Mittwoch - 22.2 - Zurück zur Normalität

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Don't forget  -  it's fiction!

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Nach dem arbeitsintensiven Vormittag freuen sie sich nun auf das gemeinsame Mittagessen mit PD. Mittendrin seufzt Tae plötzlich.
„Von einem Höhepunkt zum nächsten zu rasen, das brauche ich ja gar nicht. Aber es fühlt sich schon ein bisschen komisch an, in Europa zu sein und ein Kunstmuseum nach dem anderen links liegen zu lassen, weil die Zeit nicht reicht, der Stress zu groß ist oder das Chaos uns schüttelt. Ich hätte nie im Traum damit gerechnet, dass ich mal vor dem Louvre stehe und nicht rein kann. Hier in Rom gibt es auch so wahnsinnig viel, was ich gerne sehen würde."

PD schaut grade nochmal auf den Plan und macht dann einen Vorschlag.
"Es gibt hier in Rom eine wunderschöne, lang gezogene Treppe mitten in der Stadt, die spanische Treppe. Dort war für heute Nachmittag ein Fotoshooting angesetzt. Die Treppe wird extra für uns abgesperrt. Ich hätte das jetzt nach unserer Entscheidung heute Morgen abgesagt. Aber wenn ihr Lust habt, fahren wir doch da hin. Oberhalb der Treppe ist eine Kirche, die sich bestimmt auch anzusehen lohnt. Morgen müssen wir den ganzen Tag in die Halle und den neuen Ablauf proben, damit alles sitzt. Aber heute Nachmittag könnten wir ein wenig Sight Seeing machen. Und du, Jimin, entscheidest frei, ob du mit möchtest."

Der schaut hoch und grinst breit.
"Klar will ich mit! Ich kann doch jetzt wieder alleine laufen und Bäume ausreißen! Ich weiß nur nicht, ob mich dann nicht Dr. Serrano zur Strafe zu Tode redet."
Irgendwie hat der Arzt immer die selbe Wirkung auf die Jungs. Schon wieder müssen sie sich heftig das Lachen verkneifen.
„Bist du dir sicher, dass das nicht zu früh ist? Du musst einfach abwägen zwischen deinem wackeligen Zustand und deiner Lust, endlich wieder rauszukommen."
Jimin zuckt mit den Schultern.
„Dann hat Rom eindeutig gewonnen."

Also packen sie Jimin ins Bett, damit er nochmal richtig schläft. Das Foto-Team wird benachrichtigt, die Frauen vom Styling-Team suchen die vorgesehene Kleidung raus, der Bus wird klar gemacht, die Technik eingeladen. Aber erst, nachdem Jimin von alleine aufgewacht ist und sich sicher ist, dass er den Ausflug wagen will, starten sie im gemeinsamen Bus in die Stadt, zur spanischen Treppe. Wie erwartet, ist diese weiträumig abgesperrt, und Carabinieri warten bereits auf sie. Kaum schaut Namjoon aus dem Fenster auf die Stufen, wird er ganz aufgeregt. Er war ein paar Jahre zuvor alleine in Europa – und hier in Rom auch an dieser Treppe. Sofort erinnert er sich.

Der Bus wird im Schatten geparkt, dort können die Jungs sich auch umziehen und werden geschminkt. Die Treppe selbst liegt still in der Nachmittagssonne. Der warme Stein leuchtet fast. Taehyung, Jeongguk und Yoongi fangen gleich an, Fotos zu schießen. Sie haben auch einige Ideen, wie sie sich auf der Treppe fotografieren lassen wollen. Als alle draußen beisammen sind, flitzen sie hin und her, setzen, stellen und legen sich mal nebeneinander, mal hintereinander auf die Stufen und probieren einfach ganz viel aus. Sie rennen rauf und wieder runter. Sie laufen Schlangenlinien, balancieren auf den Mäuerchen. Die Symmetrie dieser Treppe reizt einfach zu grafischen Anordnungen.

Ihre modernen, ganz schlicht schwarzen Klamotten kontrastieren interessant zu der Wärme der alten Steine und der alten Kirche im Hintergrund. Bei allem gibt Jimin das Tempo vor. Er hat ja auch wieder Spaß daran zu arbeiten. Wenn er sich eine Pause gönnt, machen die anderen die Single-Shots und Untergrüppchen. Nach zwei Stunden sind hunderte von Bildern im Kasten. Nach einer erneuten kleinen Verschnaufpause macht Jimin dann noch einen mutigen Vorschlag.
"So! Jetzt möchte ich tatsächlich in diese Kirche da oben. Und an Tina denken und singen!"
Sofort sind alle anderen Feuer und Flamme. Sie müssen an den Frankfurter Dom denken und an den wunderbaren Klang in der alten Akkustik.

