Dienstag - 21.5 - Erste Schritte

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Don't forget  -  it's fiction!

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Bang Si-Hyuks Blick wandert nun weiter zu mir. Ich erwidere seinen Blick.
Irgendwas stimmt hier nicht. ... Ah ...
„Bitte, stehen sie doch auf. Ich möchte nicht so auf sie runterschauen."
Stumm nickt er, erhebt sich vom Boden und geht zurück zu seinem Sessel. Wir wissen beide nicht so recht, wie wir beginnen sollen. Aber jeder Anfang ist besser, als eine peinliche Stille entstehen zu lassen. Also lächele ich ihn an und beginne damit, dass ich mich vorstelle. Kwon übersetzt, und er weiß, worauf es ankommt. Dann rede ich weiter.
„Ich möchte ihnen sagen, dass ich nicht gekommen bin, um gegen sie zu kämpfen. Das ist mir ganz wichtig. Ich bin gekommen, um Jimin zu helfen und die anderen zu unterstützen. Aber das ist nicht gegen sie gerichtet. Es wäre mir unendlich viel lieber, wenn wir an einem Strang ziehen würden, damit bald wieder Normalität eintritt und alle sich wohlfühlen."

Er nickt. Entspannt sich etwas. Seine Haltung zeigt mir, WIE fanastisch Kwon als Übersetzer ist.
„Ich habe auch ihnen Unrecht getan, denn ich habe sie verantwortlich gemacht für die 'Rebellion'. Ich war sehr wütend auf sie und wollte ihren Einfluss so schnell wie möglich los werden. Heute habe ich gesehen, wie wichtig und wie gut sie für die Jungs sind. Danke, dass sie nicht irgendwann aufgegeben haben. Sie hätten sich ja nach deren Abreise, die ich auch noch so verkorkst habe, einfach rausziehen können aus der Sache."

Ich zucke etwas zusammen.
„Nur, dass es keine 'Sache' ist sondern um Menschen geht. Uns Familie eingerechnet waren wir elf Menschen, die eine unvorstellbar intensive und zeitweilig sehr beängstigende Zeit miteinander erlebt und durchgestanden haben. So eine 'Sache' schaltet man nicht aus wie eine Lampe. Diese sieben jungen Männer könnten meine Söhne sein vom Alter her. Und in meinem Herzen sind sie das auch. Sie sind wie meine Kinder, und die lässt man nicht im Stich."
Vorsichtig, nicht in eine Sackgasse aus Vorwürfen steuern! Das geht nach hinten los.

„Diese Schelte habe ich wohl verdient."
Doch PD senkt demütig den Kopf.
„Und im Moment bin ich völlig ratlos, wo ich anknüpfen soll, wie es weiter gehen kann. Mir ist sehr wohl bewusst, dass fürs erste nur Jimin mir vergeben hat. Und dass Yoongi mich immer noch am liebsten mit Blicken und Worten erdolchen würde. Und dass Tae eben kurz davor war, mich zu schlagen."
Der steht noch immer am Fenster, mit Jimin im Arm, und zuckt bei diesen Worten zusammen.
„Ich glaube, ich hätte mich nicht gewehrt."
Mit diesen Worten schaut PD zum Fenster rüber und Tae direkt in die Augen. Stille.

„Es ist vorbei."
Taehyung seufzt nach einem Moment des Schweigens.
„Ich will einfach nur, dass es Jimin gut geht. Er hat das alles nicht verdient!"
PD nickt.
„Ich weiß. - Danke, Taehyung."
Jimin sind derweil die Augen zugefallen. Mal wieder ein Minutenschläfchen? Gemeinsam schaffen Tae und Guk ihre kostbare Last mitsamt dem Infusionsständer zurück zum Sofa. Dort nimmt Tae den schlafenden Jimin einfach wieder zu sich, bettet den Kopf in seinen Schoß.

Dann schaut PD zurück zu mir.
„Darf ich fragen, wer der junge Koreaner neben ihnen ist?"
Hm. Vielleicht nicht verfrüht, nach drei Stunden dann auch mal Kwon vorzustellen ...
„Kwon, stellst du dich einfach selbst allen vor?"
Und so erklärt der in aller Ruhe, wer er ist und was seine Rolle in diesem „Theater" ist. Derweil geht die Zimmertür vom Büro auf, und der energische Namjoon schiebt einen widerstrebenden Yoongi vor sich her, zurück in die Gruppe. Der setzt sich auf die vorderste Kante eines Stuhls und stützt mit einem leisen „Pf!" und einem genervten Blick demonstrativ trotzig den Kopf mit der Hand ab.

