Kapitel 16

Màu nền
Font chữ
Font size
Chiều cao dòng

Am Morgen blieb keine Zeit mehr zum Duschen. Da ich gestern ebenso nicht mehr dazu kam, nach dem ich um 24 Uhr, wenn nicht später, nach Hause kam, machte ich mir ein lilanes Haarband rein. Somit würden meine fettigen Haare halbwegs kaschiert werden. Dazu trug ich ein hellgrünes Kleid mit einer passenden Strumpfhose, da es schließlich kein Sommerwetter mehr gab. Lila und grün war eine nette Mischung, empfand ich. Ich trug noch ein leichtes Parfüm, welches nach Schokolade duftete, auf.
Im Spiegel begutachtete ich mich noch ein, zwei Sekunden. "Bonjour, Prinzesschen, Schönste im ganzen Land, Ihr seht fabelhaft aus. Prinz Schneewittchen freut sich bereits auf Euch."
"Ich freue mich ebenfalls auf ihn.", gestand ich.
"Was machst du da? Du planst was, wa?", singsangte sie reimend.
"Ich werde mir heute die Haare abschneiden.", entschloss ich mutig.
"Wa? Ne! Kommt gar nicht in die Tüte, meine Güte!!!"
Ich dachte nach. Wollte ich das wirklich? Ich liebte meine langen Haare, die mir bis kurz über den Po reichten, doch ich trug sie nie offen, nur in irgendwelchen Hochsteckfrisuren oder Zöpfen. Im Gegensatz zu Meridas Haaren war obendrein nichts an ihnen außergewöhnlich. Die Haare waren rotbraun und glatt - langweilig. Oft wünschte ich mir Locken, aber sie blieben platt und erfüllten mir nicht den Wunsch von hübschen Kringeln. Außerdem hatte ich von einer Aktion gehört, bei der man seine Haare für Menschen mit einer Krebserkrankung spenden konnte. Das würde ich machen. Ich würde gleich Mama bitten, mir einen Termin in dem Friseursalon zu machen.
"Sag, dass das nicht dein Ernst ist. Nicht, nicht!!"
"Es ist mein völliger Ernst. Ich brauche einen... Tapetenwechsel... und ich werde sie spenden."
Der Spiegel nörgelte noch ein wenig, bis ich das Badezimmer augenverdrehend verließ und die Treppen nach unten nahm.
"Bonjour, ma chérie, ça va?", begrüßte mich meine Mutter strahlend.
"Ça va bien, et toi? Ehm, Maman, würdest du mir bitte einen Termin bei Rapunzels Haarschlamassel machen?"
"Quoi? Du willst deine geliebten Haare schneiden? Die sind doch so ein Träumchen, so dickes und volles Haar... Bist du dir da wirklich sicher? Willst du nicht noch eine Nacht darüber schlafen, mein kleines Biestchen?"
"Ich bin mir total sicher, wirklich, Maman. Ich werde die Haare spenden und es im Nachhinein nicht im geringsten bereuen."
Zweifelnd sah sie mich an. "Du bist verrückt, ma chérie, aber na gut, ich besorge dir einen Termin. Heute?"
"Wenn es geht, heute, ja."
"NEIN! NEIN! NON!", schrie Mirrory.
Verdammt, ich durfte mich beim Reden nicht in der Nähe eines Spiegels aufhalten.
"Wer war das?", die Stimme meiner Mutter wurde höher.
"Mirrory, der ehemalige Spiegel der Bösen Königin.", machte ich die zwei miteinander bekannt.
"Und nun der Spiegel von Schneewittchen. Sie lässt Euch grüßen. Seit der Schwangerschaft redet die Gutste oder besser die Wutste häufiger mit mir, ihrem genialen Spiegel. Eure Majestät, wärt ihr bitte so frei und verbietet Eurer Tochter das Schneiden ihrer Haare. Das kann die doch nicht ernst meinen. Darüber muss ich weinen.", bestand sie auf ihren Wert.
"Bin ich dann etwa nicht mehr die Schönste?"
"Doch, doch. Das seid Ihr noch, oh Schönste im ganzen Lande. Jedoch wäre es schade, eine wahre Schande!"
Maman schaute zwischen mir und dem Spiegel hin und her, verfolgte mit ihren Augen das Debakel über meine Haare. "Mirrory, du hast unrecht. Es ist ihre eigene Entscheidung. Die Haare wachsen schnell nach und sie tut Menschen, bei denen das nicht der Fall ist, etwas gutes. Das könnte ich ihr nicht verbieten, obwohl ich es ebenso schade finde.", stand sie mir bei.