Doch als Jimin schwungvoll aufsteht, wird ihm schwarz vor Augen, und er plumpst zurück in seinen Sitz. Wütend haut er mit der Faust auf die nächste Lehne, während die anderen sich fast drängeln, ihn zu stützen.
„Ich hab keinen Bock mehr drauf! Kann das nicht endlich aufhören?!"
Tae muss etwas grinsen, auch wenn das gar nicht gut aussieht.
"Na, solange du noch die Kraft hast, unseren Gruppenbus zu demolieren, kanns so schlimm nicht sein. Komm, uns fällt schon was ein."

Namjoon denkt einen Moment nach.
„Leute, so weit ich mich erinnere, habe ich hier damals gesessen und ein Eis geleckt. Die dazu gehörende Eisdiele kann also nicht sooo weit weg sein, sonst wär das schon aufgegessen gewesen. Mein Vorschlag ist also, dass sich Jimin hier im Bus richtig ausruht und dann nach oben zur Kirche gefahren wird. Derweil bummeln wir zur Eisdiele, nehmen unser Eis auf die Hand und kaufen auch eins für Jimin. Von dort suchen wir uns den Weg hoch zur Kirche zu Fuß. Bis Jimin sein Eis gegessen hat, ist er ausgeruht genug, um die paar Schritte in die Kirche rein zu gehen. Anschließend verkrümeln wir uns ins Hotel und geben für heute Ruhe. Morgen wird auch für uns andere ein harter Tag. Kannst du damit leben, Rebell?"
Jimin nickt.
„Und ich bleib bei ihm im Bus."
Energisch verkündet Tae sein Vorhaben. Aber Jimin knurrt ihn an.
"Wage es nicht! DU hast heute Mittag gesagt, dass du gerne mehr von der Stadt sehen willst. Also wirst du jetzt schön mit den anderen zur Eisdiele gehen und gefälligst deinen Spaß haben!"
Allmählich kommt er richtig in Fahrt. Zu lange hat er nun in den Seilen gehangen. Jetzt sind endlich nach einer so langen Durststrecke wieder alle Türen offen, und er kann nicht durchgehen, weil sein Körper ihn im Stich lässt!

„O.K. - Raus hier, Äffchen! Namjoon, schalt mal deinen inneren Navi ein, du musst führen."
Yoongi kommandiert die anderen so schnell wie möglich nach draußen, schnappt sich Taes Hand und zerrt ihn kurzerhand  nach draußen. Guk hängt bei Jimin routiniert und schnell noch einen Beutel mit „Kunstdünger" an. So trollen sich die sechs Jungs, begleitet von einer Kamera, und suchen sich zur Eisdiele durch. Kaum sind sie um die Ecke, sackt Jimin auf die Rückbank. PD hat mit sowas gerechnet, deckt ihn zu. Dann fragt er leise undbehutsam nach.
"Aber ich darf doch bei dir bleiben? Ganz alleine lassen möchte ich dich nicht. Auch wenn du jetzt sicher einfach schlafen willst."
Traurig schaut Jimin ihn an.
„Ja. Danke!"
Und – ganz, ganz leise: „Ich will doch auf die Bühne übermorgen."
Da weiß PD endlich wieder ganz genau, wie sehr er diesen kleinen Kämpfer doch mag.
„Ich weiß, du Sturkopf. Und wenn DU das nie wieder in Gefahr bringst, dann bringe ich DICH auf jede Bühne dieser Welt, auf die du willst. Aber jetzt schläfst du dich fit."

Dass der Bus sich durch einige schmale Gassen rauf zu der alten Kirche Santa Trinità dei Monti schlängelt, kriegt Jimin gar nicht mit, weil er tatsächlich ganz schnell eingeschlafen ist. Als er nach einer Stunde aufwacht, sind die anderen Jungs grade erst im Anmarsch, denn erst mussten sie etwas nach der Eisdiele suchen. Und dann nach einem Weg rauf zur Kirche. Mit großem Genuss und wieder deutlich besserer Laune schlürft Jimin das inzwischen fast geschmolzene Eis. Anschließend krabbeln sie wieder alle raus aus dem Bus und gehen auf den Eingang der Kirche zu. Still betreten sie den hohen, dunklen Raum. Die Seitenkapellen sind reichhaltig ausgemalt. Und das zauberhafte Licht fällt von oben durch die Fenster oberhalb der Säulenreihen herein. Langsam schlendern sie an den Altären und Kapellen vorbei, versuchen sich im Entschlüsseln der Symbolik der Bilder und sehen immer wieder nach oben zum Licht, das direkt vom Himmel zu kommen scheint. 

