Kapitel 2

Màu nền
Font chữ
Font size
Chiều cao dòng

Im Bus setzte ich mich erst einmal auf einen Platz. Jedoch stand ich auf, sobald eine ältere Dame versuchte sich mit ihrem Rollator in den Bus zu hieven. Ich half ihr beim Einstieg und platzierte sie auf meinem vorherigen Sitzplatz.
"Hab Dank, junges Fräulein.", sie drückte mir etwas in die Hand.
Ich schaute hinein. Es war Geld. Das wollte ich damit nicht bezwecken.
Ich hab ihr das Geld zurück. "Das habe ich gern gemacht. Dafür möchte ich aber kein Geld.", beharrte ich.
"Nimm es schon an, Kind."
"Nein, das werde ich nicht."
Die Dame wühlte in ihrer Handtasche. "Hier, ein Schokobonbon. Den nimmst du an."
Ergeben nahm ich den Bonbon. Gegen Schokolade hatte ich im Normalfall rein gar nichts einzuwenden, das sah man mir definitiv am Körper an. Außerdem wollte ich die Frau nicht verärgern oder gar, dass sie mich für eine undankbare Göre hielt. "Merci."
Einige Stationen später stieg die Frau aus, nicht ohne sich noch weitere Male zu bedanken. Bei der nächsten Stationen half ich einem älteren Herrn seinen Einstieg zu erleichtern. "Merci beaucoup, Mademoiselle."
Jede Station war ich ausgestiegen und hatte an die Haltestelle einen Zettel geklebt. Der Fahrer gab mir die Zeit, die ich brauchte. Er war von der Briefaktion begeistert, konnte aber nicht daran teilnehmen, sagte er.
Die übernächste Haltestelle sollte meine sein. Bevor wir in dem bestimmten Teil des Landes von Schneewittchen halten sollten, dort wo ihr Schloss stand, kam noch ein Zwischenstopp in Grimmland. Normalerweise war ich gerne in diesem Ort unterwegs. Hatte man Glück, konnte man auf berühmte Märchenautoren treffen. Die Gebrüder Grimm beispielsweise kamen nach ihrem Tod hierher. Sie waren es, die die unterschiedlichen Welten erst zusammen führten. Durch neue Autoren, wie Walt Disney und sein beliebtes Unternehmen mit der Maus, wuchs unsere Märchenwelt, wurde größer.
"Salut. Soll ich ein paar der Zettel mitnehmen? Ich wohne in Grimmland, nächste Station und könnte sie verteilen.", sprach mich eine Frau an.
"Das würdest du tun?"
"Gerne doch. Was steht denn auf den Zetteln drauf? Ich wollte nicht unhöflich sein und sie einfach so lesen."
Freudig unterbreitete ich der Frau meine Idee.
"Das ist eine schöne Idee. Da verteile ich die Zettel doch gleich viel lieber."
Also reichte ich ihr einen Stapel und bedankte mich überschwänglich.
"Kein Problem.", winkte diese ab.
In Grimmland stieg sie aus. Mein Blick glitt zur Uhr auf meinem Handy. Schon so spät! Ich hatte noch einen wichtigen Termin.
Zur Zeit durfte jeder nach einer ausführlichen Kontrolle Prinzessin Blanchette, Tochter Schneewittchens, einen Besuch abstatten. Da ich nicht zu Freunden und Verwandten gehörte, hatte ich vorher angerufen. Zu meiner großen Überraschung ging mein Idol höchstpersönlich dran. Kurzerhand erklärte ich ihr mein Vorhaben, ihrem Sohn aus dieser Abwärtsspirale zu helfen. Die Königin war sofort begeistert. Wir vereinbarten diesen Termin. Schneewittchen wollte mich treffen. Mich! Sie wollte sich mit mir unterhalten und mich dann zu dem Prinzen lassen. Dieses Treffen war in knapp einer halben Stunde, wie ich zu meinem Schreck feststellte.
Als der Wagen anhielt, sprang ich heraus, half kurz einer älteren Person und rannte los. Auf dem Weg klebte ich die Plakate auf. Zehn Minuten vor der Zeit, sprich überpünktlich, klingelte ich an der Tür. Schwungvoll öffnete sich diese. "Was kann ich für Euch tun? Möchtet Ihr zu der Prinzessin?", wollte der Türsteher ohne jegliche Mimik wissen.
