XXVIII.

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,,Die Sterne können den Glanz des Mondes nicht vermehren."

~ Aus China

Fuchsauge fuhr mit ihren Krallen über Espenblütes Schulter. Sie war an Dämmersees Stelle gegen die goldene Kätzin angetreten, da die HimmelClan-Älteste zu müde war, um zu kämpfen. Das hatte sie jedenfalls behauptet.

Aber Fuchsauge vermutete, dass die beiden sich kannten und sie einfach nicht gegen eine alte Freundin handeln wollte.

Die goldene SturmClan-Kätzin wehrte sich erstaunlich schlecht und ihr fiel es leicht, ihr ein paar unerhebliche Kratzer zuzufügen, die jedoch stark schmerzen mussten. Trotzdem erwies sich Espenblüte als zäher Gegner, auch wenn sie jedes Mal zusammenzuckte, wenn Fuchsauge sie traf.

»Verschwinde, Espenblüte«, knurrte die rot-weiße Kätzin. »Wir wissen beide, dass du diesen Kampf verlieren wirst.«

Die Kriegerin mit den smaragdgrünen Augen zischte, als Fuchsauge einen weiteren Hieb auf ihr Gesicht schnellen ließ. »Niemals. Ich bleibe dem SternenClan treu.«

Fuchsauge seufzte. Sie musste sich etwas einfallen lassen, wenn sie die Kätzin nicht umbringen wollte, denn so schnell würde Espenblüte sich nicht geschlagen geben. Unauffällig sah sie sich in der Umgebung um. Sie befand sich schon etwas weiter weg von der Baumbrücke und dem Wald, aber in der Nähe stand eine krumme Weide mit schrägem Stamm, direkt am Abgrund der Schlucht.

Fuchsauge trieb Espenblüte immer weiter in Richtung des Baums, ohne dass die SturmClan-Kriegerin etwas davon merkte. Erst als sie den Schatten des verzerrten Stammes in ihrem Rücken spürte, drehte sie sich misstrauisch um, aber da war Fuchsauge schon blitzschnell auf die alte Weide gesprungen.

Rasch balancierte sie auf dem Baum höher, bis ihr Espenblüte zögernd folgte. Fuchsauge schätzte die Entfernung ab und sprang leise über ihre Gegnerin. Am Boden hätte sie sie nie so weit an die Schlucht locken können, aber die Weide bot eine gute Fluchtmöglichkeit. Mit der Kraft des Sprunges und der Höhe auf ihrer Seite, verpasste sie Espenblüte einen mächtigen Schlag mit den Hinterpfoten und landete zufrieden im Schnee, während die SternenClan-Kätzin das Gleichgewicht verlor und kreischend in die Tiefe stürzte, in der der Fluss rauschend seinen Weg suchte.

Womöglich würde sie im SternenClan-Territorium wieder aufwachen, denn sie konnte nicht von natürlichen Ursachen getötet werden. Aber bis dahin hatte Fuchsauge Zeit, sich an andere Orte zu begeben und ein erneutes Aufeinandertreffen zu vermeiden.

Grob wurde sie sich bewusst, dass Schmetterlingsstern ihrem Clan irgendwelche Befehle zurief. Selbst die HimmelClan-Krieger, die sich an der Schlucht befanden, folgten ihrem Ruf und kamen in Scharen angeflogen. Fuchsauge entschied, dass es für ihre Gesundheit besser wäre, sich mit zurückzuziehen und hörte zu, was die RegenClan-Anführerin zu sagen hatte.

Bisher hatte ihr der Kampf noch nicht viele zukünftige Narben eingebracht, bis auf ein paar Kratzer an den Flanken. Während sie sich bei den Katzen hier umsah, wurde ihr bewusst, dass sie damit enormes Glück gehabt hatte. Überall fanden sich zerfetzte Ohren, ausgerissene Augen und Krallen, fehlende Schweifenden und Schnurrhaare und riesige, klaffende Fleischwunden, die notdürftig mit Spinnenweben verbunden waren. Manchen Katzen waren Zähne abgebrochen und bei einem Kater konnte man sogar das Gebiss sehen, so viel Fell, Haut und Fleisch hatte er einbüßen müssen. Erschaudernd wand sich Fuchsauge von den verletzten Katzen ab und blickte die Anführerin an.