„Wie haben sie sich eigentlich in Deutschland miteinander verständigt? Wenn man so lange Zeit aufeinander hockt, redet man doch über mehr als nur über das Wetter."
Ooohja – da hast du Recht!
Ich schaue mich um und sehe die Jungs an.
„Erzählt einfach. Los! Ihr braucht mich nicht dafür, seine Fragen zu beantworten. Er will es jetzt tatsächlich wissen, er wird euch zuhören. Erzählt einfach!"
Und dann verfolgen Kwon und ich ganz entspannt, wie die Jungs PD an den Tagen in Deutschland teilhaben lassen. Sie haben das alles ja schon mal erzählt. Aber da waren PD's Ohren verstopft, war er nicht zugänglich für die menschliche Ebene dieser Geschichte. Er will es nun wirklich wissen, hört zu, lacht mit ihnen über manche Situationen, staunt, fragt nach. Ab und zu streue auch ich eine Anekdote ein.

„Was habe ich da vorhin eigentlich gegessen?"
PD zeigt auf den Teller mit den Kuchenresten. Sofort reden sie wild durcheinander und schwärmen ihm vom deutschen Essen vor. Guk holt den Rest vom Brot von nebenan. Das hatten wir neben Jimins Bett stehen lassen. PD muss probieren und nickt anerkennend.
„Das vorhin war Käsekuchen."
Jin klärt ihn dann auf. "Da ist aber gar kein Käse drin. Wenn ich in Korea Quark finde, kann ich den auch backen."
Und dann mischt sich eine knurrige, tiefe Stimme ein.
"Und ich wandere übrigens aus!"
Das kommt so unvermittelt, dass alle Yoongi irritiert ansehen. Jetzt muss er doch grinsen. Das Eis ist gebrochen.
„Naja, es gibt drei wichtige Gründe, warum ich in Zukunft in Deutschland leben MUSS. Brot. Käsekuchen. ..."
Hihi.

„Ach, Yoongi?" Ich unterbreche ihn schnell.
„Hol dir doch bitte mal einen großen Löffel."
Jetzt ist er es, der irritiert kuckt. Er starrt mich fragend an, versucht, in meinem Gesicht zu lesen. Dann schaltet er, rast los, kommt mit einem Löffel wieder und ruft nur mit leuchtenden Augen:"WO?"
Ich greife noch einmal, ganz tief, in meinen Rucksack und hole die letzte Dose raus. Da schalten auch die anderen.
„Woah, wolltest du das jetzt alles alleine essen?"
Jin meckert sofort los.
„Hol gefälligst für uns alle Löffel, du Egoist!"
PD und Son fühlen sich wohl grade wie auf dem Tennisplatz, so fliegen die Worte zwischen uns hin und her. Kwon kann kaum noch übersetzen, weil es so durcheinander geht. Und weil er so fasziniert ist von dem Zauber, der von unserem vertrauten Umgang miteinander ausgeht. Schmollend, weil ich die Tupperdose nicht rausrücke, geht Yoongi noch mal in die Küche und holt einige Schälchen und Löffel.
„So ist es brav."
Ich provoziere ihn ein bisschen und zwinkere ihm zu.
„Pf!"
Yoongi ignoriert mich gekonnt und starrt gierig auf die Tupperdose.

Ich erlöse ihn, öffne die Dose und rücke sie raus.
„Immer im Kreis, Jungs. Und nicht schlingen. Sonst muss ich die Reiskörner einzeln abzählen, damit es gerecht zugeht."
Hobi schnappt sich die Löffel und Schälchen und verteilt sie. Dann geht der Pott mit Milchreis in der Runde rum, und alle nehmen sich. Schließlich ist nicht mehr viel drin. Yoongi starrt sehnsüchtig auf den Rest.
„Mist. Das müssen wir wohl für Jimin übrig lassen."
Frustriert murmelt er in seinen nicht vorhandenen Bart und reicht mir die Tupperdose zurück. Ich mache den Deckel drauf.

Und dann kann ich mir eine Bemerkung in Richtung PD nicht verkneifen.
„Meine Tochter lässt übrigens ausrichten: Yoongi braucht ein neues BT21. Er ist jetzt nicht mehr ein 'wütender Keks' sondern ein 'rasendes Milchreismonster'."
Kwon starrt mich entgeistert an.
„Wie soll ich DAS denn bitteschön übersetzen??? Und was ist überhaupt BT21???"
„Frag die Jungs."
Ich schenke ihm mein allerbreitestes Grinsen. Er fragt nach und übersetzt dann kopfschüttelnd meine Worte. Yoongi macht zwar schon wieder empört „Pf!". Aber der Rest bricht in schallendes Gelächter aus.
„Ätsch, das hast du nun von deiner Gier."
Jin muss seiner Empörung noch einmal Ausdruck verleihen.
„Und von Deinem ge-Pf-e."
Taehyung dagegen kann schon wieder lästern.