Mein Blick fiel auf die Uhr neben dem Spiegel. Fast fielen mir die Augen aus dem Kopf. "Ich muss los. Bitte versuche einen Termin zu ergattern und den Spiegel zu überzeugen. Ich bin heute früher zurück, die fünfte und sechste Stunde entfallen heute glücklicherweise. Bisous, bis dann."
Ich zog mir die kuschelige Jacke über.
"Ma chérie, meinst du wirklich, du solltest ein Kleid anziehen? Es hat über Nacht gefroren..."
"Die hat doch heute ein Date mit dem Schönsten im ganzen Land. Prinz Nevis im heißen Gewand..."
Grinsend schüttelte ich den Kopf. Dieser Spiegel war anhänglicher und unmöglicher als ich erwartet hätte.
Puh, Maman behielt leider Recht. Es war bitterkalt. Daher beeilte ich mich auf meinem Weg zur Schule, achtete nicht auf die Natur um mich herum. Gaspard sollte nun in Menschenwald leben und mir nimmer mehr auflauern.
Auf dem Weg zur Schule bimmelte mein Handy. Es kündigte eine neue Nachricht an. Bevor ich den Ton sicherheitshalber ausstellte, las ich die Nachricht:

Ma chérie, du hast bei Rapunzels Haarschlamassel einen Termin um zwölf Uhr dreißig. Deine Spiegelfreundin ist ziemlich anhänglich, doch ich glaube, sie hat den Termin genehmigt. (;
Ich gehe mir heute drei neue Buchreihen kaufen. Die eine ist bestimmt was für dich. Die andern zwei beinhalten mehrere Sexszenen, das ist hingegen glaubich noch nichts für dich.
Bisous. ♡

Daraufhin tippte ich ein Dankeschön mit vielen Herzchen und Küsschen Smileys. Das Handy schaltete ich aus und steckte es in meine Tasche zurück. Der Weg zur Schule ging weiter.

Um kurz nach elf hatte ich Schulschluss. Zu meiner Überraschung erwartete mich auf dem Platz vor der Schule ein mir nur allzu bekanntes Pferd. Philippe. Das Pferd von ma mère. Obendrauf thront die besagte Person alias die Besitzerin des Pferdes. "Hier drüben, Bellina!"
"Ich komme!", rief ich ihr über den Platz zurück.
Bei Maman angekommen, kletterte ich auf den Rücken des Pferdes. "Ich wusste gar nicht, dass du vorhattest, mich abzuholen."
Ma mère zuckte mit den Achseln. "Zu Hause ist es wegen des Spiegels kaum auszuhalten."
Maman bringt Philippe zum Laufen, weshalb ich mich an ihr festhielt.
Bei dem Ritt geschah nichts besonderes. Es war frisch. Ich hatte meinen Zopf gelöst, um noch ein letztes Mal meine langen Haare im Wind wehen zu lassen. Mamans Haare wippten bloß ein bisschen auf und ab durch ihren Zopf. "Vermutlich sollten wir unsere Spiegel aus dem Haus verbannen!"
"Wäre keine schlechte Idee! Papa kann die Spiegel eh nicht leiden."
"Stimmt.", ihrer Stimme entnahm ich ein Grinsen. "Papa und ich wollen heute beim cuisinier de rats Essen gehen. Hauptsache, das klappt. Remy streitet wieder mit dem Joueurs de flûte, dem Rattenfänger. Das sorgt ständig für Krawall, deswegen konnten wir vor einigen Wochen bereits absagen.", erzählte sie mir.
"Will der Joueurs de flûte der Ratte erneut an den Kragen?"
"Wahrscheinlich. Sein Trauma aus der Stadt Hameln, wie man ihn betrogen hatte, kann er nicht hinter sich lassen. Die Rattenplage verfolgt ihn in seinen tiefsten Träumen. Ich kann nicht verstehen, warum er unbedingt in dem Restaurant hatte arbeiten wollen."
"Womöglich wollte er sein Trauma überwinden.", überlegte ich.
"Ja, vielleicht. Schau, wir sind da."
Maman behielt Recht. Vor uns stand der hohe Turm, in dem Rapunzel in Kinderjahren eingesperrt worden war. Aus welchem Grund auch immer hatte sie hier ihren Friseursalon eröffnet. Ihr eigentliches Schloss lag weiter entfernt, näher dem Palast Schneewittchens, beziehungsweise dem Land der Königin mit blutroten Lippen, schwarzen Ebenholzhaaren und schneeweißer Haut.
