Dienstag - 21.7 - ab nach Hause

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Don't forget  -  it's fiction!

Ich hab bis vor 5 Minuten noch geschmirgelt und poliert, geölt und ...

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Im Laufe des Nachmittags kriegt Jimin nochmal eine Infusion angehängt. Er hat sich inzwischen völlig an die Verkabelung gewöhnt. Er kann zwar noch keine Bäume ausreißen. Aber er ist wach, entspannt, zufrieden und fröhlich. Er geht immer wieder ein paar Schritte mit einem von den anderen, dann kuschelt er wieder mit mir, um sich Sicherheit zu holen. Und das ist unendlich viel mehr, als ich für heute zu träumen gewagt hatte. Ganz offensichtlich hängt alles davon ab, dass er nicht zuviel Druck ausgesetzt ist. Und das lässt sich zum Glück ja nun miteinander regeln. Ich kann ihm meine Hochachtung aussprechen für die kraftvollen und geistesgegenwärtigen Momente der vier Konzerte und mit ihm herzlich lachen über das Mikro-Rauf-Runter-Spielchen. Irgendwann flüstert er mir ganz leise was ins Ohr.
"Ich muss jetzt keine Angst mehr haben, oder?"
Und ich bin unendlich froh, dass ich ihm ehrlich in die Augen schauen und einfach nicken kann.

Endlich finde ich nun auch Zeit, mich Hoseok ein bisschen zu widmen. Ich weiß, dass er die ganze Zeit geduldig drauf wartet, und wende mich ihm zu. Ich lasse ihn einfach reden und meine Nähe genießen. Er kann sich nochmal alle Ängste der letzten zehn Tage von der Seele reden – der Eiffelturm, PD's Zornausbrüche, Jimins emotionaler Einbruch nach dem Stolperer in Paris, der Hitzschlag in der spanischen Mittagshitze. Aber er schwärmt auch von Versailles. Von der Schönheit der Länder am Mittelmeer und dem Temperament der Südeuropäer. Von dem wundervollen Abend in dem kleinen Restaurant in Madrid. Und von den unglaublich tapferen Momenten, wo Jimin mit letzter Kraft und viel Humor die Konzerte in Madrid gerockt hat.

Es ergibt sich, dass Namjoon und ich gemeinsam die Küche aufräumen, so dass Zeit bleibt, dass er Dampf ablässt über die Situation der letzten Tage und seine grenzenlose Erleichterung, dass nun alle Gefahr gebannt ist. Es tut ihm tatsächlich gut, Yoongi als Mitstreiter zu haben, auch wenn der selbst auf sich aufpassen muss. Und dass Jin so aufmerksam ist und einspringt, wenn es nötig ist. Aber die Notwendigkeit, eventuell entscheiden zu müssen, dass Jimin ins Krankenhaus muss, hat ihn schier wahnsinnig gemacht. Die nächsten Wochen werden noch hart, denn er fürchtet sich nach wie vor vor dem Balanceakt zwischen PD und den neuen Wünschen der Gruppe, zwischen Jimins Anspruch an sich selbst und seiner momentanen Verfassung. Doch der Tag heute hat ihm Mut gemacht. Ich spüre – da ist noch mehr, frage aber nicht. Wenn ich es erfahren soll, wird er es mir sagen.

Irgendwann lande ich mit Yoongi auf dem Balkon. Ich sehe ihn lange an und wage es schließlich zu fragen. "Yoongi, hast du das ernst gemeint? Oder hast du das nur gemacht, um Jimin zu beruhigen?" Er weiß sofort, was ich meine. „Weiß ich selbst nicht so genau. Sagen wir so: ich weiß, dass ich niemand lange böse sein kann. Ich habe seine echte Demut und ehrliche Reue gegenüber Jimin gesehen und ihm abgekauft. Und es war für Jimin ganz spontan nötig, ihm die Angst zu nehmen. Also habe ich einfach mir selbst vorgegriffen, wissend, dass das Gefühl schon noch nachkommen wird." Er ist ja nicht so der Umarmer, also greife ich einfach nach seiner Hand und drücke sie feste.

„Die letzten Tage waren furchtbar. Ich hätte auch nicht mehr lange durchgehalten. Ich musste vorhin einfach rausrennen aus der Situation. War aber gut, dass Namjoon mich zurückgeschleift hat. Sonst hätte ich was verpasst."
Entspanntes Schweigen.
„Und schon vorher gabs ja den Brüller des Tages."
Wir sehen uns an – und brechen in schallendes Gelächter aus.
"Das war echt nicht fair, dass ihr Jimin, Kwon und mich so auf dem Präsentierteller allein gelassen habt!"
Yoongi wischt sich eine Lachträne aus dem Augenwinkel.
„Dieser ARZT! Das war echt reif für Hollywood. Sooo cool. Und Jimin unter seiner Decke – der Ärmste. Normalerweise wäre er vor Lachen durch den ganzen Raum gekugelt, und jetzt musste er sich so zusammenreißen."
Stille. Und leise spricht er dann weiter.
„Ich kann gar nicht sagen, WIE froh ich bin, dass du heute gekommen bist."