PD grinst.
„Ich habe den Verdacht, ich muss euren Vertrag um mindestens 20 Jahre verlängern, bis ich alle Insider verstehen werde, die ihr mitgebracht habt."
Es wird still.
„Wollen sie das denn?"
Fragend sehe ich ihn an. Er nickt sofort.
„Und wie ich das will. Wenn diese Kerle mir jemals vergeben und mir noch eine Chance geben, dann will ich nichts mehr, als gemeinsam mit ihnen mindestens nochmal so viele Hürden überwinden, Riffe umsegeln und Gipfel erklimmen, wie wir es bis jetzt schon getan haben. Und zwar mit genau diesen Sieben."
Sein Blick fällt auf den schlafenden Jimin. Die Wärme und Sehnsucht in seiner Stimme sickert leise in den Raum und in die Köpfe und Herzen der Jungs.

Namjoon schaut ihn an.
„Ich würde mal sagen: die Chancen stehen gar nicht sooo schlecht. Ich für meinen Teil fühle jetzt keine unüberwindliche Abneigung. Ich fühle mich eher wie – verkatert. Vertrauen muss neu wachsen. Aber dem steht doch jetzt nicht mehr viel im Wege. Und den da kriegen wir auch noch wieder auf Linie."
Bei den letzten Worten nimmt er den widerstrebenden Yoongi in den Schwitzkasten und strubbelt ihm durch die Haare.
Gegenwehr zwecklos ...

„Darf ich Ihnen etwas sagen?"
Fragend sehe ich PD an. Der nickt.
„Natürlich."
Ich suche noch nach der richtigen Formulierung.
„Bevor die Jungs bei uns zur Tür reingestolpert sind, wusste ich über Sie nicht viel. Ich kannte nur ein paar Youtube-Videos. Prägend für mein Bild von Ihnen war zum Beispiel der Brief, den sie den Jungs bei Bon Voyage 1 in Finnland haben geben lassen. Entscheidend war für mich immer, dass die Jungs von Anfang an ihre eigene Musik machen, ihre eigenen Themen wählen durften, auch kritische Dinge ansprechen durften. Auch mal Fehler machen durften und dennoch von Ihnen Rückendeckung bekamen. Statt den vorgekauten Müll wiedergeben zu müssen wie die meisten in der K-Pop-Industrie. Das macht neugierig auf die Jungs, auf ihre Motive und Träume und Sehnsüchte. Es macht aber auch neugierig auf den Mann, der das zulässt."
„Dankeschön!"
Er verbeugt sich.
„Und deshalb hat es mich völlig verwirrt, was in den letzten Wochen passiert ist. Das passte nicht zueinander. Ich frage Sie jetzt nicht. Ich habe den Verdacht, dass sie im Moment selbst nicht wissen, was Sie da geritten hat."
Ohne Umschweife bestätigt er das. Und man sieht, dass es ihm furchtbar unangenehm ist.

„Aber was ich heute erlebt habe, passt wieder ins Bild. Ich weiß wenig über Ihre Kultur. Ich weiß zum Beispiel nicht, was das für die gesellschaftliche Stellung bedeutet, wenn man einen Fehler macht und den dann offen zugibt und sich dafür entschuldigt. Also – nicht geschäftlich, sondern ganz persönlich. Aber ich weiß, dass die meisten Menschen in meiner Kultur sich lieber die Zunge abbeißen, als sich selbst und vor anderen einen Fehler einzugestehen. Die allermeisten halten das für eine Schwäche und entschuldigen sich nur, wenn man sie mehr oder weniger dazu zwingt. Das ist in meinen Augen Blödsinn. Wer eine Schwäche zugeben, sich für einen Fehler ehrlich entschuldigen kann, ist der eigentlich Starke. Denn er macht sich angreifbar und ist bereit, das auszuhalten. Sie sind heute sogar noch weiter gegangen. Jenseits aller Hierarchien und Machtverhältnisse haben sie sich gedemütigt, um einen Neuanfang zu ermöglichen. Sie sind vor Jimin auf die Knie gefallen und haben um Verzeihung gebeten. Sie haben nichts wegdiskutiert, nichts auf andere geschoben, nichts relativiert, nichts beschönigt. Ja, sie haben so richtig Mist gebaut. Aber sie haben auch die Tür für einen Neuanfang geöffnet. Und das beeindruckt mich zutiefst. Es macht mir ganz viel Hoffnung für alle hier. Sogar für unseren Rebell."