Da ein paar Menschen in der Kirche sind und Kerzen anzünden oder beten, setzen sie sich leise in die vordersten Reihen und warten ab. Kaum hat jedoch die letzte alte Dame die Kirche mit Türenklappern verlassen, stehen sie auf und versetzen den hinten sitzenden PD, der sie aus Neugierde begleitet hat, in Erstaunen. Denn einfach, indem sie die Töne singen, stimmen sie das Magnificat an, das sie im Frankfurter Dom gelernt haben. Allmählich fächern sie sich zum Kanon auf, und drei von ihnen gehen dann noch in den Sekundärkanon. Tinas Stimme denken sie sich dazu, ein bisschen fehlt sie ihnen. Da mischt sich auf einmal leise eine achte, sonore Männerstimme dazu und singt den Text des bekannten Taizéliedes. Sie sind geistesgegenwärtig genug, sich nicht aus dem Konzept bringen zu lassen. Aus einer Seitentür kommt ein älterer Mönch und stellt sich zu ihnen. Mit den getragenen Tönen und ihren wundervollen Stimmen füllen sie das Kirchenschiff, bis das Lied in ihnen verklungen ist und sie nach und nach verstummen. Die Stille ist mit Händen zu greifen. Sie sind in Deutschland nicht zu Christen geworden. Aber zu Menschen, die die Tragweite dieser Religion kennengelernt und Respekt davor verspürt haben. Und aus diesem Respekt und Dankbarkeit heraus haben sie gesungen.

Still verbeugen sie sich vor dem Mönch und wollen schon gehen, als der Mann sie erst auf italienisch, dann auf englisch anspricht.
„Darf ich sie segnen? Ein paar alte Gemeindemitglieder kommen her zum Beten. Die meisten aber sind Touristen, die nur durchlatschen, weil dieses Gotteshaus in ihrem Reiseführer steht. Dass Fremde hier verweilen und sich so wohl fühlen, dass sie anfangen zu singen, ist doch ziemlich selten heutzutage."
Nicht alle verstehen, was er meint. Namjoon übersetzt – und zögert.
„Wir sind keine Christen. Wir sind hergekommen aus großer Dankbarkeit gegenüber einer Christin und Respekt gegenüber ihrer Religion."
Der Mönch lächelt.
"So etwas habe ich mir gedacht, weil sie nicht den Text gesungen haben. Aber ich habe ihnen ja auch nicht gleich die Taufe angeboten. Ich möchte sie nur für einen Moment spüren lassen, dass sie bei dem Gott, an den ich und scheinbar ihre Freundin glauben, und in seinem Haus willkommen sind."

Namjoon übersetzt, und alle überlegen still für sich. Doch einer nach dem anderen schütteln sie den Kopf.
„Das Angebot fühlt sich richtig an. Wir danken ihnen sehr dafür. Aber der Segen an sich – das ist irgendwie noch zu früh. Da muss erst noch etwas wachsen."
Der Mönch nickt.
„Das ist gut so. Denn wenn da etwas ist, das wachsen muss, dann ist schon etwas da. Dann sind sie schon gesegnet."
Still verabschieden sie sich und gehen. Die Fahrt zurück zum Hotel verläuft schweigend. Die letzten Worte des Mönchs haben sie berührt.

Kaum sind sie in der Suite angekommen, winkt Jeongguk grinsend schon wieder mit einem Infusionsbeutel.
„Jiminiiii, happihappi!"
Allgemeines Grinsen. Jimin wehrt sich nicht, ist sowieso schon auf dem Weg zu seinem Bett, wo er ziemlich schnell einschläft. Erst Dr. Serrano weckt ihn wieder, damit er sehen kann, wie es ihm geht. Er hat die Leberwerte dabei und kann auch hier Entwarnung geben.

Trotzdem sieht er auch die Erschöpfung und fragt sofort alles aus Jimin raus. Seine Stimme klingt eine Spur schärfer als sonst.
„So. Und Sie wollen übermorgen wieder auf die Bühne, wenn Sie heute schon von so ein bisschen Treppensteigen aus der Bahn geworfen werden! Was muss ich tun, um Ihnen klar zu machen, dass Sie wirklich ziemlich haarscharf an einer gesundheitlichen Katastrophe vorbeigeschrappt sind?"
Jimin schaut kleinlaut auf seine Hände.
„Ich wollte einfach ... endlich wieder ... zusammen mit den anderen glücklich sein."
Dr. Serrano wird wieder sanft.
„Ich weiß das doch. Ich bin ja nicht blind. Und alles, was Sie stärkt, ist gut. Aber eben nicht zuviel davon. Versprechen Sie mir, dass Sie morgen wirklich Ruhe halten? Sonst dürfen Sie sich übermorgen eine Liveschaltung ins Krankenhaus legen lassen. Darauf können Sie sich verlassen!!!"
Sofort nickt Jimin heftig. Und auch alle anderen versprechen, Jimin absolut still zu halten.

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7.1.2019    -    4.4.2019    -    17.11.2019
4.4.2020

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