Sonntag - 19.2 - Das Echo

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Don't forget  -  it's fiction!

Nicht schlagen, heute wirds gemein. Der echte PD ist immer noch ganz bestimmt ein sehr netter Mensch. Und dem echten Jimin gehts immer noch ganz bestimmt richtig gut!

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Immer noch lässt sich PD nicht blicken. Allmählich sind alle zermürbt vom Warten. Erst, nachdem sie schon fast mit dem Mittagessen fertig sind, steht er plötzlich in der Tür.
„Jimin, kommst du bitte, ich möchte mit dir reden."
Undurchdringlich ist seine Miene, kalt und tonlos seine Stimme. Jimin schaut unbehaglich zu ihm hin, erhebt sich. Nach all der Ablenkung registriert er tatsächlich erst jetzt, was ihm für heute angekündigt wurde, und er erschauert bei der Vorstellung, da jetzt alleine mitgehen zu müssen. Schlagartig wird ihm speiübel, seine Hand fährt zu seinem Magen, die Luft bleibt ihm weg und er muss sich zusammenreißen, nicht sofort das Mittagessen wieder ans Tageslicht zu befördern. Flehentlich fliegt sein Blick zu Tae, zu Namjoon. Aber alle anderen stehen sofort auch auf, und automatisch entsteht ein Ring um ihn, während sie zur Tür gehen. Tae legt ihm die Hand auf den Rücken, atmet ein paarmal hörbar ein und aus und hilft so auch Jimin, wieder richtig zu atmen.

„Ich sagte Jimin. Nicht alle."
Klar und energisch versucht PD, sich durchzusetzen. Namjoon schüttelt den Kopf. Und auch, wenn er innerlich flattert und am liebsten weglaufen möchte vor dieser Situation – er spricht ganz ruhig und mit fester Stimme.
"Es tut mir leid, aber was auch immer geschehen ist oder geschehen wird – es geht uns alle an. Jimin wird nirgendwo alleine hingehen."
Sie bleiben abwartend stehen. Zwischen Bang Si-Hyuk und Namjoon entsteht ein Starrwettbewerb, der unter anderen Umständen sicher witzig gewesen wäre. Aber hier entbrennt ein purer Machtkampf. Und Namjoon wäre lieber tot umgefallen, als jetzt nachzugeben. Es geht um Jimin!

Tosende Stille senkt sich schier endlos auf die acht Menschen im Raum. Menschen, die sich bis vor wenigen Wochen mit ganz viel Respekt und Hochachtung begegnet sind und nun wie Fremde einander gegenüber stehen. Niemand rührt auch nur ein Glied, wie eingefroren stehen sie einander gegenüber. Einer gegen Sieben.

Zähneknirschend senkt PD schließlich den Blick, verlässt wortlos den Raum und kommt kurz danach mit Son Sung-Deuk wieder. Der hatte wohl dort gewartet, wo Bang Si-Hyuk eigentlich das Gespräch hatte führen wollen. Die beiden setzen sich aufs Sofa, die Jungs folgen ihnen und suchen sich ebenfalls eine Sitzgelegenheit, Jimin immer in ihrer Mitte. Tae möchte am liebsten eine Tarnkappe über Jimin stülpen, um ihn den entsetzlich kalten Blicken zu entziehen. Kurz entschlossen holt er die gelbe Decke und hält sie Jimin hin. Dankbar greift der danach. Yoongi und Namjoon versuchen, am Gesicht von Sung-Deuk zu erkennen, was sie nun erwartet. Hinter dessen mühsam aufrecht erhaltener Fassade erkennen sie nur Sorge und Angst. Kalt läuft es ihnen den Rücken runter.

Und dann beginnt die Eiszeit. Unter den gefühllosen, sezierenden Blicken von Bang Si-Hyuk werden Jimin alle seine Schwächen, Fehler, angeblichen Vertragsbrüche und sein Ungehorsam vor Augen geführt. Es ist eine verbale Vernichtung, gipfelnd in bitteren Worten der Zerstörung.
"Ich hätte damals nicht auf Taehyung sondern auf mein Gefühl hören sollen. Du warst immer das schwächste Glied in der Kette. Und das rächt sich jetzt."

Jimin erstarrt bei diesen Worten. Es ist totenstill im Raum. Nur Tae und Yoongi knirschen mit den Zähnen. Dann steht er mühsam auf, als hätte er eine zentnerschwere Last auf den Schultern. Alle Energie ist aus ihm gewichen. Als Tae nach seiner Hand greifen will, setzt er ein gequältes Lächeln auf, entzieht ihm seine Hand. Gezielt steuert er seine Zimmertür an, dreht sich noch einmal um, alle können die Verzweiflung und die Tränen in seinem Gesicht sehen.