Die schildpattfarbene Kätzin sprach von einem gemeinsamen Angriff, da sie nicht einzeln gegen den SternenClan standhalten konnten, auch nicht, wenn sie in kleinen Gruppen am Fluss verteilt waren. Sie rief ihre Krieger zum geschlossenen Kampf auf und gemeinsam zogen sie los, gegen die Katzen mit leuchtendem Sternenfell.

Als sie über das Schlachtfeld liefen, nahm Fuchsauge das ganze Ausmaß des bisherigen Kriegsverlaufs in sich auf. Wo sie hinsah, lagen tote Körper am Boden; ein dunkelbrauner SturmClan-Kater, den sie von den Versammlungen kannte, eine kleine, schwarze Kätzin. Zwischen den Myriaden von toten Clankatzen standen SternenClan-Krieger, vielleicht an den Stellen, wo eben einer ihrer Kameraden gefallen war.

»Ich will nicht mehr kämpfen«, wimmerte ein junger RegenClan-Schüler. »Warum muss ich?«

Sein Mentor versuchte ihn zu beruhigen, aber auch er war von Schnitten überzogen und musste sich anstrengen, um zu laufen. »Halte durch. Es dauert nicht mehr lange.«

Fuchsauge realisierte, dass ihr Kampf mehr einem Massaker glich – und dass es nicht nur hier am Fluss so sein musste. Obwohl sie auch Opfer leiden mussten, gewannen die Sternenkrieger und ließen nichts zurück außer Blut und Asche. Ihre Freunde, Familie waren vielleicht in Gefahr, irgendwo im Himmelwald. Und sie kämpfte hier Seite an Seite mit SturmClan- und RegenClan-Katzen in einem Gebiet, in dem sie nicht einmal nützlich sein konnte.

Einen Herzschlag später fasste ihr Herz einen Entschluss. Das Blut und die kämpfenden Katzen rauschten an ihr vorbei, als sie über den Kampfplatz jagte. Ein SternenClan-Krieger stellte sich ihr in den Weg, aber sie schubste den ahnungslosen Kater zur Seite und rannte weiter.

Für die RegenClan-Katzen musste es so aussehen, als würde sie fliehen, eine feige Deserteurin, aber sie wusste endlich, was sie zu tun hatte. In einem Sturm aus Gedanken und Pfotensprüngen flog sie durch den Himmelwald, stob gefallene Blätter auf und knickte verdorrte Farnwedel um, bis sie das Geschrei ferner Kämpfe wahrnahm.

Nur noch wenige Baumlängen trennten sie von ihren Freunden und vom HimmelClan, gleich würde sie dort sein und ihnen helfen können.

Ein dunkler Schatten verdüsterte die Sonne. Fuchsauge stemmte ihre Beine in die Erde und hielt rutschend an. Ihr kupferfarbenes Auge und ihr scharfes Gehör suchten gleichermaßen nach der Ursache der Finsternis, aber sie konnten nichts entdecken. Alles war still und nichts regte sich.

Krallen gruben ruckartig in ihre Flanke, zogen eine Blutspur mit sich und einen brennenden Schmerz, als die alten Wunden wieder aufgerissen wurden.

Sie drehte sich angriffsbereit um, aber ihr Gegner war fort, verschwunden in der Dunkelheit. Hilfloser Zorn verengte ihre Augen. Aus dem Unterholz erklang ein Rascheln, hinter ihr, neben ihr, über ihr.

Die rot-weiße Kätzin wand sich im Kreis, bewegte ihre Ohren in alle Richtungen. Kein Geräusch. Sie sah nichts als die Schatten, die von den Bäumen auf sie geworden wurden, so gewaltig wie Berge.

