• Gefangen im Nebel •

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"Noelle. Da bist du ja."
Ich drehe mich um, sobald ich die Stimme hinter mir vernehme und erblicke so ihr strahlendes Lächeln. Sie hat ihren Kopf etwas zur Seite gelegt, wobei einzelne Strähnen in ihr Gesicht fallen. Die Sonne des Nachmittags lässt ihre Augen glitzern.
Ich habe aufgeben darüber nachzudenken, warum sie immer wie aus dem Nichts auftaucht und auf die gleiche Weise wieder verschwindet. Alle sagen mir, sie sei tot. Ich müsse aufhören, an ihr festzuhalten und sie gehen lassen. Aber ich kann nicht ... Sie ist nicht tot...
Mit traurigen Augen blicke ich in ihr wunderschönes Gesicht, schaue aber hinunter, als sie ihre Hand nach mir ausstreckt.
"Ich möchte dir was zeigen", flüstert sie, stets lächelnd. Ich nicke leicht und lege meine Hand in ihre. Sie fühlt sich warm und kalt zugleich an, aber trotzdem würde ich sie für immer halten.
Langsam verschränken sich unsere Finger miteinander, was nun auch mir ein zartes Lächeln auf die Lippen zaubert. Sie dreht sich um und fängt an zu gehen, doch mit der Zeit wird sie immer schneller. Ab und zu schaut sie hinter sich, um sicherzustellen, dass ich immer noch da bin, wobei unsere Blicke kurzzeitig aufeinander treffen.
Der kalte Wind des Spätherbstes lässt unsere Haare durch die Luft wirbeln und obwohl die Luft kalt ist, wärmt sich mein Körper durch das Rennen rasch auf.

Vorher waren wir noch in der Stadt, doch nun befinden wir uns mehr am Rande. Ich habe das Gefühl, als wäre ich schon einmal hier gewesen. Es kommt mir bekannt vor, dennoch kann ich es einfach keiner Erinnerung zuordnen.
"Wo willst du denn ganz hin?", frage ich das schwarzhaarige Mädchen vor mir. Sie dreht sich daraufhin um, schenkt mir ihr liebevolles Lächeln und legt dann einen Finger auf ihre Lippen.
"Das ist ein Geheimnis. Du wirst es sehen, sobald wir da sind."
Ich nicke daraufhin, auch wenn ich es gerne gewusst hätte.
Als ich jedoch nach rechts sehe, setzt mein Herz für eine Sekunde aus. Meine Augen weiten sich und automatisch bleibe ich stehen. Meine Hand lässt ihre los, weshalb auch sie abrupt aufhört zu rennen.
"Warum bleibst du stehen?" Sie schaut mich besorgt an und kommt dann auf mich zu.
"Nein, nein, nein!", hauche ich, während ich energisch mit dem Kopf zu schütteln beginne. Vor mir, in einer Gasse, spielt sich ein mir bekanntes Szenario ab.
Für eine Sekunde blinzele ich, als sich jedoch meine Augen wieder öffnen, ist der Himmel in vollkommenes Schwarz getaucht. Es ist Nacht.
Ohne dass ich noch hätte reagieren können, ergreift eine andere Hand meine. Diesmal ist sie einfach nur eiskalt.
Warte ... Was ist passiert?
Plötzlich fängt sie an zu rennen. Sie zieht mich hinter sich her, doch ich bin nicht in der Lage, mich aufrecht zu halten und stolpere fast über meine eigenen Füße.
Schweiß beginnt über meine Stirn zu laufen und ich kann ihren Atem deutlich hören.
Mit weit aufgerissenen Augen starre ich auf den Asphalt. Das kann nicht sein ... Das kann einfach nicht wahr sein! Ein lautstarkes Piepen durchfährt meinen Kopf und automatisch vergreift sich meine noch freie Hand in meinen Haaren.
"Komm, Noelle, hier hin!", schreit eine dumpfe Stimme. Es hört sich so an, als wäre ich unter Wasser. Ich kann nichts klar hören noch erkennen.
Ohne dass ich noch hätte reagieren können, werde ich unsanft ist die nächstgelegene Gasse geschubst. Ich kann mein Gleichgewicht nicht halten und falle direkt auf den harten Steinboden. Meine Hände fangen an zu brennen und auch in meinen Knien spüre ich ein Stechen. Warme Flüssigkeit rinnt über meine Handinnenflächen.
Mit einem Mal verschwindet die dumpfe Geräuschkulisse und ich höre alles genauestens. Blitzartig drehe ich mich um, als ein lauter Knall ertönt. Es ist ein Schuss, doch tausendmal schriller und länger als für gewöhnlich.
Sobald ich versuche aufzustehen, falle ich direkt wieder auf meine Knie. Unkontrolliert fange ich an zu schluchzen, bis die Tränen anfangen über meine Wangen zu laufen. Mit zitternder Hand versuche ich nach ihr zu greifen, doch schon lange ist sie nicht mehr da. Ihr Körper ist verschwunden.
Ich lasse meinen Arm wieder sinken und starre auf den Steinboden. Ich kneife meine Augen zusammen, wobei meine Tränen auf den Stein treffen.
Mit einem Mal spüre ich eine feuchte Kälte um mich herum. Als ich aufsehe, verschwimmt meine Sicht durch die Tränen in meinen Augen. Ich wische mir das salzige Wasser aus meinem Gesicht, wobei etwas Blut meiner Hand dort kleben bleibt.