Ich schaue zu Yoongi. Ich sehe immer noch Trotz und ganz viel Verletztsein in seinen Augen.
„Lass dir Zeit, Yoongi. Vergebung gibt es nicht auf Knopfdruck und auch nicht im Gruppenpack. Ihr werdet einen Modus finden, wie ihr gut miteinander arbeiten könnt. Und den Rest bringt die Zeit mit sich."
Fingerherzchen in beide Richtungen.
„Zumindest für mich war dein wütender Ausbruch am Flughafen sehr wohltuend. Es hat mir in dieser Schocksituation gezeigt, wie wichtig ich dir bin. Das hat gut getan."

Irritiert schaut PD mich an.
„Woher wissen sie ... Haben die Jungs hinterher..."
Ich schüttele den Kopf.
„Natürlich haben sie auch berichtet. Aber vor allem: ich war dabei. Ich habe gesehen, wie Yoongi echt ungemütlich geworden ist. Ich bin nämlich einfach die nächste Rolltreppe wieder hochgerannt. Und dann hat Nora von der Pommesbude dafür gesorgt, dass meine Briefe an die Jungs doch noch mit auf die Reise gingen."

PD kommt aus dem Staunen nicht mehr raus.
„Welche Briefe?"
Nun müssen die Jungs von dem Morgen und von den Briefen berichten.
„Aber ... welche Frau?"
Ich muss lächeln.
„Es wundert mich nicht, dass sie die nicht wahrgenommen haben. Vielleicht haben auch die anderen Jungs sie nicht wahrgenommen. Sie hat ihren Job gemacht und einfach einen Kaffee an den Tresen gebracht. Sie gehörte ins Bild. Und darum wurde sie – in der angespannten Situation – sofort wieder aus dem Bewusstsein gefiltert."

Mein Blick geht zu Namjoon.
„Aber für ihn und mich war sie in dem Moment die ganze Welt. Sie war nicht der Kaffee. Sie war das Bündel Briefe, von dem nur Namjoon wusste, dass es existiert. Und das ich ihm in der Hektik nicht mehr hatte zustecken können. Sie war die Möglichkeit, noch einmal zu sagen: ich bin da! Sie war die Möglichkeit, dass wir uns noch einmal in die Augen sehen konnten. Sie war die Chance, Namjoon Mut und Kraft und Selbstvertrauen zu senden."
Unsere Blicke treffen sich und rasten ein wie zwei Puzzlestücke. Lange ist es still. Wir müssen beide lächeln bei der Erinnerung. Es stimmt so. Die anderen warten ab. Es ist kein unangenehmes Schweigen. Es ist die Ruhe nach dem Sturm, das aufeinander Einschwingen, das Barrieren fallen lassen, das zaghafte Wachsen neuen Vertrauens.

„Ich weiß nicht, ob das in meiner Position überhaupt jemals möglich ist oder war."
PD spricht dann leise weiter.
„Aber ich kenne Namjoon nun seit fast acht Jahren. Die anderen seit mindestens sechs Jahren. Und ich habe nie auch nur einen Bruchteil dieser Nähe und Intensität mit den Jungs gehabt wie Sie – aus dem Nichts - nach zehn Tagen Zwangsurlaub."
Etwas gequält lache ich auf.
„Ich könnte jetzt sagen: ich bin halt nicht der Chef. Aber das ist mir zu einfach. Denn Sie waren ja trotzdem auch menschlich immer ungeheuer wichtig für jeden von ihnen. ... Das klingt vielleicht ein bisschen makaber, und es hat vielen Menschen viel Angst und Leid gebracht. Aber: um in so kurzer Zeit so reich beschenkt zu werden, wie wir mit der Anwesenheit und Freundschaft dieser sieben Persönlichkeiten, muss vielleicht wirklich ein Jahrhundertnebel aufkommen und ein Atomkraftwerk aus dem Ruder laufen. Es war eine absolute Ausnahmesituation. Wir hatten gar keine andere Wahl, als so vertraut miteinander zu werden. Und es hat auch viel zu oft viel zu sehr weh getan ... Aber am Ende war es genau richtig und gut so."
Mein Blick fällt wieder auf meine Uhr. Wir sind jetzt vier Stunden hier. Und haben mal eben die Welt aus den Angeln gehoben ...

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2.1.2019    -    2.4.2019    -    17.11.2019
2.4.2020

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