Fuchsauge fauchte und legte ihre ganze Wut in ihre Stimme. »Zeigt euch, Feiglinge!« Irgendwie ahnte sie, dass es mehrere Katzen waren, die in der Düsternis auf einen falschen Schritt von ihr warteten, lauernd, beobachtend und gefährlich.

Ein erneuter Angriff von hinten. Diesmal war sie vorbereitet, bekam den Gegner mit den Pfoten zu packen, wurde aber plötzlich von jeder Seite zerstochen und zerkratzt. Jaulend verteidigte sie sich gegen die vielen Krallen, die sie peinigten, doch sie konnte nicht gegen alle ankommen.

Ihr rechtes Ohr wurde zerrissen. Von ihrem Bauchfell tropfte das dunkle Blut und versickerte zwischen den Blättern im Waldboden. Bevor sie aufgeben konnte, waren die Feinde wieder weg. Keuchend beobachtete sie die zitternden Blätter, dort wo sie verschwunden waren.

Einen dritten Vorstoß der unbekannten Katzen würde sie nicht ohne Weiteres überstehen. Sie spielten mit ihr. Sie war ihre Beute. Aber das ließ sich die Kätzin mit der Furchtlosigkeit eines wilden Fuchses nicht gefallen.

Fuchsauge warf einen letzten wachsamen Blick auf die Schatten im Wald und tat das einzige Vernünftige, das eine Katze in dieser Situation tun konnte – sie rannte. In eine beliebige Richtung, egal, nur weg von ihren übermächtigen Gegnern. Von übernatürlichen Kräften oder machtvollen SternenClan-Katzen verstand sie nichts; aber rennen – das hatte sie schon ihr ganzes Leben lang getan.

Sie war vor dem FarnClan geflohen, vor dem NachtClan, vor ihren Träumen und vor ihr selbst, also würde sie wohl das kleine Stück schaffen, dass sie von ihren Clangefährten trennte.

Die langbeinige Kätzin blickte nicht zurück. Sie fokussierte sich auf den hartgefrorenen Boden unter ihren Pfoten und ihre ungleichmäßige Atmung, als sie vor den SternenClan-Katzen weglief. Hinter ihr hörte sie wütendes Gekreische, aber sie richtete die Ohren nach vorne. Neben ihr raschelten Schritte, in ihrem Takt, aber schneller als sie selbst. Das Geräusch lenkte sie trotz aller Vorsicht ab.

Sie spähte zur Seite und wurde von mächtigen, rotbraunen Pfoten gerammt. Durch die Wucht des Schlages umgeworfen, rollten sie und ihr Angreifer über den Waldboden. Fuchsauge versuchte, die Oberhand zu gewinnen, aber der rotbraune Kater war stärker und geschickter als sie. Er drückte sie in den Schnee und raunte ihr etwas ins Ohr, dass sie zusammenzucken ließ.

»Versuche nie, einem SturmClan-Krieger zu entkommen.« Dann stieß er einen lauten Warnruf aus. Fuchsauge nutzte seine Unterhaltung und wand sich unter ihm hervor, bis sie ihm in die blitzenden, grün gesprenkelten Augen sehen konnte und erkannte, wen sie vor sich hatte.

»Sturmläufer?«

Die dunkelrote Tigerkätzin duckte sich, als sie eine Stimme ganz in der Nähe wahrnahm, die ihre Vermutung bestätigte.

»Hier sind wir!«

Sie wusste, dass es zwecklos sein würde, wieder zu flüchten, also blieb sie wortlos stehen und schoss giftige Blicke auf den Gründer des SturmClans und die gestaltlosen Stimmen im Wald. Nur die älteste aller SturmClan-Katzen konnte so schnell und kraftvoll sein und solche Autorität verströmen. Das bedeutete... Fuchsauges sämtliche Nackenhaare stellten sich auf. Das bedeutete, dass sie mitten in eine Falle getappt war, speziell für sie entworfen. Sie hatte keine Chance, lebend zu entkommen.

