Kapitel 17 - Nevis

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Schönster im ganzen Land!", flötete der nervige Spiegel von irgendwoher. "Wie steht es um dein Gewand? Ist es sexy hexy fancy?"
Was?! Was zum Himmel wollte die Schreckschraube von mir?
"Was willst du von mir, Mirrory? Du redest doch sonst nicht mit mir.", klagte ich grimmig.
Ungeduldig tigerte ich in meinem Zimmer umher. Nach der Schule hatte ich mich daran gemacht, mein Zimmer grob auf Vordermann zu bringen. Bellina sollte mich keineswegs für einen Chaoten halten. Danach stand das nächste schier unlösbare Problem an. Die Kleidungswahl. Ich raufte mir die Haare. Was zog man für ein Lerndate, ich meine eine Lernverabredung an? Missmutig riss ich die Tür zu dem begehbaren Kleiderschrank auf und durchsuchte diesen nach geeigneten Klamotten. Bei den meisten Teilen lachte der Spiegel sich kaputt.
"Statt doof zu gackern, könntest du mir ruhig behilflich sein."
Mirrory verstummt. "An deiner Stelle würde ich es nicht wagen, einen Anzug zu tragen. Das wäre too much. Das wäre Matsch. Trage doch eine Hose und ein Hemd."
"Danke, Mirrory."
"Wie wäre es mit einem Reim?", flehend sieht mich Spieglein an.
"Auf gar keinen Fall. Hör mir auf zu weinen!"
Des Spiegleins Augen weiteten sich. Ich lächelte. "So und jetzt raus, du... nervige Laus?"
"Ich bin schon weg, lege mich schlafen. Weck mich, wenn die Prinzessin kommt.", ihr Gesicht verschwand.
Doch ich traute dem Spiegel kein Stück über den Weg, deswegen hang ich zur Sicherheit ein Kleidungsstück vor den Spiegel, dann zog ich mich um, quetschte mich in die Hose und in ein schickes, jedoch nicht zu schickes, Hemd in blauweiß kariert.
An der Tür klopfte es. "Herein!"
"Coucou, Nevis!"
In Windeseile knüpfte ich mir das Hemd zu. Das konnte nur eine sein. Die Schönheit. Die Schönste im ganzen Land. Bellina. "Nevis?"
"Komme.", rief ich.
"Erscheinen reicht.", erwiderte sie. Aus ihrer Stimme hörte ich das Schmunzeln heraus.
Die Tür zu meinem Kleiderschrank hatte ich hinter mir zugezogen. Jetzt öffnete ich sie wieder. "Hallo...", ich hielt in meiner Begrüßung inne.
Ihre schönen Haare hatte sie abgeschnitten. "Wow... Was ist mit deinen Haaren passiert?"
Bellina kicherte. "Dass dir das aufgefallen ist... Überraschend."
"Natürlich ist mir das aufgefallen. Bin doch nicht blind. Du hattest schöne lange Haare."
"Danke.", ihre Wangen färbten sich himbeerrosa. Verlegen wollte sie sich in die Haare fassen, bis ihr auffiel, dass da keine Haare mehr waren. "Sehe ich jetzt doof aus?"
"Nein, nein, das habe ich nicht gesagt. Für den ersten Moment nur gewöhnungsbedürftig, aber mindestens genauso hübsch.", redete ich mich aus dem Schlamassel raus.
Spieglein machte sich hüstelnd bemerkbar. "Ihre Haare hat die gespendet."
"An wen?", interessiert wendete ich mich wieder an Bellina.
"An Märchenwaldbewohner mit einer Krebserkrankung."
"Das ist unglaublich. Du bist unglaublich... Niemand sonst würde das machen."
"Ich denke schon.", wehrte sie weiterhin verlegen ab.
"Ich denke nicht.", hielt ich dagegen.
"Warst du heute in der Schule?", lenkte sie ab.
"Ja, war ich. Kann es sein, dass du selten Komplimente bekommst?"
"Wieso fragst du?", wollte sie wissen.
"Weil du ohne Punkt und Komma das Thema gewechselt hast."
"Oh. Das habe ich gar nicht bemerkt. Ich glaube, es ist nicht das Problem, dass ich keine bekomme, sondern, dass ich sie niemandem glaube."
"Hm, das solltest du aber. Was auch immer die anderen Komplimente waren.", ich zwinkerte ihr zu.
"Ich werde es versuchen. Was wollen wir zuerst machen? Welche Fächer hattest du heute?"
"Heute hatte ich Chinesisch und Französisch. Danach noch den Unterricht des tanzenden Prinzen."
"Den Unterricht des tanzenden Prinzen?", lachte sie.
"Jepp. Schrecklich unkreativer Name, ich weiß."
"In Französisch kann ich dir helfen. Bei Chinesisch leider nicht. Hast du da jemanden?"