"Du nimmst danach den Bus ins Land der Schneewittchen?"
"Ja, mache ich.", versprach ich.
Bevor sie davon prischte, rief sie mir noch: "Dem Spiegel stimme ich zu. Du bist die Schönste im ganzen Land. Ich hätte nichts anderes erwartet, aber mir als Mutter glaubt man natürlich nicht. Hab Spaß, ma chérie, bisous." zu.
"Bisous. Ich wünsche euch viel Glück, dass das mit Remys Restaurant funktioniert. Salut."
Im Salon eilte Rapunzel auf mich zu. Hinter der Rezeptionstheke hatte ihr blinder Gatte Eugene Fitzherbert - im Märchenwald verschwammen Geschichten miteinander, sprich in jeder Nacherzählung gab es eine oder mehrere Wahrheiten, das wiederum heißt, Eugene ist der Name aus dem Disneyfilm, doch wie im Märchen ward er wegen Gothel erblindet - Platz genommen. Freundlich begrüßte ich ihn mittels eines Nicken, bis mir klar wurde, dass er das gar nicht sehen konnte.
"Seid gegrüßt, König Eugene und Königin Rapunzel."
"Guten Tag, Bellina. Schön dich zu sehen. Lieber begrüße ich meine Kunden, wenn sie zum Frisieren ihrer Haare kommen und nicht um diese abzuschneiden, aber du möchtest für eine gute Sache spenden, wie ich hörte."
"Genau. Geht das bei Euch?"
"Ja klar, geht das bei uns. Du musst nur noch die Papiere für dein Einverständnis unterschreiben. Warte, ich hole gleich die Zettellage. Vorher möchte ich dich bitten, mit dem Siezen aufzuhören. Ich bin bei meinen Kunden lieber per Du.", plapperte die Königin mit den meterlangen goldblonden Haaren drauf los.
Für einen Moment war sie verschwunden, als sie mit einem Stapel zurückkam. "Blondie, wieviele Zettel sind das denn?", der König ertastete den Stapel.
Ich fragte mich, wie er an der Rezeption sitzen konnte, wo er doch blind war und somit nichts sehen konnte. Ich meinte das nicht fies. Es war nur bewundernswert, wie das Ehepaar diesen Salon eröffnet hatte und zusammen durch dick und dünn ging, trotz der Hiobsbotschaft mit der Blindheit.
Ich nahm mir den dargebotenen Stift mit den Zetteln und unterschrieb jeden einzelnen. "Super, dann wäre das erledigt. Dann geht es jetzt zum Erfüllen meines Jobs: dem Haare schneiden. Vorwarnung: Ich quatsche gerne mit jedermann, sprich meinen Kunden.", sie klatschte in die Hände.
"Damit habe ich überhaupt kein Problem. Ich rede auch gerne."
"Na, das ist ja passend. Kennst du eigentlich meine Kinder? Melchi und Liora?"
Ich setzte mich auf den Drehstuhl und sie legte mir einen lilanen mit gelben Lichtern bemalten Umhang um, der meine Haare auffangen sollte.
"Ach, du gehst gar nicht an das Internat des Goldes, oder?"
"Nein, gehe ich nicht. Ich gehe in die Schule in unserem Dorf. Aber ich kenne Ihre, pardon, deine Kinder von Nevis."
"Irgendwas stimmt mit den beiden nicht. Sie verhalten sich seltsam. Vielleicht liegt es daran, dass es ihrem besten Freund, dem Prinzen, momentan so schlecht geht.", dachte sie laut nach. "Jedenfalls werde ich dir jetzt erstmal den Zopf abschneiden und danach ordentlich nach schneiden. Bereit? Gerade kannst du deine Entscheidung von kurzen Haaren noch ändern."
"Bereit."
Sobald sie die Schere auf meinen Zopf zu bewegte, kniff ich die Augen zusammen. "Halt, bei so einer großzügigen Spende brauche ich ein Vorher/Nachher Foto."
Ich hörte ein Handy ein Foto machen. Knipps, Knipps.
Dann Schnipp, Schnapp. Oh, das hörte sich an. Mein Herz sackte mir in die Hose. Hatte ich mich richtig entschieden? War es die richtige Entscheidung gewesen? Vielleicht hätte ich noch warten sollen. So waren meine Haare doch Recht kurz zum Spenden, oder? Oh Backe...