Pfoten trommelten durch das Farndickicht und einen angstvollen Herzschlag später war sie umzingelt. Ein riesiger Kater blickte auf sie herab, schwärzer als die Nacht und weitaus gefährlicher.

»Nacht«, hauchte sie und die Erkenntnis fiel ihr wie Schuppen von den Augen. Der Gründer des NachtClans. Die Katze, vor der Mondschimmer sie gewarnt hatte.

»Ich finde dich!«, rief Mondschimmer ihr nach. »Hüte dich vor der Nacht!«

Die Stimme des Katers war tiefer als die Schatten der Mondhöhle und bedrohlicher als eine Reihe gebleckter Zähne, als er sprach. »Fuchsauge.« Ein kalter Eishauch lief über ihr Fell und ließ sie bis zur Schwanzspitze erstarren. »So sieht man sich wieder.«

Sie versuchte zurückzuweichen, aber Sturmläufer war in ihrem Rücken und die anderen Gründer versperrten ihr den Ausweg. »Du irrst dich«, sagte sie zitternd. »Wir sind uns noch nie begegnet.«

Ein dunkles Knurren grollte in Nachts Kehle. »Doch, das sind wir. Erinnerst du dich nicht? Elf Mal habe ich versucht, dich zu töten, elf Mal bist du entkommen. Aber wie?« Er riss ihr mit seinen Klauen die Wange auf. »Wie?«, brüllte er. »Der Heilerbau, der Traum, der Sturm, Mondschimmer, Rotauge – das alles war ich. Du hättest dabei sterben müssen. Wie konntest du überleben?«

Fuchsauge ging nicht auf seine Forderung ein und sah ihm trotz ihrer Furcht in die silbernen Augen. »Du hast Mondschimmer getötet, nicht wahr? Im Stillen Wald. Du warst das. Nur, damit der HimmelClan nicht mehr ins Leben zurückkehren kann. Warum tut ihr so etwas?« Die Frage galt allen Gründern, aber ihr Blick blieb auf Nacht gerichtet.

Der schattenschwarze Kater fuhr sich mit der Zunge über die dornenscharfen, gelben Zähne. »Du liegst falsch, Verräterin.« Seine Augen waren kalt und tückisch wie die See, als er sie mit abschätzendem, zornigem Blick betrachtete. »Ich habe Mondschimmer nicht umgebracht, sondern dein kleiner Freund. Drosselfell.«

Es fühlte sich an, als würde er Fuchsauge den Boden unter den Pfoten wegziehen, den sie sich so sorgfältig aufgebaut hatte und der nun krachend zerbrach. »Du lügst!«, schrie sie. »Mörder!« Aber warum sollte er die Wahrheit vor ihr verbergen? Er hatte nichts zu verlieren. Nein. Er will dich nur verletzen. Hör nicht auf ihn. Warum hatte er nie etwas zu verlieren? Warum gewann er jedes Mal, wo immer er seine Pfoten auch hinsetzte; gegen den HimmelClan, gegen sie. Einmal musste er verlieren, einmal nur.

Kreischend und von aller Vorsicht befreit, stürzte sie sich auf ihren Erzfeind und bohrte ihre Krallen tief in sein Fleisch. Die anderen Gründer griffen nicht ein, vielleicht spürten sie, dass es nicht ihr Kampf war. Der Kreis um sie herum wurde größer, sie wichen dem Wirbel aus Krallen und Zähnen aus, der glänzend über den Schnee stürmte.

Nun stand es allein Fuchsauge gegen Nacht, ein loderndes Feuer gegen die Dunkelheit selbst. Es würde von ihr erstickt werden, dachte Fuchsauge betroffen. Der Kampf begann nun richtig und es war ein ungerechter Kampf, einer, den sie nicht gewinnen konnte. Einer, der sie zerschmettern würde.

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