"Na ja, hatte ich, bis ich Liora das Herz gebrochen habe. Nox hat nur mit Chinesisch angefangen, um bei der Lehrerin, einer - ich zitiere - heißen Chinesin zu punkten. Er ist eh erst im Anfängerkurs, wo ich schon lange in dem Kurs für Fortgeschrittene hocke. Liora und Melchior, nun, die werden mir seit dem Vorfall nicht helfen. Irgendwie werde ich es da selbst auf die Reihe bekommen müssen.", erzählte ich.
"Apropos Liora. Kann es sein, dass sie mich nicht mag?"
"Kennst du sie?"
"Ich habe sie an dem einen Tag, an dem ich dich das erste Mal besuchte, heulend kennengelernt. Seit dem Tag scheint sie quasi einen Hass gegen mich zu hegen."
Ja, das war durchaus möglich. Dieses Mädel war leicht reizbar. War ich mit einem anderen Mädchen befreundet, machte sie mir prompt ein schlechtes Gewissen. Bis heute wusste ich nicht wieso. Nox und Melchi vermuten, dass sie in mich verknallt wäre seit wir klein waren. Keine Ahnung, ob es stimmte. Jedenfalls traute sich ein normales Mädchen nicht in meine Nähe, sofern Melchis Schwester bei mir herum lungerte.
Nun hatte ich ihr vor einigen Wochen scheinbar einen Korb gegeben, danach waren meine Freunde nicht länger auf meiner Seite, abgesehen von dem untreuen Sohn Peter Pans. Ich seufzte. Meine Freunde hatte ich verloren und Bellina geschenkt bekommen. Na gut, sie gehörte mir nicht, aber in der kurzen Zeit wusste ich, dass ich gerne mit ihr Zeit verbrachte. War sie nicht da, vermisste ich sie sofort. Ihre liebliche Stimme, ihr Schokoladenduft, ihre niedliche, außergewöhnlich besondere Sommersprossen-Rose, ihr einzigartiger Charakter. Obwohl ich sie erst so kurz kannte, hatte ich das Gefühl, sie eine Ewigkeit zu kennen. Das war doch verrückt, oder? In ihrer Nähe fühlte ich mich wohl, fühlte mich frei. Ich war ein Prinz und doch irgendwie nicht. Für sie war ich Nevis.
"Nevis, je t'ai posé une question... Commençons par la partie la plus facile. Qui est le prince Nevis? Qui es-tu? Qu'est-ce que tu aimes?"
Bellina wollte mit dem angeblich leichten Teil anfangen. Die Schönheit wollte erfahren, wer Prinz Nevis war, wie ich war, was ich gerne mochte. Smalltalk. Vorstellungsgespräch. Das bekam ich einigermaßen auf die Reihe.
"Oh, Schönste im ganzen Land bringt dem Prinzen Französisch bei. Ei, ei!!! Das kann heiter werden! Macht ruhig weiter, ich bin schon weg, bleibe stiller Lauscher in der Eck.", der Spiegel sprach meine Gedanken, meine Befürchtungen laut aus. Vielen Dank auch, Mirrory.
"Je suis Nevis, le fils de Blanche-Neige. Ich bin Nevis, Schneewittchens Sohn. J'ai dix-huit ans et j'aime parle les langues. Ich bin achtzehn Jahre alt und mag es, Sprachen zu sprechen."
"Ça c'est tout? Das war alles? Was macht dich aus?", bohrte sie nach.
"Je ne sais pas - ich weiß es nicht.", gab ich kleinlaut zu. Dennoch versuchte ich es weiter: "Je suis Nevis, le fils de Blanche-Neige. J'ai dix-huit ans et j'aime parle les langues. Je n'aime pas les filles qui ressemblent à un squelette. Parfois, je suis timide et je ne sais pas quoi faire de ma vie. Je veux trouver le grand amour, mais je ne sais pas si le plan est trop stupide pour le réaliser. J'envie l'amour de mes parents qui, contrairement à d'autres, ont survécu à la crise. Un jour, j'ai envie de parcourir le monde côte à côte avec la femme de mes rêves et d'affronter tous les dangers ensemble. Danser avec elle comme s'il n'y avait pas de lendemain. Rire avec elle, lui parler. Juste être moi.
Et puis, j'aime faire n'importe quel sport. Je joue aussi d'un instrument - le piano.", redete ich mir die Seele vom Leib.
Der Text hieß so viel wie: "Ich bin Nevis, Schneewittchens Sohn. Ich bin 18 Jahre alt und mag es, Sprachen zu sprechen. Mädchen, die aussehen, wie ein Skelett, mag ich nicht. Manchmal bin ich schüchtern und weiß nicht, was ich mit meinem Leben anfangen soll. Ich will die große Liebe finden, aber ich weiß nicht, ob der Plan zu dämlich ist, um ihn in die Tat umzusetzen. Ich beneide die Liebe meiner Eltern, den ihre Liebe überstand im Gegensatz zu anderen, die Krise.