"-ark bleiben. Lebe für mi-"

"Ich li... e dich ..."

"Nein! Geh weg! Lass mich in Ruhe!", kreische ich mit kratziger Stimme.
Dichter Nebel breitet sich aus, kleine Tropfen bilden sich auf meinem Haar.
Ich fange an zu schreien, sobald ein weiterer Schuss ertönt. Er zerreißt mich innerlich.
Ich stütze mich auf und versuche aufzustehen. Zusätzlich halte ich mich an der Wand fest, jedoch rutscht meine Hand an dieser hinunter. Die Wunde vergrößert sich und mehr Blut tropft aus dieser. Trotz des Schmerzes versuche ich es noch einmal. Ich knalle mit meiner Schulter gegen die Wand, als ich endlich aufrecht stehen kann.
Mit wässriger Sicht torkele ich in Richtung Straße, zumindest hoffe ich, dass sie dort ist. Unverhofft laufe ich gegen etwas auf dem Boden liegendes. Erschrocken schaue ich hinunter. Ich taumle etwas zurück, als ich ihre schwarzen Haare erkenne. Sie liegen verstreut über ihrem Gesicht und manche Strähnen sind in Blut getränkt. Beide Augen sind noch ein wenig geöffnet.
"Du kannst nicht real sein!"
Hilfesuchend schaue ich mich um, aber immer noch kann ich nichts erkennen. Dieser Nebel offenbart mir keinen Ausweg. Er ist zu dicht, um auch nur die Gebäude einige Meter entfernt sehen zu können.

"Vergiss mich n-"

Ich halte mir beide meiner Ohren zu.
"Warum nur? Was habe ich getan?", wimmere ich.
Ich kann mich noch genau daran erinnern, wie sie diese Worte hauchte. Ihre Stimme hat gezittert und auch wenn sie kaum noch reden konnte, hat sie mit mir diese letzten Worte zugeflüstert. Ich werde diese Bilder nicht wieder los. Sie verfolgen mich. Meine Erinnerungen halten mich mit diesem weißen Nebel gefangen. Alles wiederholt sich immer und immer wieder.
Ich schaue noch einmal zu Boden, dort, wo ihre Leiche bis eben noch gelegen hat. Aber schon wieder ist sie nicht mehr zu sehen.
Ich lege meinen Kopf in den Nacken und starre nach oben, wo eigentlich der Himmel zu sehen sein sollte, trotzdem kann ich ihn nicht erkennen. Ich schließe meine Augen. Weiterhin fließen einzelne Tränen über mein Gesicht.
Langsam fange ich an, einen Fuß vor den anderen zu setzen. Manchmal schwanke ich zu der einen, dann wieder zur anderen Seite. Meine feuchten Haare fallen vor meine Augen, dennoch ignoriere ich das einfach. Ich will hier nur weg...
Mit einem Mal höre ich Stimmen. Nein, jetzt ist es nur noch eine. Ich drehe mich mehrmals im Kreis, um den Ursprung dieser Laute zu finden. Aber anstatt dass ich fündig werde, werden die Worte immer deutlicher.

"Kann ich dich was fragen?"
Kurze Stille folgt.
"Klar. Was denn?"
Es hört sich so an, als würde gerade jemand tief Luft holen.

Schlagartig halte ich meine Hand vor meinen Mund. Ich erinnere mich deutlich an diesen Tag.
Ein Bild formt sich in den weißen Schwaden und mit der Zeit wird es immer klarer.
Regen fällt vom Himmel, zugleich durchbricht die Sonne die Wolken. Dort steht sie, ihre Hände in meine gelegt und natürlich lächelnd. Sie lässt eine Hand los und legt diese an meine Wange.
"Weißt du, ich wollte dir das eigentlich schon viel früher sagen, aber ich war unsicher ..."
Bevor sie hätte zu Ende reden können, zerbricht das Bild, als wäre es aus Glas. Erschrocken weiche ich nach hinten. Einzelne Glasscheiben fallen mit einem lauten Klirren zu Boden, letztendlich sind dennoch keine zu sehen.

"Noelle ... Noelle. Noelle!"

Ruckartig drehe ich mich um und erblicke das Mädchen, welches ich so unendlich liebe.
"Warum bist du gegangen?", krächze ich und schaue sie nur verletzt an.
"Ich bin doch bei dir." Sie fängt an, mich sanft anzulächeln, bevor sie ihre Arme nach mir ausstreckt. Ohne drüber nachzudenken, renne ich durch den Schleier der Luft. Nur leider lande ich nicht wie erwünscht in ihren Armen. Ihr Körper verschwimmt leicht, wie als wenn man durch das Wasser streichen und seine eigene Spiegelung damit unterbrechen würde.
Ich schaue verzweifelt dorthin zurück, wo sie gestanden hat, aber ihre Gestalt hat sich aufgelöst. Es sieht so aus, als würde eine Art Staub in Richtung Himmel schweben, jedoch versteckt der Nebel diesen schnell.
Ich blicke auf meine Hände, aus welchen immer noch etwas Blut fließt. Schwach lasse ich mich auf meine Knie fallen, während ich auf den Stein unter mir starre.
"Ich weiß es doch. Du bist immer da und zur selben Zeit auch nicht ...", schluchze ich leise.

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