Tae zeigt mir sein fertiges Picasso-Gesicht. Es ist wundervoll geworden. Kurz suchen wir uns nochmal die Bilder vom Anfang auf seinem Handy.              

Da war dieser gespaltene Stein.

Als Tae bei uns abfuhr, war das Gesicht schon gut zu erkennen.

Da fällt mir ein, dass ich ja auf Verdacht die untere Hälfte und das Steinöl mitgebracht habe.  Jetzt sieht der nasse Stein so aus. Man sieht durch die drunter liegende andere Hälfte sehr gut, wo Tae was vom Stein weggenommen hat, um das Gesicht zu formen.

Wir ölen also sein Werk und freuen uns an der Maserung des Steins und der samtweichen Oberfläche. Man sieht nun noch mehr Risse, vor allem im Bereich des rechten Auges, die Tae auch nicht wegpolieren konnte. Aber das gehört zum Charakter des Spaltsteines nun mal dazu. Jedenfalls ist es ein echter Picasso! 

„Geht es dir gut, Tae?"
Er atmet tief durch.
„Jetzt wieder, ja. Als ich heute Nacht vor Jimins Tür lag und einfach nichts tun konnte, da war ich so am Ende wie noch nie in meinem Leben zuvor. Dieses Weinen und Wimmern und Würgen hat mein Innerstes nach außen gekehrt. Ohne Yoongi und seine beruhigende Hand wäre ich wahnsinnig geworden. Im Gegensatz zu allen anderen hat er nicht einmal versucht, mich von der Tür wegzulocken. Er ist einfach ab und zu vorbeigekommen und hat einen Moment lang still meine Hand gehalten. Irgendwann hat er mir meine Bettdecke und Kissen gebracht. Als ich dann endlich rein durfte heute Vormittag, hätte ich am liebsten geschrieen vor Entsetzen, in was für einem jämmerlichen Zustand Jimin war. Und hättest du später nicht schnell meine Hände gegriffen, ich glaube, ich wäre PD tatsächlich an die Gurgel gegangen. Aber letzten Endes ist wichtig, dass es Jimin wieder besser geht. Das ist alles, was für mich zählt. Seine großzügige Geste gegenüber PD hat mich schier vom Sofa gerissen. Genau das ist der Grund, warum BTS ohne Jimin nicht zu denken ist. Und warum ich immer alles tun werde, um diese feine Seele zu beschützen."

Auch für Jeongguk und Jin finde ich noch einzeln Zeit. Wir reden über Jeongguks Momente, wo er beginnt zu 'merken'. Der erste Tag in Paris, all das Furchtbare auf dem Eiffelturm. Wo er einfach wusste: 'Jetzt kommt es auf mich an! Ich bin hier der einzige, dem die Höhe überhaupt nichts ausmacht, ich kann und muss jetzt meine ganze Aufmerksamkeit und Ruhe den anderen zuwenden.' Er hatte keine Angst, aber er hat die Angst der anderen gespürt und für sie handeln können.
„Und du hast kapiert, dass das genau so ein Moment war, wie ich ihn meinte. Das kann dir niemand mehr wegnehmen! Ich war so unglaublich froh über dich!"

Jin erzählt mir von seinen Fragen und den allmählich eintrudelnden Antworten, die er bekommen hat. Sie sind zum großen Teil sehr ausführlich, liebevoll und aufbauend. Es ist wie ein Mosaik für ihn. Und sein Bild von sich selbst wird immer deutlicher und immer bunter. Vieles davon deckt sich ja auch mit seiner Selbstwahrnehmung, das genießt er. Wo es sich nicht deckt, regt es ihn zum Nachdenken an. Und: er weiß genau, dass nicht automatisch die Wahrnehmung der anderen die einzig richtige ist. Er gewinnt die innere Freiheit, sich selbst anzusehen und zu sich selbst zu stehen. Er strahlt eine innere Ruhe und Zufriedenheit aus, während er von den ersten Antworten erzählt. Das freut mich unheimlich für ihn. Und beruhigt ein bisschen mein Gewissen. Denn ich hatte immer noch das Gefühl, dieser Zusammenbruch wäre eigentlich nicht nötig gewesen, hätte ich mich – irgendwie? - anders verhalten an dem Tag.