Irgendwann möchte ich mit meiner Traumfrau Seite an Seite durch die Welt gehen und jeder Gefahr gemeinsam ins Gesicht blicken. Mit ihr tanzen so als gäbe es kein Morgen. Mit ihr lachen, mit ihr reden. Einfach ich sein.
Außerdem treibe ich gerne jegliche Art von Sport. Ich spiele auch ein Instrument - das Klavier."
"Du hast ja eine richtig poetische, philosophische sowie romantische Art, wehrter Herr Prinz. Das gefällt mir. Deine Worte gefallen mir. Hast du deine Traumfrau bereits finden können?"
Ja, ja, ja! Ja? Nein. Was? Worum ging es nochmal? Ich war komplett durcheinander. Was machte die schöne Prinzessin bloß mit mir?
Erst mochte ich sie, dabei kannte ich sie nicht Mal besonders, dann nannte ich sie in Gedanken und ihr gegenüber schön, wobei das stimmte und nun verlor ich die Kontrolle über meine Stimme. In was für einem verrückten Wahnsinn war ich da gelandet?
"Nevis?"
"Der Prinz ist nicht ansprechbar, das ist wahr. Frag mich nicht, wo der Grund liegt, ob er sich derzeit in den Schlaf wiegt."
"M-mir geht es gut. Et toi - und dir?"
"Mir geht es gut. Du warst gerade völlig geistesabwesend. Ich glaube, in Französisch brauche ich dir nicht helfen. Du bist ein Profi. Ist das bei dir in allen Sprachen so?"
"Möglicherweise."
"Du bist ein Sprachen-Genie. Du brauchst dir gar keine Gedanken machen, wer dir beim Auffrischen helfen kann. Ich brauche mir gar keine Gedanken machen."
"Hast du dir Gedanken gemacht?"
"Klar. Was denkst du denn? Ich habe überlegt, wen ich kenne, der dir in Chinesisch weiterhelfen könnte."
"Wirklich? Du bist süß. Kennst du denn jemanden?", hakte ich nach.
"Leider nicht, nein. Zur größter Not hätte ich Connor über eure Schule ausgequetscht.
Tu as un deuxième prénom? Hast du eigentlich einen Zweitnamen?"
"Deine Themenwechsel sind echt lustig. Mais oui, j'ai un deuxième prénom." Aber ja, ich habe einen Zweitnamen.
"C'est lequel? Und welcher?"
"Felix. Er heißt Prinz Nevis Felix. Der Name ist von seinem Vater. Schneewittchen wollte es wie früher, wo man dem Erstgeborenen den Namen seines Vaters gab.", schaltete der nervige Spiegel sich ein.
"Felix, das ist es! Ich kenne ebenfalls einen anderen Felix, welcher bei uns im Dorf wohnt. Der ist Chinese und könnte dir zur größten Not helfen.", fiel Bellina freudestrahlend ein. Ihre Sommersprosse lächelte mit. Ich fragte mich, wie das ging. Dabei schnippste sie wie der Wikinger aus dieser Kinderserie, die meine Schwester und ich früher häufig geguckt haben. "Soweit ich mich erinnere kommt er nicht aus Mulans China. Der ist aus dem realen China, aus Menschenwald durch seine Träumerei bei uns gelandet. Eine seiner Bekannten leben in Grimmland. Die Bekannte ist eine Autorin."
"Woher weißt du das?"
"Unser Dorf ist klein, aber fein."
"Habe ich da einen Reim gehört? Na?", mischte sich natürlich wieder Mirrory ein.
"Nein!", motzten wir beide genervt. Ich massierte meine Nasenwurzel. "Jedenfalls kenne ich jeden und jeder kennt mich im Dorf. Meist sind wir eine große, friedliche Gemeinschaft. Felix hat nicht nur eine Schraube locker, wenn du mich fragst.", ihre bildliche Vorstellung untermalte sie mit einer kreisenden Bewegung ihres Fingers vor ihrer Stirn.
"Du sagtest meistens?"
"Es hat seine Störenfriede. Ganz normal.", erklärte sie.
"Darf ich fragen: Hat das mit Gaston zu tun? Der ist doch noch auf freiem Fuß wegen...?"
Ab da hielt ich inne. Ich wollte nicht zu weit gehen, nicht zu tief in möglichen Wunden stochern. Gaston war ein idiotischer Fiesling.
"Wegen ma mère, sprich es ruhig aus. Maman war zu gutgläubig. Unter die Störenfriede gehörte - Vergangenheit - Gaston sowie sein Sohn."
"Gaston hat einen Sohn?", davon hatte ich nicht gewusst.