"Dieses Gesicht kenne ich. Doch zu spät. Deine Haare sind ab."
Die Königin hielt mir meinen Zopf vor. "Das sind deine Haare. Die Menschen werden sich freuen."
Trotzdessen, dass mich ihre Worte teils erleichtert hatten, kniff ich weiterhin die Augen zu. Das Geräusch der Schere an meinem war ekelerregend. Schnipp, Schnapp. Schnipp, Schnapp.
"Möchtest du, dass ich dir Dinge erzähle, damit du abgelenkt bist?", bot sie an.
"Bitte, bitte. Gerne."
Die Frau mit den langen Pönzen lachte. "Es war einmal ein Königspaar. Die Königin war schwanger, sie wurde jedoch schwer krank. Daher sandte ihr Ehemann seine Leute in die verschiedensten Teile von Märchenwald, bis diese fündig wurden und die letzte Rapunzel nach Hause brachten. Die Hexe, der die Pflanze ursprünglich gehörte, zeterte, schwor Rache. Sobald die Königstochter Rapunzel geboren ward, entführte sie das Kind in ihren Turm, nachdem sie verstand, dass die Haare des Mädchens sie wieder jünger machten, so wie die Pflanze oder auch der Salat früher einst und Abschneiden die Magie der Pflanze in den Haaren des Kindes zerstörte. Die alte Schachtel, Gothel hieß sie, zog das Mädchen in dem Turm groß. Wenn Gothel den Turm verließ und kurze Zeit darauf zurückkehrte, musste sie bloß die dämlichen sechs Wörter nach oben bölken. Rapunzel, Rapunzel, lass dein Haar herunter! Das Mädchen gehorchte und ließ die Hexe brav an ihren Haaren empor klettern.
Als ein Verbrecher auf der Flucht an dem Turm hoch kletterte, ahnte er nicht, welche Überraschung ihn erwarten würde. Es war eine erwachsene junge Frau, die ihn da..."
"... mit einer Bratpfanne k.o. prügelte und er sich auf Anhieb in die heiße Blondine verknallte.", kommentierte Eugene.
"Es hieß, dass er sich sofort in die liebliche Stimme und die schöne Gestalt verliebte. Stattdessen war er nur auf die Krone aus."
"Gar nicht wahr!", verneinte der König.
"Jedenfalls versprach er ihr nach einigen weiteren Schlägen mit der Bratpfanne, sie ins Königreich zu den sogenannten Lichtern zu führen. Im Austausch bekäme er die Tasche mit der Krone wieder. Auf dem Weg dahin verliebte sie sich in ihn. Letzten Endes hatten sie einige Abenteuer erlebt. Von der Rangelei mit dem königlichen Pferd Maximus..."
Der König schnaubte. "Dieser selbstverliebte Gaul schmuggelt sich auch echt in jede Geschichte."
"... über die Räuber, Banditen und Leibgarden des Königs bis hin zu dem romantischsten Kuss, den die Welt je gesehen hat. Dem Kuss zwischen Eugene Fitzherbert, auch bekannt unter dem Pseudonym Flynn Rider, und Rapunzel. Doch Eugene oder Flynn wurden geschnappt, da er ein Räuber war. Die anderen Banditen, die sich in seine Begleitung verliebt hatten, halfen ihm aus der Patsche, das heißt genauer gesagt dem Gefängnis. Er nahm den gefährlichen, heldenhaften Ritt auf sich, um Rapunzel aus den Klauen ihrer Mutter zu befreien. Er rief: Rapunzel, Rapunzel, lass dein Haar herunter! Das Haar fiel und er kletterte hinauf. Die alte Schachtel machte ihn zu seiner Überraschung fertig. Der Räuber fiel aus dem Turm in spitze Dornen hinein. Sein Augenlicht ward verschwunden. Sein Ende war besiegelt. Er war tot. Rapunzel heulte und folgte ihm, in dem sie am ihren eigenen Haaren zu ihm hinunter kletterte. Alles weinen half nichts. Traurig küsste sie ihn. Dabei traf eine einzelne Träne, durch ihren Kuss verzaubert, auf sein hübsches Gesicht. Der Mann erwachte. Sein Augenlicht bekam er nicht zurück. Die Hexe nahm die Beine in die Hand. Ich glaube, sie wohnt jetzt im Menschenwald. Vorher lockte sie noch Kinder mit ihrem Lebkuchenhaus an."
