppe fort und Fuchsauge musste auf einmal gegen zwei Feinde kämpfen. Besorgt blickte sie über ihre Schulter zurück. Die HimmelClan-Kater konnten nicht verletzt werden, aber eine Gruppe von fünf Katzen konnte sie gut in Schach halten.

Sie sah einen hellbraunen Kater, der seine Krallen über Drosselfells Brust zog, aber sie glitten wie durch Wasser. Schreie und Kampfgeräusche erfüllten die Luft und klingelten in Fuchsauges Ohren wie Vogelgezwitscher, das aus ihrem Kopf zu dringen schien. Und da war noch etwas, ein Flüstern nur im kalten Schneewind: das sanfte Schlagen von gefiederten Schwingen, von Luft, die über Federn und Fell glitt. HimmelClan-Krieger!

Die Gruppe wurde angeführt von Eichelhäherstern, der sich als Erster ins Gefecht mit einem stämmigen, braun-weißen Kater stürzte. Krähenfluch, Falkenmut und Rotkehlchenwunsch folgten seinem Beispiel und landeten mit flatternden Schwingen und ausgefahrenen Krallen.

Drosselfell und Falkenflug stellten sich nebeneinander auf und kämpften in einem Wechselspiel aus Angriff und Verteidigung gegen drei Sternenkrieger. Fuchsauge, die langsam müde wurde, war froh über Rotkehlchenwunschs Unterstützung. Zusammen wehrten sie die Gegner ab und schlugen sie in die Flucht, bis auf den braun-weißen Kater, der sich immer noch einen erbitterten Kampf mit Eichelhäherstern lieferte.

Die HimmelClan-Katzen sahen ihnen erstaunt und angespannt zu. Es kam nicht oft vor, dass ihr Anführer offen Feindseligkeit zeigte oder mit jemandem kämpfte und dann auch noch mit solcher Wildheit, die selten bei einem ihrer Krieger gesehen wurde.

»Und wieder einmal wird bewiesen, dass der HimmelClan keine Ehre hat.« Der braun-weiße Kater ließ seine Krallen spielen und fixierte Eichelhäherstern mit einem berechnenden Blick. »Die Strafe hat euch damals zurecht ereilt. Ihr seid ohne Respekt und Ehrlichkeit, eure Kriegerahnen aus dem Hinterhalt angreifen zu wollen. Aber ich war immer ein edler Krieger.«

»Dann haben wir ja Glück, dass wir nicht im FarnClan sind, Habichtstern«, miaute Eichelhäherstern. »Die Worte des HimmelClans sind Ehrgeiz und Einsamkeit, nicht Ehre und Ehrlichkeit

Habichtsterns Augen blitzten kalt mit Sternenlicht. »Nein, wir sind im SternenClan. Und ich werde euch zeigen, was wir hier mit Verrätern machen.« Der stämmige Anführer sprang auf Eichelhäherstern zu und fuhr mit ausgefahrenen Krallen über sein Gesicht und seine Schnauze. Er stieß ein ohrenbetäubendes Kriegsgeheul aus, aber der Anführer des Himmels gab keinen Ton von sich, still wie der Schnee, der um sie herum zur Erde fiel. Er wehrte sich kaum gegen den Angriff seines Feindes, schlug nur halbherzig nach dessen Pfoten.

Dann, mit einer schnellen Geste, riss Habichtstern ihm die Kehle auf. Eichelhäherstern blieb reglos am Boden liegen und stand nicht mehr auf. Die HimmelClan-Katzen winselten geschockt und ungläubig.

Nein! Das kann nicht sein, er ist unsterblich. Er kann nicht sterben. Untot. Fuchsauges Gehirn wollte die Szene nicht verarbeiten, die sich gerade vor ihr abgespielt hatte. Statt auf Eichelhähersterns toten Körper konzentrierte sie sich auf Habichtstern, der triumphierend zu den HimmelClan-Katzen blickte.

»Unbesiegbar, eh? Loyalität und Gerechtigkeit kann sogar die Untoten besiegen. Seht ihr?« Er wandte Eichelhäherstern verächtlich den Rücken zu. »Der SternenClan ist Gerechtigkeit. Und wir werden sie jetzt ausüben.« Er winkte mit dem Schweif und eine Gruppe von Sternenkriegern stellte sich zwischen die niedergeschlagenen HimmelClan-Katzen, kesselte sie ein und versperrte ihnen jeden Ausweg.

Wenn Habichstern das Signal zum Angriff gab, wären sie verloren. Fuchsauge sah sich panisch um, aber sie entdeckte keine Möglichkeit, diesen Kampf noch zu gewinnen. Aber das darf nicht sein, jammerte sie in Gedanken. Es ist einfach nicht logisch. Wieso hat Habichtstern ihn umbringen können?

»Es stimmt, dass du immer gerecht und ehrbar gehandelt hast«, ertönte eine Stimme hinter dem braun-weißen Anführer. »Vielleicht ist das auch der Grund, weshalb du so leicht auf Lügen hereinfällst.«

Habichtstern wandte sich erschrocken um – und Eichelhäherstern vergrub seine Zähne in seinem Hals.

Der SturmClan-Kater war zu bestürzt, um sich zu wehren. In seinen Augen standen Ungläubigkeit und Entsetzen geschrieben, als er schlaff zur Seite kippte. Dann erloschen sie und sein Sternenkörper verblasste, wurde eins mit der Umgebung.

Unter Eichelhähersterns Pfoten war plötzlich Leere und er stand auf dem Platz, wo eben noch eine tote Katze gelegen hatte. »Wir waren zusammen Anführer«, sagte er zu niemand anderem als Fuchsauge. »Ich sollte Trauer empfinden, stattdessen ist da nichts. Vielleicht ist unsere Seele an dem Ort, wo Habichtstern jetzt ist.« Er sah sie ausdruckslos an.

»Dann«, antwortete Fuchsauge, »sollten wir sie von dort zurückholen.«

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