"Ja, Gaspard."
"Geschmackloser Name für einen ebenso geschmacklosen Kerl. Kennst du beide?"
"Leider. Gaspard und ich gingen bis gestern in dieselbe Schule, sogar die gleiche Klasse."
"Hat er dich in Ruhe gelassen?"
Die Schöne wandte den Blick ab. Ich umfasste ihr Kinn. "So schlimm?"
"Er... er... e-er hat mich gemobbt, mich vor a-allen nieder gemacht. Würde ich es meinem V-Vater berichten, wären die anderen fällig. D-Das wollte ich mit aller Macht verhindern. Im Nachhinein hätte e-es schlimmer kommen können. Schließlich ging es mir gut.", die Schönste im ganzen Land schluchzte.
Oh, verdammt. Liora mochte ich noch nie weinen sehen. Bei ihr war es noch schlimmer. Es zerriss mir fast das Herz jedesmal bei ihren Schluchzern. "Sht, ist gut... Das ist auf jeden Fall nachvollziehbar. Bestimmt hast du deine Gefühle unterdrückt. Mobbing ist ungerecht und gemein. Du bist stark, weil du es heil überstanden hast und nun deinen eigenen Mut in Frage stellst."
"Am liebsten würde ich ihm die kleine Fresse polieren, so richtig schön demolieren.", Mirrory blickte angriffslustig drein. Ich ab Gaspards Stelle hätte mir bei dem Anblick des Spiegels in die Hosen gemacht oder wenigstens aufgehört mit dem Kack.
Da ich nicht wusste, wie ich in so einer Situation reagieren sollte und was sie brauchte, flüsterte ich ihr ins Ohr: "Benötigst du eine Umarmung?"
Unter schluchzen nickte sie zur Antwort. Umständlich nahm ich sie in den Arm. "Kann ich etwas für dich tun? Dir Komplimente machen? Magst du Schokolade? Mirrory, besorge von Foulques Schokolade! Schnell!"
Entweder lag es an der Dringlichkeit in meiner Stimme oder an Bellina, der Schönsten im ganzen Land. Seitdem hatte sich der Spieglein in die Schöne verliebt.
"Komplimente wären schön. Auf Französisch?"
"Pour moi c'est toi la plus belle. Tu es unique. Et phénoménal. Incroyable. Tu as le regard qui tue. Tu n'as pas froid aux yeux...", redete ich beruhigend auf sie ein. Währenddessen strich ich über ihren Rücken.
"Tu m'épates! Du verblüffst mich! Woher kennst du die? Weißt du, was sie bedeuten, bevor du wahllos mit ihnen durch die Gegend wirfst?"
"Ich sage das nicht wahllos daher. Ich weiß genau, wofür die Worte stehen, sie waren an dich gerichtet und vollkommen ernst gemeint. Für mich bist du die Schönste. Du bist einzigartig und unglaublich, das habe ich bereits in deiner Gegenwart erwähnt. Du hast schöne Augen. Du fürchtest dich vor nichts."
"Fast richtig. Tu as le regard qui tue heißt in eurer Sprache ursprünglich, dass dein Blick tötet."
"Unser Lehrer hatte uns eingebläut, es sei ein Kompliment.", verteidigte ich mich.
"Das ist es auch. In unserer Sprache ist es mitnichten eine Beleidigung. Dein Blick tötet wäre nur die wörtliche Übersetzung. Wo kann ich dir jetzt eigentlich Nachhilfe geben? Französisch kannst du bereits, das hast du eben bewiesen."
"Könntest du mir im grammatischen Teil helfen? Den bekomme ich nicht auf die Reihe."
"Das Sprachen-Genie hat es nicht so mit der Grammatik.", zitierte sie. "Klar kann ich dir helfen. Morgen um die gleiche Zeit? Irgendeinen bestimmten Wunsch?"
"Ne, Hauptsache Grammatik. Morgen könnte ich früher, wenn ich Basketball sausen lasse."
Bellina schüttelte den Kopf. "Das musst du nicht. Du magst Sport, hast du selbst gesagt."
"Aber...", fing ich an, wurde jedoch direkt von ihr unterbrochen.
"Nichts aber. Du gehst zum Basketball und wir treffen uns um die gleiche Zeit wie gestern."
"Okay, ich gehe zum Basketball. Wann soll ich dir dann in deinem Lieblingsfach Mathe helfen?"
"Das kann noch warten. Erst bist du dran. In welchen Fächern bräuchtest du noch Hilfe?"
"Vielleicht im Unterricht des tanzenden Prinzen.", überlegte ich. "Die Kurse sind getrennt und ich müsste Mal wieder für Bälle üben mit einem Mädchen zu tanzen, nicht mit dem schlimmsten Tollpatsch, den die Welt je gesehen hat - Lennox."