"Wo bleibt denn da das Happy End, wenn du nur von der Hexe redest?", mischte sich der Gatte in die Erzählungen des Märchens ein.
"Rapunzel und Eugene kehrten in ihren Palast zurück. Sie wurde von ihm schwanger und bekam entzückende Zwillinge. Liora und Melchior. Melchior und Liora. Und wenn sie nicht gestorben sind, so leben sie noch heute.", zitierte die Königin das berühmteste Märchenende.
Ich applaudierte. Die Friseurin verneigte sich zufrieden.
"Was ist mit Pascal? Den gab es doch?"
"Den gibt es auch. Habe ich den vergessen zu erwähnen? Upsi. Verrate es dem kleinen Kerlchen bloß nicht.", warnend mit einem breiten Grinsen im Gesicht hob sie den Finger.
"Der ist genauso wie Maximus.", seiner Stimme vernahm man, dass er beide dennoch gerne hatte.
"Und Gothel ist echt die Hexe aus Hänsel und Gretel?"
"Vermuten wir. Die alte Schachtel könnte in den Wald gelaufen sein und wäre dort fast verhungert. Da kam die auf den Trip, Kinder zu verspeisen. Würde Sinn machen, wenn du mich fragst. Am Ende schrie sie so erbärmlich, dass Prinz Phillip sie hörte und rettete, nachdem er bei Rose versagt hatte. Die zwei schliefen miteinander. Gothel zog mit ihrer neugeborenen Tochter nach Menschenwald. Tada. Die Hexe ist in Sicherheit. Toll, oder?", allmählich begann die Königin mit den langen Haaren zu hyperventilieren. Die Angst um meine Haare stieg beträchtlich an.
"Blondie, siehst du nicht, dass du schon wieder deine Kunden mit deinen Horrortheorien verschreckst? Ich muss mich für Punzel entschuldigen. Seit dem Hexen Gedöns ist sie verrückt."
"Ich bin nicht verrückt!", lachte sie.
Das bedrückende Gefühl, dass meine Haare nicht in besten Händen waren, war nicht mehr loszuwerden. Ich redete mir ein, dass Rapunzels Fachgebiet die Haare waren und nicht schief gehen würde.
Während mir die Königin die Haare schnitt, diskutierte das Ehepaar eifrig untereinander.
"So, fertig.", verkündete Königin Rapunzel.
Meine Augen kniff ich zusammen, um den bevorstehenden Schock in die Länge zu ziehen. "Mach die Augen auf, Bellina. So verrückt meine Frau auch ist, aus diesem Salon ist noch niemand heulend oder gar enttäuscht rausgegangen."
Als ich die Augen öffnete, reichte mir die Königin freudestrahlend meine Brille, die sie mir zuvor abgenommen hatte, obwohl ich nichts mitbekam.
Ich schaute in den Spiegel. Wow. Das sah gar nicht Mal so übel aus. Im Gegenteil. Es sah gut aus. Meine rotbraunen Haare, die im Licht der Sonne feuerrot wirken konnten, waren zu einem hübschen kurzen Bob geschnitten worden. Die Frisur passte zu meiner Brille, zu meinem Gesicht, zu mir.
"Und? Was meinst du?"
Auf dem Spiegel erschien Mirrory. War ja klar. Dieser Spiegel verfolgte mich. Das war gruseliger als Rapunzel mit ihren Theorien über die Hexen des Landes. "Wow. Wow... Wow! Rapunzel, ich muss dich loben. Ihre Haare du hast sie zu einem frechen, kecken, hübschen Bob gewoben. Schönste im ganzen Land das wirst du immer sein, immer bleiben!!! Nun lass uns bei Prinz Nevis speisen."
"Ist das Spieglein von Schneewittchen?"
"Wohl oder übel."
"Was soll das denn heißen? Soll ich dich beißen?", drohte der Spiegel.
"Gefällt dir die Frisur denn?", wollte Rapunzel wissen.
"Auf jeden Fall! Die Frisur ist der Wahnsinn. Merci beaucoup. Merci, merci, merci."
"Ich glaube mich daran zu erinnern, dass das Danke heißt.", meinte sie schmunzelnd.
"Das heißt es."
Königin Rapunzel entließ mich aus dem Umhang und ich stand auf. Auf dem Boden sammelten sich meine Haare. Ach du schöne Neune, waren das viele Haare.
"Eile, Eile, Schönste! In einer Weile, Weile der Prinz dich erwartet!!!", damit verschwand der Spiegel. Wahrscheinlich um meinen Besuch anzukündigen oder um den Prinzen vorzuwarnen.