Und dann wird es Zeit für den Abschied. Ich möchte eigentlich noch nicht weg. Aber die Zeiger meiner Uhr sehen das anders. Um mir Luft zu verschaffen, hat Jin schon mal alle gespülten Tupperdosen und meine gelbe Decke wieder in meinem Rucksack verstaut. Jeder einzelne bekommt nochmal kurz eine herzliche Umärmelung. Da steht auf einmal PD wieder in der Tür. Wir reichen uns die Hand und schauen uns an. Ich sehe, dass er viel geweint hat.
„Werde ich das schaffen? Die Jungs heile durch die nächste Zeit zu führen? Gut genug auf Jimin zu achten, damit er gesund werden kann? Kann ich das? Ich war noch nie in meinem Leben so unsicher."
Ich muss lächeln. Auch er muss erstmal wieder lernen zu 'merken'.
„Ich glaube, sie müssen gar nicht so viel tun. Genau hinhören, Wünsche wahrnehmen, geschäftsmännisch für alle menschlichen und organisatorischen Bedürfnisse passende Lösungen finden. Das können sie gut! Was das Seelenleben, die Gesundheit, den Gruppenzusammenhalt angeht – sie müssen nicht führen. Sie dürfen begleiten. Das ist ein riesiger Unterschied und vor allem: eine Entlastung für sie. Sie werden jetzt viel Energie darein stecken müssen, die ganze Tour umzuplanen, daran führt kein Weg vorbei. Sie werden über ihren Schatten springen und sich auf jede Menge Wünsche zur Veränderung einlassen müssen. Aber letzten Endes sind die Jungs alle wunderbar geerdet und werden nichts Unmögliches verlangen. Nur Mut! Nach diesem Tag mache ich mir überhaupt keine Sorgen mehr."
Er scheint beruhigt.
„Danke!"

Als allerletztes, bevor Kwon und ich zum wartenden Taxi sprinten und uns ins Feierabendverkehr-Getümmel stürzen, nehme ich einfach noch mal Jimin fest in die Arme. Er ist schon wieder 'gelber Geist'.
„Dankedankedanke, dass du gekommen bist." Jimin murmelt in meine Schulter.
„Für dich wäre ich sogar nach Korea oder in die Antarktis geflogen, das weißt du, oder?"
Schüchtern grinst er, bevor er seufzt, sich überwindet und mich endlich los lässt. Taehyung hält ihn, während er mir zum Abschied winkt.

Ich ziehe meine Jacke an, setze meinen Rucksack auf, lächele nochmal in die Runde und trete auf den Flur. In dem Moment, in dem Kwon die Tür der Suite schließt, renne ich los. Den Flur entlang. Am Fahrstuhl vorbei. Die Treppen runter. Und ich bin ein Bewegungsmuffel, liebe Aufzüge, hasse Treppen! Aber im Moment muss ich rennen. Einfach rennen, um nicht zu schreien, unter der Last der Verantwortung und der Schwere dieses Tages zusammenzubrechen. Ich renne alle fünf Stockwerke in einem Rutsch runter, ignoriere die Rufe des verwirrten Kwon hinter mir, winde mich zwischen den Menschen in der Eingangshalle durch, renne bis auf die Straße, wo ich abrupt stoppe und erstmal wieder zu Atem zu kommen versuche. Ich beiße die Zähne zusammen. Als Kwon mich schließlich eingeholt hat, steigen wir in das bestellte Taxi. Weiter Zähne zusammen beißen, Augen zukneifen. Erst als wir um drei Ecken sind und ich sicher sein kann, dass ich nicht mehr aus irgendeinem Fenster vom Hotel aus zu sehen bin, sacke ich heulend in Kwons Arme.

Der arme Teufel ist völlig überfordert, lässt mich also einfach in Ruhe und wartet ab. Derweil heule ich mir die Seele und die Anspannung der letzten Wochen und die Ängste um die Jungs aus dem Leib. Ich heule, als würde ich dafür bezahlt. Da brummt sein Handy. Kwon fischt es aus seiner Jackentasche, schaut drauf – und fängt gequält an zu lachen. Ich richte mich auf und schaue ihn fragend an. Er hat nun auch Tränen in den Augen.
„Namjoon. 'Weint sie schon, oder kämpft sie noch?'"
Scheiße, kennt der mich gut!
„Untersteh dich, ihm die Wahrheit zu schreiben. Mir geht es gut!"
Kwon schüttelt den Kopf.
„Und wovon träumst du nachts? Der ist doch nicht doof! Wenn ich den jetzt anlüge, macht er sich nur noch mehr Sorgen. Ich kann ihm höchstens schreiben, dass du dich grade wieder einkriegst. Alles andere ist Quatsch!"
Klare Ansage. Und er hat Recht.
„O.K., damit kann ich leben. Mach."
Kwon tippt eine Antwort an Namjoon und macht sein Handy aus. Danach schweigen wir bis zum Flughafen. Wann habe ich mich das letzte Mal so leer gefühlt? So ungefähr hundertmal zieht dieser Tag an mir vorüber, ich kann mein Kopfkino nicht anhalten, jeder Dialog, jeder Handgriff wiederholt sich immer und immer wieder. Ich suche zwischen den Zeilen nach dem Glauben, dass nun alles gut wird. Nur ganz langsam kann sich diese Gewissheit durch den Nebel der Erschöpfung kämpfen. Aber das Bild, das sich uns bot, als Jin heute Morgen in Jimins Zimmer die Vorhänge aufgerissen hat, das werde ich wohl nie wieder aus meinem Kopf bekommen.