"Die Königin hat mit mir einen Termin."
Der Steher nickte und schloss die Tür. Was war das denn bitte? Da wurde ich grundlos vor der Tür abgespeist.
Auf einmal öffnete die Tür sich erneut. "Bellina?"
"In der Tat."
Die Königin - ich erkannte sie direkt - kam auf mich zu und schloss mich in ihre Arme. Ihr Antlitz kannte ich von reichlich Bildern aus dem Netz. Haare so schwarz wie Ebenholz, Haut weiß wie Schnee und Lippen rot wie Blut. Der Text ihres Märchens hallte in meinen Gedanken wieder.
Wie man es mir beigebracht hatte, knickste ich anständig vor der Königin. Mein größtes Idol hatte mich in die Arme geschlossen. War das zu fassen?
"Ich wollte dich sprechen, bevor du zu meinem Sohn gehst... Es ist kompliziert. Bestimmt hast du von dieser verstrickten Situation mitbekommen. Blanchette wurde verflucht und mit dem Geschehen habe ich gleichzeitig beide meine Kinder verloren. Nevis ist kaum ansprechbar. Essen tut er nur, wenn er hungrig ist und das wird seltener. Mein Sohn ist blasser als üblich und es ist erschreckend. Ich verstehe ihn, aber... Aber ich bin schwanger und ich würde mich freuen, sofern er mich unterstützt oder wenigstens mit mir redet. Stattdessen frisst er alles in sich rein, bis auf Nahrung...", ihre Stimme versagte ihr mit jedem Wort. "Hilf ihm, bitte."
"Das werde ich.", versprach ich. "Herzlichen Glückwunsch zur Schwangerschaft."
"Du bist ein liebes Kind.", schluchzte sie. "Ich werde euch am besten alleine lassen. Womöglich funktioniert das besser. Des weiteren muss ich zu einer Untersuchung wegen diesem Spatz. Ich kann dieses Kind doch nicht sterben lassen. Ich muss essen. Ich... Ich kann es nicht erklären. Wenn Blanchette aufwacht und ich glaube daran, sie wird es eines Tages, möchte sie das Geschwisterchen, auf das sie sich dermaßen gefreut hatte, nicht tot wissen. Sie würde sich die Schuld geben und das kann ich nicht zulassen."
"Ich verstehe sie vollkommen.", versicherte ich.
Die Königin alias mein Idol verabschiedete sich mit einer Umarmung. "Einen Gefallen musst du mir noch tun: Hör auf, wenn es dir selbst zu viel wird."
Die Frage war nun, wo ich hin musste. Der Türsteher war fort. Schneewittchen ebenso.
Aus einem angrenzenden Raum hörte ich Stimmen. Ich hoffte, dort jemanden vorzufinden, der mir weiterhelfen konnte. Hinter der Tür war niemand. Hauptsache ich brach nun nicht in privates Terrain ein, nur um Hilfe zu finden. Bei der nächsten Tür drückte ich den Griff runter und ging hindurch. Die Stimmen waren da und ich wusste, ich kam ihnen näher. Dennoch machte sich Angst in mir breit. Ich wollte keinen Ärger verursachen, nur weil ich den Raum nicht hatte finden können.
Die letzte Tür war es. Dahinter verbargen sich die Redenden. Sie schienen sich über ein unangenehmes Thema zu streiten. Die Tür vor mir wurde volle Kanne aufgerissen und bei meiner Glückssträhne bekam ich sie mit der gesamten Wucht ab. "Autsch."
Der Schmerz zog sich rasant durch meinen Kopf. Einen Moment hatte ich das miese Gefühl, dem Boden gefährlich nahe zu kommen. Doch ich konnte mich fangen. Der fiese Schmerz klang ab.
Aus zusammen gekniffenen Augen musterte ich mein Gegenüber. Mein Gegenüber war ein Mädchen meinen Alters. Ihr blondes Haar reichte bis zum Boden. Müsste ich raten, würde ich auf Rapunzels Tochter tippen. Das Mädchen war super schlank - was sonst.