"Weißt du, was ich obendrauf vermute, Flynn? Die Hexen verschwören sich eines Tages gegen uns. Gothel hatte eine sexuelle Beziehung mit einer anderen Hexe, ich sag's dir. Irgendwann werde ich herausfinden, wer es war.", nahm sie die Diskussion von vorhin erneut auf.
Der Angesprochene stand auf, atmete tief ein. König Eugene brachte mich vor die Tür.
"Beehre uns bald wieder mit deinen langen Haaren, Bellina.", riet mir seine Gattin.
"Hör nicht auf Punzel. Meine Frau wird von Alpträumen geplagt. Jeden Morgen behauptet sie, Gothel hatte ihre Haare berührt und ihr die Kraft gestohlen. Ich bewache ihren Schlaf. Da ist niemand. Das sind ihre beschissen Dämonen aus der Vergangenheit. Früher war sie daran gewöhnt, was Gothel gemacht. Heutzutage nicht. Sie überdenkt ihre Taten, ihr Leben... Da ist eine Krise wohl vorprogrammiert. Ich bekomme sie noch zu einem Therapeuten. Mal sehen.", nahm Eugene seine Ehefrau in Schutz.
Für eine kurze Zeit hatte ich Angst vor ihr, doch sie war im Großen und Ganzen ein fröhlicher Mensch. "Alles ist gut. Wirklich."
"Danke für dein Verständnis. Wir würden uns freuen, dich bald wieder empfangen zu dürfen, sofern du dich nochmal zu uns traust."
"Gewiss werde ich mich zu euch trauen. Die neue Frisur ist toll. Ehrlich. Du hast den Spiegel gehört. Seit gestern ist die sowas wie meine persönliche Modeberaterin. Verrückt, ich weiß."
"Sind wir nicht alle verrückt? Na ja, nicht so verrückt wie Alice und die anderen aus Wunderland, aber ich denke, du weißt, was ich meine."
"Ich weiß, was du meinst."
Eugenes Augen richteten sich auf einen Punkt hinter mir, daher drehte ich mich um.
"Liora, Melchior, hallo!"
Schon standen Rapunzels Kinder vor mir. "Was macht die denn hier?"
"Liora, bitte, sei vernünftig. Bellina war heute Kundin. Und wie sagt eure Mutter stets?"
"Der Kunde ist König.", keifte sie.
Ich beeilte mich von hier weg zu kommen. Die Königskinder konnten mich nicht leiden. Warum, wusste ich selbst nicht. Ich hatte ihnen nichts getan. Zumindest nicht in meinem Wissen.
"Lauf nur, du blöde Schlampe! Lauf!"
"Liora!", erzürnt tadelten die anderen drei Familienmitglieder, Rapunzel war gerade durch die Tür nach draußen gekommen, das Mädchen etwa in meinem Alter.
Was hatte ich getan? Was hatte sie so erbost gemacht? War es wegen Prinz Nevis? Zwischen mir und dem Prinzen lief nichts, da konnte sie sicher sein.
Da vorne kam glücklicherweise die Bushaltestelle in Sicht. Gedanklich betete ich, dass der Bus pünktlich kommen würde. Von mir aus gerne zu früh. Zu spät passte mit gar nicht.
"Eil, eil geschwind, mein schönstes Kind, weil der Prinz dich erwartet."
Ach du Schreck! Mon dieu, was hatte das zu bedeuten? Das kam definitiv aus meinem Handy und die Stimme gehörte ebenso definitiv zu Mirrory.
"Was machst du in meinem Handy?", zischte ich, sobald ich das Smartphone aus meiner Tasche gefischt habe.
"Ich habe von Königin Schneewittchen höchstpersönlich ein magisches Upgrade bekommen. Um die Verantwortliche von Blanchettes Fluch ausfindig zu machen, die bleibt uns derzeit nämlich verschwommen. Ab heute darf ich mich in eure dämlichen technischen Geräte hacken. Cool, nicht wahr? Das wird ein Spaß, so werde ich Euch necken. Au revoir, ma plus belle."
Oh nein. Das konnte ja heiter werden...


Eure Meinung ist gefragt: Was haltet ihr von Mirrory mit ihren Reimen?
Wie findet ihr die Hauptcharaktere Bellina und Nevis?
Wie findet ihr die Geschichte im Allgemeinen?

Bạn đang đọc truyện trên: Truyen2U.Pro