Er hat immer alles gegeben, und doch war es nie genug. Er hat so gekämpft in den letzten Wochen, aber was auch immer er angefangen oder versucht hat, es war immer falsch. Er ist über seinen Schatten gesprungen. Wieder essen zu lernen, war eine furchtbare Quälerei. Jetzt ist es vorbei. Jimin verschwindet in seinem Zimmer, schließt ab, und wenige Augenblicke später hören alle, dass er im angrenzenden Bad ist – und sich würgend übergibt. Tae rast zur Tür und hämmert dagegen.
„Jimin! Lass mich rein! Lass mich helfen! JIMIN!!!"

Tae rutscht weinend an der Tür runter und bleibt davor sitzen. Bang Si-Hyuk will etwas sagen, aber Yoongi blickt ihn direkt an und knurrt.
"Es ist besser, wenn sie jetzt gehen. Denn wenn Taehyung ihnen nicht demnächst an die Gurgel geht, dann tue ich es. Sie spielen grade mit Jimins Leben, um ihren Stolz zu wahren. Und das geht endgültig zu weit."
„Aber ..."
„RAUSSS!!!!!"
Mit diesem einen Wort springt er auf – und Bang Si-Hyuk verlässt fluchtartig die Suite.

Son Sung-Deuk legt Yoongi die Hand auf die Schulter.
„Ich konnte ihn nicht davon abhalten. Glaubt mir, ich habs versucht. Wenn ich irgendwas tun kann, holt mich bitte. Es sieht zwar grade rabenschwarz aus, aber ihr habt euch echt gut geschlagen. Wenn Jimin bis heute Abend nicht die Tür aufgemacht hat, werden wir an der Rezeption um Hilfe bitten, auch wenn wir Gerüchte gerne vermeiden möchten. Spätestens zur Nacht müssen wir da rein und nach dem Rechten sehen. Bis dahin bewahrt bitte die Nerven. Du, Yoongi, achtest jetzt gut auf dich selbst, das ist ein Befehl. Und" – mit einem Seitenblick zu der Tür – „ihr anderen kümmert euch um Tae. Der sieht nämlich grade auch nicht viel besser aus ..."

Namjoon verständigt sich mit Jin und bringt dann Yoongi aus der Schussbahn, weil offensichtlich ist, dass dem gleich die Nerven durchglühen. Der Erholungseffekt vom Vormittag ist mit einem Schlag wieder verpufft. Kein Wunder! Die Show, die PD grade abgezogen hat, ging einfach so sehr unter jede Gürtellinie, dass es ihnen allen fast körperliche Schmerzen bereitet hat. Zuzusehen, wie Jimin hilflos immer kleiner wird und förmlich zu Staub zerrieben wird, wie das mühsam in den gut zwei Wochen gefütterte zarte Pflänzchen Selbstbewusstsein zertreten wird, das verzweifelte Gesicht von Jimin zu sehen, bevor er die Tür geschlossen hat ... das war unfair und einfach unerträglich.

Namjoon bleibt einfach dabei sitzen, bis Yoongi eingeschlafen ist. Das hat noch immer am besten geholfen. Und dann verkrümelt er sich auf den Balkon. Verdammt! Das hat so weh getan – nun kann auch er nicht mehr. Stumm und haltlos laufen nun auch bei Namjoon die Tränen. Hinter ihm in der Suite liegen die Scherben der letzten sieben Jahre. Erst vor wenigen Monaten haben sie so gezweifelt, haben sogar erwogen, sich aufzulösen nach dieser Tour und dem LoveYourself-Zyklus. Im Vertrauen darauf, dass Big Hit Wege finden wird, den Belastungen durch die steigende Popularität zu begegnen, haben sie sich entschieden, es weiter zu versuchen. Aber DAS ist das Gegenteil von Entlastung. DAS ist das Ende.

Den Rest des Nachmittags sind sie damit beschäftigt, Tae zu beruhigen und durch die Tür auf Jimin einzureden. Nachdem die Geräusche aus dem Bad aufgehört haben, konnten sie noch wahrnehmen, dass Jimin ins Bett gegangen ist. Seitdem herrscht Grabesruhe auf der anderen Seite der Tür. Und auf dieser Seite ist Tae nicht von der Tür weg zu bewegen.
„Wenn ich schon nicht zu ihm darf, werde ich doch niemals von ihm weggehen!"
Sie fühlen sich entsetzlich hilflos und alle wie zerschlagen nach dieser „Hinrichtung". Nach einer Weile erwacht Guk aus der Starre und schnappt sich sein Handy.

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„Er hat WAAAAAAASSSSSS??????"
Wir in Deutschland kommen grade von einem schönen Waldspaziergang im Sonnenschein nach Hause, als die ersten Nachrichten bei mir eintrudeln. Schon bald beginne ich, das Geräusch meines BTS-Phones zu hassen. Was dort geschehen ist, übertrifft meine schlimmsten Befürchtungen. Ich bin fassungslos, dass PD so etwas Ungeheuerliches auch nur denken, geschweige denn aussprechen kann. Und ich bin absolut nicht in der Lage, irgendwas zu tun – außer zu beten. Und selbst dazu fehlen mir die Worte. Ich kann nur meinen Schmerz zum Himmel schicken und flehen, dass Jimins so sehr verletzte Seele jemals wieder heilen darf.