Ohne ein Wort, geschweige eine Entschuldigung, dampfte ab und kam nochmal zurück. Ich wappnete mich innerlich auf eine Schimpftirade oder eine Entschuldigung. Beides blieb aus. Ihre Worte hingegen brachten mich aus dem Konzept. "Wer bist du? Warum bist du hier?", durchlöcherte sie mich.
"Ich bin Bellina und wegen dem Prinzen hier.", antwortete ich.
"Bellina, hm? Kommst du von hier? Wer sind deine Eltern?"
"König Adam und Königin Belle.", ich senkte meinen Kopf.
"Und? Kamst du zu ihm durch?"
Ich drehte mich der Stimme zu. Die Frage war nicht an mich gewandt. Puh, zum Glück. Sie kam von einem Jungen, der dem Mädchen zum Verwechseln ähnlich war.
"Nein, kam ich nicht. Er hat mich abgewiesen.", heulte das Mädchen wie aus dem Nichts los. "Mein Herz ist gebrochen. Er hat darauf herum getrampelt. Gesagt ich soll gehen. Mich verpissen."
"Das hat er nicht.", knurrte der Junge.
Er ließ seine Fäuste knacken. Mir gefror das Blut in den Adern. Ich musste die Person beschützen. Er wollte dieser Person wehtun. Was konnte ich machen? Ich hatte zu viel auf den Rippen, ja, aber stark machte mich das nicht. Es war schließlich keine Muskelmasse.
Der Junge stapfte durch die Tür und ich hörte Flüche und Schreie. Alle kamen ausschließlich von dem Jungen, als würde er mit einem Geist reden.
Kurze Zeit darauf kehrte er zurück, zog seine Schwester mit sich zum Ausgang.
Oh Gott! Hatten sie der Person wirklich etwas Qualvolles angetan? Womöglich sprach deshalb eben nur der eine Junge. Ich musste zu der anderen Person und ihr helfen!
Daher riss ich die Tür vor mir auf. Dort stand ein Sarg aus Glas und ich verstummte abrupt. Der Sarg hatte märchenhafte Schnörkeleien. Um ihn herum waren Kissen und Kuscheltiere. Decken, Zettel und Stifte.
Neben dem Sarg saß ein Junge - das Gesicht in die Hände gestemmt. Obwohl der Raum derart bunt war, spürte ich Trauer.
Glücklicherweise war der Junge nicht verletzt worden. Ich hockte mich leise neben ihn. Er schaute nicht einmal auf.
"Hallo. Ich bin Bellina und du bist?"
"Nevis.", brummte er.
Erleichtert atmete ich aus. Er konnte also doch sprechen.
Nevis war der Prinz. Der Prinz, um den ich mich kümmern wollte.
Ich war richtig. Vorsichtig stand ich wieder auf. Der Sarg war offen, wie mir allmählich bewusst wurde. In dem offenen Sarg lag eine junge Schönheit, welche ihrer Mutter glich, in nichts nach stand. Das Haar schwarz, die Lippen rot, selbst ohne Lippenstift und die schneeweiße Haut.
"Blanchette", machte er mich mit ihr bekannt, wobei der Name nicht mir gegolten hatte, sondern der Hoffnung, sie zu wecken.
"Deine Schwester ist hübsch.", flüsterte ich. Ich wollte die Stille nicht zu sehr zerstören. Du auch., fügte ich gedanklich hinzu.
"Magst du mir etwas über dich erzählen?", versuchte ich den Ansatz eines Gespräches.
Kein Kopfschütteln, keine Antwort. Nicht Mal ein Nein. Das könnte ja heiter werden. "Waren das gerade deine Freunde?"
Dasselbe. Stille.
"Lass mich dir helfen.", bat ich.
Nun zuckte sein Blick für einen Augenblick in mein Gesicht. Mein Herz setzte einen Moment aus. Würde er sich mir öffnen? Konnte ich seine eigens errichtete Mauer stürzen? Oder konnte nur er sie zu Fall bringen?

Bạn đang đọc truyện trên: Truyen2U.Pro