"Weitere Wünsche?"
"Das schaffen wir nicht alles an einem Nachmittag, aber ich müsste glaubich noch in Deutsch das Schreiben von Gedichtsanalysen üben. Und für den Unterricht des spielenden Prinzen ein Theaterstück analysieren plus singen üben für den Musikunterricht. In Religion halte ich eine Präsentation über nordische Götter.", ich setzte einen zerknautschten Gesichtsausdruck auf.
"Das schaffen wir, zwar nicht alles morgen, jedoch bin ich der festen Überzeugung, dass wir das in den nächsten Tagen hinbekommen werden. Ich sollte dann besser gehen."
"Selbstverständlich."
Ich stand auf und half ihr hoch. "Findest du den Weg?"
"Oui."
Ich vertraute ihr, dass sie den Weg aus dem Schloss heil finden würde. "Au revoir, Mirrory."
"Tschüssi, Schönste."
Darüber verdrehte ich die Augen. Für diesen eingebildeten Spiegel gab es seit jeher keinen schöneren Menschen. Wobei ich das total verstand. Bellina war die Schönste im ganzen Land, wenn nicht sogar auf der gesamten Welt. Menschenwald und jegliche existierende Welten einbezogen.
Wie man das in Frankreich so machte, küsste ich erst sachte ihre eine Wange, danach die andere. "À demain."
"À demain, prince Nevis. Langues-Génie sans grammaire.", neckte sie zum Abschied mich das Sprachen-Genie ohne Grammatik.
Durch das Durchsagegerät wurden wir von meiner Mutter unterbrochen. Sie fing schon genauso penetrant an wie Spieglein. Bellina winkte noch einmal, dann ging sie.
"Nevis, Spatzi, Essen ist fertig. Komm bitte runter. Ich habe einen Mordshunger. Nevis?"
"Komme, Mutter."
"Fein. Hörst du das, dein Geschwisterchen hat auch Hunger. Oh ja, hast du Hunger, Baby in meinem Bauch? Oh ja.", Mutters Ton wechselte in Babysprache.
"J'arrive, äh, ja ich komme. Pardon. Tschuldige."
Meine Freude auf das gemeinsame Essen mit meiner Familie stieg ins Unermessliche. Die Freude auf das Geschwisterchen konnte ich nicht teilen. Die piepsige Stimme meiner Mutter würde ich heute nur in gewissen Maßen ertragen. Ich hatte meine Mutter lieb, doch sie tat so, als wäre nichts mit ihrer einen Tochter geschehen. Außerdem spielte diese Frau gerade enorm verrückt. Das war kaum auszuhalten.
Tief in meinen Gedanken versunken, merkte ich kaum, wie ich das Speisezimmer betrat.
"Da ist dein Bruder auch schon. Super, dass du es rechtzeitig geschafft hast, Spatzischatzi. Wo steckt deine Freundin?"
"Sie ist nicht meine Freundin.", herrschte ich die Frau, die mich geboren hat, an.
"Schade. Streng dich Mal mehr an, sonst ist sie bald vergeben."
"Schneechen, lass ihn. Er ist jung, er macht das schon. Auf seine Weise, nicht auf die Weise, Mutter kommt und zwingt die Kinder sich zu küssen."
"Ich habe sie geküsst..."
"Du hast was?", schwungvoll drehten mir meine Eltern ihre Köpfe zu. Mutters Augen strahlten.
"Der Junge wird erwachsen. Endlich. Vielleicht müssen wir uns doch keine Sorgen machen, dass die Jungfrau uns keine Enkelkinder beschert.
"Es war nur ein Bisous, regt euch ab. Das französische Küsschen auf jede Wange. Vater, du bist unmöglich. Ist es etwa so schlimm, noch Jungfrau zu sein? Du bist wie Nox."
"Und du bist eine Jungfrau.", erwiderte mein Vater zufrieden.
"Ja, ja, hab's kapiert."
"Das mache ich nicht."
"Was??"
Verstand nur ich seine Worte nicht? Redete er überhaupt mit mir?
"Ja, ja heißt leck mich am Arsch. Das mache ich nicht. Du bist mein Sohn."
"Ach, als ob du das bei mir machen würdest.", meinte meine Mutter.
"Das..."
"Igitt, ich will es gar nicht wissen. Bitte tut mir den Gefallen und klärt das später unter euch."
Foulques servierte das Essen. Es gab Schnitzel und Kartoffeln. Während meine Eltern noch eifrig diskutierten, stürzte ich mich aufs Essen. Ihre Sexgespräche bräuchte ich mir nicht anzuhören.
Heimlich tippte ich unter dem Tisch eine Nachricht an Bellina:
Sind deine Eltern auch so schlimm, sodass sie sich am Esstisch über ihren Sex unterhalten?