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In Schockstarre vergeht der Nachmittag. Yoongi hat sich etwas erholt und trudelt wieder im Wohnraum ein. Er und Namjoon registrieren irgendwann, dass sie ja heute noch was vorhaben.
„Du, Yoongi, was machen wir eigentlich mit heute Abend? Wir können Jimin auf keinen Fall alleine lassen, auch wenn er uns nicht reinlässt. Aber Tae alleine können wir hier auch nicht sitzen lassen. Wegbewegen lässt der sich aber sicher nicht. Und wenn wegen ihm noch einer hier bleiben muss, wird es sinnlos. Aber den armen Wirt zu versetzen, der sich wie ein kleines Kind an Weihnachten auf uns freut und grade seine Küche zum Glühen bringt, um uns einen schönen Abend zu bereiten, das bringe ich irgendwie auch nicht übers Herz."
Yoongi bohrt mit seinem Blick ein Loch in Jimins Tür und holt tief Luft.
„Ich sehe das genau so. Ich versuche was."

Entschlossen geht er auf die Tür zu, klopft kurz und fängt dann an, zu Jimin zu reden.
"Jimin. Du hast uns am Samstag für heute Abend in dem kleinen Restaurant eingeladen, und der Mann freut sich jetzt total auf uns. Wir können aber nicht gehen, wenn Du nicht wenigstens die Tür aufmachst, denn Tae dreht sonst durch hier alleine."
Mit all seiner Kraft versucht Yoongi, klar, energisch und trotzdem liebevoll zu klingen – wenn das überhaupt möglich ist.
„Außerdem hast du uns in Deutschland was versprochen. Erinnerst du dich? Bei Tina, auf dem Sofa. Du hast versprochen, dass du nie wieder aufhörst, mit uns zu reden."

Gespenstische Stille. Leises Rascheln. Dann dreht sich der Schlüssel im Schloss, und Tae fällt fast rückwärts in den Raum, als Jimin endlich die Tür öffnet. Zur Maske erstarrt ist sein Gesicht, als er fragt.
"Wann müssen wir los?"
Perplex starren die anderen ihn an.
„Äh – in einer dreiviertel Stunde. Kommst du mit???"
Namjoon stottert verwirrt über die abermalige Verwandlung von Jimin.

Tae rappelt sich auf und will Jimin in die Arme nehmen. Doch der weicht zurück und verpasst ihm förmlich einen Dolchstoß, als er mit tonloser Stimme reagiert.
"Gut, ich komme mit. Aber fasst mich bitte nicht an und redet nicht auf mich ein. Ich schaffe das sonst nicht."
Damit dreht er sich wieder um und geht, die Tür offen stehen lassend, wieder ins Bett. Als Tae wimmernd zusammenbricht, zieht Jimin sich die Decke über den Kopf, damit die anderen seine Tränen nicht sehen. Und alle anderen weinen auch.

Mit dem Schritt aus dem Aufzug setzen sie ihre Sonnenbrillen und professionellen Gesichter auf. Das kostet riesig viel Kraft, aber es ist Gewohnheit, und es schützt sie ja auch. Der Spaziergang durch die Altstadt tut ihnen allen gut. Die Bewegung, die frische Luft, die Stimmung der Menschen um sie herum, erdet sie wieder ein ganz klein wenig und beruhigt ihre Nerven.
Der kleine Hof ist zauberhaft hergerichtet. Ein langer Tisch, bunt zusammen gewürfelte Stühle, Gläser mit Kerzen auf allen Fensterbrettern und in den Beeten, Lampions in den Ästen des alten Baumes über ihnen, es duftet nach Sommer. Ein mit viel Herzblut zubereitetes, vielseitiges, reichhaltiges Mahl steht vor ihnen auf dem Tisch, liebevoll angerichtet und dekoriert. Unter anderen Umständen hätten sie das alles sehr genossen. Heute fällt es ihnen schwer, die Form zu wahren, damit ihr Gastgeber nichts mitkriegt. Aber das wunderbare Essen genießen sie doch. Bis Jimin aufsteht und den Mann fragt, wo die Toilette ist. Er hat sowieso kaum etwas gegessen, und es ist völlig klar, was passieren wird. Er schüttelt die Hand von Tae von seinem Arm und geht. Allein.

In dieser Nacht weinen sich zwei junge Männer in den Schlaf. Sie liegen zwar nebeneinander im selben Zimmer. Aber zwischen ihnen liegt eine ganze Galaxie voller Schmerz, Angst und Resignation.

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26.12.2018    -    2.4.2019    -    17.11.2019
2.4.2020

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