Immer noch schweigend krabbeln wir am Flughafen aus dem Taxi und suchen uns unseren Weg zum Gate. Der Mitarbeiter von Big Hit erwartet uns, übergibt uns die Papiere und verabschiedet sich höflich. Wohltuende Flughafenroutine lenkt mich ab. Sicherheitscheck, Passkontrolle, endlose Flure und Laufbänder, triste Hallen, überteuerte Shops, lärmende Durchsagen. Bis wir schließlich im Wartebereich sitzen.

„Danke, Kwon. Danke für alles, für so unendlich viel heute. Ich hatte eine Nebenspur im Hirn, die registriert hat, was du grade leistest. Aber du warst tatsächlich sooo gut, dass ich mich ganz auf dich verlassen und das einfach ausschalten konnte. Ich konnte wirklich reden, was mir aus dem Herzen kam. Ich habe keine Vorstellung, wie dieser Tag gelaufen wäre ohne dich! Schon, dass ich jetzt hier nicht alleine bin sondern mit dir reden kann ..."
Erleichtert über meinen normalen Tonfall schaut er mich an.
„Ich habe noch nie sowas erlebt. Einfach alles. Jede einzelne dieser Persönlichkeiten. Der schreckliche Anblick in Jimins Zimmer. Dieser geniale Arzt!"
Endlich können wir befreit loslachen.

„Der Moment zwischen Jimin und PD. Yoongi. Und du! Wie ... wie kann man so sein???  Machst du das immer so – mit 105% durch die Situation gehen und hinterher gepflegt zusammenklappen?"
Ich zucke mit den Schultern.
„Ich kenns nicht anders. War schon mein ganzes Leben lang so. Wenn ich einen Gottesdienst halten muss, merke ich vorher gar nichts. Und hinterher tun mir wie bekloppt die Knie weh von der Anspannung."
Kwon holt tief Luft.
„Ich bin noch nie so gefordert worden. Das Übersetzen war eigentlich kein Problem. Ich habe auch nie gezögert, wie ich Zwischentöne rüber bringen soll oder so. Und ihr habt mich ja auch total gut darauf vorbereitet, in was für einer Situation wir sein werden, worauf es ankommt. Aber gleichzeitig Gefühle transportieren und selbst nichts fühlen sollen! Am liebsten hätte ich doch auch dauernd geheult und gelacht und geschimpft und ... Uuuu!"
Kurz drücke ich seine Hand.
„Ich weiß. Du warst großartig. Einfach ein Geschenk des Himmels!"

Kurz bevor wir aufgerufen werden, um in den Flieger zu krabbeln, macht mein BTS-Phone 'BANGTAN SONYEONDAN' – der Gruppen-Chat.
„Woah, die Jungs sind sooo verrückt! Und es geht ihnen offensichtlich wieder gut. Kuck dir doch mal dieses süße Bild an, Kwon!"
Der kringelt sich, als er in mein Gesicht sieht. Ich muss grade ziemlich bescheuert aussehen, total 'verliebt' in diese sieben unglaublich tollen Blödmänner.
„Und Jimin mittendrin, und der schläft! Hach, dieser Tag hat sich echt gelohnt, wenns denen jetzt endlich wieder so gut geht!"
„Na, und dir auch!"
Kwon lästert, zückt sein Handy und macht ein Bild, wie ich mein BTS-Phone anhimmele. Aber er rechnet nicht mit meiner Reaktion. Bevor er Piep sagen kann, habe ich ihm sein Handy gemopst.
Das kriegt er erst in Frankfurt wieder. So!
Glücklicherweise ist er viel zu brav, um auf die Idee zu kommen, dass ich vielleicht noch kitzliger sein könnte, als Tae und Jimin zusammen ...

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4.1.2019    -    2.4.2019    -    29.10.2019
3.4.2020

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