Ich schrieb noch eine Entschuldigung hinterher, da die Message nun in meinen Worten doch komisch klang und sie die schon gelesen hat, sodass ich sie nicht einfach löschen konnte. In Windeseile erhielt ich ihre WhatsApp:

Nein, das trauen die sich nicht. Ich wäre vermutlich nicht das Problem. Mein Opa nimmt mit uns zusammen das Essen ein, das wäre denen wahrscheinlich zu unangenehm. Liegt es an der Pubertät deiner Mutter?

Hinter die Nachricht hatte sie ein zwinkernden Grinsesmiley eingesetzt.

Meine Eltern sind immer so, aber stimmt, in der Schwangerschaft wurde es extremer bei meiner Mutter. Bist du zu Hause?

Oben in der Beschreibung unter Bellinas Namen stand schreibt...

Fast.

"Nevis, was machst du? Legst du bitte das Handy zur Seite, wenn ich mich mit dir unterhalte?"
Ich seufzte. Typisch Eltern.

Muss Schluss machen. Bonne nuit, plus belle.

Daraufhin erhielt ich ihre letzte WhatsApp für diesen Tag: Bonne nuit, plus beau. (;

Warte, warum nennst du mich Schönster? Hat dir das der Spiegel gesagt?

Okay, das war ihre letzte Antwort: Wer weiß.

"Ist mein Sohn verliebt? Schau dir seinen Blick an... Er lächelt über eine Nachricht."
Meine Eltern wechselten belustigte Blicke.
"Ich kenne sie noch nicht Mal richtig, also nein! Hört auf mit diesen, diesen Blicken, diesem Geschmunzel!", wehrte ich ab. Eltern waren der reinste Horror. "Ist es Prinzessin Bellina?"
"NEIN!"
"Die wäre mir lieber als Liora. Punzels Tochter ist so anhänglich. Zum Spatz nochmal ging die mir auf den Keks."
Ich seufzte und verdrehte die Augen bis zum geht nicht mehr. Es hatte eh keinen Sinn.

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